Kapitel 19

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Als ich eine halbe Stunde später mit einem um meinen Körper geschlungenen Handtuch aus dem Bad huschte, um mir etwas zum Anziehen aus einem der Umzugkartons zu holen, wartete mein Bruder schon ungeduldig vor der Tür zu unserem Badezimmer.

"Oh Gott, Zoey, wie lange brauchst du bitte zum Duschen?", beschwerte er sich leicht genervt und betrat den Raum. Eigentlich hatte kch ihn noch bitten wollen, mir noch kurz den Fön zu geben, doch als ich meinen Mund gerade geöffnet hatte und zu sprechen begonnen hatte, war die Tür schon hinter ihm zugefallen und ich hörte, wie der Schlüssel im Schloss umgedreht wurde. Kurz darauf begann das Wasser zu Rauschen.

So wie es aussah, würde ich wohl nicht mehr dazukommen, meine Haare zu föhnen, wenn ich pünktlich sein wollte. Als mir das klar wurde seufzte ich kurz, band dann meine Haare zu einem unordentlichen Dutt zusammen und suchte weiter nach etwas Passendem zum Anziehen.

Ein wenig später wurde ich tatsächlich fündig. Ich war in den Tiefen der gefühlt tausendsten Kiste auf meine Rettung im Anzieh-Problem aka mein Lieblingsshirt gestoßen. Glücklich lächelte ich das schwarze Shirt an, das Merch meiner Lieblingsband Fall Out Boy war. Ich suchte mir noch eine schwarze Jeans, was weitere fünf Minuten in Anspruch nahm, griff dann nach meiner Kosmetiktasche, die ich vorher in weiser Voraussicht mit aus dem Bad genommen hatte, und lief nach oben ins Wohnzimmer, wo ich mich anzog und dann aufs Sofa setze, um mich zu schminken. Normalerweise hätte ich das in meinem Zimmer oder im Bad gemacht, aber da der eine Raum quasi noch nicht existierte und der andere belegt war, musste ich mich hiermit begnügen.

Als ich zehn Minuten später nach einem erbitterten Kampf mit meinem Eyeliner (vielleicht sollte ich das öfter üben, mir wollte einfach kein schöner gelingen) die Treppe in den unteren Teil der Wohnung wieder herunterlief, wartete mein Bruder schon mit amgezogenen Schuhen und Jacke auf mich. Schnell schlüpfte ich in meine Nikes, während Felix noch einmal kurz verschwand und keine zwei Minuten später mit unseren Longboards in der Hand wieder auftauchte. Als er meinen skeptischen Blick bemerkte, grinste er los.

"Da musst du dich dran gewöhnen. Wir alle gehen so gut wie nie ohne unsere Boards raus. Naja, so lernst du wenigstens das Fahren." Als ich ihm 'beleidigt' gegen den Arm boxte verbesserte er sich. "Oder wirst besser." Er öffnete die Tür und ging hinaus, ich trottete hinterher. Als wir die Treppe hinunterliefen erklärte er mir noch, wo wir essen gingen und warum ausgerechnet da(in einem Restaurant in dem es angeblich viel Veganes zu essen gab - wegen Simon) und als er mit seinen Ausführungen fertig war, waren wir auch schon unten angekommen, wo die anderen schon warteten. Wie es schien waren wir die letzten, was keine Seltenheit war, den Kommentaren der anderen nach zu urteilen.

"Dner ist mal wieder grundlos zu spät, siehst du Taddl ich hatte recht und jetzt her mit meinem Euro!", rief Ardy und Simon meinte zu mir, dass ich meinem Bruder mal bitte Pünktlichkeit beibringen sollte, woraufhin ich ziemlich lachen musste, da ich noch unpünktlicher als mein Bruder war und das musste was heißen. Verwirrt sah mich mein Gesprächspartner an und als ich ihm den Grund für mein Lachen erklärte, musste auch er kurz grinsen.

"Über was lacht ihr?", erkundigte sich mein Bruder neugierig. Als wir es ihm erklärten, lachte er auch kurz auf und meinte dann bloß "Naja, liegt bei uns irgendwie in der Familie. Ich meine, mein Vater kam zu spät zu meinem Auszug." Wir verbrachten so ziemlich den ganzen Weg zum Restaurant damit, über unsere Unpünktlichkeit zu lachen. Obwohl das ganze ja eigentlich nicht mal lustig war, aber das Lachen der anderen war verdammt ansteckend. Und versucht ihr mal, nicht loszulachen, wenn Taddl und Ardy vor euch fast von ihren Boards fallen, weil sie über irgendwelche schlechten Witze lachen.

Ich war so damit beschäftigt, die beiden zu beobachten, dass ich einen Stein übersah, der Mitten auf dem Weg lag und erstmal eine Bruchlandung hinlegte. Ich segelte nach vorne und rannte dabei, um nicht hinzufallen, unbewusst mit, während mein Oberkörper immer schräger wurde und ich schließlich wild mit den Armen rudernd hinfiel. Mein Board schoss währenddessen extrem schnell nach hinten und hätte fast Caty, die direkt hinter mir fuhr, von ihrem Board gefegt, wenn mein Board nicht irgendwie eine schiefe Achse gehabt hätte und deshalb auf die Straße rollte, wo es einen Autofahrer zur Vollbremsung zwang. Das alles erlebte ich in Zeitlupe, obwohl es vielleicht nur zwei Sekunden dauerte.

Im nächsten Moment, in dem mein Gehirn wieder richtig funktionierte, saß ich auf dem Boden und lachte mir den Arsch ab, während Caty mein Biard rettete und die Jungs mir ihre Kameras, mit denen sie den ganzen Weg gefilmt hatten, direkt ins Gesicht drückten.

Alle, bis auf Taddl. Er sah mich besorgt an und entspannte sich erst, als ich seinen Blick bemerkte und ihm irgendwie zu verstehen gab, das alles okay war. Zusammen mit Caty kam er zu mir, um mir aufzuhelfen und mein Board zu halten, während Caty mir den Dreck abklopfte, was ich zwar auch selber geschafft hätte, aber egal. Es war ne süße Geste. Von beiden.

Als ich wieder weiterfahren wollte, hielt Caty mich auf. "Warte lieber mal ab, ob dir was schlimmes passiert ist, was weiß ich, ob du dir den Fuß geprellt hast oder so, und fahr nicht." Verwirrt erkundigte ich mich, wie zum Teufel ich denn bitte mit ihnen mithalten sollte, wenn ich nicht fahren würden, doch sie grinste nur und meinte, dass ich eas schon bemerken würde. Ich solle mich einfach nur auf mein Board stellen, die Augen zu machen und meine Hände ausstrecken.

Widerwillig gehorchte ich und stellte mich auf mein Longboard. Ich hasste es, anderen Menschen so sehr vertrauen zu müssen, aber an Catys Stimme konnte ich erkennen, dass sie keinen Widerspruch dulden würde. Hilfesuchend sah ich zu Taddl, doch der nickte bloß. Ich seufzte und schloss meine Augen. Wenn Caty das vorhatte, was ich gerade dachte, dass sie vorhatte, würde ich hundertprozentig verletzt werden.

Neben mir hörte ich, wie Caty Taddl etwas ins Ohr flüsterte, aber ich konnte sie nicht verstehen. Nach einer gefühlten Ewigkeit, so fühlte es sich jedenfalls an, wahrscheinlich waren es nur zwei Minuten, hörte das Getuschel auf und Caty meinte fröhlich zu mir "Hände ausstrecken Zoey, es geht looos!" Ich kam mir vor wie ein kleines Kind, aber dannoch machte ich mit und streckte meine Arme nach vorne. Ich spürte, wie zwei Hände meine ergriffen und plötzlich setzte ich mich in Bewegung. Panisch öffnete ich meine Augen. Es war genau das passiert was ich befürchtet hatte. Die beiden zogen mich hinter sich her und das nicht gerade langsam. Es fiel mir ja schon schwer, mein Gleichgewicht zu halten, wenn ich selbst fuhr, aber wenn man gezogen wird, ist es nochmal etwas ganz anderes. Na das konnte ja was werden.

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Neues Kapitel, yey.
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Ach ja, wisst ihr was meine Lieblingsband ist?
Richtig, Fall Out Boy! Obwohl das eigentlich nicht mal so wirklich stimmt, ich hör nämlich so viel gute Musik, dass ich mich nicht entscheiden kann, was ich am liebsten mag.
Und zu dem Longboard"unfall": Das ist mir wirklich mal genau so passiert. Also abgesehen davon, dass ich nicht wegen Tardy umgeflogen bin, nicht gefilmt und danach nicht gezogen wurde. ^^
Naja, das.wird schon wieder viel zu lang, ich sollte aufhören.
-Ticki

Wie ein Umzug alles ändert (Youtuberhaus FF) - ABGEBROCHENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt