Vereinzelte Stimmen dringen in mein Ohr, doch ich verstehe nicht, worüber sie reden. Es sind nur Wortfetzen, die ich wahrnehme, Wortfetzen, die für mich in meiner Müdigkeit keinen Sinn ergeben.
»Gefährlich.«
»Schwierig.«
»Gebrochen.«
»Es wird hart.«
»Sie schafft das.«
Warum sind sie alle hier? Und warum bin ich in meinem Bett? War ich nicht gerade noch in diesem Keller, und habe mich von José überwältigen lassen?
»Ich glaube sie wird wach.«, höre ich Nathans Stimme, so nah an meinem Ohr, dass mir beinahe die Luft wegbleibt. Wenn sie alle hier sind, dann bedeutet das, dass sie alle bescheid wissen. Dass sie mich gerettet haben, und das wiederrum bedeutet, dass sie alle wissen, wie dumm und naiv ich gewesen bin.
»Sicher? Für mich sieht es so aus, als würde sie tief und fest schlafen.«, murmelt Atlas. Auch wenn ich meine Augen geschlossen habe, spüre ich ihre Blicke auf mir, und das macht mich unheimlich nervös. Nein, es bereitet mir Panik. Ich schäme mich... fühle mich, als wäre ich es nicht wert, von ihnen geliebt zu werden.
»Ich glaube eher, dass sie sich nicht traut die Augen zu öffnen.« Emilio? Warum ist Emilio hier? Er hat mich doch verlassen. Er wollte nicht mehr an meiner Seite sein, weil ich ihm Milan vorgezogen habe. »Warum sollte sie sich nicht trauen die Augen zu öffnen?«, fragt Atlas und ich höre die Verwirrung in seiner Stimme. »Aus demselben Grund, weshalb Blake da hinten in der Ecke steht und seit heute Nacht kein Wort mehr gesagt hat.« Aidens Stimme klingt so vorwurfsvoll, dass es mir eiskalt den Rücken runterläuft.
Er ist wütend auf seinen besten Freund und das ist ganz allein meine Schuld. Ich bin nicht gut für sie, meine Liebe ist Gift für sie. José hat recht. Liebe macht schwach und das sind sie... sie sind alle schwach, wegen mir, weil ich in ihr Leben getreten bin und nur Chaos verursache. »Hey, Pequeño. Mach gefälligst die Augen auf, oder soll ich lieber wieder gehen?« Ich will schreien, dass er bleiben soll, dass er nie wieder gehen soll, aber ich schaffe es nicht. Die Scham über meine Taten ist viel zu groß.
Stattdessen bleibe ich einfach stumm liegen, lasse meine Augen geschlossen und hoffe das sie aufgeben. Dass sie einfach gehen und mich hier meinem Schicksal überlassen. Ich bin nicht die, für die sich mich halten. Ich stürze sie nur alle mit mir in den Abgrund... dabei haben sie alle nur das Beste verdient.
»Ich denke, ihr solltet erstmal gehen. Ich versuche mit ihr zu reden.« Nein. Ich will nicht mit Aiden allein sein... nicht in meiner Verfassung. Nicht, wenn ich mich wie der größte Verräter fühle. Doch wenn ich jetzt meine Augen öffne und ihm genau das sage, dann werden sie alle mich mit Fragen löchern, und das ertrage ich einfach nicht.
»Du hast recht. Wir kommen später wieder, oder melde dich einfach, wenn irgendwas ist.« Es wundert mich, dass Nathan einfach so einverstanden ist. Ich erinnere mich noch als wäre es gestern gewesen, als er immer über alles bescheid wissen wollte. Oder als er ausgerastet ist, weil Aiden der erste war, der mit mir im Bett gelandet ist. Dieser Junge scheint nicht mehr zu existieren. Viel mehr ist aus ihm ein verständnisvoller Mann geworden, der alles dafür tun würde, dass es mir an nichts fehlt... aber ich Idiotin habe diese Liebe mit Füßen getreten. Habe nur an mich und meine Rache gedacht. Eine Rache, für die ich mich selbst aufgegeben habe.
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Dirty Obsession | Band 4
Romance»In meinen Augen brennt das Feuer eines Raubtiers, aber in meinen Armen findest du die Wärme eines Löwen, der seine Königin beschützt.«