KILLIAN
Die Gespräche, die wir geführt haben, waren verwirrend. Ich habe die ganze Zeit eine verdammt schlechtes Bauchgefühl gehabt, während ich die ganze Zeit versucht habe, noch irgendetwas herauszufinden. Denn ich wünschte, ich wüsste, wo sich Reyna befindet, damit ich ihr helfen kann. Dass sie in Gefahr ist, habe ich zum Glück von einer Freundin von ihr erfahren, die sich auf Wunsch von ihr mit mir verknüpft hat.
»Wie willst du jetzt damit umgehen, Killian?«, fragt mich mein Bruder Kyle und ich setze mir ein wehleidiges Schmunzeln auf, auch wenn ich das gar nicht möchte.
Ich kann nicht verhindern, dass mein Bruder mir beim Leiden zusieht, genauso wenig wie ich es bei Anouk nicht verhindern kann. Die beiden bemerken es irgendwie immer als erstes und es tut mir schon fast weh, dass sie mich so sehen müssen, denn eigentlich sollte die Schwäche meinerseits niemals offengelegt werden. Innerlich zerreißt es mich immer wieder aufs Neue.
»Kyle...«, beginne ich und sehe zu meinem Bruder, der mich sofort besorgt mustert, als ich zu reden beginne. »Meinst du, sie hätte es mir gesagt, wenn sie die Möglichkeit dazu gehabt hätte?« Mich zerstört die Frage, ohne seine Antwort zu kennen. Kyle sieht mich immer noch einfach an. Er bleibt ruhig, denn entweder versucht er sich selbst eine Antwort zusammen zu reimen oder er möchte es nicht beantworten.
Egal was es ist, früher oder später habe ich jedenfalls meine Antwort, auch wenn es mir vermutlich nicht gefallen wird.
»Ja, Killian. Ich glaube, wenn sie die Möglichkeit gehabt hätte, dann hätte sie dir davon erzählt. Jetzt mach dir aber bitte nicht so viele Sorgen, denn sie ist in Sicherheit. Die Polizei ist doch jetzt dort und wird das alles klären, okay?« Seine aufbauenden Worte wirken zwar, jedoch in eine komplett andere Richtung.
Nur zu gern hätte ich ihr selbst geholfen, statt dass ich darauf vertrauen muss, dass die Polizisten ihre Arbeit richtig machen, denn wenn nicht, dann kann ich es mir selber nicht verzeihen und muss den ganzen Scheiß wieder mit übertriebener Arbeit ausbügeln. Und darauf habe ich definitiv keine Lust. Aber der Stress wird mich genau auf diese Ebene transportieren, auf der ich zu meiner tiefsten Zeit gewesen war.
»Killian?« Mein Bruder tippt mich an. Hat er mich eben schon einmal angesprochen und ich habe es einfach nicht mitbekommen, oder macht er das jetzt, damit er mich damit aufziehen kann, dass ich unglaublich verwirrt bin? Ich verstehe mein eigenes Handeln nicht mehr und irgendwie ist das Ganze auch viel zu kompliziert.
»Muss ich mir Sorgen um dich machen?«, fragt er mich, doch ich kann ihm keine Antwort geben, denn wenn ich das tun würde, dann könnte ich keinen Schritt mehr alleine machen. Er würde mir irgendjemanden besorgen, der rund um die Uhr bei mir ist. Auch wenn ich nur in der Firma sitzen würde, damit ich mich verdammt nochmal nicht überarbeite. Doch genau das brauche ich aktuell: Etwas zu tun.
»Killian komm. Lass uns etwas trinken gehen und dann darüber reden, okay?« Seine Worte klingen so sorgenlos, dass ich mich am liebsten sofort darauf einlassen würde, aber hat er vergessen, dass wir morgen arbeiten müssen?
»Du denkst schon wieder an die Arbeit, kann das sein?« Ich nicke einfach, denn ich kann mich eh nicht rausreden, sollte ich ihm darauf antworten.
Er lacht und fügt dann seine typische Aussage hinzu: »Das war mir sofort klar, als du mich angesehen hast, aber mir nicht geantwortet hast. Hör auf dir so viele Gedanken zu machen. Unser Unternehmen schafft es auch einmal einen Tag ohne uns, Killian. Wir haben nicht ohne Grund mehrere hunderte Angestellte, okay?«
Seine Worte machen meine Gedanken nur noch viel schlimmer. Ich kann meine Angestellten nicht die ganze Zeit mit Adéle alleine lassen. Das wäre fast so schlimm wie wenn einer von ihnen Selbstmord begehen würde.
»Hör doch bitte einfach auf zu reden Kyle, du machst gerade alles viel schlimmer, als es in meinem Kopf schon gewesen ist.« Schuldbewusst lächelt er und ich muss dann schmunzeln, denn offensichtlich hat er es absichtlich gemacht, damit er mich gleich auf andere Gedanken bringen kann.
»Na gut. Weil du es bist, gehen wir heute was trinken und machen uns morgen einen freien Tag. Das ist wohl das Beste, was wir heute machen können.« Auf seinen Lippen schleicht sich ein Lächeln, wodurch wir uns gemeinsam von der Couch erheben und dann in den Flur laufen.
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»Einen Doppelten, bitte«, sage ich zu dem Barkeeper und muss mir selbst eingestehen, dass ich wahrscheinlich schon seit langem keinen einzigen Schluck Alkohol mehr geschluckt habe.
»Mensch Killian«, sagt jemand, den ich gerade nicht erkenne, »Dass ich dich hier mal treffe, hätte ich jetzt nicht gedacht.«
Ich blicke zu der Person hoch und erkenne die Augen, die mich durch meine Schulzeit begleitet haben, wenn es mit Reyna schlecht gelaufen ist.»Schön dich zu sehen, Killian.« Sie setzt sich neben mich, denn wenn ich etwas dagegen hätte, würde ich es ihr mitteilen, dass es mich stört.
»Wie viel habe ich in den letzten Jahren verpasst, außer dass du mittlerweile einfach Unternehmer bist und wahrscheinlich tausende pro Monat verdienst.«»So viel hast du gar nicht verpasst. Außer, dass ich mich bereits vor einigen Jahren von Reyna getrennt habe und ich jetzt eben Unternehmer bin, der tatsächlich wirklich ein paar Tausend im Monat verdient, wenn nicht sogar mehr. Aber ich mache mir da keine Kappe draus, solange ich meine Finanzen unter Kontrolle habe.«
Sie lacht und ich habe damit gerechnet. Mein Leben ist in den letzten Jahren wirklich nicht sonderlich spannend gewesen und das wird es auch eine ganze Weile nicht. Vielleicht, wenn ich es schaffe, mich wieder einer Frau zu widmen.
»Ach, Athena... Haben wir vorhin nicht erst geschrieben, weil wir über Reyna gesprochen haben?...«, frage ich sie und blicke sie an. Daraufhin nickt sie.
»Killian, ich weiß, dass wir uns ewig nicht mehr gesehen haben, aber meinst du, dass wir uns regelmäßig treffen können? Du weißt, ich hatte schon immer Interesse an dir...«»Ich würde dir total gerne jetzt eine Zusage geben, aber ich glaube, dass ich aktuell kein Interesse habe jemand neues kennenzulernen, denn ich habe aktuell so viel um die Ohren, dass es nicht funktioniert.«
Sie nickt verständnisvoll und sieht dennoch zu mir. »Darf ich mich bei dir anlehnen?«, fragt sie mich vorsichtig, weshalb ich nicke. Mich stört es nicht, denn ich habe mich an keine Person gebunden und das möchte ich nicht. Solange sie sich wohlfühlt, ist es völlig in Ordnung.
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»Killian?«, fragt Athena und ich sehe zu ihr. Ihre Augen sind glasig und ich frage mich, was eben passiert ist, als ich kurz nicht anwesend gewesen bin.
»Killian... Reyna... Sie ist... In Lebensgefahr...« Ihre Worte lösen sofort Gefühle in mir aus, die ich nicht haben möchte. Mein Herz bricht in Millionen von Teilen und ich kann nicht weiter damit umgehen.
Mein Körper beginnt zu zittern, denn die Angst, dass sie sterben könnte, sitzt genau in meinem Kopf. Bilder entstehen vor meiner Netzhaut und mein Mund wird trocken. Mein Hals beginnt zu schmerzen und meine Lungen brennen. Ich laufe nach draußen, um genug Luft zu bekommen.
Kaum bin ich draußen, spüre ich einen heftigen Schlag von einem Holz auf meinem Hinterkopf und verliere sofort das Bewusstsein über meinen Körper. Ich spüre nur, dass ich auf den harten Steinweg falle.
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Mr. Wallace | 16+
Romansa𝘢𝘣𝘨𝘦𝘴𝘤𝘩𝘭𝘰𝘴𝘴𝘦𝘯 𝐊𝐢𝐥𝐥𝐢𝐚𝐧 𝐮𝐧𝐝 𝐀.𝐂. | 𝐚 𝐰𝐨𝐫𝐤𝐩𝐥𝐚𝐜𝐞 𝐫𝐨𝐦𝐚𝐧𝐜𝐞 »Spielen wir ein Spiel, Wallace.« Ihre Worte hallen in meinem Kopf. Was für ein Spiel möchte sie mit mir spielen? Bin ich bereit dafür? Wenn ich wüsste, w...