☆Die Geliebte des Prinzen☆

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Die nächsten Tage über braute sie ihr einen Trank und pflegte sie gesund...
Bald erstrahlte ihr Fell wieder in der Farbe der Morgenröte... Voller Kräfte strotzte sie mit jedem Schritt, den Ahkuna sie führte, und die Leute auf den Straßen  bestaunten ihres Felles Pracht.  ,,Oh seht! Welch edles Ross!,"riefen sie und blieben am Straßenrande stehen. So passierte Ahkuna auf Morgana die Straßen, im Kleide einer Zofe.., umhüllt von einem Umhang, und saß  im Sattel.., ihr Gesicht  verhüllt von einem dichten Schleier... Als Prinzessin wollte sie nicht für Aufregung sorgen und blieb lieber verdeckt unter den Menschen, um normal mit ihnen reden zu können... Denn sobald sie ihr Gesicht zeigte, sahen die Menschen sie mit anderen Augen. Die einen des Neides, die anderen mit Ehrfurcht.
So blieb sie inkognito und erfuhr allerlei Gerücht' der Dörfer...
Dennoch waren die Wachen ihr dicht auf den Fersen und folgten ihr unbemerkt durch Gassen und Dörfer.
Mit der Zeit merkte sie, dass stets zwei Wachen hinter ihr her ritten,und sie trieb ihr Pferd zum Galopp an.
Mit der Macht des Windes verhalf sie Morgana zu mehr Kraft und sie lief so schnell, dass Ahkuna sich am Sattel festhalten musste. Die Felder rauschten an ihnen vorbei, mit ihnen die Säher, die die letzte Ernte auf die Wagen luden.
Der Sommer war bald vorbei und der Herbst kam nun herbei...
Ahkuna spürte die frische Luft, wie die Winde seicht die Ähren wogten und die Wälder streiften. Sie spürte den Wind in den Haaren,wie er durch ihre Strähnen blies... und fühlte sich frei...

Verträumt ließ  sie die letzten Böen ziehen und streckte ihre Arme von sich...

... Morgana schwebte... und für einen Moment war es, als würden sie fliegen...

Doch mit der Zeit wurde Morgana  langsamer und begann zu schnauben...
Als Ahkuna sich wieder gefasst hatte, ergriff sie schnell die Zügel und wandte sich um... Die Wachen waren längst verschwunden.... Sie hatten sie abgehängt... Erleichtert lüftete sie kurz ihren Schleier und schaute in die Ferne. 
Die roten Berge erstreckten sich am Horizont und vermachten den Wäldern einen rötlichen Schimmer.
,Ach wie schön der Herbst hier erscheint ,'dachte Ahkuna und entsinnte sich an alte Zeiten ihrer Kindheit zurück.... Das raschelnde Laub der Bäume, die bunten Kleider, die nach und nach verfielen... An das alles erinnterte sich Ahkuna,wenn sie die verträumten Wälder sah, und trieb Morgana in Richtung Wald.

Auf ihrem Weg begegnete sie einem Zug von Händlern, die gerade aus dem Wolfenreich kamen und durch die Wälder zogen. Voller Sorge  erzählten sie ihr vom Leiden des Prinzen,der  seit Tagen wegen einer schweren Krankheit im Bette lag, ohne Besinnung..., gefangen im ewigen Traum... Aus Verzweiflung habe der König schon Heiler aus dem ganzen Land kommen  lassen, jedoch ohne Erfolg...
Und nun hoffte er vergebens auf die Rückkehr der Wölfin, die mit ihren Kräften bisher alles geheilt hatte...
Im ganzen Land ließ  er Boten nach ihr schicken, jedoch ohne Erfolg... Keiner hatte sie je wieder gesehen...

Verzweifelt ließ Ahkuna von den Händlern ab und ritt weiter in Richtung des Baches... Gewandt ließ sie sich von Morganas Rücken gleiten und sank ins Gras zurück...  Mit zitternden Händen rupfte sie  Kräuter aus dem Boden  und hortete sie in ihrem Schurz. Sie wollte dem Prinzen helfen, auch wenn sein Herz einer anderen gehörte, so wollte sie dennoch, dass er glücklich des Lebens war, und wollte alles in der Macht Stehende tun, um ihn zu heilen.
Eisernen Schrittes kehrte sie zum Baum ihrer Kindheit zurück und barg in den Tiefen seiner Wurzeln ein Bündel, das sie einst dort versteckt hatte...
Gebannt lauschte sie, ob jemand in der Nähe war, und versteckte sich im Gebüsch,  um sich umzuziehen.
Ihr blaues Zofenkleid tauschte sie gegen alte Lumpen und ihr Gesicht verbarg sie unter der Maske. Die Kräuter verstaute sie in einem Beutel...
So ritt sie noch am selben Abend  zur Grenze und konnte die Wachen nur mit List überwinden...
Während sie durchs Gebüsche schlich, galoppierte Morgana am Fluss entlang und zog die Aufmerksamkeit  der Wachen auf sich...  Erstaunt von ihrem Antlitze wollten sie sie einfangen, doch an einer seichten Stelle des Flusses sprang sie über des Ufers Grenze und kam auf der anderen Seite zum Stehen... Keck wieherte sie den verärgten Wachen entgegen, scheute und trabte davon...
Hinter dem nächsten Hügel wollte sie sich mit  Ahkuna treffen und gabelte sie bei der nächsten Kreuzung auf.
Geschwind stieg sie wieder auf ihren Rücken  und  ritt weiter...
Morgana galoppierte so schnell sie konnte, wetterte über die Straßen, durch kleine Dörfer und Wälder, und folgte dem Zug der Händler, die auf dem Weg zum Schlosse waren, um ihre Waren zu verkaufen.
Kurz vor den Toren stieg Ahkuna ab und führte Morgana zu einer entlegenen Stelle, die durch allerhand Sträuch'  gut geschützt war.
,,Warte hier auf mich! Und wenn jemand dich fangen will, lauf davon und versteck dich in einem Haine des Waldes!,"wies sie ihre Stute an und strich sanft über ihre Blesse. Morgana schnaubte und scherte nickend aus.

Ahkuna I: {Die Wolfsprinzessin}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt