Der Krankenhaustunnel schien endlos, als sie schließlich den Notausgang erreichte. Liana sprang aus dem Auto, riss die Tür auf und hob Lucas' blutbedeckten Körper aus dem Fahrzeug. Die Schwestern und Ärzte stürmten auf sie zu, als sie mit ihm durch die Tür trat. Sie spürte, wie sie aus der Kontrolle entglitt, als Lucas weggerissen wurde und hinter den Türen verschwand, die sich mit einem dumpfen Geräusch schlossen.
„Wir kümmern uns um ihn", sagte eine der Schwestern, während sie Liana einen letzten Blick zuwarf und dann die Tür hinter sich zuschlug.
Liana blieb vor den Türen stehen, ihre Hand zitterte, als sie nach ihrem Handy griff. Sie wählte die Nummer, doch der Anruf ging direkt auf die Mailbox. Sie ließ es aufhören und starrte auf das Handy in ihrer Hand, als ein beunruhigendes Gefühl sie überkam. Etwas war nicht in Ordnung.
„Verdammt", flüsterte sie, ihre Gedanken wirbelten. Sie hatte das Gefühl, dass sie immer tiefer in dieses gefährliche Spiel hineingezogen wurde – und jetzt konnte sie nicht mehr zurück.
Wenig später setzte sich Liana in die Wartezone und versuchte, sich zu beruhigen, als ihr Handy plötzlich vibriert. Es war eine Nachricht – von einer unbekannten Nummer. Sie öffnete die Nachricht mit einer Hand, die zitterte, und las die Worte, die sie bis ins Mark erschütterten:
„Du bist nicht sicher. Nichts und niemand kann dich retten. Lucas wird sterben – und du bist die Nächste."
Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken, als sie den Text las. Ihre Hände wurden feucht, ihre Gedanken rasten. Wer konnte das gewesen sein? Wie wussten sie, dass Lucas verletzt war? Es konnte niemand anderes als das Kartell sein – sie waren zu gut, um solche Informationen nicht zu bekommen.
Liana biss sich auf die Lippe, während sie versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Wer hatte Interesse an Lucas' Tod? Und warum sie?
Sie starrte auf das Handy, als es erneut vibrierte. Ihre Augen weiteten sich, als sie die neue Nachricht las:
„Der Tod ist nur der Anfang. Wir kommen für dich, Liana. Du kannst nicht entkommen."
Das war zu viel. Sie sprang auf, drückte das Handy fest an ihre Brust und schloss die Augen. Der kalte Hauch der Drohung ließ den Raum um sie herum verschwimmen. Was, wenn sie tatsächlich in einem Spiel gefangen war, das sie nicht mehr kontrollieren konnte? Und was, wenn das alles nur der Anfang war?
Es klopfte an der Tür, und Liana fuhr erschrocken herum. Ein Arzt trat ein. „Frau Müller? Lucas ist aus der Operation aufgewacht. Er ist stabil, aber wir müssen ihn weiter überwachen. Die Kugel hat ein paar Nerven getroffen, aber er wird es schaffen."
Die Worte brachten einen flimmernden Hoffnungsschimmer in ihr Herz, aber sie konnte die kalte Angst, die in ihr wuchs, nicht abschütteln. „Kann ich ihn sehen?" Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
„Ja, aber nicht länger als zehn Minuten", sagte der Arzt, der in der Tür stehen blieb. „Er muss sich ausruhen."
Liana nickte, ihre Beine fühlten sich schwer an, als sie sich von der Wand abstößt und langsam dem Arzt folgte. Ihr Herz klopfte schneller, als sie durch die Krankenhausflure ging. Ihre Gedanken rasten, doch sie konnte die beunruhigende Nachricht nicht aus ihrem Kopf bekommen. Sie hatte das Gefühl, dass sie schon wieder zu spät war – als ob jemand immer einen Schritt voraus war.
Als sie vor Lucas' Zimmer stand, nahm sie einen tiefen Atemzug und trat ein.
Lucas lag auf dem Bett, sein Oberkörper verbunden, aber er schien wach und aufmerksam, obwohl seine Augen schwer waren. Als er sie sah, blitzte etwas in seinem Blick auf – ein schwaches Lächeln, das es nicht ganz schaffte, die Erschöpfung und die Schmerzen zu verbergen.
„Liana", murmelte er, als sie sich an sein Bett setzte. „Du hast es geschafft."
„Ja", antwortete sie leise und nahm seine Hand, die stark und doch schwach in ihrer lag. Sie spürte die Wärme seiner Haut, doch etwas in seinem Blick ließ sie zögern. Es war, als ob er wusste, was sie durchgemacht hatte.
„Es ist nicht vorbei", sagte Lucas, seine Stimme rau. „Es gibt mehr, Liana. Du kannst dich nicht verstecken. Und ich... ich kann nicht verhindern, was kommen wird."
Liana spürte, wie ihr Herz schneller schlug, als sie die Worte hörte, die er aussprach. Sie konnte es nicht fassen. „Was meinst du? Was meinst du mit ‚es ist nicht vorbei'?"
„Das Kartell... sie werden nicht aufhören", flüsterte er. „Und du bist in ihrer Nähe. Du bist ihre nächste Zielscheibe."
Liana wollte mehr fragen, doch in diesem Moment vibrierte erneut ihr Handy. Sie griff danach, die Nachricht darauf brachte ihr Blut in Wallung:
„Wir haben bereits begonnen. Nichts kann dich retten."
Die Worte, die sie las, ließen ihr das Blut in den Adern gefrieren.
Liana starrte auf das Handy, ihre Augen weiteten sich, als die kalte Realität sie in ihren Bann zog. Sie hatte es gewusst, wusste, dass sie nicht entkommen konnte, dass diese Menschen, das Kartell, immer einen Schritt voraus waren. Die Drohungen wurden immer intensiver, immer direkter. Sie konnte nicht mehr fliehen, nicht mehr verstecken.
„Was ist es, Liana? Was ist los?" Lucas' Stimme war schwach, aber das war kein gewöhnliches Schwächegefühl – es war die Sorge, die ihn durchflutete. Sie spürte, wie seine Hand, die sie hielt, sich leicht zusammenkrampfte, als ob er versuchte, sie zu stabilisieren, sie zu beruhigen. Aber sie konnte ihm keine falschen Versprechungen machen.
„Es... ist nichts", murmelte sie, obwohl sie wusste, dass es eine Lüge war. Sie versuchte, ihr Gesicht zu verbergen, versuchte, ihre Angst zu verstecken, doch sie konnte den panischen Blick in seinen Augen nicht ertragen. Und in diesem Moment, als sie den Blick von ihm abwandte und die Nachricht erneut auf ihrem Handy las, wusste sie, dass es zu spät war, sich zu verstecken.
„Liana", sagte Lucas, diesmal etwas schärfer, als er ihren Blick auf sich zog. „Was hast du da gelesen?"
Sie presste das Handy so fest in ihre Hand, dass ihre Finger schmerzten, und versuchte, ruhig zu bleiben. „Es ist nichts", wiederholte sie, doch ihre Stimme verriet sie. Sie wusste, dass Lucas mehr wusste, als sie ihm erzählen wollte. Aber er konnte nicht wissen, wie tief sie in diesem Albtraum steckte. Sie durfte es ihm nicht sagen, nicht jetzt.
„Du musst mir die Wahrheit sagen", sagte er, und die Schwere in seiner Stimme ließ sie zusammenzucken. „Es gibt keine Lügen mehr zwischen uns, Liana. Wir sind in diesem ganzen Scheiß zusammen."
Ihre Augen füllten sich mit Tränen, aber sie kämpfte dagegen an. „Ich weiß, dass du versuchst, mich zu beschützen", flüsterte sie schließlich, „aber das hier ist größer als wir. Ich habe das Gefühl, dass wir längst in einem Spiel gefangen sind, das wir nicht mehr kontrollieren können. Und sie kommen immer näher."
„Das Kartell?"
„Ja", antwortete sie, der Klang ihrer eigenen Stimme fühlte sich an wie das Rauschen von Wasser, das sie verschluckte. „Sie wissen von dir, Lucas. Sie wissen von uns. Und sie haben uns ins Visier genommen."
Lucas' Gesicht wurde blass. Er versuchte, sich aufzurichten, doch der Schmerz aus seiner Wunde hinderte ihn. „Verdammt, wir müssen hier raus!"
„Du bleibst hier", sagte sie schnell, ihre Hand auf seiner Brust haltend, als sie versuchte, ihn zu beruhigen. „Du kannst jetzt nicht aufstehen. Wenn du wieder auf den Beinen bist, dann... dann gehen wir gemeinsam. Aber nicht jetzt."
Ein bedrohliches Gefühl machte sich in ihr breit. Die Drohungen, die Nachrichten, die ständigen Verfolgungen – es war, als ob die Dunkelheit sie regelrecht umhüllte. Sie war nicht sicher, ob sie jemals wieder sicher sein würde. Sie hatte niemanden mehr, dem sie vertrauen konnte.
In diesem Moment klopfte es an der Tür.
„Liana?" Eine sanfte Stimme erklang, und sie drehte sich hastig um. Die Krankenschwester trat ein und blieb an der Tür stehen. „Entschuldigung, ich wollte nicht stören, aber es gibt Neuigkeiten. Sie müssen es wissen."
Liana nickte und erhob sich zögerlich, ihren Blick nie von Lucas abwendend. „Was gibt es?"
„Ein Anruf", sagte die Krankenschwester, und ihre Miene war ernst. „Es wurde eine weitere Leiche gefunden. Es scheint eine Person aus dem Umfeld des Kartells zu sein. Sie haben uns darum gebeten, Lucas zu überwachen, bis wir mehr wissen."
Liana spürte, wie sich der Raum um sie herum plötzlich enger anfühlte. „Was für eine Leiche?"
„Es war jemand, der mit den Ermittlungen zu tun hatte. Es sieht so aus, als wollten sie verhindern, dass die Ermittlungen weitergeführt werden."
Liana starrte die Krankenschwester an, die ihren Blick beiseite schwenkte. Der Schmerz in ihrem Herzen wurde mit jedem Wort intensiver. Sie konnte nicht länger ruhig bleiben. Sie musste handeln.
„Lass mich das wissen", sagte sie und griff nach ihrem Handy. Die Nachricht, die sie gerade gelesen hatte, hatte sie nie losgelassen. Jetzt fühlte sie sich in einem erbarmungslosen Strudel aus Angst, Hass und Machtlosigkeit gefangen. Doch sie wusste, dass sie handeln musste – jetzt mehr denn je. „Ich werde nicht zulassen, dass sie uns noch weiter verfolgen. Nicht ohne Konsequenzen."
Lucas' Blick war furchtbar ernst, als er sie ansah. „Was wirst du tun?"
„Ich werde alles tun, um dieses Spiel zu gewinnen", sagte Liana, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern. „Und du wirst mir dabei helfen."
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Kill me Baby
RomanceLucas, ein engagierter Polizist, ist auf der Suche nach Antworten in einem mysteriösen Mordfall, der ihm Rätsel aufgibt. Eine schwangere Frau wurde getötet, und die Umstände deuten zunächst auf die gefährliche Auftragsmörderin Liana hin, die bereits...