☆Der Antrag☆

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Hurtig eilte er ihr nach und fand sie in einem Saal am Ende des Ganges.

Schweigsam stand sie dort an einem Geländer des Altans, der zum Garten führte, und schaute in die Nacht hinaus.
Ganz starr erblickte sie das kalte Licht des Mondes und verharrte.
  Er zog sie  in seinen Bann, ganz apart, und bald, da verfärbten sich ihre Adern zu einem matten Blau.

,,Ah, hier bist du," rief der Prinz, als er sie bemerkte, und riss sie aus ihren Gedanken.
,,Was ist mit dir?", fragte er, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte,  und  trat besorgt auf sie zu.
Ihr Blick war bang, ihr Leib ganz starr...
Er merkte gleich, dass etwas nicht stimmte...
Doch  als er noch einmal fragte, beteuerte sie, dass nichts sei, und  wandte sich von ihm ab.
Da nahm er ihre Hand  und fasste ihre Wang'.
,,Hee...",stöhnte er und blickte sanft in ihre Augen, die schon seichte funkelten, ,,Deine Augen... Sie leuchten so hell  wie die  Sterne,"wisperte er und strich ihr liebevoll eine Strähne aus der Stirn.
Ganz zärtlich  legte er seine Arme um sie, um sie zu trösten.
Doch als er versuchte,sie zu küssen, wies sie ihn seicht zurück:
,,Egmont... Ich...",seufzte sie, ohne  auf seine Lippen einzugehen, und verharrte...
,,Psch...",zischte er leise und legte seinen Zeigefinger auf ihre Lippen, ,,Komm mit mir,"flüsterte er und zog sie hinab über  des Gartens Stufen.
Zögerlich gelitt sie ihn hinab und folgte ihm in den Garten.

Ein frischer Wind wehte umher und ließ ihre Schleppe fliegen. Die Nacht war kalt und friedlich und die ersten Geschöpfe der Nacht zogen durch die Wälder.

Die ersten Wölfe versammelten sich am Fuße des roten Berges  und  warteten auf die Rudel des Nachbarlandes,um mit ihnen  ein Feste zu feiern. Der erste Vollmond, bei dem sich ihre Rudel trafen, um sich in Friede zu vereinen.

Gebannt lauschte Ahkuna ihren Stimmen, während sie Egmont folgte,und ahnte schon, was er vor hatte.
Doch das  konnte  ihre Angst vor  jenem nicht lindern.  Da war  der Mond, der ihr die Richtung wies... und sie zur Verwandlung stieß. Es blieb ihr nicht mehr viel Zeit... und sie war dem allen nicht gefeit.

Des Blickes bang, die Hand voll Ungeduld, so schritt sie an seiner Seite und er führte sie zu des Platzes Brunnen.

,,Egmont, ich...", versuchte sie ihn zu halten, sich des Griffes zu entziehen, doch er hielt sie fest in seiner Hand und führte sie zu einer Bank.

Galant wies er ihr sich zu setzten und umschlang fast ihre Hand, als er sich vor ihr niederkniete:
,,Ahkuna... ,"begann er zu sprechen und schaute sie rührend an , ,,Seit unserer ersten Begegnung verspürte ich eine Verbindung zwischen dir und mir,"sprach er und fuhr fort, ,,Du bewahrtest mir das Leben im Schlage des Schicksals... und zeigtest mir, was Leben ist..., wahre Liebe..., und zeigtest mir deine Welt, die nicht wie meine in  Schatten fällt.
Du brachtest mir und meinem Vater den Friede und meinem Volk Genesung...
Ich kann dir nicht genug danken, Ahkuna...,"hauchte er und  streichelte zart ihre Hand, als seine Rechte  nach dem Kästchen in seiner Tasche griff und es hervorzog:
,,Als dass ich dir mein Herz zu Füßen lege und dich frage:.... "

