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Als ich aufwache liege ich im Bett, unter der warmen Bettdecke. Langsam setze ich mich auf. Wie lange war ich weg? Ich sehe mich um. Durch die zugezogenen Vorhänge dringt kein Licht. Die Sonne muss mittlerweile vollständig untergegangen sein. Vorsichtig berühre ich meinen Hals, der Druck ist weg und ich kann frei atmen. Die Kälte ist verschwunden und mein Kopf fühlt sich frei an. Tief atme ich durch und lasse die Ruhe rein. Der Lärm der Feier ist nur noch eine wage Erinnerung.  Es gibt nichts was ich tun könnte um die Vergangenheit zu ändern. Ganz gleich wie furchtbar sie ist. Ich werde mich immer an die Kälte, den Schmerz und die Einsamkeit erinnern, die ich durchleben musste. Ich fange an zu zittern und Tränen laufen meine Wangen runter.
Tief atme ich ein und aus, ein und aus, ein und aus. Ich wische mir die Tränen aus dem Gesicht und sehe zur Decke. Lächelnd lasse ich mich zurück in die Kissen auf dem Bett fallen. Sie riechen nach Loran. Sein Geruch gibt mir ein Gefühl von Sicherheit. Vielleicht hat Mapójo recht. Vielleicht kann mir vergeben werden. Und wenn nicht, ist es auch nicht schlimm. Durch den Weg, den ich gegangen bin, auch wenn nicht freiwillig, konnte ich Loran kennenlernen. Und durfte spüren, was es heißt geliebt zu werden. Dieses warme Gefühl, daran werde ich mich immer erinnern. Noch ein Mal atme ich tief durch. Ich schlage die Bettdecke auf, erst erstarre ich, dann werde ich rot. Loran hat mich umgezogen! Stumm fluchend stehe ich auf. Meine Beine fühlen sich noch sehr wacklig an, also stütze ich mich an der Wand ab und gehe langsam zur Tür.
Da ich von unten Stimmen höre, ist das Wohnzimmer mein erstes Ziel. Der Teppich ist weich unter meinen Füßen, deswegen konzentriere ich mich darauf, ich brauche das gerade einfach. Ein Schritt nach dem anderen. Rechter Fuß, linker Fuß, rechter Fuß und wieder linker Fuß.
Von den unteren Treppenstufen aus kann ich sehen, dass Loran, Tsutāi und Kurīme im Wohnzimmer sitzen und leise reden. Kurīme und Tsutāi haben sich umgezogen, beide tragen jetzt einen Jogginganzug. Nur Loran trägt noch seinen Anzug, fährt sich immer wieder mit den Fingern durch die Haare und seine Flügel zucken nervös. Er sieht fertig aus. Langsam gehe ich auf die drei zu, ich will unbedingt zu Loran, ihm zeigen, dass es mir gut geht.
Besagter Drache bemerkt mich zuerst. ,,Yinka!" er schnellt auf mich zu und nimmt mich in den Arm. ,,Geht es dir gut? Kein Schwindel? Ist dir noch kalt?" bombardiert er mich mit fragen und seine Augen sind voller Sorge. Loran legt eine Hand auf meinen Rücken und hält mich sanft am Arm, als er mich zum Sofa führt ,,Mir geht es gut, so gut wie seit Tagen nicht." sage ich nach dem ich mich gesetzt habe und lächle die drei an. Ich bemerke das Lorans Hände angefangen haben zu zittern. ,,Guck mich mal an." ich lege eine Hand an seine Wange und nehme mit der anderen Lorans Hände. ,,Es tut mir leid, dass ich dir so viele Sorgen bereitet habe. Ich glaube der Angriff hat mehr mit mir zu schaffen gemacht als ich zugeben wollte." Loran nickt langsam. ,,Aber jetzt geht es mir besser. Ich glaube, ich habe diesen Zusammenbruch gebraucht." ich grinse schief und streiche sanft über Lorans Wange. Aber es stimmt, jetzt geht es mir viel besser. Ich habe einen klaren Kopf und weiß was ich tuen kann und was nicht. Ich kann ihn aufhalten, nicht alleine, das ist klar. Aber ich kann meine Vergangenheit nicht ändern, ich kann nur mich ändern. Loran streckt seine Arme aus und nimmt mich erneut in den Arm. ,,Ich hatte so eine Angst." flüstert er und drückt mich fest an seine Brust. Ich schmiege mich an ihn. ,,Tut mir leid. Tut mir leid." fange ich an zu flüstern. Loran legte eine Hand an meinen Hinterkopf. So, in dieser Position, kann ich seinen Herzschlag hören. Er ist schnell und hämmert regelrecht gegen Lorans Brust. Ich schließe die Augen und konzentriere mich auf Lorans Herzschlag. Langsam kommt sein Herz zur Ruhe und findet seinen alten, gewohnten Rhythmus wieder. Ich atme tief ein und rieche Lorans typischen Geruch, gemischt mit einem Parfüm.
Vorsichtig löse ich mich von Loran und lege seine Hand auf meine Brust. ,,Es geht mir gut." wiederhole ich und sehe ihm tief in die violetten, blauen Augen. ,,Ok, Ich glaube dir." Loran legt seinen Kopf auf meine Schulter.
,,Ok, können wir mal darüber reden, dass du mich angelogen hast? Das du alle angelogen hast?! Ich bin dein bester Freund! Wenigstens mir hättest du erzählen können wie es dir geht!" in Kurīmes Augen sammeln sich Tränen. ,,Wieso musst du uns immer so erschrecken?!" er stürmt zu mir und umarmt mich. ,,Du bist echt doof!" ich lege meine Arme um Kurīme und lasse ihn weinen. ,,Tut mir leid, ich musste erstmal selbst mit allem klar kommen."  er schnieft und haut mir sanft auf den Arm. ,,Du bist ein Idiot, aber mein Idiot." Loran zieht eine Augenbraue hoch. ,,Falsch, er ist MEIN Idiot!" empört löst sich Kurīme von mir. ,,Definitiv nicht! Ich kenne ihn schon viel länger als du!" Kurīme sitzt links von mir und Loran rechts, und beide halten je einen meiner Arme. ,,Leute..." Loran funkelt Kurīme herausfordernd an. ,,Aber mich liebt er! Also ist er MEIN Idiot!" Kurīme schnaubt. ,,Liebe vergeht, Freundschaft besteht!" so geht es hin und her. Und das, eine ganze Weile.
Hilfesuchende sehe ich Tsutāi an, dieser schüttelt den Kopf und löst Kurīmes griff um meinen Arm. ,,Es ist spät, wir sollten gehen und den beiden ihre Ruhe lasssen. Es war ein anstrengender Tag." Tsutāi führt den sprachlosen Kurīme zur Tür. ,,Verräter!" flucht dieser. Kann aber nichts mehr tun, da er schon aus der Tür geschoben wurde. ,,Also dann, gute Nacht." schnell schließt Tsutāi die Tür.
Erleichtert atme ich auf und sinke in die weichen Sofakissen. ,,Endlich Ruhe." nuschel ich und schließe die Augen. ,,Die Kinder!" plötzlich sitze ich wieder aufrecht und habe die Augen weit aufgerissen. ,,Was ist mit den Kindern? Ist bei den beiden alles in Ordnung? Wissen sie, dass ich wieder umgekippt bin? Und/" Loran hält mir den Mund zu. ,,Es geht den beiden gut. Ja und nein, Dad hat ihnen erzählt, dass es dir nicht so gut geht  und du etwas Ruhe brauchst. Deswegen schlafen sie heute  und morgen bei ihm." ich nicke. Das ist gut, hoffentlich machen sie sich nicht zu große sorgen. Ich seufze erleichtert, da fällt mir wieder etwas ein. Loran hat mich umgezogen. Er hat mich nackt gesehen! Ich werde knallrot und will etwas sagen, kann es aber nicht, weil Loran immer noch meinen Mund zuhält. ,,Mmmm!" fragend sieht Loran mich an. ,,Was willst du?" Er spielt den dummen, na warte. Ich lecke ihm über die Hand und schneller als ich gucken kann, hat er diese zurückgezogen und ich kann wieder sprechen. ,,Das ist die Rache dafür, dass du mich umgezogen hast!" jetzt wird Loran rot. ,,Ich habe doch gar nichts gesehen!" protestiert er und hält seine Hand, als hätte ich sie nicht angelegt, sondern abgebissen. ,,Es geht ums Prinzip." nuschel ich. ,,Du bist der erste den ich so nah an mich ran lasse. Du bist der erste in den ich mich verliebt habe." ich nehme seine Hand und lege sie auf meine Brust, über mein Herz. ,,Noch nie in meinem Leben, habe ich so ein Gefühl