Kapitel 23

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Elenas Sicht:
Endlich ausschlafen! Es ist Sonntag und ich konnte heute endlich mal wieder bis 10:00 schlafen.
Ich habe zwar nicht den ganzen Tag frei, aber immerhin nur Nachtdienst, was bedeutet, dass ich erst gegen 18:00 ins Krankenhaus muss.
Gerade als ich mich auf den Weg in die Küche machen möchte, piept mein Handy.
Eine Nachricht von Wincent:
,Guten Morgen, wie geht's? Hast du heute Zeit für ein Treffen?,
Der Vormittag wird noch besser, obwohl ich dachte, dass das gar nicht mehr geht.
,Hey, ganz gut. Ja, ich muss erst heute Abend in die Klinik. Deswegen bin ich auch gerade erst aufgestanden 😂,
,Kann ich verstehen, ich liege auch immer ewig im Bett 😂. Aber das heißt, du hast noch nicht gefrühstückt, oder?,
,Ne, wieso?, ,Dann bin ich in 10 Minuten mit Brötchen bei dir.,
Scheiße, Wincent ist in 10 Minuten hier, und ich sehe aus wie der letzte Penner.
Ok, ich ziehe mir jetzt einfach erstmal was anderes an und versuche aufzuräumen... Make–Up kann ich dann wohl vergessen in der Zeit.
Ich habe mir jetzt einfach einen meiner Hoodies angezogen und dazu meine  schwarze Leggins mit meinen Hausschuhen.
Gerade, als ich versuche, mein Wohnzimmer aufzuräumen, klingelt es an der Tür.
„Hey, komm rein.", sage ich zu Wincent, der es in Rekordzeit von der Haustür zu meiner Wohnungstür geschafft hat.
„Hey, tut mir leid, wenn's etwas spontan war, aber ich dacht einen Versuch ist es wert.", sagt er mit einem Schmunzeln auf den Lippen.
„Ach kein Problem, ich hatte eh nichts vor und jetzt hab ich wenigsten Brötchen.", antworte ich ihm lachend, während ich in die Küche gehe.
„Stell die Schuhe einfach in den Flur und lege die Jacke irgendwo hin, du siehst ja, ich habe es nicht so mit Ordnung", rufe ich ihm lachend zu.
„Ach, ich kenne das. Meine Wohnung sieht nicht viel besser aus... als du da warst, war es auch nur aufgeräumt, damit meine Mama keinen Herzinfarkt, bei dem Anblick bekommt.", sagt er, woraufhin wir beide lachen müssen.
„Kann ich dir irgendwie helfen?", fragt er mich, als ich die Brötchen aufschneide und in eine Schüssel tue.
„Wenn du magst, kannst du den Tisch decken. In den oberen Wandschränken sind Teller und Gläser, in der Schublade neben mir sind die Messer und Gabeln."
„Alles klar."
Als Wincent hinter mir anfängt den Tisch zu decken, frage ich mich, wie es dazu überhaupt gekommen ist.
Im August haben wir uns auf einem Festival kennengelernt, da war es aber noch rein freundschaftlich, dann habe ich 2 Wochen nichts von ihm gehört und auf einmal sehen wir uns bei einem Einsatz wieder. Dann hat er mich nach einem Treffen gefragt, was irgendwie zu einem Date wurde und jetzt steht er hier ein meiner Küche und deckt den Tisch.
Schon krass, wie sich Dinge innerhalb von so kurzer Zeit ändern können...
„Na, worüber denkst du nach?", fragt mich Wincent, der neben mir das Besteck aus der Schublade kramt.
„Ach, wie schnell sich das zwischen uns verändert hat. Im einen Moment sind wir nur Bekannte dann hatten wir vor zwei Tagen das erste Date und jetzt stehst du im meiner Küche.", erkläre ich mich lächelnd.
„Stimmt, ein bisschen schnell ging das jetzt schon, aber solange wir beide damit einverstanden sind ist doch alles gut, oder?", fragt er mich jetzt verunsichert.
Oh nein, ich glaube jetzt hat er mich falsch verstanden.
„Ja, ja. So meinte ich das garnicht." Ich lege den Käse auf die Arbeitsfläche und drehe mich jetzt zu Wincent um. „Ich meinte das in keiner Weise negativ. Nur ich bin es von mir gar nicht gewohnt, so schnell Leuten zu vertrauen, vor allem nicht, wenn ich sie nicht richtig kenne. Aber bei dir war das von Anfang an etwas anderes.", sage ich und muss beim letzten Teil schmunzeln. Auch Wincent scheint jetzt beruhigter zu sein und legt seine Arme an meine Taille, um mich näher an ihn dran zu ziehen.
„Ich hatte gerade echt Angst, dass du jetzt sagst, dir geht das alles zu schnell und ich soll bitte wieder gehen, aber so ist er natürlich besser."
„Na wenn das jetzt geklärt ist, können wir doch frühstücken."
Während Wincent gerade, ich glaube es ist sein drittes Brötchen, mit Nutella bestreicht, kann ich ihm nur lachend zu sehen, da ich schon nach dem ersten pap satt war.
„Was grinst du denn so?", reist er mich jetzt aus meiner Starre. „Ich finde es nur Wahnsinn, wie viel du isst und trotzdem noch so gut aussiehst."
Hab ich den letzten Teil etwa laut gesagt???
Man Elena, peinlicher geht es auch nicht.
Wincent muss jetzt auch schmunzeln, legt sein Brötchen auf den Teller und schaut mich jetzt an.
„Freut mich, dass du findest, dass ich gut aussehe. Ich kann das Kompliment aber nur zurückgeben, denn egal wie du mir bisher begegnet bist, ob in Arztkittel, normalen Sachen, Rettungswagen Kleidung oder Schlabbersachen, du haust mich immer um."
Jetzt bleibt mir der Mund offen stehen, denn so was schönes hat noch nie jemand zu mir gesagt.
„Äh, d..danke.", bringe ich nur noch stotternd raus und bin bestimmt auch schon knall rot angelaufen.
Wincent scheint das anscheinend ziemlich lustig zu finden, den er kann sich sein Lachen nicht mehr unterdrücken.
„Hey, das ist nicht lustig." „Nein, nein ganz und garnicht. Aber es ist lustig zu sehen, was für eine Wirkung ein ehrlich gemeintes Kompliment auf dich hat.", sagt er jetzt etwas ernster.
„Ich bin es einfach nicht gewohnt von einem Mann so etwas zu hören. Und dann auch noch von jemandem, der mir viel bedeutet."
Augenblicklich kommen mir wieder die Tränen, als ich an die Zeit mit Tom zurückdenke.
„Hey, alles gut." Wincent ist jetzt aufgestanden und um den Tisch gekommen, nur um mich von meinem Stuhl hochzuziehen und in den Arm zu nehmen.
Ich atme seine Duft ein und beruhige mich gleich etwas.
„Schhh, ich bin da. Alles ok, ich wollte dich nicht verletzten.", sagt er jetzt und ich merke, dass er sich schuldig fühlt. Ich nehme meinen Kopf aus seiner Halsbeuge, um zu ihm hoch zu schauen, ohne mich aber auch nur einen cm von ihm zu lösen.
„Du hast nichts falsch gemacht. Mich hat das nur an eine Zeit erinnert, die ich gerne vergessen hätte."
„Du kannst mit mir über alles reden, dass weißt du.", sagt er jetzt zu mir und zieht mich noch ein Stück näher an seine Brust, obwohl das eigentlich garnicht geht.
„Wollen wir uns vielleicht aufs Sofa setzen? Ich möchte dir gerne alles erzählen, das dauert aber etwas." „Ja klar."
Wincent folgt mir ins Wohnzimmer und kaum hat er sich hingesetzt, rutsche ich auch schon näher an ihn und lege meinen Kopf auf seine Schulter.
Ich brauche dieses Gefühl von Sicherheit gerade einfach und auch Wincent scheint es nicht zu stören, da dieser mir nun leicht durchs Haar streichelt.
„Das Ganze hat während meines zweiten Semesters angefangen. Ich war damals viel mit Nina feiern und an einem Abend in einer Bar, wurde ich dann von einem Typen angequatscht. Er hat mich immer mehr angefasst, obwohl ich ihm mehrmals gesagt habe, dass er aufhören soll.
Nina und Niklas, ein anderer Medizinstudent, mit dem wir an dem Abend weg waren, haben das ganze nicht mitbekommen.
Gerade als der Typ mich dann zu den Toiletten ziehen wollte, hat ihm jemand eine reingehauen.
Das war Tom.
Er war damals natürlich der Retter in der Not für mich und wir haben Nummern ausgetauscht. Mit der Zeit haben wir uns immer mehr getroffen und irgendwann hatten wir dann auch unseren ersten Kuss.
Ich war damals wahrscheinlich der glücklichste Mensch auf der Welt und wir waren für alle das Traumpaar, er Anwalt und ich angehende Ärztin.
Für alle, außer für Nina, sie hat mir damals schon nach dem zweiten Date gesagt, dass sie ihn irgendwie komisch findet, doch ich hatte die rosarote Brille auf und habe natürlich nicht auf sie gehört.
Mit der Zeit, habe ich aber immer weniger mit anderen unternommen und wenn, dann war Tom immer dabei. Egal ob es ein Mädelsabend war, den er mir verboten hat oder ein Klassentreffen, bei dem er natürlich dabei sein musste. Ich habe das natürlich nicht gecheckt, bis er mich Zuhause eingesperrt hat, als er zu einer Fortbildung musste." Ich merke augenblicklich wie Wincent sich neben mir verkrampft. Seitdem ich angefangen habe zu erzählen hatte er sich schon angespannt... als ich weiter erzähle, streichle ich ihm über den Arm, den er über meine Schulter gelegt hat.
„Er meinte damals, dass wenn er nicht da ist, ich auch nicht alleine raus gehen sollte, da dann ja niemand da ist, der auf mich aufpasst. Es waren zum Glück Semesterferien, weshalb ich keine Unterrichtsstunde versäumt habe, aber ich glaube diese Woche hatte mir irgendwie die Augen geöffnet.
Ich habe danach Nina angerufen, die erstaunlicherweise komplett ruhig geblieben ist und mich erstmal zu sich geholt hat.
Wir haben dann die ganze Nacht geredet und ich habe eingesehen, dass Tom mich über die ganze Zeit hinweg immer mehr isoliert hat. Du musst wissen, er hat mir immer wieder gesagt, dass ich ohne ihn nichts wäre und das ich mich glücklich schätzen soll ihn zu haben.
Am nächsten Tag hatte ich dann verblüffender Weise nicht eine Nachricht von ihm auf dem Handy. Nina und ich habe uns dann dazu entscheiden, in meine Wohnung zu fahren, um meine Sachen zu holen.
Ich wollte damals einfach nur noch weg, weißt du.
Aber als ich dann in meine Wohnung kam, war ich endgültig am Ende.
Ich meine, ich hatte zwar vor, mich von ihm zu trennen, aber dass das Ganze aus noch einem ganz anderen Grund sein würde, hätte ich glaube ich noch nicht gedacht, als ich meine Wohnung aufgeschlossen habe." Ich hole einmal tief Luft, denn das was jetzt kommt, zu erzählen, ist alles andere als leicht."
„Als ich die Musik ausgestellt habe, die komischer Weise ganz laut gestellt war, habe ich es auch schon gehört. Das Stöhnen... was aus meinem Zimmer kam. Als ich meine Zimmertür dann geöffnet habe, konnte ich meinen Augen nicht trauen.
Er lag da, auf einer anderen, wohl besser gesagt, in einer anderen.
Ich habe dann einfach nur noch meine Sachen geschnappt und bin zu Nina gezogen."
Zum Ende hin sind mir, wie immer, wenn ich diese Geschichte wem erzähle, die Tränen gekommen.
Wincent zieht mich jetzt komplett auf seinen Schoß, auf den ich mit der Zeit eh irgendwie gerutscht bin und streichelt mir durch die Haare. Ich lehne meine Kopf an seine Schulter und fühle mich gerade einfach nur erleichtert, dass ich es ihm erzählt habe.
„Alles gut. Danke, dass du mir das erzählt hast. Wenn ich darüber nachdenke, was er mit dir getan hat, könnte ich ausrasten. Ich bewundere dich echt dafür, dass du nach so einer Geschichte überhaupt noch Jungs an dich ranlässt."
„Naja, eigentlich wollte ich auch nie wieder einen Freund haben, aber als ich dann dich getroffen habe, war es irgendwie anders."
Jetzt muss ich lächeln und auch Wincent schmunzelt. 
„Einen Frage habe ich aber noch... was ist danach mit Tom passiert? Geht ihr euch einfach in Hamburg aus dem Weg oder ist er einfach weggezogen?"
„Nein, ich bin damals weggezogen."
Jetzt schaut Wincent mich fragen an.
„Ich habe in München studiert. Als ich mich dann von Tom getrennt habe, haben Nina und ich uns dazu entschlossen, nach Hamburg zu ziehen. Das ganze war auch praktisch, da Ninas Freund Max hier wohnt und mein Bruder ja hier bei der Polizei arbeitet."
„Achso ok. Ich finde es zwar nicht ok, dass du deine Wohnung verlassen musstest, aber anders hätten wir uns wohl garnicht kennengelernt."
„Da hast du wohl Recht. Aber ehrlich gesagt, wollte ich auch garnicht mehr in meiner Wohnung bleiben. Tom und ich hatten damals nämlich unterschiedliche Wohnungen und ich hätte das Bild von ihm und der Frau, auf meinem Bett wohl nie aus dem Kopf bekommen..." „Hä, aber wieso hat er dich denn in deiner Wohnung betrogen. Wie dreist war der denn?"
„Naja, anscheinend, wollte er mich besuchen und als er dann die Nachbarin im Treppenhaus gesehen hat, konnte er sich wohl nicht mehr zurückhalten."
„Er hat dich mit deiner Nachbarin betrogen?", fragt Wincent mich jetzt schockiert.
„Ja, er meinte, dass ich im Bett wohl ein Brett wäre und er wieder richtigen Sex bräuchte."
„So ein Arschloch!" „Deswegen habe ich es gestern auch so geschätzt, dass du nicht auf die Blicke der Krankenschwester eingegangen bist..."
„Elena, ich würde dich nie, niemals betrügen, hörst du!" Jetzt muss ich lächeln.
„Theoretisch gesehen, geht das ja ich garnicht, da wir garnicht zusammen sind.", antworte ich ihm und schaue dabei in sein braunen Augen.
„Dann sollten wir das wohl ändern..."
Jetzt beugt er sich zu mir runter und streicht mir mit der einen Hand eine Strähne aus dem Haar, während die andere auf meinem Rücken liegt.
Ich lege nun auch meine Arme um seinen Nacken und sehe ihm noch fester in die Augen.
Als er dann seine Lippen auf meine legt, explodiert in meinem Bauch ein Feuerwerk. Ich fahre mit meinen Händen durch seine Haare, während er über meinen Rücken streichelt.
Als er dann mit seiner Zunge um Einlass bittet, ist es endgültig um mich geschehen.
Als wir uns dann wegen Luftmangels von einander lösen müssen, grinsen wir beide.
„Das war..." „Fantastisch", beendet er meine Satz und legt seine Lippen ein weiteres Mal auf meine.
„Darf ich dich denn jetzt auch meine Freundin nennen?" „Wenn ich dich meinen Freund nennen darf...", beantworte ich ihm so seine Frage.
„Hätte mir jemand heute Morgen gesagt, dass heute der beste Tag meines Lebens wird, hätte ich dem wahrscheinlich nicht geglaubt."
„Ich hätte auch nicht gedacht, dass als ich heute Morgen deine Nachricht gelesen habe, wir nach unserem kleinen Frühstück, knutschend auf meinem Sofa sitzen."
Gleich zieht Wincent mich wieder an seine Brust, als ich mich erheben will.
„Nicht aufstehen." „Lass uns nur schnell den Tisch abräumen, dann können wir uns nochmal hinlegen."
„Na dann, bin ich dabei.". Sofort erhebt sich Wincent von dem Sofa.
Und als ich sehe, in welcher Rekordzeit er den Tisch abräumt, kann ich nur schmunzeln.
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Wow, ich glaube das ist mein längstes Kapitel
(2.325 Wörter)
Tut mir leid, wenn euch das zu viel ist, aber ich konnte nicht schlafen und dann habe ich angefangen zu schreiben und konnte nicht mehr aufhören 🙈...
Außerdem mussten die beiden für mich endlich zusammenkommen.
Ich brauchte gerade etwas Liebe in meinem unromantischen Leben 😂
Was sagt ihr denn eigentlich zu Tom?
Schreibt gerne auch Kritik in die Kommentare, wenn es euch doch zu schnell gekommen ist oder ihr noch Wünsche habt, wie es weiter gehen soll🫶🏻

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