Harry und Louis machten sich also auf, den Weg zum Kongressgebäude zu erkunden - auch, wenn Louis noch immer am liebsten geduscht und sich erst einmal orientiert hätte. Ganz abgesehen davon knurrte sein Magen seit dem Abflug unaufhörlich und Harry schien ganz im Gegensatz dazu voller Energie zu sein.
„Warst du eigentlich schon einmal in Manchaster?", wollte Louis wissen, als ihm auffiel, dass Harry den Weg zum Kongressgebäude fast auswendig zu kennen schien.
„Nein", antwortete sein Kollege kopfschüttelnd. „Ich habe mir den Weg vorher auf Google Maps angesehen und mir gemerkt, wie die Häuser und Straßen aussehen. Ich will mich hier schließlich nicht verlaufen. Ach, da vorne ist das Universitätsgebäude."
Louis' Augen weiteten sich. „Warum hätten wir nicht einfach ein Taxi nehmen können?"
Harry sah ihn an, als hätte er ihn gefragt, warum der Mond sich um die Erde drehte. „Ich weiß doch nicht, wer da vor mir drin saß", antwortete er. „Und was ist, wenn der Typ einen Unfall baut? Ich will hier lebend wieder rauskommen."
„Warum hast du dann kein Problem mit dem Flugzeug?"
„Weil das Risiko für Verkehrsunglücke höher ist als das Risiko für Flugunglücke", erklärte Harry. „Durchschnittlich sterben pro Jahr etwa zweihundert Menschen bei Flugunglücken. Laut der WHO sterben 1,3 Millionen Menschen jährlich im Straßenverkehr."
Louis schüttelte den Kopf. „Warum weißt du sowas überhaupt?"
Harry zuckte die Schultern. „Sieh dir doch nur mal allein die ganzen Kandidaten an, die wir in der Notaufnahme wieder zusammenflicken - oder zu Zayn in den Keller bringen."
Bei dem Gedanken an den Krankenhauskeller breitete sich ein unangenehmer Schauder in Harry's gesamtem Körper aus. Wie er diesen Ort hasste.
Louis hingegen steckte die Hände weiter in seine Manteltasche und blickte seinen Kollegen perplex an. Irgendwie hatten seine Eigenheiten etwas, das ihn sympathisch machte - auch wenn er vermutlich selbst sehr darunter zu leiden hatte, hatte er irgendwie einen Weg gefunden, sie in seinen Alltag zu integrieren. Auf eine beeindruckende Art und Weise.
Als die beiden Männer vor dem Kongressgebäude zentral auf dem Campus der Universität ankamen, blieb Harry abrupt stehen und drehte sich zu Louis um. „Sieh dir nur diese beeindruckende Architektur an", begann er. „Wusstest du, dass die Whitworth Hall 1902 fertiggestellt und nach Sir Joseph Witworth benannt ist?"
Louis schüttelte den Kopf. „Nein."
„Ein beeindruckendes Beispiel für neugotische Architektur", erklärte Harry, und Louis fragte sich, was das überhaupt bedeutete. Aber er wollte es eigentlich auch gar nicht wissen. Trotzdem konnte er sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Ist das so?"
Harry grinste. „Ja. Sie bietet Platz für fast siebenhundert Personen. Das ist das Einzige, was mich stört."
„Die Größe?"
„Nein. Die vielen anderen Leute."
„Ah", machte Louis und spürte, wie ihn ein kalter Windhauch schaudern ließ. „Können wir jetzt endlich etwas essen gehen?"
„Gleich", antwortete Harry und sah sich das Gebäude neugierig an. „Ich muss noch nachschauen, ob wir auch am richtigen Eingang stehen."
Louis biss sich auf die Zunge. Am liebsten hätte er Harry an den schulterlangen Locken von dem verdammten Gebäude weg in das nächste Café gezogen.
„Also..." murmelte Harry. „Ich bin mir fast sicher, dass wir richtig sind. Aber ich schaue lieber nochmal nach."
Louis verdrehte die Augen. Jeden anderen hätte er bis auf Taschengröße zusammengefaltet wie ein Origamiexperte. „Harry..."
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I don't think so
FanfictionHarry und Louis - zwei Ärzte, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Harry, ein hochbegabter Chirurg, navigiert die Welt der Medizin mit brillanter Präzision, doch seine soziale Eigenwilligkeit stellt oft eine Herausforderung für seine Kollegen da...