gefühlt. Nie habe ich jemanden wirklich geliebt. Nie diese Schmetterlinge im Bauch gefühlt." ich kann spüren wie mein Herz schneller schlägt. ,,Spürst du wie es schlägt? So schnell hat es selten geschlagen, dieses Mal, ist es das erste Mal, dass es vor nervöser Freude so schnell schlägt." flüstere ich und halte seine Hand auf meiner Brust. Loran legt seinen Arm um mich und zieht mich an sich, ganz sanft drückt er meinen Kopf an seine Brust. Ich kann seinen Herschlag hören. Er ist schnell, fast so schnell wie meiner. Vorsichtig nimmt er die Hand von meiner Brust und hebt meinen Kopf, sodass ich ihn ansehe. ,,Seit dem ich dich das erste mal gesehen habe, gibt es in mir nur einen einzigen Wunsch. Ich will mit dir den Rest meines Leben verbringen. Ich will mit dir alt werden und irgendwann, in ferner Zukunft, glücklich sterben." Oh, Loran. Wie sehr ich mir wünsche, dass das möglich währe. ,,Von Tag eins an, war ich schockverliebt. Ich konnte nur noch an dich denken. An deine Art, deine Stimme, deine Augen. Ich habe dich nicht mehr aus dem Kopf bekommen. Alles was ich wollte, ist bei dir sein." Loran hat eine Hand an meine Wange gelegt. ,,Ich liebe dich. Von ganzem Herzen." in Lorans Augen kann ich nichts sehen außer Ehrlichkeit und Liebe. ,,Ich liebe dich auch." ich setze mich auf seinen Schoß und wir küssen uns. Das prickeln in meinem Körper wird stärker, es ist ein so schönes Gefühl. Seinen Lippen auf meinen. Sein warmer Atem. Sein Geruch. Könnte man bloß die Zeit einfrieren.
Glücklich lächle ich in unseren Kuss hinein und genieße ihn in vollen zügen. Lorans Lippen sind weich und sanft. Ich lege meine Arme um seinen Nacken, so ist es einfach bequemer.
Wir lösen uns von einander und Loran lehnt seine Stirn gegen meine und wir sehen uns tief in die Augen. ,,Ich möchte es langsam angehen, Ja?" Lorans Daumen auf meiner Wange zieht Kreise. ,,Alles was du willst mein Schatz." das ist das erste mal, dass Loran mich bei einem Kosenamen genannt hat. Loran schmunzelt als er merkt das ich zögere und, mal wieder, rot werde. Lachend zieht er mich auf sich und lässt sich auf den Rücken fallen. Erschrocken halte ich mich an ihm fest, jetzt liege ich auf ihm und kann spüren wie sein ganzer Körper unter seinem herzhaften Lachen vibriert. Leise kicher ich und lege meinen Kopf auf seine Brust. ,,Können wir einen Moment so bleiben?" Loran hört auf zu lachen. ,,Klar, so lange wie du willst." ich kuschel mich ganz eng an Loran. Ich genieße die Wärme, die der Drache unter mir ausstrahlt und seufze genüßlich. ,,Meine persönliche Heizung." nuschel ich und fange mir ein erneutes Lachen von Loran ein. ,,Ruhe, Heizungen reden und lachen nicht." sage ich gespielt böse und die 'Heizung' verstummt.
Eine lange Zeit liegen wir einfach nur so da und genießen die Nähe des anderen.
Entspannt liegt mein Kopf auf Lorans Brust und ich höre seinem Herzschlag zu. Das schönste Geräusch der Welt.
Durch Lorans ruhigen Herzschlag und Atmung werde meine Augenlieder ganz schwer. Und ich schlafe ein.

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