Die Wochen vergingen in einem zähen Schlepp, und die Abwesenheit von Sydney fühlte sich für Klara wie ein bleibender Schatten an. Jede Stunde ohne sie war eine Qual, und die Stille im Mannschaftshotel wurde unerträglich. Klara hatte sich in ihren eigenen Gedanken verloren, und die Einsamkeit quälte sie. Sie vermisste nicht nur die Nähe zu Sydney, sondern auch die Leichtigkeit und das Lachen, die einst ihr tägliches Leben geprägt hatten.
Es war eine klare, kühle Nacht, als Klara in ihrem Zimmer lag, den Blick auf die Decke gerichtet. Gedanken an die letzten Wochen quälten sie, und sie fragte sich immer wieder, ob es eine Möglichkeit gab, das Unausgesprochene zwischen ihnen zu klären. Die Erinnerungen an die schönen Momente, die sie geteilt hatten, waren wie ein süßer, aber schmerzhafter Stachel in ihrem Herzen.
Plötzlich hörte sie ein leises Geräusch an der Tür. Klara richtete sich auf und lauschte. Es war still im Flur, nur das gelegentliche Knarren des Holzfußbodens war zu hören. Ihre Gedanken rasten. Könnte es Sydney sein?
Die Tür öffnete sich langsam, und im schwachen Licht des Flurs erschien die Silhouette von Sydney. Klara fühlte, wie ihr Herz einen Sprung machte. „Sydney?“ flüsterte sie überrascht.
Sydney trat leise ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich. „Ich hoffe, ich störe nicht“, murmelte sie, während sie nervös mit den Händen spielte. Ihre Augen suchten Klaras, und in diesem Moment schien die ganze Welt um sie herum stillzustehen.
„Was machst du hier?“, fragte Klara, die sich nicht sicher war, ob sie sich freuen oder fürchten sollte. „Wir haben gesagt, dass wir Abstand halten.“
„Ich weiß“, antwortete Sydney, ihre Stimme zitterte leicht. „Aber ich kann das nicht mehr. Ich kann nicht einfach tun, als wäre alles in Ordnung, als wäre ich nicht in dich verliebt.“
Klara spürte, wie ihr Herz schneller schlug. „In mich verliebt?“, wiederholte sie ungläubig. „Aber du hast gesagt…“
„Ich weiß, was ich gesagt habe!“, unterbrach Sydney, und Klara konnte die verzweifelte Anspannung in ihrer Stimme hören. „Ich habe nie eine lesbische Beziehung gehabt, aber die Zeit ohne dich hat mir gezeigt, dass ich nicht einfach weglaufen kann. Ich will nicht, dass es so bleibt. Ich will mit dir zusammen sein.“
Klara stand auf und trat einen Schritt näher. „Du bist dir sicher?“, fragte sie, ihre Stimme war ein Flüstern. „Das könnte alles komplizierter machen.“
„Das weiß ich“, antwortete Sydney, ihre Augen glänzten im schwachen Licht. „Aber ich kann nicht mehr so tun, als würde ich dich nicht lieben. Es tut mir leid, dass ich so lange gebraucht habe, um das zu erkennen.“
Klara fühlte, wie sich eine Welle von Emotionen in ihr aufstaute. Hoffnung, Angst, Sehnsucht – alles mischte sich in ihrem Herzen. „Was, wenn es nicht funktioniert? Was, wenn wir das Team gefährden?“
Sydney schüttelte den Kopf. „Das ist es nicht wert. Ich kann nicht ohne dich sein, Klara. Du bist mehr als nur eine Teamkollegin für mich. Du bist alles.“
Die Worte drangen tief in Klaras Herz ein und ließen es schneller schlagen. Sie wollte Sydney einfach in die Arme nehmen, sie küssen und all die Zweifel und Ängste vergessen. Doch in diesem Moment war es schwer, den Mut zu fassen.
„Ich habe Angst“, gestand Klara schließlich. „Angst vor dem, was passieren könnte, vor dem, was wir verlieren könnten.“
Sydney trat näher und nahm Klaras Hände in ihre. „Ich habe auch Angst. Aber ich glaube, dass das, was wir haben, es wert ist, Risiken einzugehen. Lass uns einen Neuanfang versuchen. Nur wir zwei. Ich will es mit dir versuchen, Klara.“
Der Raum um sie herum schien für einen Moment stillzustehen, während Klara in Sydney Augen sah, in denen ein Funke Hoffnung glühte. Ihre Hände zitterten leicht, als sie darüber nachdachte, was es bedeuten würde, mit Sydney zusammen zu sein. Die Erinnerungen an die schönen Momente mit ihr blitzten vor ihrem inneren Auge auf.
„Komm zu mir“, flüsterte Sydney, und Klara fühlte, wie die Welt um sie herum verschwand. Sie trat noch näher, und ohne nachzudenken schloss sie die Lücke zwischen ihnen. Sydney legte ihre Arme um Klara, und in diesem Moment fühlte sich alles so richtig an. Die Angst, die sie zuvor verspürt hatte, wurde von einem warmen Gefühl der Geborgenheit überwältigt.
Klara atmete tief ein, und als sie Sydney näher kam, spürte sie den vertrauten Duft von ihrem Shampoo und den Hauch ihrer Wärme. „Ich will es versuchen“, flüsterte Klara, und in diesem Moment war alles klar. „Ich will mit dir zusammen sein.“
Sydney lächelte, und Klara fühlte, wie sich ihre Herzen im Einklang schlugen. „Dann lass uns einfach wir selbst sein“, sagte Sydney sanft.
Die beiden Mädchen umarmten sich fester, und Klara spürte, wie die Traurigkeit der letzten Wochen von ihr abfiel. Es war der Beginn von etwas Neuem, etwas Schönem.
Doch während sie in dieser Umarmung versanken, spürte Klara ein leises Echo von Zweifeln in ihrem Herzen. Die Unsicherheiten waren nicht verschwunden, aber für den Moment war das Glück übermächtig. Sie wussten, dass der Weg nicht einfach sein würde, aber sie waren bereit, ihn gemeinsam zu gehen.
In dieser Nacht schliefen sie eng umschlungen ein, und das Licht der Dunkelheit wurde von der zarten Hoffnung erhellt, dass sie, egal was passierte, zusammen stark sein könnten. Doch in den Tiefen von Klaras Seele schwang ein leiser Zweifel mit: Ob sie wirklich die Kraft hatten, den Sturm, der unweigerlich kommen würde, gemeinsam zu überstehen.