Kapitel 7 - Neues Zimmer

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Als ich am nächsten Morgen die Augen öffnete, musste ich erst nachdenken, wo ich gerade war. Doch als ich Gebrüll hörte, das sehr nach meinem Bruder klang, fiel es mir wieder ein: Ich war in Köln, im Youtuberhaus, in der Wohnung, in der ich die nächsten paar Jahre wohnen würde, da meine Mum gestorben war.

Bei den Gedanken an Mum traten mir sofort Tränen in die Augen. Es wird wohl lange dauern, bis ich an sie denken kann, ohne zu weinen. Aber das ist auch kein Wunder, sie war schließlich meine Mum und auch wenn wir uns oft gestritten haben, hatte ich sie unglaublich lieb und konnte ihr alles anvertrauen.

Aber es brachte ja auch nichts, hier auf der Couch zu liegen und ihr hinterher zu weinen. Also wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht, stand auf und griff nach meinem Handy, dass ich gestern Abend neben das Sofa geworfen hatte. Als ich meine Spiegelung auf dem ausgeschaltenen Bildschirm sah, zuckte ich richtig zurück. Ich sah aus wie ein Zombie! Jetzt rächte es sich, dass ich zu faul gewesen war, mich abzuschminken. Meine Mascara war verwischt und durch die Tränen auch noch nach unten geflossen. Also würde ich mich wohl als erstes abschminken müssen.

Müde tapste ich die Treppe, die ins Wohnzimmer führte, hinunter und schlich ins Bad. Schließlich musste Felix nicht unbedingt sehen, dass ich geweint habe. Er machte dann immer gleich so einen Aufstand.

Naja, besser gesagt WOLLTE ich ins Bad gehen. Da ich gestern Abend total müde und sonst noch nie in der neuen Wohnung meines Bruders war, hatte ich natürlich keine Ahnung, wo sich das Bad befand. Nachdem ich fünfzehn Minuten gerätselt hatte, hinter welcher Tür sich das Bad befinden könnte, beschloss ich, einfach in jedem Zimmer nachzusehen und öffnete die Tür, der ich am nächsten stand.

Hätte ich das bloß nicht getan. Jede andere Tür hätte ich öffnen können, aber nicht diese. Denn das war die Tür von Dners Aufnahmezimmer.

Er steckte mitten in einer Aufnahme, was ich ja eigentlich an seinem Gebrüll hätte hören können. Aber zu spät. Ich schloss die Tür zwar sofort wieder, allerdings hatte er mich trotzdem bemerkt und unterbrach anscheinend seine Aufnahme, denn kurz darauf stand auch er auf dem Flur.

"Zoey! Was ist los?", besorgt sah er mich an.

"Nichts, nichts. Ich... ich hab bloß an Mum gedacht.", antwortete ich schniefend.

"Komm her Kleine.", tröstend zog er mich in seine Arme und drückte mich fest an sich.

Kaum war ich in seiner Umarmung, begann ich hemmungslos zu weinen. Es tat unglaublich gut, die Tränen einfach laufen zu lassen, während mein Bruder mir sanft über den Rücken strich.

"Alles wieder gut?", wollte er nach einer Weile wissen.

"J... ja. Danke Felix.", schluchzte ich, löste mich von ihm und wischte mir die Tränen aus meinem Gesicht.

"Oke. Ich muss jetzt, Kev wartet im Ts auf mich, aber wenn nochmal was ist, ruf mich einfach, ja?", meinte er lächelnd, worauf ich nur zurücklächelte und eine andere Tür öffnete, in der Hoffnung, hinter dieser wäre das Bad.

Diesmal hatte ich Glück und erwischte wirklich die richtige Tür. Als ich mich im Spiegel sah, hätte ich das Bad am liebsten sofort wieder verlassen. Ich sah noch schlimmer aus als vorher! Zum Glück hatte ich gestern keine wasserfeste Mascara aufgetragen, da ich sie nicht gefunden hatte. Sonst hätte ich erst zum Auto gemusst, um mein Abschminkzeug zu holen. Aber so reichte es, dass ich mir einfach kaltes Wasser ins Gesicht klatschte, was mich einerseits abschminkte, aber gleichzeitig auch den letzten Rest Müdigkeit vertrieb. Ich putze mir noch schnell mit einer unbenutzten Zahnbürste, die ich im Badschrank fand, die Zähne und beschloss, einfach die Jogginghose und das Oberteil meines Bruders anzulassen, da ich keine Lust hatte mich umzuziehen. Und außerdem hatte ich ja keine frischen Sachen in Felix Wohnung.

Wie ein Umzug alles ändert (Youtuberhaus FF) - ABGEBROCHENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt