21

7 1 0
                                    

Lucas saß an seinem Schreibtisch, seine Finger auf der Tastatur, doch sein Blick war in Gedanken versunken. Er hatte Liana nie wirklich hinterfragt. Er hatte ihr vertraut, hatte geglaubt, dass sie auf ihre Weise in dieser dunklen Welt ihre eigenen Kämpfe austrug. Aber jetzt, nach dem Vorfall mit der Schusswunde, fragte er sich immer mehr, wer sie wirklich war. Wer sie wirklich sein konnte.

Der Klang der Tür, die sich öffnete, riss ihn aus seinen Gedanken. Markus trat ein, ein entschlossener Blick in den Augen, als er den Raum betrat. „Hey, Lucas, hast du das hier schon gesehen?" Er hielt einen Ordner in der Hand, die Ecken leicht zerknickt, als hätte er ihn eilig durchgeblättert.

„Was hast du?" Lucas lehnte sich zurück, während Markus sich auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch setzte.

„Es geht um Liana", sagte Markus mit einem ernsten Ton. „Ich hab' mal in ihren Hintergrund geschaut – und es gibt ein paar seltsame Dinge, die mir aufgefallen sind."

Lucas hob die Augenbrauen. „Was genau?"

„Ihre Akte. Es gibt nichts Konkretes zu ihrer Vergangenheit. Kein echtes Dossier. Und das ist seltsam, wenn man bedenkt, was sie alles getan hat." Markus zog den Ordner auf und blätterte ihn auf. „Was noch merkwürdiger ist: Sie wurde als ehrenhafte entlassene Soldatin geführt. Keine Kriminalakte, nichts – als ob sie von den Behörden aus der Geschichte gelöscht worden wäre. Es ist, als ob sie nie existiert hätte."

Lucas' Magen zog sich zusammen. „Wie geht das? Wie kann jemand aus der Geschichte gestrichen werden?"

„Das ist genau das, was wir herausfinden müssen", antwortete Markus, sein Gesicht nun ebenfalls von Besorgnis gezeichnet. „Ich hab' in die polizeilichen Datenbanken geschaut, und es sieht so aus, als ob jemand in das System eingegriffen hat. Jemand hat Liana's Akte bearbeitet. Und zwar nicht nur minimal – es wurde so verändert, dass sie als völlig unschuldig und korrekt in den Augen der Behörden erscheint. Fast, als ob sie jemand schützen wollte."

„Jemand?" Lucas' Stimme war scharf. Er wusste sofort, dass das nicht einfach ein technischer Fehler war. „Du meinst, sie wird von jemandem gedeckt?"

„Ganz genau", bestätigte Markus. „Aber das ist nicht alles. Ich habe auch in den Daten gesehen, dass es Verbindungen zu militärischen Stellen gibt. Aber nicht zu irgendeiner Einheit – es ist die Spezialeinheit, die normalerweise verdeckte Operationen durchführt. Die Art von Leuten, die niemand kennt und von denen es keine Aufzeichnungen gibt. Wenn das stimmt, dann... dann sind wir mit mehr als nur einer Ex-Soldatin konfrontiert. Es könnte sein, dass Liana in einem viel größeren Spiel verwickelt ist, als wir je gedacht haben."

Lucas' Magen zog sich zusammen. Der Gedanke, dass Liana ein Teil dieses geheimen Netzes war, machte ihn unbehaglich. Alles, was er über sie gekannt hatte – ihre Härte, ihre Unnachgiebigkeit, ihre Art, Geheimnisse zu wahren – bekam nun eine völlig neue Bedeutung.

„Und die Schusswunde?" fragte er, seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.

„Da ist noch etwas", sagte Markus, während er mit den Fingern über die Dokumente fuhr. „In dem Bericht über den Vorfall steht, dass Liana während der Auseinandersetzung gezielt getroffen wurde. Das war kein Zufall, Lucas. Sie hat diese Wunde bewusst auf sich genommen, um zu überleben. Sie weiß, wie man in solchen Situationen auskommt. Sie hat diese Fähigkeit – die Fähigkeit, sich selbst zu schützen, egal was passiert. Und sie scheint das schon lange zu wissen."

Lucas' Gedanken rasten. „Und jetzt wollen wir herausfinden, wer sie wirklich ist?"

„Wir müssen es", sagte Markus, ein ernster Ausdruck auf seinem Gesicht. „Wir müssen verstehen, wer sie ist, warum sie so handelt und warum sie sich in all dem verstrickt hat. Sie ist mehr als sie vorgibt zu sein – und ich glaube, wir sind nicht die einzigen, die das wissen."

„Das müssen wir herausfinden", murmelte Lucas, „und zwar schnell."

Markus sah ihn an, als ob er die Bedeutung hinter den Worten verstanden hätte. „Glaub mir, wir werden ihr näher kommen. Aber Lucas, sei vorsichtig. Wenn du weiterhin mit ihr arbeitest, musst du wissen, dass du dich in einer gefährlichen Zone befindest. Sie hat vielleicht nie die Wahl gehabt, aber jetzt könnten wir alle in einem Spiel landen, das wir nicht verstehen."

Lucas nickte nachdenklich. Er dachte an die Gespräche, die er mit Liana geführt hatte, an das, was er von ihr wusste und an das, was sie ihm noch immer verborgen hatte. „Ich weiß", sagte er schließlich. „Aber ich kann sie nicht einfach fallen lassen, nicht nach allem, was zwischen uns passiert ist."

„Das musst du entscheiden", sagte Markus, „aber sei dir der Risiken bewusst."

Lucas stand auf und zog sich seine Jacke an. „Ich werde mit ihr reden. Wir müssen wissen, was sie wirklich in diese ganze Sache hineingezogen hat. Wenn sie sich in einem Spiel befindet, das sie nicht mehr kontrollieren kann, dann müssen wir es aufklären."

Markus nickte, und die beiden verließen den Raum. Lucas wusste, dass er sich in einem Spiel befand, das er nicht vollständig verstand – und er konnte nur hoffen, dass Liana bereit war, sich ihm zu öffnen. Denn eines war klar: Die Wahrheit über sie würde dunkler und gefährlicher sein, als sie es sich je hätten vorstellen können.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 14 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Kill me BabyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt