☆Der erste Kontakt mit Menschen☆

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Eines Tages zog ein welscher Krieger durch den Wald. Schwer verwundet von den Kriegen des Ostens trottete er die Wege entlang auf der Suche nach Schutz und Unterkunft und gab acht, dass ihm keiner folgte. Doch durch die großen Schmerzen musste er öfters rasten und so baute er sich aus Ästen und Leinen auf einer abgelegenen Lichtung ein Lager für die Nacht. Als er Feuerholz suchen ging, hörte er auf einmal einen faszinierenden Gesang, der durch die Büsche hallte. Gebannt von dieser Stimme folgte er dem Lied, und gelangte  durch dichte Büsche zu einem stillen Flusse  des Waldes an dessen Ufer ein junges Mädchen saß und tief in Gedanken versunken dieses Lied sang. Leicht bekleidet, nur in ein zerfetztes Tuch gehüllt , hockte sie da und kämmte ihr langes Haar. Der Krieger konnte seinen Augen nicht trauen, so ein hübsches Mädchen ganz allein im Wald zu finden. „Hee, du ! Was machst du hier so ganz allein im Wald?", fragte er sie in einer fremden Sprache und kam aus seinem Versteck hervor. Erschrocken hörte sie auf zu singen und wich zurück. Mit ängstlichen Blicken beäugte sie ihn und ließ ihn ja nicht aus den Augen.

Sie konnte die Sprache der Menschen nicht verstehen. Bisher hatte sie nur Jäger und Kutschen durch den Wald ziehen sehen, aber noch nie einen Mann mit so einem langen Bart. Sie versuchte, ihm zu antworten, zuerst in der Sprache der Wölfe, dann der Rehe und Hirsche , bis hin zur Sprache der Eichhörnchen, aber er konnte sie nicht verstehen. Der Mann konnte nicht begreifen, wie ein Mädchen die Sprache der Menschen nicht verstehen konnte und so hockte er sich neben sie ins seichte Gras, fest entschlossen, ihr die Sprache der Menschen beizubringen, zuerst Deutsch, dann die Sprachen anderer Völker, und gab ihr mit Handzeichen zu verstehen, ihm zu folgen. Misstrauisch blickte sie ihn an und folgte ihm in einem bestimmten Abstand.

Er führte sie zu seinem Platze und machte erst mal ein Lagerfeuer. Während er Suppe in einem alten verrosteten Kessel kochte, zeigte er ihr unterschiedliche Gegenstände und sprach deren Namen in verschiedenen Sprachen aus. Neugierig versuchte sie sie auszusprechen, anfangs etwas gebrochen, dann etwas besser... Ab dann begann sie sich für die Sachen der Menschen zu interessieren. Bis in den Abend hinein zeigte er ihr allerlei Dinge, dann schlief sie ein.

Lächelnd schaute er ihr beim Schlafen zu und beschloss, sich weiterhin im Wald vor Feinden zu verstecken, um sich um sie zu kümmern.

Am nächsten Morgen erwachte er auf einmal in einer Hütte. Neben ihm lag das Mädchen, noch schlafend in eine Decke gehüllt, und war noch tief in ihren Träumen versunken. Verwirrt blickte der Mann sich um und bemerkte beim Aufrichten, dass seine Wunden verheilt waren. ,,Was zum?..."- ,,Guten Morgen. Wie ich sehe, seid Ihr schon wohl auf?", flüsterte eine Stimme hinter ihm. Erschrocken wandte er sich um und erblickte eine alte Frau , die gemach auf einem Schemel saß und verschiedene Kräuter in einem Korb sortierte. ,,Wer... wer seid Ihr?", fragte er furchtsam und erhob sich. ,,Mein Name ist Daliah. Ich habe euch gestern gefunden. Ihr hättet mit Euren Wunden die Nacht nicht überlebt. Und das Mädchen...naja ich weiß nicht, was mit ihm ist," sprach die Frau und ging zur Feuerstelle. ,,Sie spricht nicht unsere Sprache. Ich habe sie gestern am Fluss gefunden und ihr was zu Essen gegeben. Ich danke Ihnen vielmals. Meine Wunden sind über Nacht verschwunden..." -,,Die Macht der Kräuter ist grenzenlos. Wenn Ihr wollt, kümmere ich mich um das Mädchen und Ihr könnt in Eure Heimat zurückkehren,"bot die Alte ihm an und gab ihm eine Schüssel Suppe...
Gelind verschlang er das Essen und schaute zu ihr auf. ,,Ich weiß nicht. Mein ganzes Land ist besetzt. Es wird schwer durchzukommen." - ,,Das ist mir bewusst.  Im ganzen Land wird nach euch gesucht. Heute in aller früh ritten Soldaten des Königs vorbei und durchforsteten den ganzen Wald. Meine Hütte blieb ihnen noch verschont... Aber schon bald werden sie hier sein und euch finden... So macht Euch auf den Weg...." Der Krieger nickte nur und erwiderte, bevor er die Hütte verließ: ,,Versprecht Ihr mir, dem Kind unsere Sprachen zu lehren? Ich werde nach einiger Zeit zurückkehren und dem Kind das Kämpfen lehren, damit es in der Einsamkeit nicht so hilflos ist und sich gegen Banditen wehren kann." Daliah nickte und sah dem Krieger nach.

Ahkuna I: {Die Wolfsprinzessin}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt