Das Gefühl zu haben, vor lauter Tränen zu ersticken, macht mich wahnsinnig. Meine Sicht ist so verschwommen, dass ich nicht einmal mehr etwas sehen kann. Ich kann einfach nicht glauben, dass Emilio seine Worte ernst gemeint hat. Er kann mich doch nicht einfach verlassen. Er darf mich nicht verlassen.
»Hey, Engelchen.« Atlas sanfte Stimme dringt in meine Ohren. Vorsichtig hebe ich den Kopf, und sehe in seine blauen Augen, die mich besorgt mustern. Schluchzend werfe ich mich in seine Arme, und lasse zu, dass er mir hilft aufzustehen. Wir stehen eine ganze Weile einfach nur da, während er mir beruhigend über den Rücken streicht. Ich kann einfach nicht aufhören zu weinen, ich habe das Gefühl, umso mehr er mich tröstet, desto stärker weine ich.
»Das wird sich ganz sicher klären. Gib ihm einfach etwas Zeit.«, sagt er ruhig. Auch wenn ich gerne daran glauben würde, weiß ich, dass Emilio diese Worte nie gesagt hätte, wenn er sie nicht auch genauso gemeint hätte. Ich kann ihn nicht haben, wenn ich Milan in meinem Leben lasse. Aber bin ich wirklich bereit, meinen Bruder für ihn aufzugeben? Wo ich ihn doch gerade erst dazu gewonnen habe.
Nein. Niemand auf dieser Welt hat das Recht mich vor eine Wahl zu stellen, auch ER nicht. Wenn er mich nicht genug lieben kann, um meine Entscheidung zu respektieren, dann werde ich wohl oder übel damit leben müssen.
Ich weiß nicht, was es ist, dass diesen Schalter so plötzlich in mir umlegt, aber mein schluchzen verstummt noch genau in derselben Sekunde. Es ist fast so, als hätte ich geradeeben einen Knopf gedrückt und all meine Gefühle, die mich noch vor ein paar Sekunden in den Abgrund gerissen haben, abgestellt.
Ich fühle absolut nichts.
»Danke, Atlas. Es geht schon wieder.«, sage ich, während ich ihn vorsichtig von mir schiebe. Ich sehe es in seinen Augen, er ist verwirrt. Und ich muss zugeben, dass bin ich auch.
»Es ist also schon passiert.«, seufzt er, während er sich die Haare nach hinten streicht. »Was ist passiert?«, frage ich ihn, weil ich absolut keine Ahnung habe, wovon er da redet. »Ach nichts. Vergiss einfach, was ich gesagt habe.« Seine Stimme klingt mehr wie ein flüstern, als würde er mit sich selbst sprechen und nicht mit mir.
Schulterzuckend laufe ich ins Wohnzimmer, wo Milan noch immer in der Ecke steht, während die anderen auf dem Sofa sitzen und ihn nicht aus den Augen lassen. Mit langsamen Schritten gehe ich auf meinen Bruder zu und stelle mich neben ihn.
»Wo ist Emilio?«, fragt Nathan, doch ich ignoriere ihn. Ich habe keine Lust über ihn zu sprechen. »Wir haben euch etwas Wichtiges zu sagen.«, sage ich stattdessen. Mir entgehen Aidens Blicke nicht und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass sie nichts in mir auslösen. Dieser Mann ist wie ein Tumor. In meinem Gehirn verankert und unmöglich wieder loszuwerden.
»Ach ja?« Aiden lacht ironisch, genauso wie Emilio zuvor. »Was habt ihr zwei Süßen uns denn so Dringendes zu berichten, dass ihr gemeinsam hier auftauchen müsst?« Ich bin mir ziemlich sicher, dass er mich gerade wirklich hasst.
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Dirty Obsession | Band 4
Romansa»In meinen Augen brennt das Feuer eines Raubtiers, aber in meinen Armen findest du die Wärme eines Löwen, der seine Königin beschützt.«