Kapitel 12

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Mein Wachhund brachte mich bis vor die Tür, allerdings hätte er sich das auch sparen können.

»Danke fürs Bringen«, sagte ich und machte Anstalten die Tür zu schließen.

Eine Hand stemmte sich dagegen und Nobu trat ungefragt ein. Durch das schwache Mondlicht wirkten sein miesgelauntes Gesicht viel bedrohlicher und ich wich von ihm weg.

»Darf ich reinkommen?«

Bist du doch schon...

Die dunklen Augen musterten mich und riefen eine Gänsehaut hervor. Yakuza waren Gangster. Kriminelle, die meist viel Dreck am Stecken hatten. Und jetzt spürte ich auch, dass ich einem gegenüberstand.

Er strich sich über die Haare. »Da ich meinen Auftrag erfüllt und dich abgeliefert habe, kann ich offen sprechen, oder?«

Ist das eine Frage oder Feststellung? Und was heißt hier abgeliefert? Bin ich ne Pizza, oder was?

Da ich stumm blieb hob er den Kopf an. »Beweg deinen verdammten Arsch aus Japan.«

Ich verschränkte die Arme. »Kommt das von Taka?«

»Nein, von mir.«

Der Satz klang wie eine Drohung.

»Du wirst zu einer Bürde für ihn, eine Schwachstelle, die jedes Arschloch ausnutzen wird.« Er beugte sich vor. „Also zieh leine!"

»Ich habe mir die Situation, in der ich stecke, nicht ausgesucht!«, entgegnete ich und stockte.

Die Augen des Yakuzas verengten sich.

Achtung Jura. Taka hat dir gesagt, dass niemand dahinterkommen soll, dass unsere Beziehung nur ein Missverständnis ist. Das würde alles nur unnötig verkomplizieren...

Ich strich mir meine Haare hinters Ohr und wollte schnell dem Satz noch etwas hinzufügen, doch Nobu kam mir zuvor.

»Du hast dich für den Sohn eines Oyabun entschieden." Er kam näher und ich wich weiter zurück. »Du hast dir also diese Position ausgesucht und kannst sie auch wieder ändern.«

Der Japaner kam mir so nah, dass ich mich flach an die Wand hinter mir drückte. Ich musste aufsehen, weil er einen halben Kopf größer war als ich.

»Taka hat mir aufgetragen, dich zu beschützten«, kam leicht gekränkt aus seinem Mund.

Er ist also mein Bodyguard? Fängt ja rosig an unsere Freundschaft...

Ich schluckte.

»Aber wenn die Situation entstehen sollte, dass ich zwischen euch beiden wählen muss, dann sei versichert, meine Wahl wird nicht auf eine dahergelaufene Zivilistin fallen...«

Sein Tonfall sagte mir, dass es nicht nur dann so sein würde. Ein Beschützer, der dich im Notfall im Stich lässt.

Gute Aussichten für mein Überleben...

»Hast du meine Warnung verstanden?«, fragte er ruhig und beugte sich zu mir herunter.

Meine Augen erspähten etwas unter seiner Jacke, was mich automatisch antworten und wegsehen ließ. »Ja, habe ich.«

Mehr oder weniger zufrieden ließ er von mir ab und verließ die Wohnung.

Meine Knie gaben nach und ich sackte zusammen.

Das war eine echte Waffe unter seiner Jacke. Und wie er geredet hat...

Die angehaltene Luft nachholend öffnete ich alle Fenster und wurde den widerlichen Gestank los, doch Nobus Worte hallten noch lange in meinen Gedanken nach.

Yakuza - You are my love, my torture, my homeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt