FEELINGS

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Ich lag da, unfähig mich zu bewegen, Jason stand neben meinem Bett und sein kalter Blick ließ das Blut in meinen Adern gefrieren. Er sagte nichts, stand einfach nur da und starrte mich herablassend an. „Du bist wunderschön.", hörte ich seine Stimme hämisch sagen, doch seine Lippen bewegten sich nicht. Ich blinzelte und plötzlich erkannte ich, dass es nicht Jason war, der vor mir stand, sondern Ben. Er sah mich ebenfalls eiskalt an, seine Hände waren zu Fäusten geballt und er hatte rote Zornesflecken im Gesicht. Ich wusste, er würde gleich zuschlagen, ich kannte diesen Gesichtsausdruck. „Du bist eine miese Schlampe, du hast mich ausgenutzt und jetzt lässt du mich wie eine leere Hülle fallen.", hörte ich ihn schreien. Ich wollte ihm antworten, doch meine Lippen bewegten sich keinen Millimeter. Nein! Schrie ich innerlich, nein, wir sind nicht gut füreinander, wir waren nie gut. Sieh das doch ein. Die Gedanken wollten sich nicht zu Worten formen, ich lag da und blickte ihn angsterfüllt an, er hob seine Hand und ließ sie auf mich niedersausen, ich schloss die Augen und schrie panisch er solle aufhören. Bevor seine Faust mein Gesicht traf, wurde ich wach gerüttelt. Harry, Liam und Niall standen in meinem Zimmer, um mein Bett versammelt und starrten mich erschrocken an, Liam hatte einen Baseballschläger in der Hand und Niall einen Golfschläger.
Ich zitterte am ganzen Körper, Tränen rannen mein Gesicht hinunter. Verwirrt und panisch blickte ich mich um und suchte nach Ben. Als ich registrierte, dass ich nur geträumt hatte und nur die drei in meinem Zimmer waren, atmete ich erleichtert auf. Harry saß neben mir auf dem Bett, seine Hand lag noch immer auf meiner Schulter.
„Oh mein Gott Ella! Du hast uns vielleicht einen Schrecken eingejagt, wir dachten hier wäre jemand in deinem Zimmer! Du hast geschrien als würde dich jemand schlagen.", sagte Niall und ließ erleichtert seinen Schläger fallen. Ich zuckte bei seinen Worten zusammen und Harry zog verwundert die Augenbrauen zusammen, sagte jedoch nichts. Niall eilte auf mich zu, krabbelte ins Bett und zog mich in seine Arme, ich ließ meinen Kopf gegen seine Brust sinken und atmete tief durch um mich zu beruhigen. Ich hatte diesen Traum seit beinahe zwei Wochen nicht mehr gehabt, nicht in dieser Ausführung. „N...Nein.. sch... schon gut, ich habe nur schlecht geträumt... T...Tut mir leid.", schluchzte ich und Niall strich mir besänftigend über den Kopf, Harrys Hand lag noch immer auf meiner Schulter.
Liam trat verlegen von einem Fuß auf den anderen, drehte den Schläger unsicher in seinen Händen und räusperte sich nervös. Ich blickte auf und er lächelte mich warm an.
„Cooler Schläger.", sagte ich und er grinste mich an. „Ich geh wieder ins Bett.", murmelte und kratzte sich unsicher am Hals. „Gute Nacht.", brummte er. „Gute Nacht und Danke für die Rettung.", ich zwinkerte ihm zu. Niall und Harry machten jedoch keine Anstalten das Zimmer zu verlassen. Harry sah mich immer noch zögernd an, ich bemerkte, wie er sich zusammen riss um mir keine Fragen zu stellen und ich war ihm dankbar dafür.
„Soll ich bei dir schlafen? Wenn ich schlecht träume schlafe ich immer bei Liam.", gestand Niall mir und lachte unsicher. Ich kicherte und nickte: „Das wäre schön.".
Harry seufzte, drückte meine Schulter und erhob sich schwer seufzend. „Na dann, gute Nacht und viel Spaß bei eurer Pyjamaparty.", sagte er und zwinkerte Niall zu, leise schloss er die Tür hinter sich.
„Du hast mir einen riesen Schrecken eingejagt.", sagte Niall noch einmal und drückte mich bevor er unter die Decke schlüpfte, ich kuschelte mich an ihn und bemerkte wie seine Atemzüge langsamer und tiefer wurden, er schlief binnen weniger Minuten ein. Ich lag noch eine Weile wach und genoss das ruhige und stetige Geräusch seines Atems, bis auch mir endlich wieder die Augen zufielen.

Als ich am nächsten Tag die Augen öffnete, ruhte mein Kopf auf Nialls Brust, er hatte fürsorglich einen Arm um mich gelegt und atmete noch immer schwer. Ich bewegte mich langsam aus seiner Umarmung und setzte mich auf. Mein Mund war wie ausgetrocknet und mein Kopf schmerzte. Sonnenlicht durchflutete mein Zimmer und ich kniff die Augen zusammen, die Sonne tat meinen müden Augen nicht gut. Ich rappelte mich, darauf bedacht Niall nicht zu wecken, auf und schlüpfte in ein paar Shorts, ich zog meinen Morgenmantel eng um mich und tapste leise aus dem Zimmer. Meine Tasche hängte außen an der Türschnalle und fiel klappernd zu Boden als ich die Tür öffnete. Ich hob sie auf und nahm mein Telefon heraus. Keine neuen Nachrichten. Ich steckte das Telefon in meine Gesäßtasche und machte mich auf den Weg nach unten. Ich hörte bereits Geklapper und leise Stimmen aus der Küche, als ich eintrat. Louis, Harry und Liam saßen an der Theke und frühstückten bereits, sie drehten ihre Köpfe als ich die schwere Tür hinter mir zu zog und wortlos zum Kühlschrank ging, meine Kopfschmerzen waren höllisch. Ich schnappte mir eine große Wasserflasche aus dem Kühlschrank und setzte mich neben Louis an die Theke. Müde legte ich meinen Kopf auf die Bar, die Kühle Oberfläche tat mir gut. Ich stöhnte erleichtert auf und hielt mir die kalte Wasserflasche ins Genick. Wie sehr ich das verkaterte Gefühl am nächsten Morgen hasste. Ich spürte, dass etwas meinen Arm berührte und hob den Kopf leicht an. Harry sah mich mitleidig an und legte eine Schachtel mit Kopfschmerztabletten vor mich, dankbar zwang ich mich zu einem Lächeln und warf mir eine Tablette ein, ich trank beinahe die ganze Flasche Wasser aus.
„Immer munter weiter trinken.", scherzte Louis und tätschelte mir den Rücken.
„Duuu...", stöhnte ich auf und sah Liam finster an, „Du und deine Teufelsmischungen. Nie wieder!".
Liam lachte, er hatte dunkle Ringe unter den Augen und sah genauso fertig aus wie der Rest von uns.
„Du hast dich echt gut gehalten, Eleanor hat beim ersten Mal die halbe Nacht über der Kloschüssel verbracht und sich die Seele aus dem Leb gekotzt.", sagte Louis und grinste mich aufmunternd an.
Ich verdrehte die Augen und legte meinen Kopf, zur Belustigung der Jungs wieder zurück auf die kalte Marmoroberfläche der Bar.
Die Tablette entfaltete langsam ihre Wirkung und ich entspannte mich.
„Ich hab das perfekte Mittel gegen einen anständigen Kater.", sagte Harry und Louis klatschte begeistert in die Hände.
„Oh ja. Ab ins Pool!", sagte er begeistert und klopfte mir auf den Rücken, „Komm, frische Luft und Wasser wird dir gut tun.".
„Ich hole deinen Bikini!", sagte Harry und verließ, bevor er meine Antwort abwartete, den Raum.
Er kam wenige Minuten später zurück, meinen pinken Bikini und meine Sonnenbrille in der Hand.
Er nahm meine Hand und zog mich von meinem Hocker, als ich vor ihm stand, setzte er mir behutsam meine Brille auf und drückte mir meinen Bikini in die Hand.
Ich ging in den Fitnessraum um mich umzuziehen, beim Versuch meine Shorts auszuziehen, verlor ich das Gleichgewicht und landete unsanft auf meinem Hintern. Ich beschloss mich im Sitzen anzuziehen, mehr brachte mein Körper wirklich nicht zu Stande.
Es war ein herrlich warmer Tag, die Sonne brannte auf uns hinunter und ich setzte mich vorsichtig an den Beckenrand , ich tauchte meine Füße ein und die kalte Nässe tat wirklich gut. Louis schrie hinter mir „ATTACKE!", stürmte mit Karacho an mir vorbei und sprang ins Wasser. Ich schrie erschrocken auf als das Chlorwasser auf mich spritzte. Louis tauchte direkt vor mir auf und grinste schadenfroh. „Wasserscheu kleine Meerjungfrau? Komm rein, es ist herrlich!", mit diesen Worten, packten mich plötzlich zwei starke Arme von hinten und beförderten mich ins Wasser.
Ich kreischte, doch als ich in den Pool eintauchte spürte ich wie mein Körper sich entkrampfte. Das kühle Wasser linderte meine Kopfschmerzen und linderte das Brennen, dass sich in meinen Beinen bemerkbar gemacht hatte. Ich blieb solange unter Wasser, bis mir die Luft ausging. Ich tauchte auf, die Sonnenbrille noch immer auf meiner Nase und zeigte Liam, der mich anscheinend ins Wasser geworfen hatte die Zunge.
„Wo ist Harry?", fragte ich und blickte mich suchend um.
„Der weckt Niall.", antworteten Liam und Louis gleichzeitig und klatschten lachend ab.
„Und Zayn?", fragte ich.
„Perrie ist hier, den wecken wir lieber nicht.", sagte Liam und tauchte unter.
Niall und Harry stießen wenige Minuten später zu uns und sprangen ebenfalls mit Anlauf in das Becken. Louis schupfte eine Luftmatratze in meine Richtung und ich hievte mich ungelenk darauf. Es war ein herrliches Gefühl, kühles angenehmes Wasser umspielte meinen Körper, meine nassen Haare kühlten meinen Kopf und die Tablette zeigte langsam ihre Wirkung.
Ich schloss genüsslich die Augen und ließ mich treiben.

Die nächsten Tage verbrachte ich damit, mich so gut als möglich über die Jungs zu informieren, ich sah mir jedes Interview und Video, dass ich auf Youtube finden konnte an und las jeden Artikel der mir unterkam. Da das Wetter nach dem herrlichen Tag am Pool leider wieder auf ein typisches Londoner Regenwetter umschwang, verbrachte ich viel Zeit in meinem Zimmer, auf meiner Fensterbank. Ich half Niall und Liam, die sich abwechselnd um das Kochen kümmerten und versuchte so oft wie möglich dabei zu sein, wenn die Jungs probten und an ihrem Album arbeiteten.
Ihre Musik begann mir wirklich zu gefallen und ich ertappte mich dabei, wie ich besonders lustige Videos immer wieder ansah und begann mich wie ein Fan zu fühlen.
Der Unterschied zu den anderen Fans, war jedoch, dass ich nur mein Zimmer verlassen musste um einem der Jungs persönlich über den Weg zu laufen. Niall und ich verbrachten unsere Abende meistens damit Filme zu sehen, wir hatten beinahe denselben Geschmack. Harry gesellte sich hin und wieder auch zu uns, er machte jedoch keinerlei Annäherungsversuche. Niall schlief jede Nacht bei mir und meine Alpträume verschwanden. Ich war so ausgeruht und fit wie schon lange nicht mehr. Ich begann das Leben in diesem Haus wirklich zu genießen und vergaß beinahe, dass ich eine Aufgabe hatte.
Simons Anruf am Ende der Woche brachte mich zurück auf den Boden der Tatsachen
„Ella!", begrüßte er mich sachlich, „die Jungs haben nächste Woche ein Interview bei Radio One, Monika wird dich morgen kontaktieren um alles mit dir zu besprechen, du wirst sie begleiten.", teilte er mir mit. Wir besprachen noch ein paar Details und ich wurde nervös wenn ich an das Bevorstehende dachte.
„Harry hat mich übrigens letzte Woche bezüglich deiner Ausgaben kontaktiert, Jeanette wird dich ebenfalls morgen kontaktieren um dir eine angemessene Garderobe für Diverse Events zu besorgen. Für alles weitere bekommst du eine Kreditkarte von uns zur Verfügung gestellt. Ich bitte dich jedoch, keine leichtfertigen Ausgaben zu tätigen.", erklärte er mir streng.
„Ähm... ja klar.", antwortete ich verunsichert, ich bekam eine angemessen Garderobe? Wollte er mir sagen mein Kleidungsstil sei unangebracht? Ich musste zugeben, dass ich bis auf das gefüllte Schuhregal keine wirklich teuren Designerklamotten besaß, doch fand ich meine Garderobe soweit eigentlich in Ordnung. Bevor ich weiter auf dieses Thema eingehen konnte, hatte Simon sich bereits verabschiedet und aufgelegt.
Verunsichert wanderte ich durch mein Zimmer, Mel würde morgen endlich aus Griechenland zurückkommen, sie hatte mir versprochen, mich in London zu besuchen, ich konnte es kaum erwarten. Ich vermisste sie unendlich. Ich setzte mich auf meine Fensterbank und begann mein Handy nach alten Fotos zu durchsuchen. Mel und ich auf unserem Balkon beim Frühstück, Mel und ich auf diversen Parties, Fotos von Mel und Logan, Ben und mir, Fotos von Jason. Ich saß da und Heimweh überkam mich, heiße Tränen rannen über mein Gesicht und tropften auf mein Display, ich hatte ein Foto gefunden von meiner letzten Geburtstagsfeier. Wir saßen alle zusammen an einem Tisch, Ben hatte seinen Arm um mich gelegt und Mel drückte mir gerade einen Kuss auf die Wange, im Hintergrund sah man Jason, der gerade mit Logan lachte. Wir sahen alle so glücklich aus, ich strahlte in die Kamera, meine Welt war in diesem Moment absolut perfekt gewesen. Und jetzt? Jetzt war die ein Chaos sondergleichen. Ich wohnte plötzlich mit einer Boyband zusammen, hatte deren Management im Nacken und sollte ab Herbst in London studieren, Stunden von meiner Heimatstadt entfernt. Ich hatte noch gar nicht darüber nachgedacht, ob ich aus meiner Wohnung zu Hause ausziehen sollte. Mel würde mir den Kopf abreißen, ich konnte sie doch nicht einfach alleine lassen. Ich konnte auch nicht so weit von ihr weg sein, wir waren seit Ewigkeiten nicht mehr länger als zwei oder drei Wochen voneinander getrennt gewesen und diese kurze Zeit war jedes Mal hart für uns beide. Immer mehr Tränen rann über mein Gesicht, ich schlang beide Arme um meine schmerzende Brust und mein Telefon fiel klappernd zu Boden, schluchzend lehnte ich mich gegen mein Fenster und blickte hinunter in den Garten. Direkt in Harrys entsetztes Gesicht.

One Direction - LOST DOESN'T MEAN ALONEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt