„Ella, wach auf!", Niall rüttelte sanft an meiner Schulter und ich blickte ihn verschlafen an.
„Waaaas?", krächzte ich, meine Augen brannten von den Tränen der vergangenen Nacht. Ich musste furchtbar aussehen.
„Monica steht unten in der Küche und verlangt nach dir, du hast gestern anscheinend erfolgreich dein Handy zerstört und da sie dich nicht erreichen konnte ist sie einfach hier her gekommen. Es ist unglaublich was die sich erlaubt.", er schnaubte.
„Mein Handy ist kaputt?", hauchte ich entsetzt, Mel kam heute nach Hause, sie würde mich sicher erreichen wollen.
„Das ist das kleinste Problem Liebes, wir besorgen später ein neues. Aber du musst heute das ganze Theater noch mitspielen. Louis Anwalt hat sich noch nicht zurückgemeldet.", ich stöhnte, natürlich, heute war dieses Interview.
Ich rappelte mich auf und warf einen Blick in den Spiegel. Meine Augen waren müde und dunkle Schatten zeichneten sich darunter ab, meine Haare waren verwuschelt und meine Nasenspitze war gerötet. „Ich sehe schrecklich aus.", sagte ich und fuhr mir eilig durch die Haare.
„Blödsinn! Du siehst süß aus und jetzt komm, die dreht uns da unten die gesamte Bude um!", Niall klang wirklich verärgert und ich folgte ihm nervös die Treppe hinunter.
In der Küche lag ein unheimliches Knistern im Raum. Harry, Liam, Louis und Zayn standen an die Kücheninsel gelehnt und Monica und eine junge Frau - ich überlegte krampfhaft wie sie hieß... Jennifer oder Jenna? Ich konnte mich nicht mehr erinnern wie Simon sie genannt hatte - standen an der Theke, niemand sagte ein Wort, Je-irgendwas sah verlegen zu Boden und Monica fixierte stur das Fenster an der gegenüberliegenden Wand und tippte ungeduldig mit ihrem Fuß auf dem Boden.
Louis starrte genervt auf ihren Fuß und hatte seine Hände zu Fäusten geballt. Harry sah sie unverblümt feindselig an und Zayn und Liam umklammerten beide stumm ihre Kaffeetassen.
Als wir eintraten, schnellten die Köpfe der sechs sofort zu uns, Harry eilte auf mich zu und stellte sich beschützend neben mich. Monica kam langsam auf mich zu: „Wieso hebst du nicht ab?", zischte sie mir zu.
Harry verkrampfte sich neben mir, ich stieß ihm meinen Ellenbogen in die Rippen, er blieb ruhig.
„Mein Handy ist gestern Nacht kaputt gegangen, ich werde mir heute ein neues besorgen.", entgegnete ich ruhig. Ich würde ihr nicht den Gefallen tun und meine Contenance verlieren, beschloss ich.
„Nun ja, wie auch immer, ich sah mich gezwungen herzukommen und habe Jeanette gleich mitgebracht.", Jeanette! Genau, das war ihr Name. Jeanette lächelte mir unsicher zu und ich nickte ihr kurz zu. „Wir haben dir bereits Kleidung für heute mitgebracht, alles andere wird in Kürze geliefert.", fuhr Monica fort.
„Geliefert? Ich habe doch noch gar nichts ausgesucht.", sagte ich irritiert. Monica schnaubte verächtlich, „Wieso solltest du auch etwas aussuchen? Jeanette hier hat Mode studiert, sie wird am besten wissen was dir steht, du solltest dankbar sein!", ihre Stimme war eisig.
Ich nahm aus dem Augenwinkel wahr, wie Zayn seine Kaffeetasse auf die anrichte knallte und den Kopf schüttelte.
Monica war es ebenfalls nicht entgangen.
„Könnten wir bitte alleine mit Ariella sprechen? Hier geht es ums Business und um ein paar vertragliche Angelegenheiten.", wandte sie sich an die Jungs.
„Nein!", protestierten sie alle gleichzeitig und Monica verdrehte die Augen. „Ich fresse sie schon nicht auf!", sagte sie sarkastisch und musterte mich abschätzig.
„Unser Haus, unsere Regeln. Wir bleiben hier.", sagte Liam kalt und verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust. Dadurch dass er kein Shirt trug, betonte er mit dieser Bewegung seinen Bizeps und seine Brustmuskeln umso mehr und strahlte eine gewisse Gefahr aus. Monica überlegte kurz, seufzte jedoch genervt und nickte kurz.
„Gut. Ariella.."
„ELLA!", sagte Louis genervt, „Ihr Name ist Ella!".
„Ella...", sagte Monica, man sah ihr an, dass es sie viel Mühe kostete niemanden anzubrüllen, „Du wirst mich und die Jungs heute zu ihrem Interview begleiten. Du wirst dir die Fragen, die uns der Sender eingereicht hat durchsehen und den Jungs die jeweiligen Antworten zuteilen."
„Monica, wir haben dir bereits hundertmal gesagt, dass wir keine Antworten auswendig lernen. Wir hatten genug Medientraining und haben genug Erfahrung, um unsere Fragen selbst zu beantworten!", unterbrach Liam sie, seine Stimme hatte einen gefährlichen Unterton. So hatte ich ihn noch nie erlebt.
„Wir hatten das mit dem neuen Image doch bereits durch Jungs!", sagte Monica und wollte fortfahren, doch wieder wurde sie unterbrochen, diesmal von Zayn.
„Wir hatten gar nichts durch, wir hatten zugestimmt es zu probieren und nachdem der Versuch komplett schief gegangen ist haben wir gesagt wir werden unser altes Ding beibehalten."
„Wenn ihr nicht mitspielt, dann muss ich das Interview absagen!", zischte Monica, sie verlor langsam die Fassung.
„Versuch es doch. Dann müssen wir uns ein neues Label suchen.", Zayn war einen Schritt auf sie zugegangen und sah sie herausfordernd an.
„Wir klären das mit Simon. Es liegt in eurer Verantwortung wenn ihr meine Arbeit und Mühe verweigert!", Monica und Zayn standen sich jetzt gegenüber und sahen sich wütend an.
„Gerne.", antwortete er kalt.
Jeanette räusperte sich verlegen und Monica drehte sich abrupt zu ihr um.
„Sollten wir nicht anfangen?", fragte sie vorsichtig, Monica nickte.
„Aber natürlich. Ella, trotz allem benötigst du eine Einweisung wie du dich zu verhalten hast, es kann passieren dass Fragen über dich aufkommen und im schlimmsten Fall wird dir vielleicht sogar direkt eine Frage gestellt. Da du kein Medientraining hast, erwarte ich, dass du zumindest deine Antworten auswendig lernst. Und ich rate dir, nicht vom Konzept abzuweichen, denn im Gegensatz zur Band hast du andere Verpflichtungen.", sie sah mich mit Nachdruck an und ich nickte. Noch konnte ich mir nicht erlauben aus der Reihe zu tanzen, so lange ich vertraglich an diese Verbrecher gebunden war, hatte ich schlechte Karten.
Monica ging mit mir zwei Stunden lang das gesamte Prozedere des Interviews mit allen möglichen Hindernissen und Fragen durch, sie war überraschend geduldig und sie lächelte sogar einmal.
„Nun gut, wird schon schief gehen.", sagte sie als ich ihr alle Fragen die sie mir stellte korrekt beantwortet hatte, ich war erschöpft. Unglaublich was so ein mickriges Interview abverlangte, ich bewunderte die Jungs, die laufend mit solchen Dingen zu tun hatten.
Als nächstes kümmerte sich Jeanette um mich, wir verzogen uns in mein Zimmer, da ich ein paar Kleidungsstücke probieren sollte. Ihre Auswahl war nicht ganz mein Fall, sie hatte viele Shirts in Streifenoptik und sehr viele Blautöne ausgesucht. „Der Marinelook ist diesen Sommer wieder ganz modern!", schwärmte sie, während ich einen schwarzen Rock und ein hochgeschlossenes Top mit blauen Querstreifen anprobierte.
„Hm.. ja, mein Kleidungsstil ist ein bisschen anders, ich mag die Achtziger und den Bohemien Look. Oder klassisch schwarz, das geht auch immer.", grummelte ich und zupfte an meinem Rock.
„Das passt aber nicht zum Image der Band.", sagte sie streng und ich seufzte. Ich musste den Rock mit Ballerinas kombinieren. Ich hasste Ballerinas, ich sah aus wie ein 15-jahriges Mädchen.
„Dazu noch Locken und roten Lippenstift, ich habe die Bilder von eurem Clubbesuch gesehen, die Lippenstiftfarbe stand dir ausgezeichnet!", plapperte Jeanette und machte sich ein paar Notizen zu den Kleidern die ich probiert hatte.
„Ist das wirklich notwendig? Es ist doch nur ein Radiointerview, das sieht doch eh keiner.", jammerte ich.
„Die Interviews werden für die Onlineversion mitgefilmt und es wird sicher Fotos geben, ich trau mich wetten die wollen dich dabei haben, es wird sich heut wahrscheinlich nur um dich drehen.", seufzte sie und fummelte an meinen Haaren herum.
„Darf ich meine Haare selber machen?", fragte ich und Jeanette lachte.
„Wo denkst du denn hin? Für so etwas haben wir Lou, sie sollte demnächst hier sein.".
„Lou?", fragte ich verwirrt und sie sah mich ungläubig an.
„Lou Tisdale? Die Stylistin der Band?".
„Oh. Achso.", antwortete ich, Jeanette schüttelte bloß ihren Kopf.
„Na gut, wir sind hier so weit fertig.", sagte sie und packte ihre Tasche, sie ließ mir drei Outfits, alle mit Streifen, Ankern und mit viel Blau versehen, da und ich begleitete sie in die Eingangshalle.
Ich verabschiedete mich von ihr und Monica und atmete erleichtert auf, als sich die Türe hinter den beiden schloss. Als die Tür ins Schloss fiel, wurde die Wohnzimmertür neben mir sofort aufgerissen und die Jungs eilten auf mich zu.
„Alles in Ordnung?", fragte Louis sanft und musterte mich. Harry begann zu lachen, als er mein Outfit sah, ich sah aus wie die weibliche Version von Louis, er trug eine dunkle enge Hose, ein gestreiftes T-Shirt und ein Paar rote Toms, meine Ballerinas waren ebenfalls rot.
Ich stöhnte auf und sah entsetzt an mir herab.
„Ihr seht aus wie Zwillinge, nur dass Louis der hässliche von euch beiden ist!", lachte Niall. Louis sah ihn gespielt beleidigt an und zog eine Schnute. Nialls Lachen war aber wie immer so ansteckend, dass wir bald alle lachend in der Eingangshalle standen.
Als es erneut an der Tür klingelte stürmte Harry sofort darauf zu und riss sie freudig auf: „Hallo meine Liebste!", begrüßte er die Frau dir davor stand liebevoll, sie küsste ihn mit breitem Grinsen auf die Wange. Harry beugte sich nach unten und sagte mit seltsam hoher Stimme: „Und wen haben wir denn da? Hallo kleine Prinzessin.", mit diesen Worten hob er ein kleines Mädchen in seine Arme, das begeistert quietschte und ihre dünnen Ärmchen um seinen Hals schlang.
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One Direction - LOST DOESN'T MEAN ALONE
FanfictionElla lebt in einer englischen Kleinstadt, sie studiert, wohnt in einer WG und lebt ein stinknormales Leben. Bis plötzlich die fünf Jungs der berühmten Band One Direction vor ihrer Tür stehen und um Asyl bitten. Schnell entwickelt sich eine Bindung z...