"Wo haben wir eigentlich die Farbe hingestellt?", fragte Taddl verwirrt.
"Eh. Ich glaube in mein Zimmer. Weißt du wo mein Bruder Folie oder Zeitungen oder so was hat? Damit wir den Boden abkleben können."
"In der Küche müsste er irgendwo sowas haben. Was hältst du davon, ich such danach und du suchst Pinsel und so Zeug?"
Ich stimmte zu und überlegte, wo ich Pinsel aufbewahren würde. Nach einer Weile fiel es mir ein. Wo räumt man Sachen hin, die man selten braucht? Natürlich in den Keller! Hoffentlich hatte mein Bruder den Schlüssel dafür in der Wohnung und nicht an seinem Schlüsselbund.
Tatsächlich hatte ich Glück und entdeckte im Flur den Kellerschlüssel. Ich gab Taddl kurz Bescheid, wo ich hingehen würde und kurz darauf fiel die Tür hinter mir ins Schloss.
Im Keller musste ich erstmal herausfinden, welche "Abstellkammer" die von meinem Bruder war und probierte deshalb auf gut Glück die Schlösser aus. Irgendwann hatte ich das zum Schlüssel gehörende Teil gefunden und konnte den Verschluss entfernen. Knarrend öffnete sich die Tür und ich leuchtete mit meinem Handy den kleinen Raum aus.
Es stapelten sich Kartons über Kartons. Zuerst wollte ich resigniert aufgeben, doch dann entdeckte ich eine winzige Beschriftung auf einem Karton. Vielleicht hatte mein Bruder ja alles aufgelistet und gekennzeichnet? Ich begann, jedes Wort auf jeder Kiste aufmerksam zu lesen und fand letztendlich wonach ich suchte. Mit einem relativ kleinen Karton stapfte ich die Treppe erneut hoch und klingelte. Dumm wie ich war, hatte ich nämlich keinen Türschlüssel mitgenommen.
"Da bist du ja wieder!", wurde ich von Taddl begrüßt, der ein zerknittertes TShirt in Größe XXL anhatte. "Komm, ich hab schon alles abgeklebt und die Farbe angerührt. Wir können gleich anfangen. Aber erst, wenn du dir das hier"- Er reichte mir ein weiteres Shirt- "angezogen hast. Sonst werden deine Klamotten noch dreckig."
Ich warf mir also schnell das Oberteil über, das übrigens nach Taddl roch, und dann begannen wir, das Zimmer zu streichen. Erst waren wir noch relativ normal, wir haben Musik gehört und geredet und viel gelacht, aber irgendwann schlug Taddl vor, dass ich mir vielleicht mal ne Leiter holen sollte, da ich sonst nie im Leben bis an die Decke reichen würde.
"Als ob DU so viel größer bist.", antwortete ich gespielt beleidigt. 26 Zentimeter sind doch kein großer Unterschied. Also jedenfalls kam er auch nicht an die Decke.
"Doch bin ich. Ich bin viel größer als du." Wie um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, benutze er meinen Kopf als Armstütze. Die ihm, zugegebenermaßen, etwas zu niedrig war.
"Hey!", rief ich entrüstet und malte ihm einen Strich blaue Farbe auf sein Tshirt, was er natürlich nicht auf sich sitzen lassen konnte und mir einen Farbklecks auf meine Nase verpasste.
"DU ARSCH! DOCH NICHT INS GESICHT!", wütend rannte ich ihm durch den Raum hinterher, doch er war schneller. Dachte ich jedenfalls, bis ich plötzlich in ihn rannte. Zuerst freute ich mich darüber, dachte, dass ich mich jetzt rächen könne, aber zu früh gefreut. Er zog mich in seine Arme, hielt mich fest, wandte mir vorsichtig den Pinsel aus der Hand und begann, auf meine Arme und das Shirt zu malen. Ich wollte eigentlich protestieren, aber anders als erwartet malte er nicht nur sinlose Punkte oder Striche, also ließ ich das bleiben.
Langsam bewegte sich der Pinsel über meine Haut und kitzelte mich. Um nicht loszulachen und damit die Stimmung zu zerstören, versuchte ich, mich nicht darauf zu konzentrieren, was sich als total schwer und beinahe unmöglich herausstellte. Wenn man versucht nicht an etwas zu denken, denkt man noch mehr daran. Genauso war das hier. Doch nach ein paar Anläufen gelang es mir, die kitzelnden Impulse auszublenden. Dafür fiel mir auf, wie nah Taddl und ich uns gerade waren. An meiner Wange spürte ich, wie sich sein Brustkorb hob und senkte, wenn er atmete. Wir waren quasi aneinander gepresst, kein Blatt Papier hätte zwischen uns gepasst. Es war aber keinesfalls unangenehm oder so, nein. Es war eher entspannt, ich fühlte mich sicher und war glücklich. Trotz der Sache mit meiner Mutter, die noch nicht lange her war.
"Schau mal. Wie findest du es?", unterbrach der Blonde plötzlich meine Gedanken und schob meinen Arm in mein Blickfeld. In türkiser Farbe hatte er lauter lächelnde Smileys gemalt und als ich genauer hinsah, konnte ich zwischen diesen kleine Herzen entdecken. Das ganze war einfach unglaublich süß.
"Taddl, das, das ist einfach nur verdammt süß.", sagte ich ihm überrascht meine Meinung dazu. "Aber warum?", wollte ich leise wissen.
"Darum.", entgegnete er schlicht und noch während ich ihn verwirrt ansah, küsste er mich plötzlich.
Es brauchte einen Moment, bis ich realisierte, was hier gerade passierte. Als ich den Kuss nicht sofort erwiderte, zog Taddl sich langsam zurück. "Ich... Ich sollte jetzt besser gehen.", murmelte er und setzte sich in Bewegung.
Ich griff nach seinem Handgelenk. "Warte." Langsam zog ich ihn wieder zu mir. "Könntest du das vielleicht wiederholen?", flüsterte ich und stellte mich auf meine Zehenspitzen.
Er beugte seinen Kopf nach unten. Unsere Münder waren nun auf der gleichen Höhe. "Was denn?", hauchte er in mein Gesicht. "Meinst du das?" Vorsichtig legte er seine Lippen auf meine.Ich verlor jegliches Zeitgefühl. Ich hätte nicht sagen können, ob wir uns zwei Sekunden, zwei Minuten oder zwei Stunden lang geküsst hatten, als wir etwas an der Tür hörten. Mein Bruder kam nach Hause! Schnell lösten wir uns voneinander und gingen in verschiedene Ecken des Zimmers, um dort zu streichen.
"Zoey? Ich bin wieder da!", hörten wir Felix' Stimme aus dem Flur und kurz darauf stand er auch schon im Zimmer. "Ach. Hallo Taddl.", begrüßte er nun auch den Blonden, wobei er weitaus weniger freundlich klang. "Was habt ihr gemacht?", fragte er misstrauisch.
"Hallo Dner. Ich hab deiner Schwester nur geholfen, ganz ruhig. Wenn du willst, kann ich aber auch gehen.", entgegnete der Angesprochene darauf und ging in Richtung Tür. "Tschüss, Zoey, Felix." Dann ging er auf den Flur und kurz darauf hörten wir die Wohnungstür zufallen.
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Hallu :3
Ja, ein weiteres Kapitel von meiner Geschichte.
Und ich hätte jetzt gerne mal eure ehrliche Meinung, ging das zu schnell? Ich schreibe an der Geschichte schon über ein Jahr, deshalb kommt es mir so vor, als wären es viel mehr Kapitel und dadurch kann ich das nicht so gut einschätzen.
Über Votes und konstruktive Kritik würde ich mich sehr freuen.
Und, falls ihr wollt, folgt mir doch auf Insta oder WeHeartIt: @/nichtniemand (Ja, Eigenwerbung ist scheiße, aber das ist mir egal.)
- Ticki
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Wie ein Umzug alles ändert (Youtuberhaus FF) - ABGEBROCHEN
Fanfiction- Abgebrochen - Zoey muss sich nach dem Tod ihrer Mutter entscheiden: Zieht sie zu ihrem Vater, der mit seiner neuen Freundin in Berlin lebt und zu dem sie noch nie ein gutes Verhältnis hatte, oder zieht sie zu ihrem Bruder Felix, dem berühmten You...