Sie sind nicht zusammen!!!
Obi saß allein in der Umkleidekabine des VfL Wolfsburg, die stille Dunkelheit umhüllte sie wie ein schwerer Mantel. Die Stimmen ihrer Teamkolleginnen hallten gedämpft durch die Wände, doch sie konnte sich nicht aufraffen, zu ihnen zu gehen. Das heutige Training war eine Katastrophe gewesen. Jeder Pass, jeder Zweikampf, jede Bewegung schien ein Kampf gegen unsichtbare Gegner zu sein. Der Druck, den sie sich selbst auferlegt hatte, war überwältigend und schien ihr die Luft abzuschnüren.
Die Tür öffnete sich leise und Jule trat ein. Sie hatte sofort bemerkt, dass etwas nicht stimmte, als sie Lenas verkrampfte Haltung auf dem Trainingsplatz gesehen hatte. Ohne ein Wort zu sagen, setzte sich Jule neben Obi und legte behutsam einen Arm um ihre Schultern. Obi zuckte kaum merklich zusammen, entspannte sich dann aber unter Jules sanfter Berührung.
„Obi, was ist los?" fragte Jule leise, ihre Stimme voll Sorge und Mitgefühl. „Du weißt, du kannst mir alles erzählen."
Lena hob ihren Kopf, ihre Augen rot und geschwollen von den unterdrückten Tränen. „Ich weiß nicht, Jule. Alles fühlt sich so überwältigend an. Der Druck, die Erwartungen... manchmal frage ich mich, ob ich dem überhaupt gewachsen bin."
Jule zog Obi näher zu sich und drückte sie fest. „Obi, du bist eine der stärksten Personen, die ich kenne. Es ist in Ordnung, sich manchmal schwach zu fühlen. Wir sind ein Team, sowohl auf als auch abseits des Platzes. Du bist nicht allein."
Lena lehnte ihren Kopf an Jules Schulter und spürte, wie eine Welle der Erleichterung durch ihren Körper strömte. „Danke, Jule. Es ist einfach schwer, immer stark sein zu müssen."
„Du musst nicht immer stark sein," antwortete Jule leise. „Manchmal ist es okay, verletzlich zu sein. Das macht dich nicht schwach, sondern menschlich. Und egal was passiert, ich bin hier für dich. Wir schaffen das zusammen."
Die beiden saßen eine Weile schweigend da, die Stille sprach mehr als Worte es jemals könnten. Jule streichelte sanft Lenas Rücken, und langsam begann Lena, sich zu beruhigen. In diesem Moment wusste sie, dass sie alles überstehen konnte, solange Jule an ihrer Seite war.
Die nächsten Wochen waren nicht einfach. Lena kämpfte weiter mit ihren Selbstzweifeln, doch Jule war immer an ihrer Seite. Sie motivierte sie, hörte ihr zu und erinnerte sie daran, dass es in Ordnung war, Schwäche zu zeigen. Aber die Dunkelheit in Lenas Gedanken schien sich hartnäckig zu halten, und an manchen Tagen fühlte sie sich von den Erwartungen erdrückt.
Eines Nachmittags, nach einem besonders harten Training, brach Obi
in Tränen aus. Sie hatte sich zurückgehalten, bis sie allein war, doch der Schmerz war zu groß, um ihn länger zu verbergen. Als Jule sie fand, saß Lena auf der Bank, die Knie an die Brust gezogen, und schluchzte leise.„Lena, bitte sprich mit mir," sagte Jule, ihre Stimme voll Verzweiflung. „Ich will dir helfen."
Lena hob den Kopf, ihre Augen voller Tränen. „Ich weiß einfach nicht mehr, wie ich weitermachen soll, Jule. Es ist zu viel. Der Druck, die Erwartungen... ich fühle mich, als würde ich unter all dem zusammenbrechen."
Jule kniete sich vor Lena hin und nahm ihre Hände in ihre eigenen. „Lena, hör mir zu. Du bist nicht allein. Wir alle glauben an dich. Ich glaube an dich. Du bist stark und tapfer, und du wirst das überstehen. Aber du musst mich reinlassen, du musst mir erlauben, dir zu helfen."
Lena schniefte und sah Jule mit schmerzlichen Augen an. „Ich habe solche Angst, Jule. Was, wenn ich nicht gut genug bin? Was, wenn ich alle enttäusche?"
Jule drückte Lenas Hände fest. „Du bist mehr als gut genug, Lena. Und selbst wenn du fällst, wir sind hier, um dich aufzufangen. Ich bin hier, um dich aufzufangen. Wir schaffen das zusammen."
Pt 2 Folgt
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