„Louis, zu den Fahrstühlen geht es hier entlang."
Harry sah seinen Kollegen verwundert an, als der in der Lobby nach links abbiegen wollte. Der junge Arzt drehte sich zu dem Lockenkopf um und nickte.
„Das weiß ich, aber ich gehe an die Bar."
Nach diesem, nennen wir es... außergewöhnlichem Essen, brauchte Louis Alkohol. Viel davon.
„An die Bar?"
Wieder nickte Louis.
„Ich brauche einen Drink."
„Alkohol?"
Innerlich atmete Louis tief durch und nickte dann ein drittes Mal.
„Richtig. Also, geh du doch schon auf das Zimmer, ich komme dann irgendwann nach."
Er wollte sich gerade zum Gehen wenden, als Harry auch schon neben ihm stand.
„Wir sollten nicht alleine bleiben. Wir sind in einer fremden Stadt. Was, wenn dir etwas passiert?"
„Harry, wir sind hier in einem Hotel, welches im Moment ziemlich viele Ärzte beinhaltet. Ich glaube, einen sichereren Ort gibt es momentan nicht."
Unsicher sah sich Harry um und schob dann zögerlich seine Hände in die Hosentaschen.
„Und uhm... wenn... wenn jemand nur so tut, als wenn er Arzt und in Wahrheit ein Serienmörder ist?"
Perplex starrte Louis seinen Kollegen an.
„Was?"
„Man kann nie wissen."
Okay, wie funktionierte bitte Harrys Gehirn? Louis wollte es unbedingt wissen.
„Gut. Möchtest du dann vielleicht mit an die Bar?"
Nicht, dass Harry im Falle eines Falles etwas gegen einen Serienmörder ausrichten könnte, aber das sagte er jetzt lieber mal nicht.
Man sah Harry an, dass er alles wollte, nur nicht an die Bar. Dennoch nickte er und gemeinsam gingen die Kollegen in den hinteren Teil des Hotels, in welcher sich die kleine Bar befand.
Es gab einige Sitzmöglichkeiten und Louis und Harry erhaschten tatsächlich eine kleine Nische, die Platz für vier Leute hatte.
Kaum saßen sie, kam eine hübsche Kellnerin an ihren Tisch und musterte erst Louis, dann Harry. Letzteren sah sie ein wenig länger an und als sich ihre Wangen leicht röteten, konnte Louis sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
„Wie kann ich Ihnen den Abend versüßen?", wollte sie wissen und bedachte Louis erst gar nicht mit einem Blick.
„Ich nehme ein stilles Wasser und ein sauberes Glas."
Die Kellnerin neigte ihren Kopf und lächelte unsicher.
„Nun, unsere Gläser sind alle sauber, Sir."
Oh je, dachte Louis sich. Viel Spaß.
„Das denken Sie. Wissen Sie, wie viele Keime sich auf angeblich, sauberen Gläsern befinden?"
Die junge Frau stockte und sah dann unsicher zu Louis. Sollte das ein Witz sein?
„Wissen Sie was?", kams dann wieder von Harry, während er den Tisch abwischte. „Ich glaube, ich nehme das Wasser in der Flasche und einen Strohalm dazu. Das scheint mir besser."
„Natürlich und Sie?"
Die arme Frau schien etwas überfordert.
„Für mich einen Scotch-Soda."
Sie wartete einen Moment, doch als keine komische Bitte von Louis kam, nickte sie erleichtert und sah dann wieder zu Harry.
„Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?"
„Nein, sonst hätten wir es doch bestellt."
„Ja... natürlich. Mein Fehler."
Die Kellnerin verließ den Tisch und Louis konnte sich das Lachen nicht mehr verkneifen.
„Was ist so lustig?"
„Die steht auf dich und du bemerkst es nicht."
Erschrocken hob Harry seinen Kopf und sah Louis mit großen Augen an.
„Wie bitte?"
Louis grinste. „Sie hat die ganze Zeit nur dich angesehen und mit der letzten Frage meinte sie sicherlich kein Getränk."
Harrys Gesicht wurde sofort knallrot und verstohlen sah er zu der Kellnerin, die eifrig die Getränke zubereitete.
„Aber... ich kenne sie doch gar nicht und... uhm... also..." - „Schon okay", rettete Louis ihn lieber mal und lächelte sanft.
„Ignorier es einfach, wenn du kein Interesse hast. Sie wird es dann schon merken. Es sei denn, du hast Interesse?"
Sofort schüttelte Harry seinen Kopf.
„Okay, dann ignoriere es."
Die Getränke kamen und Louis leerte sein Glas fast in einem Zug. Sofort bestellte er ein weiteres, was unter Harrys wachsamen Blick natürlich nicht für gutgeheißen wurde. War Louis nur egal.
„Dieser Mann dort beobachtet dich", flüsterte Harry, bei Louis' drittem Drink.
„Wer?"
Sofort drehte sich Louis um und tatsächlich – wenige Tische weiter saß ein junger Mann, der Louis ansah. Als er dessen Blick bemerkte, schenkte er ihm ein zaghaftes Lächeln.
„Vielleicht ist er der Serienmörder", meinte Harry leise und sah sich unsicher um.
„Ich denke nicht."
Der Mann zwinkerte Louis zu, doch dieser drehte sich wieder zu Harry.
„Er flirtet nur mit mir."
Harry runzelte seine Stirn. „Ja?"
„Er hat mir zugezwinkert. Das macht man bei fremden Menschen eigentlich nicht. Es sei denn, man flirtet."
Verstehend nickte Harry und sah dann wieder zu dem Mann, der noch immer zu Louis sah.
„Flirtest du zurück?"
Verneinend schüttelte Louis seinen Kopf und nahm einen Schlick von seinem Getränk.
„Ich habe kein Interesse, also nein."
Man konnte die kleinen Rädchen in Harrys Kopf beinahe sehen.
„Wieso hast du kein Interesse? Er ist ein Mann und flirtet mit dir."
Louis lachte auf und schüttelte seinen Kopf.
„Aber nur, weil er ein Mann ist, muss ich doch nicht auch mit ihm flirten."
„Warum nicht? Du stehst doch auf Männer."
In was war er hier nur wieder hineingeraten?
„Ja, aber wie gesagt; nur weil er ein Mann ist, muss er mir ja nicht gefallen. Außerdem bin ich doch mit dir hier. Es wäre sehr unhöflich, wenn ich mich auf einen Flirt einlassen würde und außerdem hast du ja eine Liste."
Da stand zwar nichts von einem Flirt, aber Louis setzte das jetzt mal einfach mit anderen Dingen gleich.
Nachdenklich sah Harry auf seine Hände, dann hob er plötzlich seinen Blick.
„Ich habe noch nie geflirtet."
„Was überhaupt nicht schlimm ist", erklärte Louis und überschlug seine Beine.
„Ja, aber es scheint den Menschen viel Spaß zu machen."
„Oh, es macht Spaß. Aber es ist nicht verwerflich, wenn man es noch nicht gemacht hat."
„Niall und Liam flirten immer viel."
„So?"
„Ja. Am Anfang dachte ich immer, dass sie streiten, aber Niall hat mir erklärt, dass es ihre Art von Flirten ist."
Louis konnte es sich bildlich vorstellen und grinste.
„Und Zayn flirtet immer mit Grace, sagt zumindest Liam."
Louis wusste, wer Grace war und gab Liam recht. Zayn hatte ein Auge auf die junge Krankenschwester geworfen.
„Wie fühlt es sich an?"
„Was? Flirten?"
Harry nickte und Louis versuchte zu überlegen, wie er ihm das am besten erklären konnte. Aber ihm fiel bei aller Liebe nichts ein.
„Ich kann es dir zeigen, wenn du möchtest."
Begeistert nickte Harry und rutschte etwas näher an den Tisch. Voller Spannung knetete er seine Hände ineinander und sah seinen Kollegen neugierig an. Louis hingegen holte tief Luft, rückte ebenfalls näher und legte seine Hände auf den Tisch. Dann sah er Harry tief in die Augen.
„Hat dir schonmal jemand gesagt, dass deine Augen unglaublich hübsch sind?"
Harry schüttelte den Kopf und wartete.
„Es sind vermutlich die schönsten Augen, die ich jemals in meinem Leben gesehen habe."
Auf Harrys Wangen bildete sich ein leichter Rotschimmer.
Dann wagte Louis einen Schritt, den er vor seinen drei Gläsern Scotch niemals gewagt hätte. Er griff über den Tisch herüber zu Harrys Händen und nahm diese in die seinen.
„Ich kann gar nicht verstehen, warum jemand so attraktives, wie du single ist."
Sehr zu Louis' Überraschung entzog Harry seine Hände nicht. Stattdessen sah er Louis mit großen Augen an.
„Ich meine, sieh dich an. Du bist ein erfolgreicher Arzt und wunderschön. Die Menschen müssten eigentlich Schlange stehen."
„Uhm", begann Harry unsicher und biss sich auf die Unterlippe.
Dann fiel Louis' Blick auf Harrys Lippen, was der Lockenkopf natürlich bemerkte und diesen ziemlich durcheinander brachte. Sein Blick glitt wieder zu Harrys Augen, dann zwinkerte Louis einmal und löste sich wieder von Harry.
„Ich bin nicht gut in so etwas, aber bisher hat es geklappt", erklärte er und nahm erneut einen Schluck von seinem Scotch. „Und? Wie fühlt es sich an?"
Harry, noch immer etwas durcheinander, sah Louis an. Er horchte in seinen Körper.
„Mir ist warm und mein Bauch kribbelt."
Lächelnd nickte der junge Arzt.
„Dann kann ich ja doch ganz gut flirten."
„Und was macht man, wenn man mit dem Flirten fertig ist?"
Louis wünschte sich Niall herbei. Das hier war seine Aufgabe.
„Dann tauscht man Handynummern, oder man geht zusammen weg."
„Kaffeetrinken?"
Louis grinste.
„Man kann kaffeetrinken gehen, oder man geht zu jemanden nach Hause. Manche gehen dann auch in ein Hotel. Da gibt es viele Vorlieben. Man muss gucken, dass man sich einig wird."
Harry sah verwirrt aus.
„Warum geht man in ein Hotel? Oder zu jemanden nach Hause, wenn man den doch gar nicht richtig kennt?"
„Um... ähm... manche Menschen flirten, um Sex zu haben. Und dann macht man das so."
Niall? Hilfe.
„Du auch?"
Louis verschluckte sich beinahe an seinem Getränk. Da war sie wieder... Harrys direkte Art.
„Nein, nicht immer. Aber es kam auch schon vor."
Nachdenklich sah Harry auf seine Hände und nickte. Er wusste nicht was es war, aber irgendetwas in ihm drin tat weh.
„Wir sollten langsam zurückgehen. Wir müssen früh aufstehen", erklärte er und stand hastig auf. Dieses neue Gefühl in seinem Körper machte ihm etwas Angst. Er kannte es nicht und wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Es zog in seiner Brust und sein Bauch kribbelte auf eine unangenehme Weise. Er muss nach dem Wochenende Niall fragen, was das sein kann. Oder er hat eine Lebensmittelvergiftung. Aber das wird er dann in einigen Stunden schon merken.
Er wusste, dass das Restaurant nicht richtig sauber war.
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I don't think so
ФанфикшнHarry und Louis - zwei Ärzte, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Harry, ein hochbegabter Chirurg, navigiert die Welt der Medizin mit brillanter Präzision, doch seine soziale Eigenwilligkeit stellt oft eine Herausforderung für seine Kollegen da...
