14. Kompatibel

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Die Eltern des jungen Mädchens kamen so schnell wie sie konnten.
Louis wollte jetzt nicht in ihrer Haut stecken. Und in der des Freundes auch nicht. Der wurde nämlich von Harry dazu verdonnert, neben seiner Freundin zu warten, bis ihre Eltern da waren.
Louis war sich sicher, dass Harry zur Not die Tür abgeschlossen hätte, damit der Typ nicht flüchten konnte.
Notiz an sich selbst: Harry niemals wütend machen.

"Harry? Louis? Habt ihr einen Moment?", wollte Liam wissen, als er die beiden vor dem Schwesternzimmer sah. Eigentlich wollten sie gerade die nächste OP durchgehen, doch Liam war Oberarzt, also hatte er das Sagen.
"Was gibt es?", wollte Louis wissen, als sie bei Liam ankamen.
"Kommt doch mal mit in mein Büro."
Louis' Augen weiteten sich.
Das war nie etwas Gutes.
Hatte sich jemand beschwert?
Aber worüber?

Als die beiden Chirurgen in Dr. Paynes Büro ankamen, waren sie sehr überrascht, dass Niall dort ebenfalls saß. Auf dem Bürosessel hinter dem Schreibtisch.
Der durfte das, alle anderen würden sicherlich sofort die Kündigung bekommen.
"Was gibt es denn?", traute sich Louis zu fragen und sah vorsichtig zu Niall, welcher allerdings fröhlich vor sich hingrinste.
Was lief hier denn?
"Setzt euch doch", forderte Liam und scheuchte dann seien Freund von seinem Sessel.
Gut, dann setzte sich Niall halt auf die Schreibtischkante.
Er würde sich ja auch auf Liams Schoß setzen, aber das wirkte weniger professionell und Liam mochte so etwas auf der Arbeit nicht. Zumindest, wenn andere Menschen anwesend waren.
"Also...", begann Liam und schob einen Flyer vor sich her.
"Alle zwei Jahre findet ein Kongress für Chirurgen statt."
Harry und Louis nickten. Sie hatten beide schon von diesem Kongress gehört.
"Jedenfalls sind dieses Jahr vier Einladungen an unser Krankenhaus gegangen."
Louis merkte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte.
"Ich habe bereits Rachel und Amanda Bescheid gegeben. Sie werden auf den Kongress gehen."
Die Männer nickten synchron.
"Louis? Dich hätte ich auch gerne dort."
Sofort nickte der junge Arzt. Er wollte dort schon immer hin. Es gab so viele renommierte Ärzte, die dort Vorträge hielten. Es war wie Disneyland für ihn.
"Harry? Ich weiß, dass du normalerweise nicht auf solch einen Kongress gehen würdest", begann Liam dann vorsichtig und sah, wie Harrys Finger sich krampfhaft um sie Stuhllehne klammerten.
Harry nickte zustimmend.
Er hasste fremde Umgebungen, zu viele Menschen und Übernachtungen, die nicht bei ihm zu Hause stattfanden. Zudem war er jetzt nicht der Typ Mensch, der offen auf fremde Menschen zuging. Er hasste es, wenn er fremd war und niemanden kannte.
"Aber... könntest du es dir vorstellen, gemeinsam mit Louis?"
"Wir haben euch beobachtet", mischte sich Niall ein und grinste noch immer vor sich hin.
"Ihr versteht euch gut und Harry, du scheinst Louis zu vertrauen. Du wärst nicht alleine, kennst ihn und natürlich Rachel und Amanda."
"Und bevor du gleich absagst... Dr. Flemming wird kommen und einen Vortrag über die neusten Methoden zur Krebsbekämpfung halten."
"Dr. Flemming?"
Harrys Augen begannen zu leuchten.
Er vergötterte Dr. Flemming. Hatte jedes Buch von ihm und las jeden Artikel mindestens zweimal.
Doch dann hielt Harry inne und man erkannte deutlich, wie sich tausende Fragen durch seinen Kopf wühlten.
Dann flog sein Blick zu Louis. Er schien zu überlegen und Louis wusste unter diesen intensiven Blick nicht, wie er sich nun verhalten sollte. Sollte er etwas sagen?
"Ich brauche Details", sagte der Lockenkopf und sah wieder zu Niall und Liam. Letzter nickte sofort und schob besagten Flyer zu Harry über den Tisch.
"Das wird euer Hotel sein. Es ist für alles gesorgt. Der Flug und auch der Transfer natürlich."
Harry hob fragend seinen Blick. Ihm war ein gewisser, nervöser Unterton nicht entgangen und Liam knickte sofort ein.
"Wir haben nur zwei Zimmer."
Der Lockenkopf verkrampfte sofort wieder.
Zwei Zimmer. Das hieß, er würde nicht alleine schlafen.
"Und da Rachel und Amanda sich als Frauen natürlich eines der Zimmer teilen, müsstet ihr zwei ebenfalls in einem Zimmer schlafen."
Sofort nickte Louis.
"Das ist doch kein Problem."
"Sagst du so", murmelte Niall leise und sah besorgt zu seinem besten Freund, welcher vor sich hinstarrte. Vermutlich ratterte es gerade bei ihm im Kopf.
Sein Blick ging erneut zu Louis.
"Schnarchst du?"
Louis schüttelte seinen Kopf.
"Bis jetzt hat mir das noch niemand gesagt."
Harry nickte.
"Wie sind deine Duschgewohnheiten? Morgens oder abends? Schläfst du bei absoluter Stille, oder musst du den Fernseher anmachen? Sind die Vorhänge zugezogen? Schläfst du in einem Schlafanzug? Benutzt du das Duschhandtuch für deine Hände?"
"Wow", entfuhr es Louis und er hob die Hände.
"Mach mal langsam."
Harry verschränkte nur wartend seine Arme vor der Brust und Louis seufzte ergeben.
"Ich dusche generell morgens und mir ist es egal, ob es still im Raum ist, oder der Fernseher läuft. Ich kann immer einschlafen und dementsprechend ist es mir auch egal, ob die Vorhänge zugezogen sind, oder nicht. Ich schlafe in meinen Boxershorts und einem T-Shirt und natürlich benutze ich für meine Hände das Handtuch am Waschbecken und nicht das, womit ich meinen Körper nach dem Duschen trockne."
Harry nickte nachdenklich und ließ sich die Worte durch den Kopf gehen.
Niall und Liam saßen derweil gespannt wie Flitzebögen am Schreibtisch und sahen die beiden Chirurgen mit großen Augen an.
"Gut. Ich denke, damit kann ich arbeiten."
Liam öffnete sprachlos seinen Mund.
"Wie? Du fliegst mit?", wollte Niall wissen und konnte es kaum glauben.
Harry würde in einem Hotel übernachten?
Das war noch nie vorgekommen.
Entschlossen allerdings nickte der Lockenkopf.
"Ich kann Dr. Flemming kennenlernen und ich denke, dass Louis und meine Angewohnheiten kompatibel sind. Ich kann damit arbeiten."
"Äh... danke?", fragte Louis und wusste jetzt nicht, ob das gut oder schlecht war.
Liam hingegen sah so aus, als wenn er gleich einfach in Tränen ausbrechen würde.
Kam Harry etwa endlich aus sich heraus?
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Hallo Freunde, und Willkommen zu einem neuen Update!
Wir hoffen, das Kapitel hat euch gefallen!🤍

All the love,
Kikki & Helena xx

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