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Halil war nicht so im Unrecht. Abgesehen davon, hatte ich nicht mit Absicht mein Studium ausfallen lassen, ich hatte nur verschlafen. Und nach dem gestrigen Tag mit den Küssen und Berührungen mit Denian, hätte ich mich eh nicht auf das Studium konzentrieren können.
"Ist lieb, dass du dir Sorgen gemacht hast, aber du hättest doch nicht extra kommen müssen." sagte ich und lief ins Wohnzimmer.
"Du bist nie krank, Tereza. Was sollte ich mir dann denken, wenn du aufeinmal wirklich nicht da bist?"
Ich verdrehte etwas die Augen. "Das war nur einmalig. Ich hab den Wecker nicht gehört."
"Ich bezweifle, dass du ihn überhaupt eingestellt hast." sagte er und hatte Recht. Ich hatte gar nicht mehr daran gedacht.
"Das passiert nie wieder." sagte ich und kam mir dumm vor. "Warte mal. Wieso muss ich mir dir gegenüber rechtfertigen? Ist doch immerhin mein Problem!"
"Versteh es nicht falsch, Tereza."
"Ist schon okay." Ich setzte mich auf mein Essstuhl und atmete tief ein und aus. Ich schaute auf das Essen. "Willst du dann wenigstens mit mir frühstücken, wenn Denian schon gegangen ist?"
Halil lächelte mich an und setzte sich neben mich. "Ich wollte ihn nicht verjagen, Tereza."
"Ist schon okay." sagte ich wieder.
Er beschmierte sein Brot mit Nutella. "Tut mir leid, wenn ich so frage ... Aber ... Hat er hier übernachtet?"
Ich schluckte mein Brot hinunter. "Ja." sagte ich nur.
"Tereza",
"Wir haben nichts gemacht", lügte ich. "Er war hier, wir haben etwas fern geschaut und dann sind wir beide eingeschlafen." Von den Küssen musste ich ihm ja nichts sagen.
"Pass nur etwas auf."

*

Nachmittags wenn Denian Pause hatte rief ich ihn an.
"Hey, mein Schatz", sagte er. Es fühlte sich ernsthaft so an, als wären wir ein Paar.
"Hey, Liebling."
"Hast du mich vermisst?"
"Das sowieso. Ich wollte dich fragen, ob du heute Abend noch einmal zu mir kommen kannst?"
Schweigen.
"Wird schwierig", sagte er. "Aber ich versuch's."
Ich lächelte. "Ist was passiert?" fragte er.
"Nein!" sagte ich sofort. "Möchte nur mal mit dir reden und dich noch was Wichtiges fragen."
"Okay, alles klar. Ey, macht es was, wenn ich auflege? Als Strafe hab ich nämlich keine Pause bekommen."
"Oh", sagte ich. "Ach ja, bevor ich es vergesse! Denian, kannst du fragen ob du nächste Woche am Freitag frei bekommst?"
Ich spürte wie er überlegte. "Was hast du mit mir vor?" lachte er.
"Erfährst du heute Abend." Ich lächelte und wusste er sieht es nicht. Aber ich wusste, er spürte es.
"Okay, Liebling. Wir sehen uns später. Bis bald!"

Am Abend klingelte es an meiner Türe. Ich ging also zur Türe und machte sie auf. Vor mir stand Dorentina. Ich wollte sie umarmen, doch sie lief hinein und traf mich leicht an der Schulter. "Was ist denn -"
"Wehe du verarschst ihn!" schrie Dorentina.
Ich begriff nicht ganz. "Wie bitte?" fragte ich und lief ihr hinterher ins Wohnzimmer.
Sie zeigte mit dem Finger auf mich. "Wehe du verarschst Denian!"
Geschockt stand ich vor ihr und bekam kein Wort raus.
"Wenn du ihn verletzt, breche ich dir alle Knochen!" sagte sie und kam drohend auf mich zu.
"Du weißt, ich würde so etwas nie tun! Ich würde ihn nie verarschen!" verteidigte ich mich schnell.
"Wenn du auch so eine bist, die sein Herz bricht und dann abhaut, wirst du dein Leben im Krankenhaus verbringen, das verspreche ich dir!" sie schaute mich wütend an. Doch nun wurde auch ich wütend. "Ist das dein Ernst, Dorentina? Du weißt doch wie ich bin! Ich würde soetwas nie in meinem Leben tun! Für was hälst du mich? Für eine Hure?!"
Dorentina ging wieder einen Schritt zurück und beruhigte sich wieder. "Sorry." sagte sie nur. "Ich weiß du würdest soetwas nie tun."
"Wo ist dann dein Problem?" fragte ich etwas sauer. Sie sagte nichts und setzte sich auf meine Couch und fuhr sich mit ihren Händen an ihr Gesicht entlang. Ihre hellbraunen Haare strich sie dabei zurück. Ich setzte mich neben ihr. "Woher kennst du ihn?" fragte ich sie etwas überrascht darüber. Nie im Leben hätte ich daran gedacht, dass sie ihn kennt.
"Ich war mit ihm mal in einer Klasse und habe ihn gestern gesehen", fing sie an zu erzählen. Das musste dann gewesen sein, als er zu mir gekommen ist. "Wir haben etwas geredet und dann hatte er ständig von jemanden geschwärmt. Und als ich fragte wie sie heißt und er Tereza sagte und ich dann noch nach einem Bild fragte und er ein Bild von dir zeigte, dachte ich zuerst dich faket jemand. Aber als er mir deine Nummer zeigte, wusste ich, dass du es bist. Und ich war sauer. Ich dachte du verarschst ihn. Tereza, ich kenne ihn sogar länger als dich. Seit der Grundschule!"
Ich nickte mit dem Kopf. "Ist okay. Du hast dir Sorgen um ihn gemacht. Trotzdem war das etwas scheiße von dir, dass du sofort so zu mir angekommen bist."
"Ich hatte doch schon gesagt, dass es mir leid tut!" sie ließ sich zurück fallen.
Es klingelte an der Türe. "Erwartest du jemanden?" fragte sie. Ich nickte. "Denian."
Ich stand auf und öffnete die Türe. Denian kam herein und küsste mich auf die Wange. "Habe es gerade noch so geschafft", sagte er und ging ins Wohnzimmer, wo er Dorentina sah. "Oh, hey, Dorentina!" Sie stand auf und umarmte ihn.
Denian drehte sich zu mir. "Ihr kennt euch?" fragte er mich ohne Worte, aber ich konnte es an seiner Mimik erkennen. Ich nickte mit dem Kopf und bittete ihn sich zu setzen. Ich holte etwas zu trinken. "Sie ist durchgedreht und sofort zu mir gekommen, als sie erfahren hat, dass wir was am Laufen haben." sagte ich und schenkte ihnen was ein.
Denian drehte sich zu Dorentina. "Ja, wir kennen uns auch schon mega lang. Hätte ich soetwas erfahren mit dir Dorentina, dann hätte ich wahrscheinlich genau so reagiert."
Ich fing an zu lachen. "Warum lachst du?" fragte mich Dorentina.
"Weiß nicht. Finde es nur etwas witzig, dass wir drei uns kennen und keiner vom anderen wusste."
Nun lachten auch Dorentina und Denian.
Ich setzte mich neben mir Denian. "Ich habe gehört, du schwärmst von mir?" sagte ich zu ihm und lächelte ihn an.
Denian lachte. "Da konnte wohl jemand seine Klappe nicht halten." er drehte sich zu Dorentina und legte gleichzeitig seinen Arm um mich. "Aber das stimmt." flüsterte er in mein Ohr und küsste mich an die Wange.
Nachdem wir etwas miteinander geredet hatten, kam ich zum eigentlichen Thema über das ich mit Denian sprechen wollte. "Ich habe dir ja gesagt, du solltest nächsten Freitag frei nehmen."
"Ja, wieso eigentlich?" fragte er sofort.
"Zuerst möchte ich wissen, ob das klappt?"
"Habe es gerade noch so geschafft. Habe behauptet ich bin auf einer Beerdigung."
Dorentina und ich lachten. "Ich glaube, ich weiß worauf du hinaus willst." sagte Dorentina zu mir. Ich lächelte sie nur an und fing an Denian die Sache zu erklären: "Also meine beste Freundin aus Stuttgart heiratet nächsten Samstag. Und sie heiratet in Serbien und hat mich und Dorentina auch eingeladen. Wir fliegen am Freitag um fünf Uhr morgens hin und kommen in ein Hotel in Belgrad an. Sie wollte unbedingt, dass ich eine männliche Begleitung mitnehme, da sie mich noch nie mit einem Jungen gesehen hat. Und deshalb frag ich dich, Denian, willst du mit mir zu dieser Hochzeit gehen?"
Er lachte kurz auf. "Hört sich ja fast wie ein Heiratsantrag an. Aber ja klar! Ich komm mit!" Ich umarmte ihn. "Danke!" flüsterte ich ihm ins Ohr. 

"So bin ich das dritte Rad am Wagen", lachte Dorentina.

Nicht ohne DichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt