Zwei Tage später stand Harry gerade bei Niall am Schreibtisch, um sich eine Patientenakte abzuholen, als plötzlich die Tür der Notaufnahme aufschwang und ein junger Mann das Krankenhaus betrat, der eine weiblich aussehende Person stützte. Genau konnte Harry das nicht ausmachen, weil ihr das dunkelblonde Haar so tief ins Gesicht hing.
Keine zwei Sekunden später konnten sie ihre Beine wohl nicht mehr länger halten, und sie fiel vorwärts auf den Boden.
Harry machte sich mit schnellen Schritten auf den Weg zu seiner Patientin, bei der offenbar alle Reflexe ausgesetzt hatten.
Er drehte sie vorsichtig zu sich und sah ihre Begleitung fragend an. „Was ist passiert?"
„Ich weiß es nicht", gab er mit zitternder Stimme zur Antwort, während der Arzt ihren Puls kontrollierte.
Ihr Herzschlag war langsam und unregelmäßig, die Atmung flach, Lippen und Fingernägel blau.
Harry beugte sich zu ihr, kippte ihren Kopf nach hinten und hob das Kinn an, um die Atemwege zu öffnen. Er horchte, ob sie wirklich kaum noch Luft holte, aber er hatte sich nicht getäuscht.
Leise, schnarchende Geräusche drängten sich in großen Abständen aus ihrer Brust, dazwischen war es still.
Harry seufzte. „Habt ihr euch irgendwas eingeschmissen?"
„Nein", antwortete der Kerl, mit dem sie durch die Tür gestolpert war.
Der junge Arzt verdrehte die Augen. „Hör zu, ich bin nicht die Polizei", stellte er klar. „Ich hab sowas wie eine Schweigepflicht. Wenn du mir aber nicht sagst, was ihr genommen habt, kann sie sich gleich die Blumen von unten anschauen."
Louis, der gerade um die Ecke gekommen war, zog irritiert die Augenbrauen hoch.
Offenbar lag am Eingang eine Person auf dem Boden, um sie herum zwei Krankenschwestern, sowie Harry, der neben ihrem Kopf kniete.
Der junge Mann, der neben ihm stand, kratzte sich nervös am ganzen Körper, als Harry die Augenlider der Patientin anhob.
Die Pupillen waren so groß wie zwei angespitzte Stecknadelköpfe. Kaum sichtbar.
Das Mädchen war komplett reaktionslos, selbst als Harry die Fingerknöchel an ihrem Brustbein rieb, um sie zu wecken.
Dann kniff er sie unsanft hinter den Arm.
Immer noch nichts.
„Niall, gib mir bitte eine Spritze mit zwei Milligram Naloxon", bat er hastig, als er sich kurz zu ihm umdrehte. „Das sieht mir nach einer Opioidvergiftung aus."
Louis beobachtete Niall dabei, wie er eine Spritze aufzog und sie eilig zu seinem Freund brachte.
Dieser schob den Ärmel der jungen Frau nach oben und injizierte ihr das Gegenmittel in den Arm.
In der Zwischenzeit zögerte Louis nicht lange und brachte seinem Kollegen ein Sauerstoffgerät.
Harry, der Louis gar nicht bemerkt hatte, lächelte ihn einen Moment lang an und fragte sich, warum er eigentlich immer in der Nähe war, wenn er ihn gerade brauchen konnte.
Die beiden Ärzte schlossen die Beatmungshilfe an und Harry warf einen unruhigen Blick auf die Uhr.
Langsam sollte das Naloxon eigentlich wirken. Mittlerweile waren seit der letzten Dosis gut drei Minuten vergangen.
Nochmal fühlte er ihren Puls. Er war zwar schwach, aber er war vorhanden.
„Gib mir bitte nochmal zwei Milligram", rief Harry, ohne seinen Blick von dem jungen Mädchen vor sich zu nehmen.
Mein Gott. Sie war vielleicht dreizehn, vierzehn Jahre alt.
Niall zog eine zweite Spritze auf, und Harry injizierte die gleiche Dosis noch einmal.
Während er hoffte, dass die Wirkung endlich einsetzen würde, kontrollierte er kontinuierlich ihre Vitalzeichen.
Dann wand er sich an ihre Begleitung. „So, Freundchen, jetzt mal Hand auf's Herz. Was habt ihr euch eingeworfen und wie viel?"
Der junge Mann zog verunsichert die Schultern an. „Gar nichts, ehrlich..."
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I don't think so
FanfictionHarry und Louis - zwei Ärzte, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Harry, ein hochbegabter Chirurg, navigiert die Welt der Medizin mit brillanter Präzision, doch seine soziale Eigenwilligkeit stellt oft eine Herausforderung für seine Kollegen da...
