Pernille saß allein auf der Bank in der Ecke des Trainingsraums, die Hände um ihre Knie geschlungen. Der Geruch von frisch gewaschenen Trikots und der entfernte Klang von gedämpften Stimmen und quietschenden Schuhen auf dem Hallenboden erfüllten die Luft. Doch für sie war alles wie durch einen Nebel wahrnehmbar. Es fühlte sich an, als wäre die Last der letzten Wochen auf ihren Schultern unerträglich schwer geworden.
„Ich schaffe das nicht mehr“, murmelte sie leise zu sich selbst und fuhr sich durch das blonde Haar. „Wie konnte ich nur so viele Fehler machen?“
Die letzten Spiele waren ein Albtraum gewesen. Fehlpässe, verlorene Zweikämpfe, schlechte Entscheidungen. Pernille, die sonst für ihre Präzision und ihren Kampfgeist bekannt war, fühlte sich, als wäre sie plötzlich in ein tiefes Loch gefallen, aus dem es kein Entrinnen gab.
Während sie in ihren Gedanken versunken war, öffnete sich leise die Tür zum Raum. Magdalena stand dort, einen Moment lang zögernd, bevor sie langsam auf Pernille zuging. Ihre Stirn war in Sorge gefurcht, ihre blauen Augen suchten nach einem Zeichen, wie sie ihrer Partnerin helfen könnte.
Magdalena hatte in den letzten Tagen oft versucht, mit Pernille zu reden, aber jedes Mal, wenn sie den Mut fasste, schien Pernille sich weiter von ihr zu entfernen. Es war, als wäre eine unsichtbare Mauer zwischen ihnen entstanden – eine Mauer aus Frustration, Selbstzweifeln und verletztem Stolz.
„Pernille?“ Magdalenas Stimme war sanft, fast flehend, als sie sich auf den Boden neben sie setzte. „Kann ich mich zu dir setzen?“
Pernille hob kaum den Kopf, aber sie nickte schwach. Magdalena zögerte nicht lange und legte vorsichtig einen Arm um ihre Schultern. Sie spürte, wie Pernilles Muskeln sich anspannten, aber sie ließ nicht los. Sie wusste, dass es jetzt keinen Rückzug geben durfte.
„Es ist okay, wenn du reden möchtest… oder nicht. Ich bin hier, egal was ist.“ Magdalena versuchte, ihre Stimme ruhig zu halten, obwohl es ihr das Herz brach, ihre Freundin so zu sehen.
Pernille schwieg für einen Moment, doch schließlich brach es aus ihr heraus: „Ich verliere es, Magda. Alles, was ich auf dem Platz mache, fühlt sich falsch an. Jede Entscheidung, jeder Pass… Ich mache alles kaputt.“ Ihre Stimme zitterte, als sie sprach. „Und ich will nicht, dass du das mit ansehen musst. Du verdienst etwas Besseres.“
Magdalena schluckte schwer, ihr Herz raste. „Hey, das stimmt nicht. Niemand – und schon gar nicht ich – erwartet, dass du perfekt bist. Jeder hat mal eine schwierige Phase. Aber das ändert nichts an dem, was du bist, und was wir zusammen erreicht haben.“
Pernille schüttelte den Kopf. „Aber ich enttäusche dich. Ich enttäusche das Team.“
„Du enttäuschst mich nicht“, sagte Magdalena fest, ihre Stimme fester als sie es selbst erwartet hatte. „Was mich wirklich verletzt, ist, dass du glaubst, ich könnte dich weniger lieben, nur weil du ein paar Spiele nicht so spielst, wie du es gerne würdest.“
Pernilles Augen füllten sich mit Tränen, und sie wischte sie hastig weg. „Es fühlt sich an, als würde ich versagen. Und ich weiß nicht, wie ich das ändern soll.“
Magdalena atmete tief ein. Sie wusste, dass es keine magischen Worte gab, die Pernilles Selbstzweifel auf einen Schlag verschwinden lassen würden, aber sie musste sie daran erinnern, dass sie nicht allein war.
„Es ist okay, nicht immer stark zu sein“, flüsterte sie und strich Pernille sanft eine Strähne aus dem Gesicht. „Lass uns das zusammen durchstehen. Nicht nur auf dem Spielfeld, sondern auch hier, wo es wirklich zählt.“
Pernille sah sie endlich direkt an, ihre Augen rot vor aufgestauten Tränen, aber in diesem Blick lag ein Hauch von Erleichterung. „Ich weiß nicht, was ich ohne dich tun würde.“
„Zum Glück musst du das nicht herausfinden“, antwortete Magdalena mit einem sanften Lächeln. „Wir sind ein Team – auf und neben dem Platz.“
Für einen Moment schien die Zeit stillzustehen. Pernille lehnte sich langsam in Magdalenas Umarmung, und für das erste Mal seit Wochen fühlte sie, dass die Schwere auf ihren Schultern ein wenig nachließ. Es war ein langer Weg, aber sie wusste, dass sie ihn nicht allein gehen musste.