Merle stand da, stumm, als Giulia sprach, ihre Worte zogen einen Schleier aus Schmerz und Unsicherheit über den Raum. „Du bist mir wichtig", hatte sie gesagt, doch je mehr sie sprach, desto mehr entfernte sich die Möglichkeit, dass sie diesen Moment zusammen durchstehen könnten. Giulia's Stimme war weich, aber ihre Augen erzählten eine andere Geschichte - eine Geschichte von Zweifel und Zurückhaltung. Der Funken Hoffnung, den Merle in sich gespürt hatte, flackerte, dann erlosch er langsam.
Giulia hielt inne, als wären die nächsten Worte zu schwer, um sie auszusprechen. „Aber ich kann das nicht, Merle. Ich weiß nicht, wie ich mit all dem umgehen soll, mit uns..." Ihre Stimme brach, und Merle konnte sehen, wie Giulia innerlich gegen ihre eigenen Gefühle ankämpfte. Sie wollte näher kommen, wollte den Abstand zwischen ihnen überbrücken, doch ihre Füße blieben wie angewurzelt an Ort und Stelle.
Merle spürte die kalte Realität in sich aufsteigen. Sie wollte alles sagen, sie wollte die Mauer durchbrechen, aber ihre eigene Unsicherheit hielt sie zurück. Und dann, als sie glaubte, den Mut zu finden, sah sie, wie Giulia sich endgültig zurückzog.
„Ich glaube, ich brauche Zeit", flüsterte Giulia. „Ich... weiß nicht, ob ich es jemals schaffe, das wirklich zu verstehen. Oder dir zu sagen, was in mir vorgeht." Ihr Blick wanderte nervös durch den Raum, als würde sie nach einem Ausweg suchen. Schließlich machte sie einen Schritt zurück, weg von Merle, und die Distanz zwischen ihnen fühlte sich plötzlich unüberwindbar an.
„Es tut mir leid", sagte Giulia leise, und bevor Merle etwas entgegnen konnte, war sie schon zur Tür hinaus.
Merle stand da, allein im stillen Raum, die Wärme von Giulias Nähe verschwand, und mit ihr die Hoffnung, die sie einen Moment lang gefühlt hatte. Der Regen draußen hatte aufgehört, aber in ihrem Inneren tobte ein Sturm. Sie wollte ihr nachlaufen, sie aufhalten, aber ihre Beine fühlten sich schwer an, als ob sie in den Boden verwurzelt wären.
Sie drehte sich zum Fenster, doch diesmal sah sie nichts. Ihre Gedanken waren bei Giulia, die nun fort war, und mit ihr die unausgesprochene Chance, etwas Echtes zwischen ihnen zu schaffen. Es fühlte sich an, als hätte sie einen Teil von sich verloren - den Teil, der geglaubt hatte, dass sie vielleicht zusammen herausfinden könnten, was zwischen ihnen lag.
Tage vergingen, und Giulia war anders. Merle sah sie bei den Trainingseinheiten, doch ihre Blicke trafen sich nicht mehr wie früher. Sie hatten sich in etwas Unausweichliches verwandelt, als ob beide verstanden hätten, dass es keinen Weg zurück gab. Giulia wich ihr aus, ließ keine Möglichkeit mehr zu, allein zu sein. Die vertrauten stillen Momente, die flüchtigen Berührungen - all das war nun verschwunden, wie ein Traum, den sie nicht festhalten konnten.
Merle wusste, dass sie auch weglaufen könnte, sich zurückziehen und alles vergessen, was jemals zwischen ihnen war. Doch das war unmöglich. Denn obwohl Giulia körperlich abwesend war, lebte sie in jedem Gedanken, in jedem unerfüllten Wunsch weiter.