Kill me Baby

04

Markus und Lucas saßen in ihrem Büro, umgeben von Akten, Notizen und Beweisstücken, die sie über die letzten Tage hinweg gesammelt hatten. Es war spät, der Raum war schwach erleuchtet, nur das Surren des Ventilators und das Rascheln der Papiere füllten die Stille. Beide Ermittler waren erschöpft, aber auch entschlossen, den Fall zu einem Abschluss zu bringen.

„Es gibt noch immer so viele offene Fragen", sagte Markus, als er eine Akte aufschlug und die Fotos von Jessica betrachtete. „Aber je mehr ich darüber nachdenke, desto weniger passt alles zusammen. Was war ihr wahres Motiv, Liana? Warum hat sie sich in diese Situation gebracht?"

Lucas lehnte sich in seinem Stuhl zurück und starrte auf die Wände, als ob er eine Antwort dort finden würde. „Vielleicht sind wir zu sehr auf die Rivalität zwischen den beiden fokussiert. Ja, sie hatten ihre Differenzen, aber was, wenn das nicht der wahre Auslöser war? Wenn das alles nur ein Vorwand war?"

„Ein Vorwand?", fragte Markus und blickte von den Fotos auf. „Für was?"

„Vielleicht ist Liana in etwas viel Größeres verwickelt", sagte Lucas nachdenklich. „Etwas, das mit Jessica selbst zu tun hat. Vielleicht wusste Jessica mehr, als wir glauben. Mehr, als sie hätte wissen sollen. Und Liana, sie hat versucht, ihr zu entkommen. Und am Ende... hat sie es getan."

Markus zog eine Augenbraue hoch. „Du glaubst, dass sie Jessica umgebracht hat, weil sie etwas wusste, das sie nicht hätte wissen dürfen? Etwas, das sie erpresst hat?"

„Ja", nickte Lucas. „Ich denke, wir haben in die falsche Richtung geschaut. Es ging nicht nur um einen Streit zwischen zwei Frauen. Es ging um Macht, um ein dunkles Geheimnis, das Liana nicht länger bewahren konnte. Jessica hatte Informationen, und Liana konnte nicht zulassen, dass diese ans Licht kamen."

„Das ist ein ziemlich gewagter Schluss", meinte Markus und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Aber du hast recht, wir haben uns zu sehr auf das Persönliche konzentriert. Was, wenn wir uns auf die falsche Spur gesetzt haben?"

„Lass uns noch mal alles durchgehen", sagte Lucas, während er auf die Akten auf dem Tisch deutete. „Wir müssen jeden Aspekt des Falls erneut durchleuchten. Beginnen wir bei Jessica und Liana – ihrem Treffen im Café. Wir wissen, dass sie dort waren, aber was ist danach passiert?"

„Nun", sagte Markus und fuhr mit dem Finger über eine der Akten. „Jessica und Liana haben sich am Nachmittag getroffen, ganz unauffällig. Es gibt Zeugenaussagen, dass sie ruhig miteinander gesprochen haben, aber niemand konnte wirklich sagen, was sie genau besprochen haben. Später verschwand Jessica. Ihre Leiche wurde Stunden später gefunden."

„Und der Schütze?", fragte Lucas. „Kein Motiv, keine Zeugen. Der Schuss kam aus nächster Nähe. Aber was wirklich merkwürdig war: Es gibt keine Aufnahmen von der Gegend, keine Überwachungskameras. Es war, als ob jemand die Beweise geschickt beseitigt hat."

„Vielleicht, weil jemand wusste, dass der Mord kommen würde", überlegte Markus. „Vielleicht hat Liana den Mord nicht nur begangen, sondern alles so orchestriert, dass sie die Kontrolle über die Situation behält. Sie hat den ganzen Plan durchdacht, um jede Verbindung zu sich zu leugnen."

„Genau", bestätigte Lucas. „Es gibt keine direkten Beweise, aber jeder Hinweis deutet darauf hin, dass sie sich des Mordes nicht nur schuldig gemacht hat, sondern ihn auch gezielt geplant hat. Ich denke, Jessica war eine Bedrohung, und Liana konnte es nicht mehr riskieren, dass das Geheimnis ans Licht kommt."

„Aber warum das alles?", fragte Markus. „Liana hat nichts, was sie von uns verstecken muss. Sie könnte uns einfach die Wahrheit sagen. Warum also dieser ganze Aufwand?"

Lucas seufzte. „Vielleicht, weil die Wahrheit schlimmer ist als der Mord. Vielleicht ist der wahre Grund, warum sie Jessica ermordet hat, etwas viel größer und dunkler, als wir uns vorstellen können. Etwas, das so gefährlich ist, dass sie lieber in die Zange genommen wird, als es zuzugeben."