Als die erste Schwester reinkommt, um nach Kurīme und mir zusehen, sind die Tränen getrocknet. ,,Wie geht es euch beiden heute?" fragt die junge Frau, als sie meinen Blutdruck Mist. ,,Ganz gut, aber ich konnte nur schlecht schlafen." gebe ich zu und deute auf meine Augen. Sie sind immer noch leicht gerötet und schlichte Augenringe sind unter ihnen zu erkennen. Besorgt sieht Kurīme zu mir rüber. ,,Es geht mir sonst aber gut." langsam nickt sie und fängt an Kurīme zu untersuchen und abzuhören. Kaum ist sie aus dem Raum springt Kurīme auf und setzt sich zu mir auf das Bett. ,,Es geht dir überhaupt nicht gut! Was ist los? Du weißt, dass du mir alles erzählen kannst." ich nicke. Aber mein Wissen, dieses furchtbare wissen, kann ich unmöglich mit ihm teilen. ,,Ich hatte einen schlechten Traum und konnte danach nicht mehr einschlafen." ich lächle ihn an und hoffe inständig, dass er mir glaubt. ,,Ist schon gut." er nimmt mich in den Arm. ,,Es war ja nur ein Traum." ich nicke und genieße seine Umarmung. ,,Wie geht es deinem Bauch?" frage ich und lasse Kurīme los. Stolz grinst er. ,,Fast verheilt!" er schlägt sich auf die Wunde und zieht die Luft scharf ein. ,,Ok, doch nicht." sagt er gepresst. Lachend überprüfe ich meine Wunden, dank Haíko sind sie schon fast verheilt. Aber auch nur fast. Wenn ich zu stark drücke, tut es selbstverständlich noch weh. Kopfschüttelnd sehe ich zu wie Kurīme sich seine Wunde hält und flucht. ,,Selber Schuld." Kurīme wirft mir einen wütenden Blick zu und flucht weiter. Die Tür öffnet sich und Nikaí und Haíko kommen rein. ,,Guten Morgen." fröhlich kommen die beiden rein und ich hebe sie nach einander auf das Bett. Erschrocken sehen die beiden Kurīme an der immer noch lautstark flucht. ,,Hast du dolle Schmerzen?" besorgt legt Haíko ihre Hand auf seine Wunde. ,,Haíko, du brauchst ihn nicht heilen. Seiner Wunde geht es gut. Er wollte nur beweisen wie stark er ist und hat sich auf die Wunde geschlagen." halte ich Haíko auf und Nikaí sieht zu Kurīme. ,,Dumm." kommentiert er das ganze und kuschelt sich an mich. Ich lege einen Arm um ihn und ziehe ihn näher an mich. ,,Ich will auch kuscheln!" mit traurigen Augen sieht Haíko mich an. ,,Komm her, hier ist genug Platz, damit wir alle drei Kuscheln können." glücklich lächelt sie und kuschelt sich an meine andere Seite. ,,Wann kannst du hier wieder raus?" fragt Nikaí und berührt vorsichtig meinen verletzten Arm. ,,Bald, dank deiner Schwester sogar noch früher." Kurīme hat endlich aufgehört zu fluchen. ,,Sei dir da mal nicht so sicher." verwirrt sehe ich ihn an. ,,Vergiss nicht, du bist einfach umgekippt. Kann sein, dass sie dich zur Beobachtung noch länger hier behalten wollen." ich verdrehe die Augen. ,,Nein! Yinka soll nicht hier bleiben!" ,,Genau, er soll nach Hause!" die beiden kleinen Klammern sich an mich. ,,Hey, seht mich mal an. Ich bin mir sicher, dass ich in den nächsten ein bis zwei Tagen entlassen werde. Bis dahin müsst ihr für mich auf Loran und das Schloss aufpassen. Macht ihr das für mich?" beide sehen mich an und nicken. ,,Wer muss auf mich aufpassen?" Loran kommt ins Zimmer. Kurīme verzieht sich wieder auf sein Bett und gibt Würgegeräusche von sich als Loran mich zur Begrüßung küsst. ,,Ach sei still. Du hast Tsutāi auch schon so oft geküsst." ich schüttle den Kopf und lächle Loran glücklich an. ,,Gibt es schon Neuigkeiten zu den Hilfsgütern?" Loran nickt. ,,Mehrere Königreiche haben zugestimmt uns Unterstützung zu schicken. Vaters Hilfsbereitschaft hat sich ausgezahlt. Da er immer versucht allen zu helfen, wollen ihm jetzt auch viele helfen." ich nicke. Das ist gut. Ich kratze mich am Kopf und komme nicht umhin mich schuldig zu fühlen. ,,Wolltet ihr zwei Yinka nicht was fragen?" Loran wechselt das Thema und sieht Haíko und Nikaí an. ,,Ach ja." ,,Weißt du wer diese Kamdí ist?" fragt Nikaí. ,,Ich höre ständig wie Leute ihren Namen sagen, aber wer ist sie?" erst sehe ich die beiden verwundert an, dann kann ich nicht mehr anders und kichere leise. ,,Als Kamdí bezeichnen wir eine Göttin die über uns wacht und uns beschützt. Es wird sich erzählt, dass Kamdí vor langer, langer Zeit eine starke Kriegerin war. Sie war mit der Natur eng verbunden und liebte jedes Wesen das unter der Sonne wandelte. Die alten Schriften beschreiben sie als Wunderschön und stark." mit großen Augen sehen die beiden mich an. ,,Wie sah sie denn aus?" ,,Ja, sag schon!" ich muss schmunzeln. ,,Sie soll sehr groß gewesen sein, größer als Loran, ihre Augen sollen so blau wie der tiefe Ozean gewesen sein und ihre Haare so hell wie die Sonne selbst." Haíko sieht zu Loran und überlegt. ,,Wow, sie muss ja wirklich riesig gewesen sein!" Ich grinse. ,,Ich war noch nicht fertig, es gibt noch sehr viel mehr über Kamdí zu erzählen." gespannt sehen mich die beiden an, auch Kurīme spitzt die Ohren. ,,Kamdí soll die furchterregendsten Bestien gebändigt haben und sie soll Städte aus dem nichts erschaffen haben. Eines Tages wurden die Wesen gierig. Sie wollten ihre Kraft, ihre Schönheit und ihr Wissen. Nach einem langen Kampf schafften sie es Kamdí zu töten. Die Natur, die so traurig war über den Tod dieser wunderbaren Frau, nahm ihre Seele in sich auf. Ihre Seele wurde gestärkt und sickerte in die Erde, die Bäume, die Felsen und die Wesen die im Wald lebten. So wurde sie zur allgegenwärtigen Göttin." Nikaí sieht traurig aus. ,,Was ist denn?" er zucke mit den Schultern. ,,Naja, Kamdí ist gestorben, nur weil sie gutes getan hat. Das ist traurig." ich nicke. ,,Kann sein, dazu muss ich sagen, dass Kamdí den Kampf hätte gewinnen können. Aber sie wollte den Wesen kein Leid zufügen. Es gibt keinen Grund traurig zu sein. Kamdí wollte es so. Um die zu schützen die sie so sehr liebte gab sie ihr Leben und wacht jetzt über uns." beide nicken und lächeln. ,,Man muss immer das positive sehen. Wenn man im schlimmen immer das gute sieht, kann man ein erfülltest Leben genießen." sagt Loran und streichelt den beiden über den Kopf. ,,Habt ihr noch mehr fragen?" Haíko und Nikaí sehen sich an und überlegen. ,,Wisst ihr denn in welchem Königreich wir uns befinden?" kurz überlegen sie, schüttln dann aber den Kopf. ,,Ok, dass macht nichts. Wir befinden uns in Chémni, der Hauptstadt des Königreichs Wánkarà. Auf der Welt gibt es sechs große Königreiche. Wánkarà ist eines davon. Außer diesen sechs Großmächten gibt es noch andere, kleinere Königreiche. Dazu gehört das Königreich Díkogu, welches an unseres angrenzt." ich kichere und drücke die beiden an mich. Glücklich kuscheln auch sie sich an mich und wir genießen diesen kleinen Moment.
Ich gähne müde und streichle den beiden über den Kopf. ,,Wie sieht es aus?" Loran kratzt sich am Kopf. ,,Ganz gut, das Chaos ist bereits beseitigt. Aber die Leute sind immer noch verängstigt, das wird wohl erst besser werden wenn die Hilfsgüter ankommen." Nikaí zupft an meinem Ärmel. ,,Warum helfen uns nicht die anderen großen Königreiche?" fragt er. ,,Weißt du, das liegt daran, dass Xiōsha überall ist und den Königreichen große Probleme bereitet. Alle haben Angst. Jeder hat mit ihm zukämpfen. Oft werden Transporte überfallen und damit gibt es ein Problem bei der Versorgung. Jeder sieht zu, dass er selbst über die Runden kommt. Wenn sie könnten, würden sie uns helfen." jetzt zupft Haíko an meinem anderen Ärmel. ,,Aber wie können uns dann die kleineren Königreiche helfen?" ich lächle. ,,Das liegt daran, dass wir im ständigen handel mit ihnen sind. Außerdem hat Kuàng ihnen geholfen, als es keiner sonst konnte. Uns ging es zu dem Zeitpunkt noch einigermaßen gut. Und jetzt brauchen wir Hilfe, also revanchieren sie sich. Sie wollen ihre Schuld zurück zahlen." Haíko nickt. ,,Das macht Sinn." ich gähne, der Schlafmangel macht sich bemerkbar. ,,Du solltest versuchen zu schlafen." meint Loran und nimmt meine Hand. Ich schüttle den Kopf. ,,Ich will nicht schlafen." Kurīme sieht mich besorgt an. ,,Ist es wegen dem Albtraum?" ich nicke einfach. Ich habe tatsächlich Angst wieder einen Albtraum zu haben. Loran nimmt mich in den Arm. ,,Es gibt keinen Grund Angst zu haben, es sind ja nur Träume." er streicht mir über die Wange und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. Ich seufze und lehne mich in Lorans Hand. ,,Ich will hier raus." Murmel ich. Ich muss die Zeit nutzen die mir bleibt. ,,Ich frage mal Yīsha." Loran verlässt das Zimmer und Haíko und Nikaí sehen mich besorgt an. ,,Es geht mir gut, macht euch keine Sorgen. Ich schlafe hier nun mal nicht so gut." ich kratze mich am Kopf und lächle die beiden an. ,,Wenn du meinst." die beiden kuscheln sich an mich.
Ich muss kurz eingeschlafen sein, denn als ich die Augen wieder aufmache ist Loran wieder da und auch Tsutāi hat sich zu uns gesellt. ,,Hey, wieder wach?" Loran lächelt mich an. ,,Wie lange habe ich geschlafen?" frage ich und setze mich auf. ,,Drei Stunden. Die beiden kleinen sind wieder auf eurem Zimmer und spielen mit Sārén." erklärt mir Kurīme, der auf Tsutāis Schoß sitzt. Ich nicke. ,,Ach Ja, und Yīsha meinte, dass du heute Abend hier raus darfst. Den Tag über will sie noch mal sicher gehen, dass es dir auch wirklich besser geht." ich nicke und strecke mich. ,,Gut, noch eine Nacht hätte ich hier nicht ausgehalten." ich schiebe die Bettdecke zur Seite und stehe langsam auf. Loran ist sofort an meiner Seite, falls ich fallen sollte. Ich gehe etwas im Zimmer auf und ab, ich kann einfach nicht den ganzen Tag im Bett liegen und nichts machen. Kurīme sieht mir beim auf und ab gehen im Zimmer zu.
,,Hör auf damit, dass macht mich irgendwie nervös." sagt er nach einer Weile und reibt sich die rechte Schläfe. ,,Tut mir leid, aber ich kann einfach nicht mehr still sitzen." ich setze mich auf einen der Stühle und sehe nach draußen. ,,Heute ist schönes Wetter." Kurīme folgt meinem Blick und verzeiht das Gesicht. ,,Regen." grummelt er. ,,Ich verstehe immer noch nicht, was du an diesem furchtbaren Wetter so toll findest." ich zucke mit den Schultern und sehe dem Regen weiter beim fallen zu. Es beruhigt mich. Das Geräusch, der Geruch. Regen ist so etwas reinigendes. Es säubert das Land und hilft den Pflanzen zu wachsen und füllt Flüsse und Seen für die Tiere.
Ein Donnerschlag lässt Kurīme zusammen Zucken. ,,Ich hasse Gewitter!" ich lächle. Loran setzt sich zu mir und sieht ebenfalls aus dem Fenster. ,,Es hat schon etwas beruhigendes an sich." meint er. Kurīme sieht ihn entsetzte an. ,,Ihr seid doch verrückt." murmelt er und drückt sich enger an Tsutāi. ,,'Weiß wie Puder Schnee, so wie rot wie Blut und schwarz wie Ebenholz, sein ihr gegeben.' Eine Frau darum die Götter einst bat und ein Wunderkind schon bald gebor'n ward." ich fing an zu singen. Genealogie of Red, White and Black. Das Lied, das laut der alten Frau zu mir passt. Kurīme sieht zu mir. ,,Ist etwas?" frage ich ihn und erwidere seinen Blick. ,,Ach, Ich habe gerade nur überlegt. Musik scheint dir echt viel zu bedeuten. So viel wie du manchmal singst." ich nicke. ,,Stimmt, Musik bedeutet mir sehr viel. Die Lieder die ich singe, haben für mich eine starke Magie in sich. Ich tauche in ihnen ein und folge ihrer Geschichte. Die Menschen in der anderen Welt wissen gar nicht, wie mächtig ihre Lieder sind." Kurīme zieht eine Augenbraue hoch, überlegt und scheint es zu verstehen. ,,Verdammt!" Tsutāi flucht. ,,Was ist?" fragt Loran. ,,Es ist schon nach zwei!" jetzt flucht auch Loran. ,,Wir müssen zu einem Meeting. Wir sind so schnell wir können wieder hier." die beiden verabschieden sich hastig von uns und stürmen aus dem Zimmer.
,,So und jetzt noch mal genauer. Was ist Musik für dich?" fragt Kurīme mich und setzte sich auf den Stuhl neben mir. ,,Musik hilft mir einen freien Kopf zubekommen. Das hilft mir, meine Kraft zu kontrollieren, mich zu kontrollieren. Außerdem gebe ich mich gerne der Stimmung im Lied hin und lasse mich davon treiben." Kurīme nickt. ,,Für dich bestehen sie aus reiner Magie." ich nicke. ,,Meine Mutter hat mir immer Vorgesungen, wenn ich abends nicht einschlafen konnte. Also ist es auch so ne Art Erinnerung an sie." Kurīme nickt wieder. ,,Ich vermisse meine Familie auch. Denkst du wir können zu ihnen zurück, wenn alles vorbei ist?" ich lege den Kopf schief. ,,Ich sehe keinen Grund es nicht zu tun. Aber bis dahin, heißt es Füße stillhalten." es blitzt. Ich lege meinen Kopf auf Kurīmes Schulter. ,,Doch die Zeit verging und keiner ahnte, dass sich Wahnsinn in das Uhrwerk bahnte."ich spüre wie Kurīmes Körper etwas bebt als er leise lacht. ,,Um solch helles Licht die Schatten werben. Und in ihnen nährt sich das 'Verderben'." er seufzt. ,,Wenn die Welt nur wüsste wie verfault sie von innen ist." ich nicke. ,,Sie würden in Panik geraten." ,,Vermutlich." wir beobachten das Gewitter mit seinem Donner und seinen Blitzen.
,,Ich mag Gewitter immer noch nicht." sagt Kurīme irgendwann und legt seinen Kopf auf meinen. ,,Mh."
DU LIEST GERADE
Heart of Darkness
FantasyMan x Man Ein Mensch und ein Drache. Eine liebe und ein Geheimnis. Wird ihre Liebe dieses dunkle Geheimnis überleben, oder reißt es sie beide in den Abgrund? In einem Königreich in einer anderen Welt ist nicht alles wie es scheint. Tief im inneren...