Doch bevor er den Satz zuende führen konnte und das Kästchen öffnen konnte, hatte sie seine Hand ergriffen und ihn unterbrochen:
,,Nicht Egmont... Nicht bevor du es weißt...", säuselte sie und war den Tränen nahe...
Konfus blickte er sie an und sah den Schimmer in ihren Augen... Die Tränen rannen..., ihre Stimme klang fast gebrochen... Etwas wahrte sie... zu ihrem Leide.
,,Was weißt? Was ist mit dir?,"fragte er, als er ihr Leid bemerkte, und erhob sich mit ihr, das Kästchen fest umklammert.
Unsicher  schaute sie sich um und lauschte, ob ihnen jemand horchte.
Als sie sich sicher war, dass gewiss niemand sie hörte und sie niemanden witterte, nahm sie seine Hand und führte ihn ins Labyrinth.
Dichte Hecken erstreckten sich bis zum Walde und offenbarten ihnen nur wenig Licht. Einzig der Mond schien ihnen den Weg und beleuchtete den Pfad.

,,Wo bringst du mich hin?",fragte der Prinz etwas  ungewiss   und folgte ihr durch die Dunkelheit.
,,An einen anderen Ort,"hauchte sie  und führte ihn die wuchernden Wege entlang.

Erst als er ein freies Felde  sah, war er erleichtert  und blieb  rasch mit ihr stehen.

Sie waren nun  im Zentrum des Labyrinths,um sie herum dichte Hecken, die jede Sicht vom Altan aus versperrten. Jedoch waren sie unwissend, dass ihnen  auf dem Weg hin jemand gefolgt war und so ließ  Ahkuna von ihm ab und trat  ein paar Schritte auf und ab.
Sie war nun im freien Felde und ließ sich ganz  vom Monde bescheinen.

Ganz klar schienen die Strahlen zu ihr herab und hüllten sie  in  sich ein.
Sie leuchtete... und um sie herum erstrahlte es... für einige Augenblicke lang... Die Hecken, die Wege... Ja selbst die Bäume in den umliegenden Wäldern...

,,Was... was passiert mit dir?", stammelte der Prinz, als er das sah,  und erblickte die umliegenden Wälder, die in dem Leuchten unzählige Schatten auf die Gräser warfen.  Als es stärker wurde,  hielt er sich die Augen zu und trat einige Schritte zurück.

,,Egmont..,"sprach sie und begann zu reden, ,,Es tut mir leid, dass du es so erfahren musst... .," raunte sie und verstummte, als sich ihr Leib verwandelte und sie auf leisen Pfoten aufkam.
Geblendet von den Strahlen hielt der Prinz noch immer  sein Haupt bedeckt und schaute hinab auf die Gräser.
Erst, als er einen seichten Schatten vernahm, wagte er es aufzuschauen und erstarrte, als er sie erblickte.
,,Was... Du bist...?,"stammelte er und stockte den Atem.
Eine weiße Wölfin stand vor ihm, so groß  galant, von Glanz bedeckt.

Gar musternd  schaute er sie an und konnte in ihren Augen einen seichten Schimmer erkennen. 
Sie hatte ihre Augen, doch wollte er  es irgendwie nicht wahrhaben...
Stirnrunzelnd fuhr er sich durchs Haar und blickte sie an:
,,Ist... ist das wahr? Träume ich? Das... das ist doch unmöglich...",stammelte er immer wieder und konnte seinen Augen nicht trauen.
Da fing sie an zu reden:
,,Egmont... Ich wollte es dir schon eher sagen, aber ich wusste nicht wie... Aber hör mir zu:
Lange bevor wir uns kannten, gewährte ein Geist mir einen Wunsch und vermachte mir seine Kräfte."
,,Du bist es!",fuhr er ihr dazwischen und trat  schelmisch zurück...
Gar sprachlos ließ  er das Kästchen fallen und lehnte sich kopfschüttelnd an einen Pfahl.
,,Die ganze Zeit hast du mich belogen, dein Antlitze bedeckt und deinen wahren Leib versteckt!",wurde es ihm bewusst und er konnte nicht anders, als sich umzudrehen und zu fortzugehen .
,,Egmont! Warte! Ich kann dir alles erklären!",versuchte sie ihn noch zu halten, doch er ließ von ihr ab und lief den Pfad hinab.
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Altan= Terrasse, Balkon

Ahkuna I: {Die Wolfsprinzessin}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt