Es war ein lauer Sommerabend, und der Himmel färbte sich langsam in warme Orangetöne, als Laura Freigang und Jule Brand Hand in Hand durch die Straßen gingen. Sie waren auf dem Weg zu einem Konzert, das sie schon seit Wochen geplant hatten. Beide waren aufgeregt, die Band live zu sehen, und freuten sich auf einen Abend, der ganz fernab vom Fußball und Training lag. Es war eine dieser seltenen Gelegenheiten, wo sie sich ganz auf sich selbst konzentrieren konnten – weg vom Rampenlicht, weg vom Druck und dem ständigen Wettkampf.
„Ich kann es kaum erwarten“, sagte Jule mit einem breiten Grinsen, während sie den Flyer des Konzerts in der Hand hielt. „Das wird so cool, die spielen heute all meine Lieblingssongs!“
Laura lachte und schüttelte den Kopf. „Du bist wie ein kleines Kind an Weihnachten. So aufgeregt habe ich dich lange nicht gesehen.“
„Hey, ich kann nichts dafür, dass die Musik einfach der Hammer ist“, erwiderte Jule und rempelte Laura spielerisch mit der Schulter an. „Aber gib’s zu, du freust dich auch.“
Laura nickte. „Ja, schon. Aber ich freue mich mehr darauf, wie du ausflippst, wenn die Band den ersten Song spielt.“
Die beiden erreichten das große Open-Air-Gelände, wo bereits hunderte Fans vor der Bühne standen und die Stimmung elektrisierend war. Die Geräuschkulisse aus Stimmen, Gelächter und die Vorfreude in der Luft versetzte beide in eine freudige Unruhe. Sie bahnten sich ihren Weg durch die Menge und fanden einen guten Platz, nicht zu weit von der Bühne entfernt, aber auch nicht mitten im Getümmel. Jule war voller Energie und tanzte bereits leicht zur Hintergrundmusik, während Laura sie mit einem Lächeln beobachtete.
„Willst du was trinken?“, fragte Laura und deutete auf einen nahegelegenen Stand.
„Ja, gerne! Etwas Kaltes wäre perfekt“, antwortete Jule, wischte sich den Schweiß von der Stirn und schloss kurz die Augen. Es war heiß, viel heißer als erwartet, und die stickige Luft in der Menschenmenge machte es nicht besser.
Laura nickte und ging los, um die Getränke zu holen. Als sie zurückkam, reichte sie Jule eine Flasche Wasser, die dankbar einen tiefen Schluck nahm.
„Du solltest echt mehr trinken“, sagte Laura besorgt, als sie sah, wie erschöpft Jule plötzlich aussah. „Es ist echt heiß heute.“
Jule winkte ab. „Ich bin okay. Ich will nur, dass die Band endlich anfängt. Die Hitze ist gleich vergessen, wenn die loslegen.“
Doch Laura konnte sehen, dass Jule blasser wirkte, als noch vor wenigen Minuten. Sie runzelte die Stirn, beschloss aber, erst einmal nichts zu sagen. Vielleicht war es wirklich nur die Aufregung.
Kurz darauf erloschen die Lichter, und das Publikum brach in ohrenbetäubenden Jubel aus. Die Band betrat die Bühne, und die ersten Takte der Musik erfüllten die Luft. Jule schrie begeistert auf und begann sofort mitzutanzen. Doch Laura bemerkte, dass ihre Bewegungen etwas langsamer und weniger flüssig waren als sonst.
Mit einem besorgten Blick beobachtete sie Jule weiter, die immer wieder innehielt, um sich an die Stirn zu fassen. „Jule, alles in Ordnung?“, fragte Laura und musste sich beinahe anschreien, um gegen den Lärm der Musik anzukommen.
Jule wollte nicken, aber ihre Augen schlossen sich einen Moment zu lange, und plötzlich schwankte sie gefährlich. Laura griff instinktiv nach ihr, aber es war zu spät – Jule brach in sich zusammen, ihre Beine gaben nach, und sie sank zu Boden. Panik durchfuhr Lauras Körper wie ein Stromschlag.
„Jule!“, schrie sie und kniete sich sofort neben ihre Freundin, das pulsierende Licht und die laute Musik um sie herum schienen in diesem Moment zu verschwimmen. Sie spürte, wie sich kalter Schweiß auf ihrer Stirn bildete, als sie Jule sanft auf den Rücken legte. „Jule, wach auf!“
Jules Gesicht war blass, und ihre Atmung ging flach und schnell. Lauras Herz raste, und sie spürte, wie ihre Hände leicht zitterten. Sie versuchte, ruhig zu bleiben, während sie die Umgebung nach Hilfe absuchte. Die Menge um sie herum hatte das Geschehen kaum bemerkt, gefangen im Bann der Musik.
„Hilfe!“, rief Laura so laut sie konnte, während sie versuchte, Jule wachzurütteln. Einige Leute in der Nähe drehten sich um, und langsam realisierten auch andere, dass etwas nicht stimmte. Ein Mann in der Nähe, der ein Security-Shirt trug, kam herübergeeilt.
„Was ist passiert?“, fragte er besorgt.
„Ich weiß es nicht, sie ist einfach zusammengebrochen“, stammelte Laura, die Panik in ihrer Stimme war kaum zu überhören. „Wir müssen sie hier rausbringen, sie braucht Luft.“
Der Mann nickte und half Laura, Jule hochzuheben. Gemeinsam bahnten sie sich durch die Menge, während Lauras Herz unaufhörlich klopfte. Sie fühlte, wie sich eine Mischung aus Angst und Verzweiflung in ihr ausbreitete. Jule war immer so stark und unermüdlich – der Gedanke, sie jetzt so verletzlich zu sehen, war schwer zu ertragen.
Als sie es endlich aus der dichten Menge schafften, legten sie Jule vorsichtig auf eine Bank in der Nähe. Laura griff sofort nach ihrem Handy und wählte den Notruf. Während sie hektisch die Situation erklärte, spürte sie, wie Jules Hand leicht zuckte.
„Jule?“, flüsterte Laura, ihre Stimme zitterte vor Anspannung.
Langsam öffnete Jule die Augen und blinzelte benommen. „Laura…?“, murmelte sie schwach, als sie versuchte, sich zu orientieren.
Erleichterung durchströmte Lauras Körper, als sie Jules Stimme hörte. „Ja, ich bin hier. Bleib ruhig, okay? Du bist zusammengebrochen, aber du wirst wieder in Ordnung sein.“
Jule versuchte, sich aufzusetzen, doch Laura legte sanft eine Hand auf ihre Schulter, um sie zurückzuhalten. „Bleib liegen. Die Sanitäter sind auf dem Weg.“
Jule schloss erschöpft die Augen und atmete schwer. „Es tut mir leid… ich wollte den Abend nicht ruinieren.“
Laura schüttelte den Kopf, während sie eine Strähne aus Jules Gesicht strich. „Du ruinierst gar nichts. Du bist das Wichtigste, Jule. Der Rest ist mir völlig egal.“
Jule öffnete schwach die Augen und sah Laura an. „Danke, dass du hier bist“, flüsterte sie.
Laura spürte, wie ihre Augen sich mit Tränen füllten, aber sie zwang sich zu lächeln. „Natürlich bin ich hier. Immer.“
Die Sanitäter kamen kurz darauf und begannen, sich um Jule zu kümmern. Während sie Jules Vitalwerte überprüften und sie an eine Infusion anschlossen, wich Laura nicht von ihrer Seite. Sie hielt ihre Hand fest, als Zeichen, dass sie da war – egal was passierte.
„Ihr Kreislauf ist zusammengebrochen, wahrscheinlich aufgrund der Hitze und Dehydrierung“, erklärte einer der Sanitäter freundlich, während er Jule eine Sauerstoffmaske aufsetzte. „Aber sie wird wieder in Ordnung kommen. Wir bringen sie nur vorsichtshalber ins Krankenhaus.“
Laura nickte und spürte, wie die Anspannung langsam aus ihrem Körper wich. Sie blickte hinunter zu Jule, die jetzt wieder etwas Farbe im Gesicht hatte, und drückte ihre Hand sanft. „Ich komme mit dir.“
Jule nickte schwach, und ein dankbares Lächeln erschien auf ihren Lippen. „Ich wäre ohne dich verloren.“
Laura beugte sich hinunter und drückte einen Kuss auf Jules Stirn. „Du wirst nie ohne mich sein, Jule. Das verspreche ich dir.“