☆Morgana☆

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Es war so erstaunlich, wie sie alles mit Leichtigkeit vollbrachte, dass Madame sich fragte, was ihr noch zu lehren war... So beriet sich am nächsten Tag mit der Königin...

,,Ihr habt ein wunderbares Kind... Wie sie ihre Aufgaben meistert... Erstaunlich,"schwärmte Madame vor sich hin und trat zu ihr ans Fenster.
,,Erstaunlich, nicht wahr? Ein besseres Kind hätte ich mir nicht wünschen können,"erwiderte die Königin und blickte stolz auf die Wälder...
,,Und das, im Trotze ihres Lebens im Walde ,"meinte Madame und folgte bedenklich ihrem Blick...
,,Eure Majestät... Ich weiß nicht, was ich ihr noch lehren soll...",fing sie nach einer Weile an zu zagen und bat um einen Rat der Königin. ,,Reiten und Tanzen,"flüsterte diese nach einiger Zeit  vor sich hin und schritt durch den Saal. ,,Reiten und Tanzen?"
,,Das sind zwei Dinge, die sie noch nicht kann..,"meinte die Königin partout und wandte sich zu ihr um...
,,Seid Ihr sicher?"
,,Ja, sie hat es mir selbst gesagt... Also holt den Kapellmeister und verständigt den Stallmeister... Morgen wird meine Tochter lernen zu reiten und zu tanzen. Lasst sie das schönste Pferd reiten,"befahl sie mit hehrer Stimm' und schickte Madame fort.

Eifrig begann Madame mit den Vorbereitungen...  Noch am selben Tage wurde die Prinzessin in den Ballsaal gerufen...
Ein Diener sollte ihr  als Tanzpartner dienen und wurde zu ihnen befohlen.
Emsigen Schrittes kam er herbei und war bereit mit ihr zu tanzen. Doch als er ihr Antlitz sah, war es um ihn geschehen und Ahkuna ahnte, was ihr nun dräute. Mit zarter Hand führte er sie durch den Saal und blickte dabei tief in ihre Augen...

Während Madame am Spinette saß, schwebten sie durch den Saal,im Takte der Musik und hörten die Worte des Meisters... 
Mit der Zeit verhallte sein Geheiß  und sie lauschten nur noch der Musik. Erst als der Meister das Stück unterbrach, blickten sie erstaunt auf und beendeten den Tanz mit einer zarten Drehung.

,,Bravour, bravour, bravissimour,"trat er auf sie zu und klatschte in die Hände, ,,Für den ersten Tanz schon mal nicht schlecht'.  Aber bitte mehr Vigilance! Und jetzt nochmal",lobte er den Tanz und gab Madame ein Zeichen weiterzuspielen. 
Das Spinett sang und klang... Eine liebliche Melodie erschallte und sie tanzten...
Irgendwann konnte der Diener seine Augen nicht mehr von ihr lassen und begann zu sprechen: ,,Ihr seid so schön, dass mich das Blut in den Adern gefriert." Geniert sah Ahkuna zu Boden  und wich seinem  Blicke aus. Doch  er kam näher und umfasste ihre Wang'... Allmählich wurde es Ahkuna zu viel und sie schlug aus...

Erschrocken zog der Diener seine Hand zurück und verstand, was er fast getan:,,Oh verzeiht! Ich vergesse noch meinen Stand!" - ,,Haltet Euch im Zaum!,"zischte sie und tanzte weiter.

Nach der Tanzstunde bat sie Madame um einen anderen Tanzpartner und beschloss, in Stunden wie diesen eine Maske zu tragen.

Um Mittagszeiten wurde sie zu den Ställen geführt und sollte sich für ein Pferd entscheiden...
Kaum hatte sie die Ställe betreten, hoben alle Pferde servil die Köpfe und blickten sie an.
Jedem ihrer Schritte folgten sie demütig  mit ihrem Blicke und stießen ein leises Schnauben hervor. Gerade,als Ahkuna alle Reihen durch war, erblickte sie in einer finsteren Box eine kranke Stute...
Ihr rotbraunes Fell schien matt und grau im Dämmerlichte des Stalls und ihr Leib so schwach, dass sie sich kaum noch  auf den Beinen halten konnte.
So lag sie da, im dunkelsten Schatten des Stalls  und wartete auf ihr Schicksal.

Schweren Atems stieß sie ein lautes  Schnauben hervor und fragte sich, was die Herrin der Wälder von  ihr begehrte.
  Ein kaltes Herz, ein leerer Blick...
Ahkuna spürte ihren Schmerz... Ein schlimmes Leiden hatte sie hinter sich...
,,Wie ist dein Name?",fragte Ahkuna in der Sprache der Pferde und schaute durchs Gitter. ,,Morgana",stammelte die Stute und hob ihren Kopf.
,,Was ist mit dir geschehen?"
,,Ein schlimmes Unglück,"erwiderte sie und  sah,wie Ahkuna das Gitter öffnete und zu ihr herein kam.
,,Prinzessin! Ihr wollt doch nicht etwa dieses Pferd?",kam  Madame höhnisch  herbei und beäugte die Stute mit spöttischen Blicken.
,,Und wenn es so wäre?"
,,Dann wäre es nicht des Prinzessins Würde, ein krankes Pferd kurz vor seinem Tode zu reiten,"sagte Madame und versuchte sie belehren... 
Doch Ahkuna hockte sich ins weiche Stroh und legte ihre Hand aufs Pferd: ,,Lasst mich ihr helfen!"
,,Ich glaub nicht,dass es bei ihr was bringen würde...,"meinte Madame und sah Ahkunas Willenstärke, ,,Der Schinder kommt bald... Dann ist sie vom Leid erlöst."
Nachdenklich starrte Ahkuna vor sich hin und strich über den  Bauch der Stute...
,,Lasst mich mit ihr allein...,"befahl sie und betastete Morganas Leib.

Ahkuna I: {Die Wolfsprinzessin}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt