KYLE
»Du hast alles erreicht, was du erreichen willst, Baby.«, ertönt die Stimme meiner Ex-Freundin in meinem Kopf und es ist in Ordnung. Ich lasse es zu, denn sie ist die Einzige, die von meinen Plänen weiß. Ich stehe bis heute mit ihr in Kontakt und bin froh, dass sie eine wundervolle Tochter von mir hat, die ich auch schon sehr oft sehen durfte.
Das einzige, was bisher nicht geplant war, ist, dass ich jetzt nicht nur ein Kind habe, sondern 2 und dass meine Freundin ebenfalls von mir schwanger ist, genauso wie meine Ex. Aber das interessiert mich nicht. Sollen sie doch die Kinder auf die Welt bringen. Ich habe genug Geld um sie zu versorgen und ich muss mir selber keine Gedanken darum machen, wie diese Kinder erzogen werden müssen.
»Tesoro?«, ruft Reyna durch das Haus, welches ich uns vor ein paar Wochen gekauft habe und steht in einem wunderschönen Outfit im Türrahmen meines Büros.
»Ich habe dich jetzt schon 5 Mal zum Essen gerufen... Was ist nur los mit dir? Warum bist du so abwesend?«, fragt sie mich und kommt mir immer näher.
Mein Körper spannt sich immer mehr an und ich realisiere, dass sich ein riesiger Kloß in meinem Hals bildet, den ich sofort wieder loswerden möchte. Meine Finger beginnen zu zittern. Ich kann mir nicht einmal erklären, wieso diese Frau gerade diese Reaktion in meinem Körper hervorruft, und ich möchte es eigentlich auch nicht verstehen.
Das Einzige, was ich gerade brauche, ist Ruhe und diese bekomme ich nicht. Ich möchte doch nur darüber nachdenken, ob das, was ich alles getan habe, wirklich so richtig ist, wie ich es mir vorgestellt habe und eigentlich ist mir bewusst, dass es nicht so ist. Dass alles, was ich gemacht habe, absolut falsch ist, denn ich habe meinen Bruder fast in den Tod getrieben, während meine Ex-Frau für mich gestorben ist.
Vor 2 Wochen, der Tag, an dem mein Bruder in die Psychiatrie eingewiesen worden ist, habe ich einen Anruf erhalten. Mir wurde übermittelt, dass meine Ex-Frau tot ist und die Dame am Telefon hat mir noch ein paar Worte mitgeteilt, bei denen sie weiß, dass sie von ihr gekommen sind und das ist auch für mich verständlich.
Dass ich dafür verantwortlich bin, dass Anouk tot ist, habe ich erst vor ein paar Tagen wirklich realisiert. Ich habe Reyna nicht einmal erzählt, dass ihre Schwester tot ist, sondern lediglich gesagt, dass ich nur weiß, dass sie eine Weltreise machen würde, dabei war es so viel mehr.
Kurz bevor ich den Anruf bekommen habe, habe ich noch einen Brief bekommen, in dem Ultraschallbilder waren. Es ist das Kind von Anouk gewesen und ich habe wirklich etwas dabei empfunden. Nur weiß ich bis heute nicht ganz, was ich dabei empfunden habe, denn seitdem ist in mir nur noch Chaos.
Seitdem denke ich nur noch daran, wie glücklich ich jetzt mit Anouk sein könnte, wenn ich mich angestrengt hätte. Wenn ich sie nicht einfach gegen ihre Schwester "ersetzt" hätte, denn das hat sie eigentlich nie verdient und jetzt kann ich ihr nicht mehr die Ehre erweisen und mich anständig bei ihr entschuldigen.
Meinem Bruder kann ich auch nicht mehr unter die Augen treten, denn dieser Mann hasst mich mittlerweile. Er hat mir schon vor nicht mal allzu langer Zeit an den Kopf geworfen, dass er mich nicht einmal auf irgendeiner Beerdigung sehen will, wenn diese nötig sein wird, und das ist sie leider auch. Allerdings werde ich den Wunsch meines Bruders akzeptieren und nicht dort aufkreuzen. Ich werde es bis dahin auch Reyna nicht erzählen, denn sie wird es nicht verkraften und würde das Baby verlieren, wenn ich ihr jetzt sage, dass ihre Schwester tot ist.
»Kyle? Du kannst mir doch nicht sagen, dass alles in Ordnung ist und du einfach nur arbeitest. Du sitzt seit 5 Stunden hier und hast noch gar nichts gemacht...« Reyna klingt besorgt und das ist mir in letzter Zeit schon öfter aufgefallen. Nur bin ich kein Mensch, der weiß, wie er damit umgeht. In solchen Momenten wünsche ich mir, dass ich meinen Bruder an meiner Seite hätte, aber ich habe es mir selbst verbaut. Ich werde meinen Bruder nie wieder sehen.
»Ich weiß was du getan hast, Kyle.«, ertönt ihre Stimme und ich erstarre. Was weiß sie? Von wem weiß sie es und warum weiß sie es? Sie sollte von allem doch niemals erfahren! Ich bin aber auch so ein Idiot, dass ich glaube, dass ich mich hinter Menschen verstecken kann, die alle fest aneinander hängen. Wie dämlich kann man denn aber auch sein?
»Ich weiß, dass du mir den Tod von meiner Schwester verschwiegen hast. Ich bin schließlich nicht dumm Kyle. Ich habe meine Kontakte. Ich weiß nicht, wann du vorgehabt hast, mir das zu erzählen. Vermutlich niemals, oder?«, in ihrer Stimme schwingt der Ton von einem Vorwurf mit und ich weiß nicht ganz, wie ich damit umgehen kann. Ich bin noch nie von einer Frau in die Schranken gewiesen worden und vielleicht ist das auch schon immer mein Fehler gewesen.
»Es tut mir leid Reyna... Wirklich. Ich wusste nur nicht, wie ich es dir sagen sollte. Ich war doch selbst damit überfordert...«, »Überfordert damit, dass sich jemand wegen dir das Leben genommen hat, Kyle? Oh natürlich! Womit auch sonst!« Sie regt sich zu sehr auf. Das kann doch nur nach hinten losgehen und ich möchte nicht, dass das alles so endet, wie ich es mir bereits ausgemalt habe. Ich möchte nicht mehr in dieser großen Hölle leben, sondern endlich in Frieden leben können.
Ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr. Ich habe auf meinen Verstand vertraut und auf meine Instinkte und habe kläglich versagt. Ich habe so viele Menschen auf einmal in die Blamage gezogen, dass es uns allen jetzt nicht mehr gut geht. Vielleicht hätte ich meine ganzen Ideen schon viel früher überarbeiten müssen und einsehen müssen, dass es nicht einfach ist. Dass das Leben nicht einfach ist und es das auch niemals sein wird.
Mir hätte auch vorher schon klar sein müssen, dass es nicht so funktionieren wird, wie ich es will.
»Ich hoffe, du wirst mir verzeihen...«, spricht Reyna und dann spüre ich etwas Spitzes an meiner Haut.
»Ich werde es nicht nur bei dir machen, Kyle. Ich werde es bei mir ebenfalls machen. Es ist das einzig richtige...«
Nun spüre ich die Kälte der Spitze nicht mehr und sehe nur auf Reynas Hände. In ihnen hält sie ein unglaublich scharfes Messer, welches sie zitternd auf Herzhöhe hält.
Ich bin zu schockiert, um es ihr direkt wegzunehmen, jedoch reagiere ich schnell genug, drehe ihre Hand in meine Richtung und steche das Messer genau in meine Richtung. Durch Zufall treffe ich meine Lunge und spüre, wie die Luft daraus entweicht.»Kyle!«, wimmert Reyna, während ich mich einfach auf den Boden setze und akzeptiere, wie das Blut aus der Wunde läuft, während es in meine Lunge rinnt.
Meine Lunge füllt sich mit Luft und ich weiß, dass ich jetzt ersticken werde. Dass Reyna nichts mehr für mich tun kann und es ist in Ordnung. Für mich. Für sie ist es die größte Hölle, doch ich kann nicht einfach dabei zusehen, wie sie sich wegen mir kaputt macht.
Ich habe schon unzählige Menschen verloren, weil meine Taten einfach nicht zu entschuldigen sind. Sie sind einfach nicht korrekt und das muss ich nun einfach einstecken.
Vielleicht ist der Tod für mich auch einfach die falsche Strafe, doch ich kann nicht anders damit umgehen. Lieber sterbe ich hier, während noch eine Person anwesend ist, die ich liebe, bevor ich mich ganz still im letzten Eck der Stadt von einem Hochhaus schmeiße. Für mich ist es in Ordnung jetzt so zu sterben.
»Ich liebe dich, Reyna...«, hauche ich ihr zu und ziehe sie an ihrem Kopf zu mir, um ein letztes Mal unsere Lippen zu vereinen.
Reyna verkrampft sich und das ist okay. Ich habe immerhin selbst dafür gesorgt, dass sie mich hasst. Dass sie mich verurteilt und was es nicht noch so für Worte gibt, die man mir nun an den Kopf werfen könnte.
Alles, was sie mir jetzt an den Kopf werfen könnte, ist zu 100% gerechtfertigt, weshalb ich ihr nichts davon böse nehmen werde, wenn sie es jetzt noch äußert. Aber es ist mir egal. Ich mache das hier nur, weil ich für mich abgeschlossen habe. Und das ist okay.
»Ich liebe dich auch...«, höre ich nur noch leise, bis sich alles komplett verdunkelt und ich mich in die Dunkelheit der Hölle gleiten lasse.
ENDE
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Mr. Wallace | 16+
Romance𝘢𝘣𝘨𝘦𝘴𝘤𝘩𝘭𝘰𝘴𝘴𝘦𝘯 𝐊𝐢𝐥𝐥𝐢𝐚𝐧 𝐮𝐧𝐝 𝐀.𝐂. | 𝐚 𝐰𝐨𝐫𝐤𝐩𝐥𝐚𝐜𝐞 𝐫𝐨𝐦𝐚𝐧𝐜𝐞 »Spielen wir ein Spiel, Wallace.« Ihre Worte hallen in meinem Kopf. Was für ein Spiel möchte sie mit mir spielen? Bin ich bereit dafür? Wenn ich wüsste, w...