☆Vollmond☆

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Erleichtert kehrte der Prinz zur Höhle zurück und freute sich auf Ahkuna, aber sie war nicht da. Plötzlich hörte er einen Schrei. „Ahkuna!",rief Egmont und lief in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war. Auf einer kleinen Lichtung fand er sie, umzingelt von Räubern,die sie mit Messern bedrohten und offensichtlich ausrauben wollten.Vergeblich suchte Egmont nach seinem Schwert, aber er hatte es in der Höhle vergessen. Entschlossen ging er zu ihnen hin, aber Ahkuna hielt ihn zurück: ,,Lauf weg! Ich werde mit denen schon fertig!"Er konnte nicht glauben, was er da hörte: Sie wollte ganz alleine gegen sie kämpfen! ,,Aber....", stammelte er und starrte auf die Messer. ,,Bitte!", rief sie und schaute ihn flehend an. Stumm nickte er und rannte ins Gebüsch. ,,Wollt ihr ihm nicht nach?", stachelte einer der Räuber seine Leute an, doch siewaren ganz auf Ahkuna fixiert und achteten nicht auf ihren Anführer.Rasch nahm sie eine Kampfposition ein und wehrte einen nach dem anderen ab. Mit einer eleganten Drehung trat sie ihnen die Messer ausden Händen . Zunächst waren sie erstaunt: ,, Wie hat sie das gemacht?" , fassten sich aber wieder und griffen Ahkuna nun von allen Seiten an. Doch sie wich ihren Fäusten geschickt aus und schlug einen nach dem anderen nieder. Zwei standen sofort wieder auf,die anderen blieben bewusstlos am Boden liegen. Während sie demeinen ihren Ellbogen in die Rippen stieß, trat sie den anderen gegendie Hüfte, sodass er sein Gleichgewicht verlor und zu Boden fiel.Der andere rühmte sich vor Schmerz und ließ sich neben ihn wieder.,, Verlasst diesen Wald. Es ist nur zu eurem besten," drohteAhkuna ihnen mit einem Knurren und verließ die Lichtung.

Rasch kam der Prinz aus seinem Versteck hervor und folgte ihr. ,,Das war ja unglaublich! Wo hast du so gut kämpfen gelernt?", fragte er sie und schaute sie erstaunt an. ,,Ein mongolischer Krieger hat mich die verschiedensten Kampfkünste und Sprachen seines Landes gelehrt.",Was für ein starkes Mädchen. So tapfer sind nicht mal Prinzessinnen,' dachte er und ging mit ihr zur Höhle zurück.

Als sie wieder im Tal waren, lief Ahkuna direkt zu ihrem Rudel und berichtete ihm von den Räubern. Heute Nacht , an einer Vollmondnacht, wollten sie die Räuber endgültig aus den Wäldern vertreiben.

Allmählich wurde es Abend und Ahkuna machte sich auf den Weg. ,,Wo willst du hin?", fragte sie der Prinz, als sie am Lagerfeuer saßen.,,Heute musst du alleine in der Höhle schlafen. Ich gehe mit meinem Rudel auf die Jagd und feiere mit ihnen den Vollmond." ,,Kann ich nicht dabei sein?", murrte er und flehte sie an. ,,Nein...Das geht nicht...ich muss jetzt los." Sie hatte Angst, dass er ihrem Geheimnis auf die Spur kommen könnte und blockte ab. Bald sollte schon der Mond aufgehen. Schnell rannte sie zu ihrem Rudel und ging mit ihm in einen abgelegenen Teil des Waldes.

Sofort machte sie sich für die Verwandlung bereit, entkleidete sich und legte ihre Maske ab.In einem kleinen Tümpel betrachtete sie ihr Spiegelbild und versank in Gedanken .,Warum soll ich mein Gesicht verstecken? Es ist doch nichts besonderes, oder sieht man in mir direkt eine Prinzessin,so wie es die Kinder einst im Dorf gesagt haben, als sie mein Gesicht gesehen hatten?', dachte sie und schaute zu ihrem Rudel, das geduldig auf sie wartete.

Der Mond ging auf und zog sie in seinen Bann. Ihre Augen leuchteten aufund ihr wurde heißer und heißer. Ganz konzentriert dachte sie anihre Wolfsgestalt und an den Geist des Waldes, der neben ihrgestorben war. Ein heller Schein umgab sie und erhellte alles um sieherum. Sie empfand ein Gefühl des Schmerzes und der Befreiungzugleich. Von Minute zu Minute fühlte sie sich lebendiger und ihr Jagdtrieb wurde geweckt.

Die anderen starrten sie verwundert an. Auch wenn sie schon oft dieVerwandlung miterlebt hatten, war es jedes Mal etwas anderes... ,,Lasst uns gehen," sagte sie und ging voran. Lakota war direkt hinter ihr und spürte die Räuber auf: ,, Da vorne! Ich kann sie förmlich riechen! ! ,, Jetzt wo du es sagst!", murmelte sie und dachte sich: , Diesen Alkoholgestank riecht man meilenweit!'Vorsichtig krochen sie durchs Gebüsch und umzingelten dieLagerstätte. Die Räuber waren noch wach und besoffen sich mitBier.Auf Ahkunas Zeichen sprangen alle aus ihren Verstecken und griffen die Räuber an. Bevor diese zu ihren Waffen greifen konnten,hatte Ahkuna sie bereits ins Feuer geworfen. ,, Aaah!", riefen die Räuber und wollten schon zur Flucht ergreifen, da stellte sich Ahkuna ihnen mit gespreizten Vorderläufen in den Weg. Alle Muskeln angespannt, entblößten sich ihre Lefzen. Mit drohendem Grollen und gefletschten Zähnen verharrte sie vor ihnen und starrte sie mit leuchtenden Augen an. ,, Was...was willst du?", fragte der Anführer der Räuber ängstlich, ohne eine Antwort zu erwarten. ,,Verlasst unseren Wald, wenn euch euer Leben lieb ist," knurrte Ahkuna und wartete, bis sie fort waren. Sie flüchteten in Richtung Dorf . ,,Hoffentlich kommen sie nicht wieder," meinte Ahkuna und löste sich aus ihrer Erstarrung. ,,Und wenn, dann kommen wir wieder und werden es nicht nur bei einer Drohung belassen!", rief Lakota und stellte seine Ohren auf. Aber alles schien ruhig zu sein. ,,Nichts. Gut dann können wir jetzt Jagen gehen,"murmelte er und nahm seine stärksten Wölfe mit. Auch Ahkuna begleitete ihn. Die anderen gingen wieder zur Höhle zurück .

Gemeinsam rissen sie drei Rehe und eine Wildsau und brachten die Beute zu den anderen. Gemeinsam schleppten sie es durch die dunklen Gänge und suchten sich im Tal einen schönen Platz, an dem sie ihren Sieg feiern konnten. In der Nähe des kleinen Sees ließen sie sich nieder. Ein unendliches Meer aus Sternen spiegelte sich im See undgab ihm einen magischen Glanz.

Während Lakota mit den Ältesten und seiner Leitwölfin zuerst fraß, beugte Ahkuna sich zum Wasser hinunter und schaute in ihr Wolfsgesicht. Als Wolf sah sie vollkommen anders aus, nur ihre Augen hatten noch denselben Glanz wie als Mensch. ,Unglaublich...was der Vollmond für eine Wirkung auf mich hat. Ob ich mich auch verwandeln kann, wenn nicht Vollmond ist?', dachte sie und schaute rüber zur Höhle, in der der Prinz friedlich schlief. ,Ob er auch eine Wölfin lieben könnte?',fragte sie sich und stimmte mit den anderen ihr Lied an.

Aus weiter Ferne lauschte der Prinz ihren Gesängen und schaute zu ihnen her. Sein Blick fiel auf einen weißen Wolf, der mit seiner Stimme und Größe alle anderen übertraf. ,Nanu? War der heute Mittag auch schon da? Wo ist eigentlich Ahkuna? Sie wollte doch mit ihnen feiern?,' zerbrach er sich den Kopf und beobachtete ihn. Irgendwie wirkte er anders wie alle anderen, aß bescheiden, ließ lieber den Älteren Vortritt und betrachtete den Sternenhimmel. , Ob das die Bestie ist, von der man sich erzählt. ... ,'dachte er sich und beschloss, Ahkuna am nächsten Morgen zu fragen. Noch lange Zeit schaute er zu ihnen her, bis ihm die Augen zu fielen und schlief ein.

Ahkuna I: {Die Wolfsprinzessin}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt