☆Auf der Suche nach ihrem Schicksal☆

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Lange Zeit ging sie durch den Wald, begegnete allerhand Menschen , die sie neugierig ansahen und sich fragten wer sie war. Aber Ahkuna achtete nicht darauf. Sie verbarg ihre Schönheit unter einer Maske, welche dem Gesicht eines Wolfes glich, und wagte es nur in der Nacht, sie abzulegen. Nach einiger Zeit kam sie in ein Dorf, wo die Bewohner schwer verletzt vor den Ruinen ihrer Häuser lagen. Die Feinde hatten einfach ihre Häuser und Felder niedergebrannt. Mitfühlend beschloss Ahkuna, ihnen zu helfen und braute aus Heilkräutern allerlei Tränke, die schon bald ihre Wirkung zeigten, sodass die Bauern wieder aufstehen konnten. Manche waren undankbar und bezeichneten Ahkuna als Hexe, aber sie sagte nur, dass sie sich gut mit Kräutern auskenne, und widmete sich gleich den nächsten zu.

Eine alte Frau nahm dankend ihre Hand und erwiderte : ,,Danke mein Kind. Du hast ein gutes Herz." Bald nannten die Kinder sie die Wolfsprinzessin, wegen der Maske. Aber Ahkuna sah es mit Gelassenheit und spielte mit ihnen.

All zu bald musste sie weiterziehen und verließ das Dorf. Die Dorfbewohner gaben ihr noch Essen mit auf den Weg und verbreiteten die Nachricht von einem wundersamen Mädchen, das von Ort zu Ort zog und den Menschen half.

Lange Zeit ging Ahkuna über Felder, bis sie zur Grenze kam, an der einige Wachen postiert waren. Unbemerkt schlich sie durchs Unterholz an ihnen vorbei und lief weiter, bis sie auch dort , im Nachbarkönigreich in ein Dorf kam. Hier gab es nicht so viel Elend wie im andern Dorf. Die Bewohner tanzten und lachten aus Lebenslust, feierten Feste bis zum Morgengrauen und ließen nicht einen Tag aus. ,,Hey ihr Leute. Was ist der Anlass eurer Feste?",rief sie einmal , als sie über einen Marktplatz ging. ,,Wir feiern unseren Prinzen, der wieder eine Schlacht gewonnen hat." - ,,Gegen das Königreich am Löwenberg?" - ,,Ja," erwiderte ein Bauer. ,,Dann ist er für das Elend im Volk verantwortlich," murmelte Ahkuna eisig und zog weiter. Sie wollte dem ein Ende setzen, wusste aber nicht wie... Schließlich erreichte sie endlich den Wald, in dem angeblich ein magischer See verborgen lag, und suchte nach ihm tagelang, bis sie auf ein Rudel Wölfe stieß. Ängstlich versteckten sie sich in den Büschen und beäugten sie mit misstrauischen Blicken. Schnell versuchte sie sie zu beruhigen und sprach in ihrer Sprache vertraut zu ihnen: ,,Fürchtet euch nicht! Ich bin zwar ein Mensch, aber mein Herz ist das eines Wolfes." Verwundert kamen einige aus dem Gebüsch hervor und witterten neugierig in ihre Richtung . ,,Du... sprichst unsere Sprache? Wie ist das möglich?" Nun kamen auch die anderen aus ihren Verstecken hervor und setzten sich in einem Kreis um sie. erzählte sie ihnen , dass sie einst in einem Rudel aufgewachsen war und allerhand von den schnellen Läufern gelernt hatte. Je mehr sie ihnen erzählte, desto erstaunter wurden sie und fassten mehr und mehr Vertrauen zu ihr. Gemeinsam beschlossen sie , sie in ihr Rudel aufzunehmen. Ahkuna war sehr glücklich darüber und so blieb sie bei ihnen. Sie wollte später nach dem See suchen gehen und ließ sich zunächst von ihren neuen Freunden alles zeigen. Nach einiger Zeit kamen sie zu einer Höhle, welche zu einem versteckten Tal führte. ,,Zeige niemandem diesen Eingang. Wenn die Menschen vom Tal erfahren, sind wir alle dem Tode geweiht." Ahkuna nickte und folgte ihnen durch die Höhle. Es war stockdunkel . Nur der Duft der anderen zeigte ihr den Weg. Zahlreiche Gänge und Schächte bahnten sich durch den Berg. Schnell merkte sie sich, wann sie mal links und rechts kriechen sollte, um nicht den Überblick zu verlieren. Nach einer letzten Abzweigung sah sie es: Ein Licht erfüllte den Tunnel . Als sie das Ende erreichte, konnte sie ihren Augen nicht trauen. Ein weites Tal erstreckte sich vor ihr, kein Dorf, keine Menschenseele war zu sehen. Weiter unten grasten Wildpferde und Rehe auf saftigen Wiesen. Weiter rechts von ihr sah sie einen Wasserfall, der auf dem Grund des Tales einen kleinen See bildete. Herrlich rauschte das Wasser den Berg hinab. Ahkuna konnte es kaum erwarten, das Tal zu erkunden. So was schönes hatte sie noch nie gesehen. ,, Ist das der magische See, in dem die Fee des Schicksals wohnt?", fragte sie den grauen Leitwolf. ,,Der? Nein, aber ich kann dich zu ihr führen... Nur was willst du denn von ihr?" Träumerisch erzählte sie ihm von ihrem Wunsch, ein Wolf zu sein. ,,Willst du das wirklich? Als Mensch kannst du so viele Dinge tun. Du hast Hände, zwei Beine ... und kannst Farben sehen." Doch das war Ahkuna nicht wichtig. Sie wollte endlich richtig dazu gehören, nicht bloß aus Mitleid. Der Leitwolf akzeptierte ihre Entscheidung und beschloss sie zum See zu führen, wofür sie wieder durch die Höhle kriechen mussten. Er zeigte ihr die vielen Lichtungen und kroch mit ihr durch die Büsche. ,,Die Menschen sind hier überall. Versteck dich immer gut. Sie sind unberechenbar."

Nach einiger Zeit erreichten sie den See. Magisch schimmerte sein Wasser im Licht der Abendsonne. Ahkuna ging zum Ufer und rief: ,,Fee, seid Ihr da?" Doch sie bekam keine Antwort. Ahkuna beschloss, ins Wasser zu gehen, doch der Leitwolf hielt sie zurück: ,,Nein tu das nicht. Der See gilt als verwunschen." Aber sie ließ sich nicht davon abhalten. Entschlossen warf sie ihren Mantel vom Leib , riss die Maske vom Gesicht und sprang ins Wasser. Auf einmal leuchtete der ganze See. Nebel kam auf und verschlang Ahkuna. Sie wusste nicht mehr, wo das Ufer war, und schwamm hilflos umher. Wie ein Meer erschien ihr der See, so unendlich weit, dass man sich in ihm verlor.

Im Nebel erschien ihr eine weiße Gestalt. Wie ein Geist schwebte sie über dem Wasser und starrte Ahkuna an. ,,Ich weiß warum du gekommen bist. Dich erwartet ein großes Schicksal...als Wolf und als Mensch... finde den Geist des Waldes. Er allein hat die Macht, dir Kräfte zu geben. Suche ihn nicht, denn er wird dich finden." Mit diesen Worten verschwand sie und von einer Minute zur anderen löste sich der Nebel auf. Am Ufer stand der Leitwolf, so verwundert, dass er nicht bemerkte, wie er sabberte. Bei dem Anblick musste sie lachen und schwamm eifrig zurück zum Ufer und kleidete sich wieder an. Nachdenklich folgte sie dem Wolf zurück zum Rudel .

Ahkuna I: {Die Wolfsprinzessin}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt