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Der Sonnenuntergang war längst vorbei, und die Dunkelheit hatte sich vollständig über die Stadt gelegt. Doch auch in der Dunkelheit fühlte sie sich unsichtbar, wie immer. Niemand durfte wissen, was sie getan hatte. Die Sonne war gerade untergegangen, und die kühle Luft der Dämmerung umhüllte die Straßen der Stadt. Die letzten goldenen Strahlen zogen sich zurück, als ob die Nacht die Welt erobern wollte. Liana fühlte den kühlen Wind auf ihrer Haut, als sie das Motorrad startete. Der Regen, der den Tag über noch in den Luft hing, war mittlerweile abgeklungen, doch der feuchte Asphalt schimmerte noch unter dem schwachen Licht der Laternen. Es war eine dieser Nächte, in denen der Übergang von Tag zu Nacht besonders deutlich wurde, als ob die Dunkelheit die letzten Reste von Wärme mit sich riss.

Sie zog ihre schwarze Lederjacke enger um sich, während ihre Hände fest den Lenker des Motorrads umklammerten. Der Auftrag war klar, und wie immer war sie bereit, ihn auszuführen. Sie war auf dem Weg zu einem Lagerhaus, am Rande der Stadt. Ein Ort, an dem die Dunkelheit noch etwas mehr in die Ecken kroch und wo der Mensch weniger Beachtung fand. Genau der richtige Ort für einen Mord.

Ihr Ziel war ein Geschäftsmann, der in illegale Aktivitäten verwickelt war. Er hatte die falschen Leute betrogen, und jetzt war er ein weiteres Puzzleteil, das entfernt werden musste. Sie wusste, was auf dem Spiel stand – es war eine Aufgabe, wie sie sie viele Male zuvor erledigt hatte. Keine Gefühlsregungen, kein Zögern. Nur die Mission.

Das Lagerhaus war nicht weit entfernt, aber sie fuhr langsamer, als sie sich der Gegend näherte. Der Geruch von feuchtem Holz und Öl stieg ihr in die Nase, als sie das Motorrad auf einem abgelegenen Parkplatz abstellte und sich vorsichtig dem Gebäude näherte. Die Lichter waren gedämpft, und die Fenster waren schmutzig, aber sie kannte das Gebäude gut genug, um zu wissen, dass der Mann hier war. Ein kurzer Blick zur Seite, und sie konnte die Umrisse von zwei Wachen sehen, die bei der Tür postiert waren. Liana bewegte sich weiter in den Schatten und überlegte, wie sie die beiden ausschalten konnte, ohne Aufmerksamkeit zu erregen.

Sie wartete einen Moment, beobachtete ihre Bewegungen. Dann trat sie aus dem Schatten, ging zügig auf die Wachen zu und hielt sich dicht an der Wand. Mit geübtem Griff zog sie ein kleines, scharfes Messer und setzte es blitzschnell an den Hals des ersten Wächters. Ein kurzer Schnitt, und er fiel geräuschlos zu Boden. Der zweite Mann reagierte zu spät. Liana war schneller. Sie zog ihre Waffe und schoss ihm in die Brust, der Schuss hallte in der Nacht wider, doch das war nichts, was sie nicht gewohnt war.

Sie ließ beide Männer schnell fallen, durchsuchte ihre Taschen nach Schlüsseln und Informationen, fand aber nichts, was ihr weiterhalf. Die Tür zum Lagerhaus war unverschlossen, also trat sie ein. Der Raum war stockdunkel, der einzige Lichtschein kam von einem schwachen Glühen aus einem Fenster auf der gegenüberliegenden Seite.

Liana trat leise ein und sah sofort das Ziel: Der Geschäftsmann saß an einem Schreibtisch, ein Glas Whiskey in der Hand. Er war in Gedanken versunken, der Blick auf das Glas gerichtet. Sie wusste, dass es keine Zeit zu verlieren gab. Die Mission war klar, und der Mann wusste nicht, dass seine Zeit abgelaufen war.

„Du solltest dich lieber umdrehen", sagte sie mit einer kalten Stimme, die in der Stille des Raumes widerhallte.

Der Geschäftsmann fuhr erschrocken herum, aber es war zu spät. Liana hatte sich schon auf ihn zu bewegt, das Messer blitzte auf, und sie stieß es mit einem schnellen, präzisen Schnitt in seinen Hals. Blut spritzte auf den Tisch, und er stürzte rückwärts, das Glas fiel klirrend zu Boden.

Liana zog sich zurück, das Messer in der Hand, und blickte auf den leblosen Körper, der langsam das Leben verlor. Es war schnell und effizient gewesen, doch in ihrem Inneren war da ein Gefühl der Leere. Kein Erbarmen, keine Zweifel – einfach nur das Wissen, dass sie ihren Job erledigt hatte.

Plötzlich hörte sie Schritte hinter sich. Sie drehte sich blitzschnell um. Ein Mann trat aus dem Dunkel, eine Pistole in der Hand. „Dachtest du wirklich, du kannst hier rein und einfach verschwinden?"

Liana zog reflexartig ihre Waffe. Der Mann feuerte einen Schuss ab, aber sie war schneller. Sie schoss ihm in die Schulter, bevor er den Abzug ein zweites Mal betätigen konnte. Er taumelte zurück, der Schmerz ließ ihn zusammenbrechen. Doch auch er hatte sich schnell wieder gefasst und zog die Waffe erneut.

Sie zog sich zurück, nutzte das Wissen, das sie hatte, und bewegte sich schnell durch den Raum. Ein weiterer Schuss, ein Treffer. Der Mann fiel zu Boden, regungslos. Die Stille kehrte zurück.

Liana atmete schwer, der Schmerz in ihrem Oberschenkel begann stärker zu werden. Der Schuss hatte sie nicht nur verletzt, sondern sie musste sich beeilen. Die Polizei würde bald eintreffen, und sie hatte keine Zeit, den Raum zu durchsuchen oder Beweise zu beseitigen.

Sie verließ das Lagerhaus so schnell wie möglich, ließ die Leichen zurück und setzte sich auf ihr Motorrad. Der Schmerz in ihrem Bein nagte an ihr, doch sie wusste, dass sie nicht schwach werden durfte. Sie musste verschwinden. Die Nacht war ihr Verbündeter, der Regen in der Ferne begleitete sie auf ihrem Weg. Es war kühl geworden, die Dunkelheit hatte alles verschlungen, und Liana wusste, dass sie keine Ruhe finden würde, bis sie ihre Spuren verwischt hatte.

Der Weg vor ihr war unsicher, aber das war sie gewohnt. In dieser Welt gab es keinen Frieden, nur flüchtige Momente der Stille, bevor der nächste Auftrag kam. Sie war Teil eines Spiels, das sie nicht gewinnen konnte, aber in dem sie immer weiter ging. Und so fuhr sie weiter in die Dunkelheit, ohne zu wissen, was sie als nächstes erwarten würde.

Kill me BabyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt