☆Die Heilung des Prinzen (2)☆

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Es war ein schwerer Weg ins Schloss...
Bei Tag ließen die Wachen das Tor nicht außer Acht und kontrollierten jeden Passanten, der die Straße querte... Des Weiteren öffneten sie alle Fässer, durchstachen das Heu und lugten unter jeden Wagen, ob sich dort jemand versteckte...
Ahkuna schwante schon, dass der König was ahnte, dass jemand seinem Sohn was Böses wollte, und besah den verstärkten Schutze...
Wachen eilten auf den Mauern umher, besahen die Fern, ob irgendein Feind nahte mit seiner Truppen Heer, doch alles was sie sahen, war ein friedlich' Land, das dem Leide nun gebannt...
So marschierten sie ab und taten dem König Kund', der in seiner Einsamkeit mehr und mehr verzagte...
Nichts passierte... Kein Angriff, kein Wunder, keine Heilung...
Sein Sohn blieb stumm, starr im Traume versunken... Und keiner kannte den Grund... Alles was ihm blieb, war ein Name, den sein Sohn im Schlafe raunte... Wer war diese Ahkuna?, fragte er sich immer und immer wieder, bis einer ihm die Antwort gab...
Gerade, als er nach dem Bericht der Wachen seinen Blick senken wollte, klopfte es an der Tür...
Eine Wache trat herein und verkündete die Ankunft einer Heilerin..., der Letzten des Landes... Der König war erstaunt , noch nie ein Wort von ihr gehört zu haben und bat sie zu sich herein in den Thronsaal...
Gebannten Schrittes trat sie ein, ihr Gesicht verhehlt von einer hölzern' Maske und ihr Haupt verschleiert von eines Hanges Krempe...
So blieb sie vor seinem Throne stehen, gelinde.., und blickte nach unten...
Bevor er zu Worte kam, musterte er sie düsteren Blickes, und besah sie von Kopf bis Fuß... ,Eine Heilerin in dem Kleide einer Bettlerin...,'dachte er sich und krauste nachdenklich seinen Bart...
,,Wer ist sie?",fragte er schließlich und legte seinen Kopf zur Seite...
Seine Worte klangen erschwerlich, seine Stimme fast gebrechlich ... Die Sorg' zernagte seine Seel' und aus dem grausen alten Mann ward ein alter Vater, der um das Leben seines Sohnes bange war...
Als sie nichts sagte, ihn nur besinnlich anstarrte, stieß eine Wache sie in die Seite: ,,Der König hat dich was gefragt!"
Bevor sie noch mehr Schelte bekam, verneigte sie sich und zog ihre Kapuze tiefer ins Gesicht: ,,Eine Heilerin aus dem Lande der roten Berge...," erwiderte sie leise und blickte nach unten... Der König nickte und wies ihr, sich zu erheben: ,,So so... Aus dem Land der roten Berge also... Eine weite Reise für jemanden wie dich...
Sage mir doch,wie heißt du...",sagte er mit heiserner Stimm' und musste röcheln...
Sie zögerte einen Momemt lang und spürte, wie das Blut durch ihre Adern schoss... Sie konnte jeden Namen jetzt nennen, nur nicht ihren, wobei der König sie nicht kannte... Nicht in der Gestalt eines Mädchens...
Aber dennoch kannte... als Wölfin, als Hüterin seines Volkes und seiner Wälder...
Aber in all der Zeit hatte sie ihm nie ihren Namen verraten, so oft er es auch verlangt hatte... Sie war immer die weiße Wölfin geblieben, die sein Land heilte...

So sprang Ahkuna über ihren Schatten und gestand ihren Namen...
,,Ahkuna... Ahkuna ist mein Name,"säuselte sie leise und blickte nach unten... Sie hoffte, dass er ihn nicht erkennen würde, dass er ihn als einen anderen auffassen würde... Aber es kam ganz anders:
Erheitert, als hätten ihre Worte ihm neues Licht gebracht, blickte er rasch auf und schaute sie an: ,,Ahkuna sagst du? Das ist der Name, den mein Sohne im Schlafe raunt...,"sprach er mit erweckter Stimm' und schwelgte in Gedanken, ,,Sag, kennst du meinen Sohn?" Seine jählingse Frage ließ sie gänzlich erstarren..., sodass sie um keine bessere Antwort wusste, die ehrlicher gewesen wäre als diese: ,,Ja... Ich... kenne ihn..,"seufzte sie und gab es zu, ,,Von früheren Reisen... Ich... heilte einst seine Wunden, als er vom Pferde stürzte...",stammelte sie leise und verstummte, als sich der König von seinem Thron erhob...
Gelassen verschränkte er seine Hände hinterm Rücken und stieg zu ihr hinunter... Sein Schwert schwankte mit jedem seiner Schritte: ,,So so...,"fuhr er fort und blickte zu ihr hinunter, ,,Und glaubst du, du könntest meinen Sohn heilen?"
,,So wahr ich hier stehe,"erwiderte sie forsch und bewies dem König, dass sie ein Mädchen eisernen Herzens war: ,,So so...,"meinte er und schritt gemach um sie herum, ,,Ein Mädchen von Beharrlichkeit... So verrate mir doch, bevor wir gehen... Warum versteckst du dein Antlitz unter einer Maskerade?" Sein wissbegieriges Verhalten ließ sie aufschauen, sodass ihre Augen direkt in die seinen blickten: ,,Ist dies wirklich von Belangen?,"fragte sie voller Verbissenheit, ohne ihren stoischen Ton zu verlieren, und trotzte ihm mit seiner eigenen Sorge: ,,Ist das Leben Eures Sohnes nicht wichtiger als das bloße Antlitz einer Gestalt? Könnt Ihr noch nicht das Herz sehen, das Euch offenbart?" Sie war es leid, dass die Menschen nur auf das Gesicht sahen, anstatt aufs Herz zu schauen...
Der König, der vor ihren Blicken zurückgewichen war, staunte nicht schlecht über ihr ausgefallenen Worte und wandte sich zu seinen Wachen: ,,So so... Ein Mädchen reinen Herzens...,"lachte er auf und fasste sich wieder, ,,Nun denn.. So soll sie mich begleiten auf meines Sohnes Turm... Ein Paar von euch sollen uns geleiten",befahl er und ging voraus... Zu seinem Schutze schlossen sich die Wachen direkt hinter ihm an und achteten, dass niemand was Böses sann, um ihm zu schaden...
Ahkuna blieb dicht hinter ihnen und folgte ihnen emsigen Schrittes...
Auf den Gängen war es am Tage so düster wie in der Nacht, sodass die Fackeln an den Wänden flammten und grause Schatten auf den Boden warfen, die mit jedem Windhauch schaurig flackerten... Ein schauerliches Gefühl überkam Ahkuna, als sie die Treppen hinaufstieg und vor des Zimmers Türe stehen blieb...
Als der König es betrat, bemerkte er auf dem Kanapee eine ruhende Gestalt... Prinzessin Rosalinde musste hier am gestrigen Abend wohl eingschlafen sein, aus Sorg' um ihren Liebsten, dachte er sich und trat bekümmert auf sie zu... Behutsam weckte er sie aus ihrem Schlafe: ,,Verzeiht, dass ich Euch störe, aber eine Heilerin ist nun da..."
,,Natürlich... Verzeiht...,"stammelte Rosalinde und schlich sich auf den Gang hinaus...
Auf dem Weg zu ihrem Gemach erblickte sie Ahkuna und wunderte sich über die verhüllte Gestalt...
,Merkwürdig,'dachte sie und blieb an ihrer Zimmertür stehen, ,Genauso eine Gestalt sah ich gestern in meinem Traum,'rätselte sie und rieb sich verschlafen die Augen. Dann war sie in ihrem Zimmer verschwunden...

Ahkuna I: {Die Wolfsprinzessin}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt