Wir fuhren eine Zeit lang schweigend hinaus aus der Stadt, um uns herum wurde es immer grüner. Ich hatte mein Fenster geöffnet, die Sonne begann bereits langsam unterzugehen, in einer Stunde würde es finster sein. Der warme Wind blies mir durch meine Haare. Harry blickte immer wieder von der Straße zu mir und lächelte. Ich fühlte mich so normal wie seit langem nicht mehr.
„Verrätst du mir endlich was wir heute machen?", fragte ich ihn und klimperte mit meinen Augen. Er lachte und schüttelte seinen Kopf: „ Sei nicht so ungeduldig!".
Wir hielten an einem kleinen Parkplatz, ein großer Hügel und ein Kinderspielplatz erstreckten sich vor uns. Keine Menschenseele weit und breit.
Ich sprang aus dem Wagen, Harry öffnete seinen Kofferraum und zog einen großen Korb hervor.
„Ist das ein Picknickkorb?", rief ich begeistert, er zwinkerte mir zu, gab mir jedoch keine Antwort.
„Wir müssen noch ein Stück gehen.", sagte er und nahm meine Hand. Wir spazierten den Hügel hinauf. Oben angekommen sah ich eine riesige alte Eiche, eine große Decke war darunter ausgebreitet, in den Ästen hingen Lampions und Fackeln steckten rund um die Decke im Boden.
Ich sah ihn mit großen Augen an: „Ist das für uns?".
Er nickte verlegen und stellte den Korb ab: „Tut mir leid wenn du dir etwas anderes erwartet hast, aber..."
„Es ist perfekt!", unterbrach ich ihn, „Das ist... jetzt schon das beste Date aller Zeiten!", ich strahlte ihn an und er grinste zurück.
„Ich dachte mir, du willst wahrscheinlich nicht von Paparazzis umzingelt sein.", sagte er, ich nickte. Ich hatte mich wirklich ein bisschen gefürchtet, aber das hier übertraf alle meine Erwartungen. Wir hatten einen Ausblick über einen kleinen Ort, der sich am Fuße des Hügels erstreckte, die Sonne war bereits fast untergegangen, der Himmel leuchtete golden und blutrot.
„Wie hast du das alles hier herbekommen?", fragte ich ihn und musterte die Lampions und die Fackeln.
„Das ist mein kleines Geheimnis.", sagte er leise und öffnete den Korb.
Ich setzte mich auf die Decke und lugte neugierig hinein, mein Magen meldete sich bereits, denn es roch herrlich.
Ich sah eine Flasche Wein, eine Flasche Wasser, Obst und viele kleine Schüsseln die in Alufolie eingewickelt waren. Ein paar Servietten und zwei Plastikbecher befanden sich daneben.
„Es gibt heute ein ganz klassisches elegantes Dinner, ohne Besteck.", scherzte Harry. Ich war begeistert. Das hier war so normal, so entspannt und einfach. Eifrig wickelten wir die Schüsseln aus. Miniburritos, Gefüllte Teigtaschen, Frühlingsrollen, kleine Spießchen und kleine Pizzas, die gerade mal so groß wie meine Handfläche waren befanden sich darin.
„Okay, aber das hast du wirklich nicht selbst gekocht!", lachte ich und schob mir genüsslich eine Olive in den Mund.
„Gott sei Dank!", kicherte Harry und reichte mir einen Becher mit Wein.
Als wir beide satt waren, lehnte ich mich zufrieden an ihn, er legte vorsichtig seinen Arm um mich.
„So hätten wir das von Anfang an machen sollen. Ohne das ganze Drama der letzten Wochen.", sagte er leise, ich sah zu ihm auf.
„Harry, wenn das ganze Drama nicht gewesen wäre, bezweifle ich dass wir beide uns überhaupt kennen würden.", sagte ich und er blickte mich ernst an.
„Du hast Recht. Ich habe eigentlich nie die Möglichkeit ein normales Mädchen wie dich kennenzulernen, keiner von uns.", seine Stimme klang traurig.
Ich kuschelte mich enger an ihn.
„Weißt du... Ich hab' mir ein paar von euren Interviews aus den letzten Jahren angesehen.", begann ich.
„Ach ja?", fragte er lachend.
„Ja.", nickte ich, „Man merkt wie sehr ihr euch verändert habt. Es ist schade, ich finde ihr wart euren Fans früher viel näher als jetzt. Ihr habt sie mehr in euer Leben gelassen. Diese ganzen kleinen Videos die ihr hochgeladen habt. Sowas bewegt normale Mädchen wie mich.", ich zwinkerte ihm zu.
Er fuhr sich durch sein Haar: „Ich weiß.", murmelte er bloß.
„Aber das hier ist ein normales erstes Date, also will ich jetzt noch ein paar Dinge über dich erfahren.", sagte er bestimmt.
Wir saßen stundenlang an einander gelehnt da und erzählten uns die banalsten Geschichten.
Ich kicherte als Harry mir erzählte, wie Gemma ihn als kleines Kind in die Hundehütte des Nachbarn eingesperrt hatte und wie er ihr als Rache Kleber in ihre Schuhe geleert hatte.
„Du wirst sie hoffentlich bald kennenlernen.", meinte er und lächelte liebevoll. Als er von seiner Mum schwärmte bekam ich einen Kloß im Hals, so wie er sie beschrieb war sie seine absolute Heldin, sie hatte Harry und Gemma ganz alleine großgezogen. Die beiden hatten eine wirklich innige Bindung. Etwas das ich nie mit meiner Mutter gehabt hatte.
Ich erzählte ihm die Geschichte von Mel und mir als wir uns auf einem Festival in den VIP Bereich geschlichen hatten und uns für Promis ausgaben. Das ganze Spiel lief ungefähr zwanzig Minuten gut, bis uns zwei Security Männer über die Schulter warfen und raustrugen. Ich erzählte ihm von meinem Kater, den ich schweren Herzens einschläfern lassen musste, da er Krebs hatte.
„Vor welcher Sache hast du am meisten Angst?", fragte er mich plötzlich.
Ich überlegte eine Weile und antwortete zögernd: „Vor Spinnen.".
Er kicherte und zog den Ärmel seines T-Shirts ein Stück zurück, eine kleine Spinne war auf der Rückseite seines Oberarmes tätowiert, ich schauderte. „Igitt.", ich rümpfte meine Nase und er stupste sie zärtlich mit seinem Finger an.
„Wovor hast du Angst?", fragte ich zurück und er antwortete sofort: „Ich habe Panik vor Nadeln.".
Ich starrte ihn skeptisch an, mein Blick glitt an seinen Armen entlang.
„Dafür hast du aber ganz schön viele Tattoos.", ich schüttelte ungläubig meinen Kopf.
„Man muss sich seinen Ängsten stellen.", er zwinkerte mir zu und tippte sich auf die Stelle an seinem Arm wo sich das Spinnentattoo unter seinem Ärmel verbarg.
Wir saßen eine Weile einfach nur schweigend da und lauschten den Geräuschen der Umgebung. Grillen zirpten, Äste und Gräser raschelten in der lauen Sommerbrise, hin und wieder hörte man ein Käuzchen schreien. Es war unfassbar idyllisch.
„Am liebsten würde ich für immer hierbleiben.", schwärmte ich und legte mich auf den Rücken. Der Himmel war übersäht mit Sternen. Harry legte sich neben mich und drehte sich auf die Seite um mich anzusehen.
„Wir können gerne wiederkommen.", sein Atem streifte meine Wange und ich schauderte.
„Du machst mich ganz verrückt Ella.", sagte er leise, ich drehte mich zu ihm, unsere Nasenspitzen waren nur Millimeter voneinander entfernt.
„Ach ja?", fragte ich skeptisch nach und er nickte lächelnd.
„Du bist die faszinierendste Frau, der ich in meinem ganzen bisherigen Leben begegnet bin.", er flüsterte beinahe, „Du stichst sofort aus der Menge, du bist wunderschön und intelligent. Du bist natürlich und so direkt. Ich liebe deinen Humor und dein Lachen, dein Gesicht wenn du verschlafen bist und deine Stimme wenn du müde wirst. Du hast so etwas Anziehendes an dir, wenn du den Raum betrittst ist es als würde die Luft weichen und nur noch du existierst. Doch sobald man dir zu nahe kommt verschwindest du und verbirgst dich hinter einer Eismauer, dann kommt die coole, kalte Ella zum Vorschein. Die die man am liebsten in seine Arme ziehen möchte und zum Schmelzen bringen will. Du bist so stark und wild und trotzdem möchte ich dich einfach nur vor der bösen großen Welt beschützen.".
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One Direction - LOST DOESN'T MEAN ALONE
FanfictionElla lebt in einer englischen Kleinstadt, sie studiert, wohnt in einer WG und lebt ein stinknormales Leben. Bis plötzlich die fünf Jungs der berühmten Band One Direction vor ihrer Tür stehen und um Asyl bitten. Schnell entwickelt sich eine Bindung z...