Kapitel 30

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Jemand streichelte mir übers Haar. Warm und liebevoll. Es verleitete dazu, der Hand zu folgen und ich drehte mich zufrieden um. Unweigerlich zogen sich, durch weitere Berührungen am Rücken, meine Mundwinkel hoch. Ein Mann lachte leicht auf.

Ich öffnete die Augen.

Nobu saß auf einem Stuhl und trug seinen üblichen Gangsteranzug. Auch seine weichen schwarzen Haare waren streng zurückgegelt. Nur der gefühlvolle Gesichtsausdruck von vor ein paar Stunden war immer noch da.

»Siehst du mich jetzt immer so an?«, murmelte ich gegen seine Handfläche.

Das Grinsen wurde kurzzeitig unterbrochen, kehrte dann aber breiter zurück. »Wenn du mir immer so einen Anlass dazu gibst?«

Mein Lächeln löste sich auf und meine Hand folgte den dunklen Augen. Ich stieß auf einen nackten Rückten samt Po. Da ich auf dem Bauch lag und die Bettdecke sich unter mir befand, war alles andere frei. Sofort drehte ich mich mit dem schützenden Stoff auf den Rücken.

Der Kerl beugte sich über mich und blickte enttäuscht drein. »Hätte ich dich mal lieber nicht gestreichelt.« Nobu küsste mich innig und ich tat es ihm gleich. Ahmte seine Lippen nach und stieß gegen seine Zunge.

Grummelnd löste er sich wieder. »Küss mich nicht so zurück. Ich müsste eigentlich schon längst auf dem Weg sein.«

Ich legte den Kopf schief. »Dann solltest du dich lieber von mir fernhalten.«

Als wenn es eine Herausforderung war, die er gerne verlor, küsste Nobu mich erneut. Seine Hand glitt über die Decke und ließ mich erschaudern.

Er zog sich zurück und blieb im Türrahmen stehen. Kaum eine Miene verziehend, beobachteten mich seine Augen. Prägten sich das Bild ein. »An der Geradrobe hängt ein Schlüssel. Und, Jura!«

Ich richtete mich auf.

»Geh an dein Handy!«, befahl Nobu grimmig.

Gut! Kein, ich will das du gehst, sondern eine Drohung.

Ich nickte vor mich her und hörte die Tür ins Schloss fallen.

Wir machen Fortschritte.

Ich stand auf, suchte nach meinem Mobiltelefon und ließ die Decke fallen.

»Shit! Mimi bringt mich um!«

Natürlich stand die gutgelaunte Frau schon draußen und wartete auf ihre Freundin, die keine dreißig Minuten Verspätung hatte. Argwöhnisch sah mir der bunte Kopf in der dicken Winterjacke beim Anstürmen zu und verschränkte die Arme.

Ich hob den Finger und stützte mich auf den Beinen ab. »Nur ... eine ... kurze ... Verschnaufpause, okay?«

Durch die U-Bahn war es nur ein Katzensprung zu Sams Wohnung, kam mir aber irgendwie wie ein Marathonlauf vor. Meine Beine zitterten. »Warte ... hab's gleich...« Mich aufrichtend zog ich den Rucksack zurecht und atmete tief durch.

»Du siehst wie eine alte Oma aus, und schnaufst auch so«, sagte Mimi und musterte mich misstrauisch.

Ich räusperte mich. »Tut mir leid, dass ich zu spät bin.«

Ihre Augen wurden schmaler.

»Ich bin zu spät losgegangen.«

»Mhm. Stellt sich nur die Frage, von woher du kommst.«

»Von deiner Wohnung natürlich. Woher sonst?«

Wie eine Katze umkreiste sie mich und zog an meiner Jacke. »Den gleichen BH verstehe ich ja noch. Da du aber keine Kleid Trägerin bist und auch die gleichen Schuhe wie gestern trägst, würde ich sagen, dass du nicht bei uns zu Hause warst.«

Yakuza - You are my love, my torture, my homeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt