𝐊𝐀𝐏𝐈𝐓𝐄𝐋 𝟏𝟔

15 4 8
                                    

KILLIAN

Komplett still sitzen wir 2 Stunden nach meinem Anruf bei Kyle in seinem Wagen. Er hat sich sofort dazu erklärt, dass er uns holt und ich habe nicht einmal danach verlangt. Wir wären auch irgendwie anders dort rausgekommen oder dort weggekommen.

Jedoch muss ich mir eingestehen, dass ich einfach nervös bin. Ich weiß nicht, wie ich Anouk und meinem Sohn später begegnen soll.

Ich weiß, dass ich mir zu viele Gedanken mache, aber es geht einfach nicht anders. Immerhin lerne ich meinen Sohn kennen, den ich einfach noch nie gesehen habe, geschweige denn etwas von ihm wusste.

»Killian«, ertönt die harte Stimme meines Bruders, der dann auch noch durch den Rückspiegel zu mir nach hinten sieht.

»Dein Sohn nennt dich Papa.« Mir klappt die Kinnlade wortwörtlich runter. Der Junge kennt mich doch nicht einmal? Wie... soll das verdammt nochmal gehen und vor allem, warum macht er das?

»Was tut er?«, fragt Reyna so überrascht, wie ich gerade gucken muss. Offensichtlich hat er es bei ihr auch nicht gemacht, was das alles noch viel komplizierter macht. Ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren kann oder soll.

»Er nennt Killian "Papa"... Ich habe vorhin genauso gestaunt, wie ihr es gerade tut. Anouk war auch ziemlich perplex und er hat uns damit alle erfolgreich umgeworfen«, lacht er, doch mir ist gerade nicht zum Lachen zumute.

Ich möchte schnellstmöglich diesen Jungen kennenlernen, auch wenn das bedeutet, dass sich mein Leben schlagartig ändern wird, wenn ich diesen Jungen in mein Leben eintreten lasse. Aber das ist okay. Veränderungen sind da, um sie zu machen und sie sich zunutze zu machen, auch wenn es einmal nicht so einfach ist.

»Ich bin gerade wirklich baff. Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll und ich weiß auch nicht, was ich fühle...«, beiche ich einfach ohne Probleme und ich atme durch. Mein Bruder sieht auf die Straße vor sich und Reyna hält mir ihre Hand hin, wodurch ich meine in ihre lege. Sie fühlen sich noch immer so weich an, wie früher. Ich habe es so sehr vermisst und ich kann nicht beschreiben, wie sehr ich jetzt irgendeine Berührung von ihr brauche.

»Naja und wenn wir gerade dabei sind, uns sowieso auszusprechen...«, beginnt mein Bruder erneut, wodurch ich ihn durch seinen Rückspiegel ansehe.

»Reyna hat es vermutlich schon mitbekommen, als Ainara plötzlich bei mir angerufen hat... Aber du nicht, Killian. Deswegen sollte ich es dir vielleicht sagen, bevor du, sobald wir ankommen, vor Schock umfällst...« Was meint er? Ich komme einfach nicht dahinter, auch nicht, als ich Reyna ansehe, denn sie ist einfach mucksmäuschenstill.

»Killian... Ich bin seit über einem Jahrzehnt mit Anouk zusammen... Und seit 9 Jahren sind wir verheiratet...« Ich komme irgendwie nicht ganz hinterher. Was sind sie?

»Und das hast du mir ernsthaft verschwiegen, Kyle?«, »Ja... Weil du doch...« Weil ich Interesse an ihr gehabt haben soll? Sind die alle so blöd gewesen?

»Das habe ich so angedeutet, damit ihr glaubt, ich hätte kein Interesse an Reyna. Das richtige Interesse kam erst in der Trauerphase, nachdem ich Reyna verloren habe, Kyle. Du als mein Bruder hättest das doch irgendwie merken müssen?«, frage ich ihn rhetorisch, dabei muss er es nicht merken. Er war immerhin selber Hals über Kopf in Anouk verliebt und hat mich in dieser Zeit als totaler Feind angesehen. Erst nach der Trennung von Reyna haben wir wieder zueinander gefunden.

Im Rückspiegel erkenne ich einfach nur sein Nicken und ich belasse es einfach dabei. Ich habe immerhin jetzt keine Lust darauf, dass ich Streit mit meinem Bruder habe, denn irgendeinen Streit mit diesem Mann wieder auszugleichen ist wirklich nicht einfach. Bei mir ist es auch so, aber das hat seine Gründe. Bei ihm vermutlich auch...

Mr. Wallace | 16+Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt