Wir bleiben abrupt stehen. ,,Wo kam das her?" wir sehen uns um. Die Rufe klingen erschöpft. ,,Hilfe!" ,,Sie kommen von da!" ich deute in den Wald und wir rennen los. ,,Wo bist du?" ,,Hallo?" die Rufe des Jungen werden verzweifelter. ,,Wir sind hier!" die Bäume stehen immer dichter beisammen und die Büsche und Sträucher werden immer dichter. Schützend halte ich die Arme hoch und biege die Äste so gut ich kann zur Seite. Trotzdem spüre ich wie alles an mir zieht, als wollte jemand verhindern, dass wir den Jungen finden. Mit schmerzenden Händen ziehen wir zwei Sträucher zur Seite und dort unter einer großen Eiche hocken zwei Kinder. ,,Wir sind hier!" der kleine Junge klammert sich an ein Mädchen. Als er uns sieht fängt er an zu weinen. ,,Hey, es ist alles gut. Ihr seid in Sicherheit." ich knie mich hin und sehe mir die beiden an. Ihre blonden Haare sind ganz zerzaust und die beiden sind voller Dreck. ,,Wer seid ihr?" schnieft der Junge und stellt sich vor seine Schwester. ,,Ich bin Yinka und das ist mein Freund Loran. Und wer seid ihr?" misstrauisch beäugt uns der kleine. ,,Ich bin Nikaí und das ist Haíko." Vorsichtig nähere ich mich dem Jungen. ,,Meine Schwester ist ganz doll verletzt." schnieft der Junge. ,,Lass mich mal sehen." der Junge macht einen Schritt zur Seite und gibt den Blick auf seine Schwester frei. Haíko geht es wirklich nicht gut. Das kleine Mädchen ist wie ihr Bruder voller Schrammen, nur an ihrem Bein ist eine größere Wunde die sich entzündet hat. Sanft lege ich eine Hand auf ihre Stirn. ,,Sie hat hohes Fieber." ihr Körper brennt regelrecht. ,,Wird sie sterben?!" schluchzend nimmt Nikaí ihre Hand. ,,Nein, nein. Es geht ihr nicht gut, aber das kann man behandeln." mit großen Augen sieht er mich an. ,,Wirklich?" ich nicke. ,,Ich verspreche dir, dass deine Schwester wieder ganz gesund wird."die Augen des kleinen fangen an zu Strahlen, erst jetzt fällt mir auf, dass der kleine Heterochromie hat. Eines seiner Augen ist blau, das andere ist gelb. Er schnieft und wischt sich die Tränen weg, rennt auf mich zu und umarmt mich. ,,Danke, danke, danke." ich streichle dem Jungen über den Kopf. ,,Wir sollten los, bevor sich ihr Zustand noch verschlechtert." meldet sich Loran und nimmt das kleine Mädchen auf den Arm. Ich nicke und hebe Nikaí hoch. ,,Wir bringen euch jetzt in Sicherheit." der kleine nickt und hält sich an mir fest. So schnell wir können suchen wir eine Lichtung auf der sich Loran verwandeln kann. ,,Hier ist gut." ich setze Nikaí ab und nehme Haíko von Loran entgegen. ,,Was machen wir hier? Wir müssen schnell weiter, meine Schwester retten!" ,,Das tuen wir ja auch, aber wenn wir laufen dauert es zu lange." verwirrt sieht mich der kleine an. ,,Kann los gehen." erschrocken weicht er vor dem großen Drachen zurück. ,,Ein Monster!" ich hocke mich zu ihm runter. ,,Das ist Loran, er ist ein Drache. Und mit seiner Hilfe können wir Haíko ganz schnell in die Stadt bringen. Vertraust du mir?" ich strecke ihm eine Hand entgegen. Langsam nickt Nikaí und nimmt meine Hand. ,,Ich helfe dir hoch." ich setze Nikaí auf Loran und lege Haíko auf seinen Nacken, klettere selbst hoch und nehme das kleine Mädchen auf den Schoß. ,,Gut festhalten." wir haben ab. Erschrocken hält sich Nikaí an Lorans Hörnern fest. ,,Wir sollten in einer halben Stunde zurück sein." ich nicke. ,,Das ist doch ganz lange!" ich schüttle den Kopf. ,,Kannst du schon bis sechzig Zählen?" Nikaí überlegt, schüttelt dann aber den Kopf. ,,Dann zählen wir jetzt zusammen einmal bis sechzig." zusammen Zählen wir bis sechzig. ,,Das war jetzt eine Minute und eine halbe Stunde besteht aus dreißig Minuten. Also dreißig mal bis sechzig zählen und wir sind da." ,,Das ist ja gar nicht so lange." ich nicke. ,,Nikaí wie seid ihr beide überhaupt in die Berge gekommen?" Nikaí schweigt und sieht zu seiner Schwester in meinen Armen. ,,Wir sind weg gelaufen." ,,Vor wem?" Nikaí fängt an zu zittern. ,,Vor dem bösen Mann der uns von Mama und Papa getrennt hat! Aber Mama und Papa wollten uns nicht gehen lassen, deswegen hat der Mann sie schlafen gelegt. Aber da war überall dieses rote Zeug, was aus dem Körper kommt wenn man aua hat." Oh, nein. ,,Nikaí, ihr zwei seid jetzt in Sicherheit und eure Mama und Papa haben kein aua mehr." lächelnd dreht Nikaí sich um. ,,Wirklich?" ich nicke. ,,Aber sie können nicht mehr zu euch. Eines Tages werdet ihr sie wieder sehen. Da bin ich mir ganz sicher." glücklich lächelt Nikaí mich an. ,,Aber wie habt ihr es auf die Insel geschafft? Ich glaube nicht das ihr geflogen seid." Nikaí schüttelt den Kopf. ,,Wir sind von Stein zu Stein gesprungen. Ich hatte große Angst, aber Haíko hat gesagt das alles gut wird." ich nicke. Den restlichen Flug schweigt Nikaí und sieht immer wieder zu seiner Schwester.
,,So wir sind da." Loran setzt zum Landen an. Schnell springe ich runter und drücke Haíko eng an meine Brust. Sārén, der uns hat Landen sehen, kommt zu uns. ,,Was ist passiert?" besorgt sieht er mich an. ,,Wir haben die kleinen in den Bergen gefunden. Die kleine braucht dringend einen Arzt!" Sārén nickt und nimmt mir Haíko ab. Ich hebe Nikaí hoch und zusammen rennen wir zum Krankenflügel. ,,Doktor Yīsha! Schnell wir haben einen Notfall!" Yīsha kommt auf uns zu und sieht sich Haíkos Bein an. ,,Die Wunde muss dringend behandelt werden. Bereitet den OP Saal vor!" brüllt sie ein paar Schwestern an. ,,Die Wundränder sind schon zu weit abgestorben! Ich muss sie abschneiden, dann kann ich die Wunde nähen und der kleinen Medikamente geben." eine Schwester kommt mit einem Bett, auf welches Sārén Haíko legt, ehe sie es wieder mit nimmt. Yīsha eilt hinter her. ,,Yīsha ist eine gute Ärztin, bei ihr ist deine Schwester in guten Händen." Nikaí nickt und drückt sich an mich. Er gähnt. ,,Müde?" ich setze mich auf einen Stuhl im Wartebereich. Es gibt einen, für Fälle wie diesen wo die Angehörigen auf den Ausgang der OP warten können. Ich fange an ein Schlaflied zu summen und wiege Nakaí langsam hin und her. Schnell ist der kleine eingeschlafen. Du hast bestimmt nicht viel geschlafen in den letzten Tagen. Ruh dich aus, hier seid ihr in Sicherheit. Loran kommt um die Ecke und setzt sich zu mir, Sārén ist wieder gegangen. Er fühlte sich etwas überflüssig. ,,Schläft er?" ich nicke. Loran lächelt und klemmt Nikaí eine Haarsträhne hinters Ohr. ,,Ich wüsste gerne was mit den beiden passiert ist." ich nicke, auch wenn ich es schon denken kann. Leise unterhalten wir uns noch ein wenig und stellen Spekulationen an, wie lange die beiden schon in den Bergen waren. ,,Ein paar Tage auf jeden Fall. Wenn nicht sogar eine Woche." zustimmend nickt Loran. ,,Die beiden haben viel durchgemacht." besorgt sehe ich Nikaí an. Wenn er erfährt, dass die beiden kleinen hier sind... Dann ist die Hölle los. Er wird sie um jeden Preis wieder haben wollen... oder er tötet sie auf der Stelle. Haíkos OP dauert nicht allzu lange und Yīsha kommt zu uns. ,,So, die kleine schläft sich jetzt aus. Zwei Wochen bleibt sie noch hier auf der Station. Ich habe das abgestorbene Gewebe entfernt, die Wunde gesäubert und vernäht. Sie bekommt eine Infusion und ein Mittel gegen ihr Fieber. Der Verband wird täglich gewechselt. Gut das ihr die beiden gefunden habt, in zwei Tagen hätte die kleine eine schlimme Sepsis bekommen. Das währe nicht gut ausgegangen. Das einzige, was ich beunruhigend finde, ist die Narbe über ihrem Herzen. Soweit ist sehen konnte, war das keine oberflächliche Verletzung. Aber das Herz der kleinen schlägt und außer der Wunde am Bein geht es ihr gut." besorgt sieht sie uns an. ,,Ich weiß ja nicht was mit den beiden passiert ist, aber es war nichts gutes. Haben Sie ein Auge auf den Jungen und fragen Sie ihn bei Gelegenheit nach der Narbe. Vielleicht hat er auch eine." ich seufze. ,,Wie lange soll Haíko hier bleiben?" frage ich, ich will nicht weiter über die Narbe nach denken. ,,Wie bereits erwähnt zwei Wochen, dann kann ich sicher gehen, dass die Wunde richtig heilt und ihr auch sonst nichts fehlt. Hat der kleine noch irgendwelche Verletzungen?" ich schüttle den Kopf. ,,Nur ein paar Schrammen. Mit Desinfektionsmittel und Pflaster kriegen wir das auch selber hin." Yīsha nickt und gibt uns genanntes. ,,Ich rufe an wenn die kleine aufwacht, sie wird ruhiger sein wenn sie ihren Bruder sieht. Für jetzt können Sie erst mal gehen, es gibt keinen Grund noch länger in diesem kalten Flur und auf den unbequemen Stühlen zu sitzen." sie lächelt und verabschiedet sich von uns. ,,Yinka, was machen wir mit den beiden? Hier kann sich keiner um sie kümmern." ernsthaft versuche ich darüber nach zudenken. Hier ist es wirklich nicht sicher für die beiden. Aber er würde sie sowieso finden, egal wo sie sind, es sei denn ... es sei denn er ist überzeugt, dass sie tot sind. Anders kann ich mir nicht erklären, warum er sie nicht schon lange gefunden hat. Oder sie sind ihm egal. Auch möglich. ,,Ich dachte, wir könnten uns um sie kümmern. Besser gesagt ich. Du hast viel zu tun. Ich aber nicht. Weißt du, ich wollte schon immer Kinder um mich haben." ,,Bist du dir sicher? Sich um Kinder zu kümmern ist eine Menge Verantwortung." mein Entschluss steht fest. ,,Ich bin mir sicher, außerdem vertraut uns Nikaí. Es täte ihm bestimmt nicht gut jetzt wieder an Fremde übergeben zu werden und wer weiß ob die beiden dann getrennt werden. Außerdem, wer auch immer ihnen das angetan, ihre Eltern getötet und sie entführt hat, wird nach ihnen suchen." nachdenklich nickt Loran. ,,Du wolltest also schon immer Kinder?" rote sehe ich weg. Was man nicht alles macht. Aber ganz gelogen, ist es ja auch nicht. Loran dreht meinen Kopf zu sich und sieht mir tief in die Augen. ,,Ok, aber wenn du nicht mit ihnen zurecht kommst, oder überfordert bist, sagst du mir Bescheid und wir finden ein schönes, neues zu Hause für die zwei." ein Lächeln schleicht sich auf Lorans Gesicht, er hat die beiden Kinder auch schon lieb gewonnen. Wir gehen auf unser Zimmer und ich setze mich mit Nikaí hin. ,,Nikaí, wach auf." sanft schüttet ich seine Schulter. Verschlafen offnen sich zwei kleine Augen. ,,Was ist denn?" müde reibt er sich über die Augen und versucht wach zu werden. ,,Wo ist Haíko?" jetzt ist er wach. ,,Haíko bleibt noch eine Weile im Krankenflügel. Sie wurde von der Ärztin behandelt und wir werden angerufen wenn Haíko aufwacht und wir zu ihr können." Nikaí nickt. ,,Und bis dahin machen wir dich sauber und verarzten deine Schrammen, Ok?" langsam nickt er. ,,Na komm, wir nehmen ein schönes Bad und Loran besorgt für dich und Haíko schöne neue Klamotten. Wie klingt das?" Nikaí nickt und sieht an sich herunter, er verzieht das Gesicht. ,,Ich stinke." Süß. Loran unterdrückt mit Müh und Not ein grinsen und ich hebe Nikaí hoch. ,,Jetzt wirst du auch ganz dreckig." stellt der kleine fest und will wieder runter. ,,Egal, dann baden wir halt zusammen. Ich heute sowieso Baden." ich gehe mit ihm nach oben und ins Badezimmer. ,,Wow, so groß." erstaunt sieht Nakaí sich um. Ich setze ihn ab und lasse das Wasser ein, hole Handtücher und lege sie auf den Wannenrand. ,,Na, komm. Sonst wird das Wasser kalt." Nikaí versucht sich sein Shirt über den Kopf zu ziehen, mit wenig Erfolg. ,,Hilf mir!" verzweifelt zerrt an an seinem Shirt. ,,Streck die Arme nach oben und halt ganz still." ich ziehe ihm das Shirt über den Kopf und den Rest schafft er alleine. Auf seiner Brust prangt die selbe Narbe wie bei seiner Schwester, ich halte einen Moment inne und sehe die Narbe an. Nikaí schafft es alleine in die Wanne zu klettern. ,,Kommst du?" fragt er und spielt mit dem Schaum, den ich in die Wanne gegeben habe. ,,Eh, Ja." ich ziehe mich aus und setze mich zu ihm. Das warme Wasser tut gut nach der ganzen Aufregung. Ich nehme eine Shampooflasche und mache einen Klecks in meine Hand. Nikaí setzt sich vor mich und ich kann in Ruhe seine Haare ein schamponieren. Genüsslich lässt er sich von mir den Kopf massieren. ,,Gefällt es dir?" grinsend sehe ich dem kleinen zu. ,,Jaaa, es ist so schön warm. Und es füllt sich soooo gut an." breit lächelnd dreht er sich zu mir um. Ich nehme die Brause aus ihrer Halterung. ,,Mach die Augen zu, sonst läuft noch Schaum rein." sofort hält Nikaí sich die Augen zu. Ich spüle das Shampoo aus seinen Haaren und wasche ihm vorsichtig mit einem Waschlappen den Dreck vom Körper. ,,Jetzt bist du sauber." Nikaí dreht sich um. ,,Du bist dran." ich nicke. ,,Stimmt, magst du mir helfen?" begeistert nickt er und ich gebe ihm einen neuen Waschlappen. Begeistert nimmt er ihn und öffnet die Seife. Er schmiert meine Arme und Bauch, sowie Brust ein. ,,Du bist zu groß." Nakaí plustert seine Wangen auf und macht weiter. Es dauert eine Weile, aber irgendwann hat er den Schaum wieder von meinem Körper gewaschen und ich beuge mich runter, damit er mit den Haaren weiter machen kann. ,,So schön weich." sagt er streichelt meine Haare. ,,Ja, die ganze Shampoos und Öle machen die Haare sehr weich." ,,Werden meine auch so toll?" Nikaí Schäumt meine Haare ein. ,,Klar, sie werden ganz toll weich werden." fröhlich summend macht er weiter, bis er ein Problem bekommt. ,,Dieses Ding ist doof." dieses 'Ding' ist die Brause, sie ist für ihn zu unhandlich. Also gibt er sie mir und ich spüle das Shampoo selbst aus. ,,Du hast mir ganz toll geholfen." lobe ich ihn als wir aus der Wanne steigen und ich ihn abtrockne. Ich wickle ihn in ein Handtuch und ziehe mir schnell bequeme Sachen an. Loran hat das Gästezimmer in der Zwischenzeit verändert und Kinderfreundlicher gemacht. Ein Spielteppich liegt auf dem Boden, Spielzeuge ersetzen die Bücher in den Regalen und zwei kleine Treppen die es einfacher machen auf das Bett zu kommen. ,,Woooooow." Nikaí dreht sich im Kreis und sieht sich alles an. ,,Du kannst dir gleich noch alles ansehen, zieh dir erstmal was an. Sonst wirst du noch krank." enttäuscht kommt er zu mir, ,,Na gut." und lässt sich von mir anziehen. Der blaue Pulli mit einem Bären drauf passt ihm perfekt, genau wie die schwarze Hose, und die Socken. Zum Schluss desinfiziere ich seine kleinen Schrammen und klebe auf die etwas größeren Pflaster. ,,Was ist mit dir?" Nikaí sieht sich meine Hände an. Durch das wegschieben von Ästen und Sträuchern haben sie ein paar Kratzer. ,,Ach, das ist nichts." Nikaí protestiert und am Ende kleben auf den Schrammen viel zu viele Pflaster. Aber die Geste ist niedlich. ,,Fertig ihr zwei?" Loran kommt rein und setzt sich zu mir auf das Bett, Nikaí erkundet das Zimmer. ,,Mh, wie hast du all diese Sachen in der kurzen Zeit hier her bekommen? Und vor allem, woher?" Loran legt einen Arm um mich und zieht mich an sich. ,,Das ging ganz schnell. Ein, zwei Telefonate und die Bediensteten haben alles hergebracht." ich nicke. ,,Ich habe mich immer noch nicht daran gewöhnt, dass Bedienstete jetzt alles für mich machen." Loran lacht. ,,Das macht nichts, du hast Zeit genug dich daran zu gewöhnen." Wenn es doch nur so währe. Ich verscheuche diesen traurigen Gedanken, er hat hier gerade keinen Platz. ,,Hat Yīsha schon angerufen?" er schüttelt den Kopf. ,,Aber ich erwarte ihren Anruf jeden Augenblick." und wie auf Kommando klingelt Lorans Handy. ,,Ja? ... Wir kommen." er legt auf. ,,Haíko wird langsam wach." erzählt er mir und ruft Nikaí. ,,Nikaí, deine Schwester wacht auf." begeistert läuft er an uns vorbei aus dem Zimmer und zur Treppe. ,,Worauf wartet ihr? Kommt, kommt." lachend folgen wir ihm. Bei der Treppe hebe ich ihn hoch und wir gehen zum Krankenflügel. Eine Krankenschwester bringt uns zu Haíkos Zimmer. Es ist ein helles, ich würde mal sagen, typisches Krankenhauszimmer. Ein Bildschirm an der Wand, ein Tisch mit Stühlen und ein großes Fenster. Alles riecht nach Desinfektionsmittel. Ansonsten gibt es hier nicht viel, eine Tür zu einem Badezimmer, einen Schrank und natürlich auch ein Bett. ,,Sie schläft ja noch." stellt Nikaí enttäuscht fest, als er seine Schwester sieht. ,,Aber nicht mehr lange. Die Ärztin hat gesagt, dass sie bald aufwachen wird. Du musst wissen, wenn man aus einer Narkose aufwacht geht das ganz langsam. Am Anfang ist man noch ganz müde und bekommt nicht viel mit, aber mit jeder Minute wird man wacher. Verstehst du?" Nikaí überlegt, schüttelt dann aber den Kopf. ,,Egal, jedenfalls dauert es ein paar Minuten bis Haíko richtig wach ist." ich hebe Nikaí hoch und setzen ihn neben seine Schwester auf das Bett. ,,Sei vorsichtig mit den Schläuchen, Ok?" ,,Ok." ganz vorsichtig setzt er sich bequem hin und nimmt ihre Hand. Loran und ich holen uns zwei Stühle und setzen uns neben das Bett. Es vergehen einige Minuten bis Haíko anfängt sich zu bewegen. ,,Nikaí?" schläfrig öffnet sie die Augen und versucht ihren Bruder zu fokussieren. ,,Ich bin hier Haíko!" langsam aber sicher nimmt sie mehr von ihrer Umgebung war. ,,Wo sind wir?" fragt sie und will sich aufsetzen. ,,Bleib liegen, die Narkose ist noch nicht abgeklungen." ich stehe auf hebe das Kopfteil ihres Bettes an, damit sie besser sehen kann. ,,Wer seid ihr?!" beschützend versucht sie ihren Bruder hinter sich zu schieben. ,,Haíko es ist alles gut." Nikaí befreit sich aus dem Griff seiner Schwester und zeigt auf uns. ,,Loran und Yinka haben uns gerettet! Sie haben uns hier her gebracht und du wurdest gesund gemacht." Haíko untersucht ihr Bein und bemerkt den Verband. ,,Ihr habt uns geholfen?" wir nicken und Loran steht jetzt auch auf. ,,Ich bin Loran und das ist Yinka. Ihr müsst euch ab heute keine Sorge mehr um irgendwas machen. Und Angst braucht ihr erst recht keine haben. Ihr bleibt bei uns und wir werden nicht zulassen, dass euch jemand weh tun wird. Versprochen." immer noch mit Misstrauen in den Augen nickt sie. Sie wird wohl nicht so einfach zu überzeugen sein wie ihr Bruder. ,,Haíko, Nikaí, darf ich euch was fragen?" ich sehe verwirrt zu Loran. Die beiden nicken. ,,Wo her stammt die Schusswunde? Die auf der Brust?" ich hatte ihm gar nicht erzählt das Nikaí auch eine hat. Sollte ich wohl nach holen. Beide werden unruhig und rutschen hin und her. ,,Ihr müsst nicht antworten wenn ihr nicht wollt. Ich war nur neugierig." ergänzt er schnell. ,,Er hat uns weh getan als er uns geholt hat. Als wir wieder wach waren, waren wir im Keller." Nikaí drückt sich an seine Schwester. Der Keller, hu. Von was sie sprechen ist mir klar, ich selbst habe keine guten Erinnerungen an diesen Ort. Ich kann es nicht verhindern und ein Schauder läuft mir den Rücken runter. ,,Er hat uns weh getan, wollte dass wir machen was er will." ,,Schon gut, du musst nicht weiter reden." ich wische Haíko die Tränen aus dem Gesicht und streichle beiden über den Kopf. ,,Er wird euch nie mehr weh tun. Wir werden euch beschützen, koste es was es wolle." ein kleines Lächeln zeigt sich auf Haíkos Gesicht. ,,Danke." flüstert sie und umarmt ihren Bruder. ,,Wie lange muss ich hier bleiben? Ich mag es hier nicht, und die Nadel in meinem Arm tut weh." mit großen Hunde Augen sieht sie uns an. Eineiige Zwillinge. ,,Ein paar Tage, vielleicht können wir Yīsha überreden sie früher gehen zu lassen." nachdenklich sieht Loran von mir zu den Kindern. ,,Na gut. Aber du trägst die Verantwortung. Ich muss noch mal los, Vater kommt in den nächsten Tagen wieder und ich muss deswegen noch was mit Tsutāi besprechen." ich nicke. ,,Ist gut, bis heute Abend." ,,Es wird spät werden, warte nicht auf mich." Loran geht und wir sind alleine. ,,Du bist wie wir." ich seufze. War klar. Kindern kann man nichts vor machen. ,,Ja, dass bin ich." Nikaí sieht von seiner Schwester zu mir und wieder zurück. ,,Was hast du jetzt mit uns vor? Bringst du uns zurück?" Angst und Entsetzen macht sich bei beiden breit. ,,Nein, ich weiß selbst wie es im Keller ist. Das wünsche ich niemanden, vor allem keinen Kindern." das Misstrauen bleibt. ,,Was sind eure Kräfte? Ich will euch wirklich nichts tun. Ich weiß, dass das schwer zu glauben ist. Aber seit ich hier bin hat sich vieles für mich verändert, aber ich bin mir nicht sicher wie ich mit all dem umgehen soll." ich lächle traurig. ,,Aber wenn ihr mir so sehr misstraut, könnt ihr auch nach den Wachen rufen und um Hilfe schreien. Wenn ihr denen alles erzählt gibt es keinen Grund mich am Leben zulassen. Auch ohne Beweise. Alleine der Verdacht macht mich für ihn unbrauchbar." überrascht und schockiert sehen die beiden mich an. ,,D..das würde er wirklich tun?" Nikaí fängt an zu weinen. ,,Ja, er fängt an an mir zu zweifeln. Hach, Ich habe nicht mehr viel Zeit ihn zufrieden zu stellen." ,,Dann tu es doch einfach nicht!" Nikaí klettert vom Bett und umarmt mich. ,,So einfach ist das nicht. Ich kann meinem Schicksal nicht entkommen, ich habe keine Wahl." mühsam krabbelt Haíko zum Ende des Bettes, wo ich mich wieder auf den auf den Stuhl gesetzt habe. ,,Man hat immer eine Wahl." ich schüttle den Kopf. ,,Es macht keinen Unterschied. Es endet wie es enden muss. Entweder ich tue es aus freien Stücken, oder er zwingt mich. Dieses Gefühl will ich nie wieder fühlen." ich hebe Nikaí hoch. ,,Aber euch wird nichts passieren. Das lasse ich nicht zu. Versprecht mir einfach nur, dass ihr Loran nichts sagt. Die Zeit die mir noch bleibt will ich gerne mit ihm verbringen und nicht in einem Verlies." die beiden nicken langsam. ,,Versprochen." ich stehe auf und setze Nikaí wieder auf das Bett, Haíko lege ich wieder richtig hin. ,,Ich kann Wunden heilen und Nikaí kann welche erschaffen. Aber seit dem wir von da weg sind, funktioniert seine Fähigkeit nicht mehr. Wir konnten nur dank ihm entkommen. Ich kann zwar andere heilen, aber nicht mich selbst." ich nicke und sehe aus dem Fenster. Es ist bald soweit, die Sonne geht unter. Heute werde ich es wohl nicht sehen können. ,,Danke für euer Vertrauen." ich streichle den beiden wieder über den Kopf. ,,Kannst du uns eine Gesichte erzählen?" ,,Ja, bitte." Anderes Thema, hm? Danke. ,,Na gut." Nikaí klettert unter die Bettdecke und die beiden machen es sich bequem. ,,Es waren vor langer Zeit zwei Brüder. Sie lebten glücklich und zufrieden mit ihrer Familie in einem kleinen Dorf. Die beiden Brüder glichen sich bis aufs Haar, das einzige was die beiden unterschied waren ihre Persönlichkeiten und ihre Augen. Während der große Bruder wunderschöne blaue Augen besaß, hatte der kleine Bruder schwarze Augen. Die anderen Kinder im Dorf konnten den kleinen Bruder nicht leiden. Die sagten immer, er sehe mit seinen schwarzen Augen aus, wie ein Monster. Das hat den kleinen Bruder immer ganz traurig gemacht. Der große Bruder war immer voller Zuversicht und der kleine Bruder war immer unsicher. Immer wenn der kleine Bruder wegen seiner Augenfarbe gehänselt wurde, sagte der große Bruder zu ihm: ,,Lass die doch reden! Es ist unwichtig was die denken oder sagen. Blaue Augen haben viele. Aber mit deinen schwarzen Augen bist einzigartig. Du bist etwas besonderes." sie unternahmen viel zusammen und waren immer auf der Suche nach einem neuen Abenteuer. Aber am liebsten verbrachten sie ihre Zeit bei den einzigartigen Blumen, die rund um ihr Dorf wuchsen."
DU LIEST GERADE
Heart of Darkness
FantasyMan x Man Ein Mensch und ein Drache. Eine liebe und ein Geheimnis. Wird ihre Liebe dieses dunkle Geheimnis überleben, oder reißt es sie beide in den Abgrund? In einem Königreich in einer anderen Welt ist nicht alles wie es scheint. Tief im inneren...