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Etwas knackt. Ich kann es deutlich hören. Dann zerbricht es und meine Welt nimmt wieder Farbe an. Ich japse nach Luft und setze mich auf. Mijó ist in einer Kugel aus Eis und Mamor eingesperrt. Ich setze mich auf und lächel. Die umstehenden starren mich an, als währe ich ein Geist. ,,Deine Pläne sind scheiße! Habe ich dir das mal gesagt?!" schreit mich Kurīme an. ,,Nein, jetzt aber." er verdreht die Augen. Vor mir kniet ein verzweifelter Loran, das Gesicht voller Tränen. Langsam stehe ich auf und fasse mir an den Hals. Die Wunde ist bereits verheilt und hat nur eine hässliche Narbe hinterlassen. Das Blut ist leider immer noch da. Er steht auf und sieht mich an. Zitternd zeigt er auf meinen Hals, wo jetzt nur noch die große Narbe prangt. ,,Wie ist das möglich? Rédin hat dir die Kehlen durchgeschnitten." ich lächel ihn an. ,,Unter uns Halbdrachen nennen wir es erwachen, oder zweite Geburt. Unser Magiekern wird durch unseren Menschlichen tot erweckt und holt uns zurück ins Leben." Kurīme wirft einen Eispfeil in meine Richtung. Ohne Mühe stoppe ich ihn mitten in der Luft. ,,Das stimmt, aber noch nie, noch niemals nie, ist jemand ein zweites Mal erwacht! Du Idiot! Wie sollte ich ohne dich Mijó in den Griff kriegen?!" ich schüttle den Kopf und gehe zu Kurīme. ,,Sieht doch ganz gut aus." meine ich, aber er rollt mit den Augen. ,,Haha, ganz Lustig. Du weißt genauso gut wie ich, das der Boss ihren Kern hat und ihr jederzeit ihre volle Kraft geben kann!" ich nicke. ,,Wir sollten das schnell klären." stimme ich ihm zu. ,,Ich will eine Erklärung! Und zwar jetzt!" verlangt Kuàng. Mijó in ihrem kleinen Gefängnis grinst und das Eis zerspringt. Den Mamor zerbricht sie einfach. ,,Die kann ich dir geben Liebling." sie grinst ihn schief an. ,,Wir, sind Xiōsha!" Loran und Tsutāi sehen sie wütend an. ,,Hör auf zu lügen!" ,,Dir glaubt doch eh keiner ein Wort!" schreien die beiden Brüder sie wütend an. ,,Wenn ihr mir nicht glaubt, dann fragt doch Eure Lieblinge. Sie wurden geschickt, um euch zu töten." sagt sie vergnügt. Die beiden sehen uns an. ,,Sie lügt, nicht wahr?" ,,Sag mir das sie lügt!" wir schütteln den Kopf. ,,Das war unser Auftrag." bestätige ich. ,,Aber jetzt nicht mehr! Wir wollen nicht mehr töten! Wir haben uns das ganze nicht ausgesucht!" sagt Kurīme verzweifelt. ,,Wir wollten nicht getötet und von unseren Familien getrennt werden! Wir wollten nicht gefoltert werden! Und wir wollten nicht töten!" schreit er verzweifelt. ,,Wir hatten keine Wahl. Jetzt schon." ergänze ich und wische mir das Blut aus den Haaren. ,,Shinyó." höre ich eine Stimme flüstern. Ich drehe mich zu der Stimme und sehe meinem großen Bruder in die Augen. ,,Wie ich schon sagte, wir werden später alles erklären. Jīnshō." ich lächel meinen Bruder an. Die Erde fängt an zu beben und der Boden fängt an kochend heiß zu werden. ,,Ihr geht jetzt besser alle!" ,,Lasst uns das regeln!" ich erschaffe eine dicke Schattenwand und schütze uns gerade noch rechtzeitig vor den Flammen. Da wir immer noch na an dem Balkon stehen, fangen jetzt auch die anderen Kristalle, durch die Hitze, an zu zersplittern. ,,Bitte vertraut uns! Erinnert ihr euch noch an den Angriff? An dem Tag, sollten sie euch töten. Aber sie haben sich dagegen entschieden! Yinka hat die Angreifer erschaffen! Damit es echt wirkt mussten sie sich selbst verletzen! Er hat sich so sehr verausgabt, dass er sogar das Bewusstsein verloren hat! So verzweifelt war er!" mischt sich Rédin ein und stellt sich zu mir und Kurīme. ,,Ich gehöre auch zu ihnen. Das ganze Blutbad musste sein! Es ist für eine sichere und friedliche Zukunft! Wir wollen keine Vergebung! Wir wollen es nur wieder gutmachen." sagt er und errichtet zwischen uns und den anderen eine Marmorwand. ,,Jetzt können wir kämpfen, ohne uns Sorgen machen zu müssen." er grinst uns an. ,,Wollen wir anfangen?" wir lächeln uns an. ,,Bringen wir es hinter uns!" mein Schatten formt Speere, die auf Mijó zu rasen. Kurīme erschafft an der Decke Eisplatten, die er nach und nach auf Mijó fallen lässt. Rédin konzentriert sich darauf, das keiner seine Mauer durchbricht. ,,Verdammt! Sie wehrt alles ab!" flucht Kurīme und schleudert ihr noch mehr Eis entgegen. ,,Niemand hat gesagt, das es einfach werden würde." ich überlege. ,,Rédin, lass die Decke einstürzen!" schockiert sehen mich beide an. ,,Verlierst du jetzt endgültig den Verstand?!" ich schüttle den Kopf. ,,Besser wir tuen es, als sie!" ich zeige auf die Wände und Decke. Alles hat bereits Risse durch die hohe Temperatur. ,,Wir müssen den geeigneten Moment abpassen!" Kurīme seufzt genervt. ,,Was ist dein Plan?" ich zeige auf die Mitte des Saales. ,,Unter uns befinden sich die Mikanshí Räume. Sie befinden sich zwar unter einer dicken Beton Schicht, aber wenn die Decke einstürzt/" ,,Sollte sie durchbrechen!" ich nicke. ,,Genau! Aber dann ergibt sich ein ganz anders Problem!" Kurīme hebt misstrauisch eine Augenbraue. ,,Wir haben schon genug Probleme! Was denn noch?!" der Raum fängt an zu brennen, Kurīme versucht sein bestes um das Feuer zu löschen. ,,Eine Wasserdampfexplosion!" Kurime lässt den Kopf hängen. ,,Na toll. Was heißt das genau?" Rédin mischt sich ein. ,,Das Wasser verdampft unsagbar schnell und da die Mikanshí Räume sich unter dem gesamten Schloss durchziehen, kann es sein, dass uns das Schloss abstürzt, oder auf den Kopf fällt!" erklärt er. Ich nicke. ,,Genau deswegen sind meine Schatten dabei das Schloss zu evakuieren! Aber uns bleibt nicht viel Zeit! Der Marmor hält die hohen Temperaturen nicht mehr lange aus!" die anderen nicken. ,,WAS REDET IHR DA?!" Mijó schreit uns an und verliert den letzten Rest ihrer Selbstbeherrschung. Ihr Kleid ist schon lange verbrannt und auch die Krone auf ihrem Kopf, fängt an zu schmelzen. Sie spuckt Feuer in alle Richtungen und lacht verstörend. ,,IHR HABT ALLES RUINIERT!" sie zerbricht meine Schattenbariere und stürmt auf mich zu. Meine Schatten schnellen vor und wickeln sich um ihre Arme und Beine. Mit aller Kraft reiße ich an ihnen und reiße ihr ein Bein ab. Das Blut tropft zischend auf den Boden. ,,AAAAAHHHHH ... WAS FÄLLT EUCH EIN?!" sie reißt sich los und fällt zu Boden. Zitternd fängt sie an, manisch zu lachen. ,,Glaubt ihr, das hält mich auf?" sie gluckst und schüttelt den Kopf. ,,Ich fange GERADE ERST AN!" nur mit Mühe kann ich verhindern, dass sie mich zu Asche verbrennt. Es ist so heiß. Ich kann kaum Atmen!? Die heiße Luft und der Rauch vom Feuer, machen uns das Atmen schwer. ,,Kurīme! Kannst du irgendwie die Luft kühlen?!" er nickt. ,,Ich versuche es!" er versucht Eis zu bilden, aber der Raum ist schon zu heiß. Ich horche in mich und höre den Schatten um mich herum zu. ,,Es sind alle draußen! LOS JETZT!" Rédin lässt die Decke auf Mijó stürzen und überzieht den Boden mit rissen. Während Mijó sich vor der fallenden Decke schützen will, bricht der Boden unter ihren Füßen ein. Mit einem ohrenbetäubenden Schrei fällt sie in die Tiefe.
,,MACHT EUCH BEREIT!" wir stellen uns dicht zusammen und verbinden unsere Fähigkeiten, um uns vor der Explosion zu schützen. Und das keine Sekunde zu früh. Eine riesige Dampfwolke schießt aus dem Loch im Boden empor und zerreißt den Raum um uns herum. Mit einem Ball aus Marmor, Eis und Schatten versuchen wir uns zu schützen. Wie wild werden wir in dem Ball hin und her geschleudert. Mit Mühe navigiere ich uns nach draußen. Der Aufprall ist unfassbar grob. ,,Ist es vorbei?" ich schüttle den Kopf. ,,Das hat uns nur Zeit verschafft." die schützende Hülle zerbricht und gibt den Blick auf das Schloss frei. Wie befürchtet, hat das Schloss die Explosion nicht gut überstanden. ,,Woher wusstest du eigentlich, dass die Explosion so schlimm wird?" fragt Kurīme und setzte sich erschöpft auf den Boden. ,,Yinka wies mich an die Räume zu durchsuchen. Dabei bin ich auf einen gestoßen der unnatürlich voll war. Dort hat Mijó Hijó versteckt. Ich habe erfahren, dass die beiden ertrunken sind. Also habe ich den Raum geflutet." Kurīme lässt sich nach hinten fallen. ,,Ihr seid beide ... vollkommen bekloppt." wir lachen. ,,Steh auf. Wir haben keine Zeit." ich helfe Kurīme hoch und wir stellen fest, dass wir auf der Trainingsinsel gelandet sind. ,,Verdammt!" ,,Was ist?" Rédin hält sich den Arm. ,,Ich muss ihn mir bei dem rumgeschleudere gebrochen haben!" flucht er. ,,Nicht gut." nuschel ich, aber bevor wir etwas tun können werden wir wieder angegriffen. Mijó hat uns schon gefunden. ,,IHR NICHTSNUTZE! SO LEICHT, WERDET IHR MICH NICHT LOS!" schreit sie. Sie hat ihre Flügel ausgebildet und flattert über uns in der Luft. Rote Schuppen überziehen ihren Körper und stoppen die Blutungen von ihren Wunden. Ich sehe sie an und grinse. ,,WAS GRINST DU SO DUMM?!" mein Kleid reißt am Rücken auf und meine Flügel reißen aus meinem Rücken. ,,Ich muss dir danken. Jetzt, da wir hier draußen sind, muss ich mich nicht mehr zurückhalten!" ich fliege in die Höhe, Mijó kann nicht so schnell reagieren und wird von Bàtoko auf den Boden geschleudert. Als sie auf dem Boden auftritt, spuckt sie Blut und ein knacken ist zu hören. Ihre Rippen sind gebrochen. Wutentbrannt sieht sie mich an und fliegt in meine Richtung. Ein Eispfeil schießt auf sie zu, schmilzt aber noch in der Luft. ,,Ich komme klar! Stell sicher, dass es allen gut geht!" Zähne knirschend nickt Kurīme und er und Rédin verschwinden.
Jetzt geht der Kampf erst richtig los. Mijó schließt uns in einem Käfig aus Feuer ein und dreht die Temperatur hoch. Es wird heißer und heißer. Ich habe das Gefühl, dass ich am lebendig Leibe gegrillt werde. Ich schreie auf und ein riesiger Schatten legt sich um den Feuerkäfig. ,,Schade, das Luft keinen Schatten hat." sage ich und der Schattenkäfig bekommt Dornen. Mijó lacht. ,,Werd nicht albern!" glücklich breitet sie die Arme aus und deutet auf ihren Feuerkäfig. ,,Hier kommst du nicht mehr raus! Ich weiß, dass du alle aus dem Schloss, runter in die Stadt gebracht hast! Das muss soooo anstrengend gewesen sein!" sie lacht und zeigt auf mich. ,,Du Blutest! Deine Stirn, deine Knie! Ach!! Hab ich schon die Verbrennungen an den Armen und Händen erwähnt!" ich versuche sie zu ignorieren und sie redet einfach weiter. ,,Du hast die beiden weg geschickt, damit sie nicht sehen, wie schwach du eigentlich bist!" sie lacht und wirft ihr Feuer nach mir. Ich kann nicht alles abhalten und sie trifft mein rechtes Bein. ,,HAHAHAHAHAHAHAHHAA!" Mijó lacht vor sich hin und grinst. Ich erwidere es. ,,Was grinst du so?! Du stirbst! Wenn ich dich schon nicht töte, dann der König! Du wirst zum Tode verurteilt werden!" ich lächel sie an. ,,Ich weiß, dass gleiche gilt aber auch für dich! Dein Körper kann deiner Kraft nicht mehr lange stand halten. Du verbrennst von innen heraus." Mijó sieht an ihrem Körper herunter. ,,Nein, NEIN, DAS KANN NICHT SEIN!" sie schreit und versucht die Verbrennungen von ihrer Haut zu reiben. ,,Du hast zwar deine volle Kraft, aber dein Körper kann mit ihr nicht mithalten!" ich grinse sie an. ,,Deswegen wirst du ob kurz oder lang, diesen Kampf verlieren!" ihre Augen fixieren mich und sie fliegt auf mich zu. Ich weiche ihr aus und sie fliegt gerade zu in meine Schattendornen. Sie wird vollkommen durchlöchert und ihr Feuerkäfig löst sich auf. Langsam lasse ich den Schattenkäfig zu Boden sinken und löse ihn auf. Erschöpft sehe ich zu Mijó, die ausblutend am Boden liegt. ,,What a pity, that candle queen." singe ich leise und höre noch wie sie leise röchelt. Dann wird es still.
,,YINKA!" Loran. Er und ein paar andere rennen auf mich zu und er umarmt mich. ,,Geht es dir gut?" fragt er und sieht mich besorgt an, er legt eine Hand an meine Stirn und sieht sich vorsichtig die Platzwunde an. ,,Ja, mir geht es gut. Ich bin nur etwas erschöpft." müde lächel ich ihn an. Dann wendet er sich Mijó zu. ,,Sie wird sterben." sage ich ihm. Man kann sehen, wie Mijó anfängt zu verbrennen. Die Luft riecht nach ihrem verbranntem Fleisch. Ein absolut ekliger Geruch. ,,Wie ist das möglich?" fragt er mich, aber ich schüttle den Kopf. ,,Erklär ich dir später. Jetzt muss ich mich erstmal ausruhen." Loran nickt. Auch die anderen sind jetzt bei uns angekommen. Kurīme und Tsutāi sind ganz vorne. Hinter ihnen sind Ānhúr und ein paar andere Wachen. Ganz hinten sind Kuàng und Yōwá. Ich lächel sie alle erschöpft an, als ich einen stechenden Schmerz in meiner Brust fühle. ,,Du zielst doch so gerne auf die Brust. Da dachte ich, zeige ich dir mal, wie sich das anfühlt." auf das flüstern hin wird das Schwert noch tiefe in meinen Rücken gerammt und kommt aus meiner Brust raus. ,,YINKA!" ,,Oh, Kamdí!" es vergehen ein paar Sekunden, bis ich begreife, was passiert ist. Immer mehr der Gäste versammeln sich und sehen mich und die Person hinter mir, geschockt an. ,,Sārén warum!?" ich lächel und huste Blut. ,,Weil es sein Auftrag ist. Ich hätte dich früher erkennen müssen. Das mit Gājiā, das warst du, nicht war?" ein Lachen ertönt. ,,Ja, das war ich. Woran hast du mich erkannt?" ich Verdrehe die Augen und lege eine Hand auf meine Wunde. ,,Diese plötzliche, unbändige Wut, konnte doch nur von dir kommen. Du warst es auch, der die Eifersucht in mein Herz gepflanzt hat. Nicht wahr?" Sārén stößt mich und ich falle zu Boden. ,,Ich wollte nicht, dass sie dir bei deiner Mission Probleme macht. Also habe ich sie beseitigt." er zuckt mit den Schultern und lässt das Schwert in seiner Hand kreisen. Dann hält er an und leckt über das blutverschmierten Schwert. ,,Es ist so ein Jammer. Du hättest den Kampf gewinnen können, ganz ehrlich. Aber du musstest ja unbedingt diese Menschen und Drachen retten." das Wort Drachen spuckt er regelrecht aus. Ich lache schwach und stehe wieder auf. Sārén sieht mich gelangweilt an. ,,Warum lässt du sie nicht für dich kämpfen?" fragt er und deutete auf meinen Schatten, der sie fixiert. ,,Das ist nicht ihr Kampf. Es ist alleine meiner!" ich schmecke den metallischen Geschmack von Blut in meinem Mund und spucke es auf den Boden. Mit meinem Schatten forme ich ein Schwert und halte es fest in der Hand. Sārén grinst freudig. ,,Jetzt wird es interessant. Du willst in deinem Zustand noch Kämpfen?" er fängt an etwas zu Pfeifen. ,,Ha, das erinnert mich irgendwie an früher. Aber damals, habe ich nur zugesehen, wenn du gekämpft hast. Heute, bin ich es, der dich herausfordert." er grinst mich glücklich an und wir fangen an, uns zu umrunden. ,,Ich habe nie verstanden, warum dich immer die Schwachen herausgefordert haben. Es hätte ihnen klar sein müssen, dass sie verlieren und sterben würden." ich zucke mit den Schultern. ,,Das war es auch. Sie haben mich herausgefordert, weil sie sterben wollten. Sie wollten dem Keller entkommen." Sārén schüttelt verständnislos den Kopf. ,,Schade, sie währen so gutes Kanonenfutter gewesen. Naja, was soll's." er zuckt wieder mit den Schultern und stürmt nach vorne. Ich wehre seinen Angriff ab, gerade so. Mich verlässt langsam die Kraft. ,,Du hättest dich von Mijó töten lassen sollen!" schreit er. ,,Du bist wirklich lästig! Mach uns allen den Gefallen und stirb endlich!" ich schüttle den Kopf und huste. ,,Es würde mir nicht im Traum einfallen, dir das Leben einfach zu machen!" ich setze zum Gegenangriff an, treffe ihn aber nicht. Er ist einfach zu schnell und zu gut. Mir bleibt keine Wahl. Ich lasse ihn angreifen und weiche aus, immer wieder. Bei jedem Schritt und jeder Bewegung, die ich mache, verliere ich Blut. Mir läuft die Zeit davon. Mit jedem Mal, dass ich ihm einfach nur ausweiche, wird er genervter und seine Angriffe energischer. ,,Du nervst wirklich!" der Boden bebt und große Felsen brechen aus ihm heraus und schweben in der Luft. ,,Oh, du willst mich also zerquetschen. So wie eine lästige Fliege." er nickt. ,,Bring it on. Zeig mir was du kannst!" die Blöcke rasen zu Boden und versperren seine Sicht. ,,Hey, das ist unfair! Jetzt sehe ich dich ja gar nicht mehr!" jammert er und sucht sich einen Weg zu mir. Erschöpft lehne ich mich an einen der Felsen. Die Insel fängt an zu beben und ich höre Sārén lachen. ,,Scheint so, als sei Mijó doch noch nicht tot. Sie will wohl die Insel abstürzen lassen." höre ich ihn entspannt sagen. Mein Magen zieht sich zusammen. ,,IHR MÜSST FLIEHEN! ICH FLEHE EUCH AN! ICH KANN NICHT GEGEN IHN KÄMPFEN UND EUCH BESCHÜTZEN!" damit ziehe ich meinen Schatten zurück und muss schon Sāréns Schwert abwehren. ,,Da bist du ja." ich höre Flügelschlagen. Enttäuscht sieht Sārén zu den davon fliegenden Drachen. ,,Was ein Jammer aber auch. Mit Zuschauern, macht das ganze mehr Spaß!" brutal hakt er auf mein Schwert ein und schleudert es mir aus der Hand. ,,Das war es dann wohl, mit dem Katz und Maus Spiel!" ich strecke meine Hand aus und fange Sāréns Schwert ab. Mit Leichtigkeit bohrt es sich durch meine Hand. Alles tut mir weh. ,,Wenn sie die Insel so unbedingt fallen sehen will, dann soll es so sein!" ich ziehe Sārén mit meinem Schatten an mich und die Insel bricht zusammen. Gemeinsam stürzen wir in die Tiefe. ,,DU BIST DES WAHNSINNS!? VOLLKOMMEN BEKLOPPT!? LASS MICH LOS!" verzweifelt versucht er sich von mir zu lösen. Aber ich lasse ihn nicht. Wenn ich schon sterbe, dann soll er mit mir sterben.
Jeder Schmerz weicht von mir. Ich spüre nichts mehr. Nur noch den Wind, der mich umringt. Kein Geräusch dringt an mein Ohr, als wir tiefer und tiefer fallen. Ich sehe nichts mehr und erinnere mich an das erste mal, dass ich Loran getroffen hatte. Ich erinnere mich noch gut an den zerzausten Wuschelkopf, der wegen dem Schneesturm nicht nach Hause konnte. Ich erinnere mich an sein schiefes Lächeln und wie er sich beschämt am Kopf gekratzt hat. Ich will leben! So sehr, dass es schon weh tut! Ich will Loran, die Kinder und die anderen Wiedersehen! Ich will meine Familie in den Arm schließen und ihnen sagen, dass jetzt alles gut ist.
Ich. Will. Leben.
Schlagartig öffne ich meine Augen und fange an, mit den Flügeln zu schlagen. Sārén lasse ich auf der Stelle los und in sein Verderben stürzen. Seine Rufe und schreie stoßen auf taube Ohren. Trotz meiner Versuche, den Aufprall abzufangen, lande ich hart auf dem Gestein und noch mehr kommt von oben. Ich will nicht sterben! Bitte! Jemanden muss mir helfen! Schützend lege ich meine Flügel um meinen Kopf und Oberkörper. Aber ich warte vergebens auf den Schmerz. Er kommt nicht. Ich mache die Augen auf und sehe in gelbe Augen. ,,Hijó." sie lächelt und reicht mir ihre Hand. ,,Wir sind zwar eingesperrt, aber am Leben." sie lächelt mich an und zieht mich in eine Umarmung. ,,Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll. Du hast meine Familie beschützt. Du hast sie alle gerettet!" sie fängt an zu weinen. ,,Es hat mich eine Weile gebraucht, bis ich es verstanden habe. Aber jetzt, tue ich es." sie nickt. ,,Danke." flüstert sie noch ein mal und lächelt. Hijó hat die herabstürzenden Felsen geschmolzen und so eine art Kuppel erschaffen hat. Durch kleine Öffnungen dringt Licht zu uns, das Geräusch von fallenden Steinen und Felsen ist verklungen. ,,Wir sollen hier raus. Die Luft wird langsam stickig." bemerkt sie. ,,Denkst du, du schaffst das?" besorgt sieht sie das Loch in meiner Brust an. ,,Muss gehen." sage ich und lasse unser Steingefängnis knacken, bis es zerbricht. Frische Luft und Sonnenlicht erreicht uns. Hijó hilft mir raus zu klettern und stützt mich, als wir den Trümmerhaufen verlassen. Nach ein paar Metern, sehen wir, dass unter einem Stein Blut hervorquillt. ,,Sārén." sage ich und wir gehen schnell weiter. Am Rande des Gerollhaufens setzt Hijó mich auf einen Stein und macht mit einer Feuersäule auf uns aufmerksam. ,,Hast du starke Schmerzen?" ich nicke. ,,Mir tut alles weh. Mein Kopf, natürlich meine Brust und meine Hand. Die sind am schlimmsten." Hijó nickt und reißt ein paar große Stücke aus ihren Sachen. ,,Ich verbinde deine Wunden jetzt so gut ich kann, Ok?" ich nicke. ,,Ok." vorsichtig bindet sie mir ein Stück um den Oberkörper und versucht die Blutung zu stoppen. Dann ein Stück um meinen Kopf und zum Schluss um meine Hand. ,,Ich bin so müde." Hijó stützt mich, damit ich nicht wegkippe. ,,Ich weiß, aber du musst wach bleiben. Kannst du das für mich machen?" ich nicke. ,,Ich kann es versuchen." immer noch sehr besorgt lächelt sie mich an. ,,Wusstest du, dass du eine sehr beruhigende Stimme hast?" frage ich sie und überrasche sie. ,,Kuàng hat mir das früher mal gesagt. Er meinte, unsere Söhne würden meine Stimme lieben." bei dem Gedanken muss sie leise lachen. Kurz lache ich auch, werde aber von einem schrecklichen Husten unterbrochen und spucke Blut aus. ,,Ganz langsam. Atme so flach wie möglich und beweg dich nicht!" sagt sie alarmiert. ,,Wir sind hier!" ruft sie dann unvermittelt und mehrere Leute kommen auf uns zu. ,,Er hat schwere Verletzungen und muss sofort behandelt werden!" Loran stürmt zu mir und setzt sich neben mich. ,,Es wird alles wieder gut. Das verspreche ich dir." er nimmt meine gesunde Hand und drückt mir einen Kuss auf den Handrücken. Ich lächel ihn müde an und wische ihm die Tränen weg. ,,Es gibt keinen Grund zu weinen." sage ich und Loran greift vorsichtig auch nach der anderen Hand. Die Verbrennungen tuen schrecklich weh und das Atmen fällt mir immer schwerer. ,,Wieso sollte ich nicht weinen?! Die Person, die ich am meisten liebe, liegt im Sterben!" immer mehr und mehr Tränenn fließen seine Wangen hinunter und er schluchzt verzweifelt. Ich lächel und deute mit dem Kopf neben mich. ,,Das ist deine echte Mutter." flüster ich. Meine Stimme fängt an zu versagen. ,,Nicht reden. Schon deine Kräfte!" ermahnt mich Hijó und streicht mir durch die Haare. ,,Das wird schon wieder." versucht sie mir Zuversicht einzureden. Aber ich schüttle den Kopf, ich kann um uns herum leises Schluchzen und weinen hören. ,,Ich bin so glücklich, dich kennengelernt zuhaben. Wir haben viele schöne Erinnerungen zusammen." ,,Sag sowas nicht! Wir werden noch viele weitere schöne Erinnerungen schaffen! Ok? Halt durch! Es wird alles wieder gut!" ich schüttle den Kopf. ,,Mach keine Versprechungen, die du nicht halten kannst." ich werde so furchtbar müde und kann die Augen nicht länger offen halten. ,,Es ist so schön warm." flüster ich und mir fallen die Augen zu. ,,YINKA!" ,,BITTE WACH AUF!" ,,Du musst durch halten!" ich höre sie verzweifelt schreien. Aber ihre Stimmen werden immer leiser und leiser. ,,Papa, wach auf!" ganz leise kann ich Nikaí und Haíko nach mir rufen hören. Aber ich kann ihnen nicht antworten, kann nicht die Augen öffnen. Mein Körper ist so schwer wie Blei. Immerhin tut mir nichts mehr weh, ich spüre nur noch einen leichten Druck.

Heart of Darkness Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt