25. Kooperation

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Nox nannte ihren Krieg mit Sarion „Operation: Schreckensnest". Der Krieg begann damit, dass Sain von ein paar Attentätern des Adels Sarions getötet wurde, was Nox die Sicherungen durchbrennen ließ — den Rest kann man sich denken. In diesem Krieg sollten mein Rudel und ich Nox dabei unterstützen, die unschuldigen Zivilisten zu evakuieren. Es gab jedoch auch Zivilisten, die Dreck am Stecken hatten und von der Evakuierung ausgeschlossen werden sollten.

Alles lief reibungslos, der Großteil wurde vom Großherzog Erald Grimmwald erledigt. Einige meiner Untergebenen bat ich darum, ein Kommunikationsnetzwerk zwischen uns und Erald aufzubauen. Doch gegen Ende unterlief ihm ein Fehler: Er wollte bereits eine Person, die auf Nox' Liste stand, evakuieren. Als sie davon erfuhr, war sie rasend vor Wut und wollte den alten Mann hinrichten. Ich stellte mich jedoch schützend vor ihn.

„Geh mir aus dem Weg, Elwarus!", sagte sie, mit ihrem dämonenköniglichen Ehrgeiz in der Stimme. Doch ich hielt ihr störrisch stand.

„Nein. Denk mal genau nach. Klar, die Hinterbliebenen könnten durch den Verlust Rachegefühle gegen dich oder uns entwickeln. Aber vielleicht kommt es ihnen gerade recht, da sie ohnehin schon unter deinem Todeskandidaten zu leiden hatten. Oder wir können sie mit Worten überzeugen, nach vorne zu blicken, statt Hass auf uns zu hegen. Überlege gut, wie es den Opfern des Krieges geht, wenn schon meine Worte an dir vorbeigehen. Die feindlichen Soldaten wollen sicher nicht, dass ihren Geliebten etwas zustößt oder dass sie selbst Rache ausüben müssen."

Nox dachte nach, und nach einigem Hin und Her funktionierte es auf gewisse Weise. Von den 100 Millionen Einwohnern Sarions konnten am Ende nur 5 Millionen gerettet werden.

Die restlichen 40 Millionen sind Nox' Angriffen zum Opfer gefallen. Sie ging in dem Krieg sehr taktisch vor und tötete nur die Zivilisten, die laut ihr entweder zu den Adligen gehörten, mit ihnen befreundet waren oder zu ihrer Verwandtschaft zählten. Das Ganze liegt mittlerweile fünf Tage zurück, und ich las gerade das Protokoll zu diesem Krieg durch. Der Krieg war jedoch innerhalb einer Woche vorbei, was mir erneut bewies, wie heimtückisch und brandgefährlich die Tempest-Familie ist. Mit ihnen sollte man besser keinen Krieg beginnen.

Ich befand mich gerade auf dem Weg ins Ödland, das an Luberios grenzt, dem Herrschaftsgebiet von Dagrule, dem Dämonenkönig der Riesen, auch bekannt als der „Zorn der Erde". Während des Kriegs an Nox' Seite gegen Sarion war mir auch nicht entgangen, dass sie den Krieg nutzte, um eine Allianz mit dem Namen „Die Terrenz-Allianz" ins Leben zu rufen. Sie bot mir an, dass sich Jurasania der Allianz anschließen könnte, aber ich lehnte freundlich ab, mit der Begründung, dass es für das Volk von Jurasania und mich zu viel wäre, sich so schnell einer neuen Union unterzuordnen. Stattdessen schloss ich mit der Allianz einen Nichtangriffspakt, um Nox und der Allianz zu zeigen, dass wir keine Feindseligkeit ihnen gegenüber hegen oder wollen. Ich versicherte ihr, keine Hindernisse für die Zukunft ihrer Allianz in den Weg zu legen.

Trotzdem schleuste ich einen Spion in die Allianz ein, um sicherzugehen, dass sie keine Sicherheitslücke findet und ausnutzt, um uns zu manipulieren oder, besser gesagt, zu kontrollieren. Ich befahl dem Spion, so unauffällig wie möglich zu handeln und das Informationsnetzwerk der Allianz im Auge zu behalten. Sie sollte mir sofort die wichtigsten Informationen, wie etwa geplante Angriffe oder Kriege gegen Jurasania, mitteilen, damit ich reagieren konnte, bevor wir überrumpelt werden.

Was meine Spione betrifft, so gibt es eine Shinobi-Familie aus Fledermaus-Bestienmenschen, die seit Generationen dem Königshaus von Jurasania dient. Für die Terrenz-Allianz schickte ich, zumindest nach außen hin, die angeblich untalentierteste und unfähigste ihrer Familie. Das Oberhaupt des Tsubakiclans meinte sogar, sie sei die größte Schande der Familie. Wie der Großteil ihrer Familie wirkt sie kalt und emotionslos. Doch während bei den anderen Clanmitgliedern ihre Emotionen zumindest erkennbar sind, fehlt dies bei der sogenannten „Schande" völlig.

(Wie sehr ich es hasse, das Wort „Schande" im Zusammenhang mit jemandem in den Mund zu nehmen, der es nicht verdient. Sie ist alles andere als eine Schande; ihre Familie ist bloß blind vor Stolz und Stärke. Sie sind zu kurzsichtig.) Diese „Schande" trägt einen Namen, und zwar Shinobu.

Zuerst testete ich Shinobu, um herauszufinden, was sie wirklich draufhatte

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Zuerst testete ich Shinobu, um herauszufinden, was sie wirklich draufhatte. Theoretisch ist sie sehr begabt, doch was die Praxis angeht, ist sie tatsächlich hoffnungslos. Sie war so schlecht, dass sogar Carrion sie aus Jurasania werfen wollte – und Millim ebenso. Aber immer, wenn ich in ihre Augen sah, entdeckte ich dieses schlummernde Talent als Attentäterin. Genau da kam Nox' Vorhaben mir gerade recht: Vielleicht könnte sie in Nox' Umgebung endlich ihr Talent entfalten.

Shinobu ist zudem eines der jüngsten Mitglieder des Tsubaki-Clans, was meinen Zorn noch mehr auf kochen lies. Ganz ehrlich, alle Kriegerfamilien von Jurasania sind doch blind! Sobald ich mein Praktikum abgeschlossen habe, werde ich ihnen als Erstes beibringen, dass man auch hinter die Fassade blicken soll und nicht nur auf das Äußere. Das Gesetz des Stärkeren hin oder her – nur weil jemand auf den ersten Blick schwach wirkt, heißt das noch lange nicht, dass er es auch für den Rest seines Lebens bleiben wird.

Während ich über all diese Dinge nachdachte, wusste ich noch nicht, dass die Spiegel und Pfützen um mich herum Augen und Ohren bekamen.

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??? Sicht:

Dieser Furinoid hat es ziemlich weit gebracht. Ich glaube, neben Rimuru wird es noch sehr interessant werden. Naja, meine Schöpfung Shinsha kümmert sich ja gerade um ihren schleimigen „Vater". Nox, wie gerne würde ich in deiner Nähe sein und dich persönlich kennenlernen. Aber dafür muss zuerst dieser Dämonenkönig verschwinden, der dir tief im Herzen etwas bedeutet. Das schwöre ich — so wahr mein Name Izis ist —, werde ich dich in die Hände bekommen.

Am besten schaue ich mal, ob ich etwas basteln kann, das die beiden in Aufruhr versetzen könnte. Hihihi...

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[Nächstes Mal: Kapitel 26: verspiegelte Bedrohungen.]

Tensura: Die Elementarbestie von JurasaniaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt