☆Die Botschaft☆

627 35 5
                                    

Die Nacht war schon bald vorbei. Nach einiger Zeit lösten sich die grauen Wolken auf. Sterne flimmerten hervor, als wären sie neu erwacht, und weit in der Ferne hörten sie des Uhus Geschrei. Bald würden sie kommen,jene Tiere von nah und fern, kommen, um ihr beizustehen. Sie war sich nicht sicher, ob sie einen Krieg beginnen wollte und die Schuld für weitere Todesopfer auf sich nehmen konnte...

Verträumt blickte Ahkuna in den Nachthimmel. Neben ihr regte sich Lakota. Anscheinend konnte er auch nicht schlafen. Sein tiefer Herzschlag hallte noch immer in ihren Ohren. Es tat so gut ihn wieder zu hören, aber dennoch ließ sie sich nicht beruhigen. ,,Lakota... Bist du noch wach?",flüsterte sie und drehte ihren Kopf in seine Richtung. ,,Ja...", wimmerte er und legte seine Pfote in ihre Hand, ,,Was ist eigentlich hier passiert, als ich in Kaam war? Ich kann mich nur an das Feuer und die vielen Menschen erinnern. Mit Fackeln und Flinten kamen sie in den Wald, trieben uns zusammen und schossen auf uns nieder. Nur Namida und ich blieben am Ende übrig. Wir ergriffen die Flucht und schafften es gerade noch ins Tal. Die anderen banden sie kopfüber an lange Pfähle und nahmen sie mit. Als die Menschen fort waren, flogen riesige Feuerbälle vom Himmel auf uns zu. Alles stand in Flammen. Das einzige was ich hörte, war Namidas letzten Atemzug. Dann wurde alles um mich herum schwarz." Ahkuna erstarrte, als sie das hörte. Die Feuerbälle stammten bestimmt von den mächtigen Katapulten des Königs. Erbost krallte sie sich in den Boden fest und bändigte die verkohlte Erde zu Gestein.,,Wie...wie hast du das gemacht?",fragte Lakota verwundert und betrachtete fasziniert den felsernen Boden. ,,Verzeih...Ich hätte es dir längst sagen müssen. Ich habe den ganzen Tag an meinen Fähigkeiten gearbeitet. Erinnerst du dich an die Worte der Fee? Sie sprach von den Mächten der Natur. Als das Feuer auch den letzten Wald des Tals zerstören wollte, konzentrierte ich mich auf das Wasser und schaffte es zu kontrollieren. Ich erzeugte eine riesige Welle, die das Feuer stillte und zurückdrängte. Das Feuer zog sich zurück und offenbarte mir den Blick auf ein schwarzes Land, in dem kaum noch Bäume standen. Lakota... Ich habe beschlossen, mich für all das zu rächen. Die Menschen können nicht einfach alles zerstören wie es ihnen beleibt. Es wird Zeit,ihnen zu zeigen,dass wir Tiere nicht wehrlos sind. Ich habe einen Raben ausgesandt, alle Tiere des Landes zu holen. Gemeinsam werden wir zum Schloss gehen und dem König zeigen, dass wir uns das nicht bieten lassen!" Lakota war sprachlos. Plante seine Freundin wirklich einen Krieg? Schweigend richtete er sich auf und schaute sich um. Erst jetzt bemerkte er das schwarze Land, das durch die Dämmerung mehr und mehr zum Vorschein kam. ,,Was willst du wirklich? ",stammelte er vor sich hin, ohne seinen Blick zu wenden. Ahkuna folgte schweigend seinem Blick. ,,Ich.... ich weiß es nicht. Ich möchte nicht die Schuld an weiterem Elend tragen. Ich will ihnen die Macht der Tiere zeigen und dass wir jederzeit bereit sind zu kämpfen. Haben wir denn nicht auch Recht auf ein Leben? Wir passen unser Leben der Natur an, aber die Menschen... verändern sie zu ihren Gunsten...",erwiderte sie mit belegter Stimme und sah der aufgehenden Sonne entgegen. ,,Ich habe verstanden. Wir sollen ihnen Angst machen. Jahrhunderte haben sie uns mit ihren Waffen und Bauten Angst gemacht. Nun sollen wir ihnen das Fürchten lehren...,"murrte er beharrlich und schlenderte in Richtung Tal. ,,Was...was hast du vor?", fragte Ahkuna und sprang auf. ,,Ich will den Wolfsberg erklimmen und eine Botschaft aussenden. Alle Rudel, auch die hinter den roten Bergen sollen kommen und uns beistehen. Auf Raben kann man sich nicht immer verlassen",murmelte er energisch und setzte seinen Weg fort. Sie begleitete ihn .

Lange Zeit gingen sie stumm nebenher und betrachteten das schwarze Land. Weit in der Ferne schimmerte der Wolfsberg unter Nebelschwaden hervor und offenbarte ihnen einen Blick über das ganze Königreich . Auf dem östlichen Hang lag das Schloss und fügte sich majestätisch in die Landschaft ein. Von einer Anhöhe aus konnten sie ein paar Wege erkennen, die zum Schloss führten und durch zahlreiche Wälder und Dörfer verliefen. Dort hatte er die Wälder nicht zerstört....Ein kleiner Bach trennte das schwarze Land von den Wäldern des Königreichs. Es wirkte wie eine andere Welt, sobald man den Steg betrat und den alten Weg hinter sich ließ. Ahkuna spürte diese Lebendigkeit in diesen Wäldern. Sie witterte jene Tiere wieder, die das Tal bei dem Brand verlassen hatten, und vermisste sie... Versonnen blieb sie öfters stehen und schaute sich um. Lakota bemerkte ihre Erschütterung und versuchte sie zu trösten, aber sie wollte das Vergangene nicht vergessen.... Unterwegs begegneten sie vielen Händlern, die mit ihren Ochsenkarren von Dorf zu Dorf zogen. Fasziniert starrten sie Ahkuna und Lakota an. Sie hatten noch nie ein Mädchen neben einem Wolf herlaufen sehen und schenkten ihnen bizarre Blicke. Ahkuna aber ignorierte ihre Blicke und ging an ihnen vorbei. Sprachlos schauten sie ihr nach und trieben ihr Gespann weiter.

Ahkuna I: {Die Wolfsprinzessin}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt