Kapitel 15 - Klärung?

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Auf dem Weg nach draußen schnappte Taddl sich schnell die beiden Longboards, die im Flur an die Wand gelehnt worden waren und reichte mir eins der beiden.

"Ardy? Darf ich mir dein Board kurz leihen?", rief er in Richtung des Wohnzimmers und als keine Antwort kam, zuckte er einfach nur mit den Schultern und lief aus der Wohnung.

Kaum traten wir auf die Straße, schon hatte mein Begleiter sein Longboard auf die Straße geworfen und war losgefahren. Mir blieb also nichts anderes übrig, als einfach hinterher zu fahren, obwohl ich nicht gerade die beste Fahrerin war. Klar, ich hatte ein Longboard (was für ein Wunder, bei meinem Bruder *hust*), aber ich war nie viel gefahren und das letzte Mal, dass ich überhaupt drauf stand, war auch schon wieder länger her und hatte damit geendet, dass ich mit einem gebrochenem Handgelenk ins Krankenhaus musste. Aber ich verdrängte das alles einfach und versuchte, Taddl einzuholen, was sich als ziemlich schwierig herausstellte, da er einfach viel besser und vor allem schneller als ich fuhr.

Er schien das aber zum Glück zu bemerken, denn nach einer Weile wurde er langsamer, sodass ich ihn einholen konnte und passte sich dann meinem Tempo an.

Wir fuhren eine gefühlte Ewigkeit nebeneinander her, ganz ohne auch nur ein Wort zu sagen, bis Taddl schließlich das - etwas angespannte - Schweigen unterbrach.

"Sorry, dass ich grad so geflüchtet bin, aber ich musste irgendwie einfach schnell weg von diesem Haus, frag nicht." Entschuldigend lächelte er mich an. "Also, wo willst du was trinken? Obwohl. Du kennst dich ja in Köln nicht so aus, da war ja was. Ehm, was hälst du davon, wir holen uns irgendwo was und setzen uns dann ans Rheinufer?"

Gegen diesen Vorschlag hatte ich nichts einzuwenden und so kam es, dass wir eine halbe Stunde später an einem Kiesstrand in Sichtweite der Hohenzollernbrücke saßen. Auf einem Stein. Zu zweit, wobei ich quasi auf seinem Schoß saß. Die perfekte Situation also, um darüber zu reden, dass man vorher rumgemacht hat. Und dabei vom großen Bruder/Vormund/guten Freund erwischt wurde. Oh shit.

Wir beide ignorierten unsere dezent beschissene Situation anfangs geflissentlich und redeten über dies und das, über Youtube, Schule, Freunde und Familie, Musik und Filme, Haustiere und Hobbies.

Ich erfuhr viel über ihn. Er machte anscheinend Let's Plays, Faktenvideos und Vlogs und war anscheinend ziemlich bekannt auf Youtube. Ich hatte aber ehrlich gesagt noch nie was von ihm gehört, bis mein Bruder von ihm erzählte. Aber okay, niemanden wunderte das, ich mied Youtube, seit mein Bruder dort erfolgreich war.

Taddl erzählte mir von seiner Schulzeit und dass er bis vor kurzem noch bei seinem Vater und seiner kleinen Schwester gewohnt hatte, bis er dann mit Ardy die WG gründete. Ardy war sein bester Freund, er hatte ihn mal im Urlaub kennengelernt. Er liebte anscheinend Musik und träumte davon, mal Musiker zu werden.

Ich erzählte ihm auch viel von mir, wie es war, einen "berühmten" Bruder zu haben, dass ich in der Schule nur wegen ihm beliebt war und dass ich, als ich mich weigerte, Kontakt zu ihm herzustellen oder Autogramme zu besorgen, gemobbt wurde. Ich hatte nur eine Person, die zu mir hielt. Genau wie er lernte ich meine beste Freundin im Urlaub kennen, aber ,anders als Ardy, war sie keine Freundin. Wegen ihr veränderte ich mich, passte mich an, tat nie was ich wollte, war nie unabhängig. Ich erzählte ihm von meiner Familie, wie das Leben mit so vielen Menschen für mich war, dass ich mir immer ein Tier gewünscht hatte, egal was für eins, aber nie eins bekam, da auch so schon viel zu wenig Platz im Haus gewesen war. Er erfuhr von meinen Lieblingsbands und von meinem Longboardunfall, dass ich Harry Potter über alles liebte und dass ich gerne zockte, aber nicht gut war.

Als es dunkel wurde, hatten wir über so ziemlich alles geredet, was in unserem Leben passiert war, nur über eins nicht. Nämlich über die Sache, wegen der wir hier saßen. Wir hatten die Tatsache, sass wir uns geküsst hatten, einfach ignoriert. Stattdessen hatte ich festgestellt, dass Taddl fast perfekt war. Natürlich, er hatte "Macken", aber ich hatte ihn unheimlich gern und vertraute ihm, was richtig komisch war. Normalerweise mochte ich Menschen nämlich nur, wenn ich sie schon lange kannte und bis ich jemandem wirklich vertraute, vergingen oft Monate.

Aber bei ihm fühlte ich mich wohl. Ich hatte das Gefühl, sicher und geborgen zu sein, als würde er mich vor der Welt beschützen. Und das machte mir, zusammen mit der Tatsache, dass ich ihn erst richtig kurz kannte, verdammte Angst. Das ganze lief - viel zu schnell - in eine ganz falsche Richtung. Und das wollte ich eigentlich nicht.

"Wollen wir langsam mal zurück?", holte mich Taddl aus meinen Gedanken zurück in die Wirklichkeit.

"Gerne, aber... Taddl, ich kann nicht zu meinem Bruder, der wird immer noch wütend sein. Und zu wem soll ich denn sonst? Zu Simon? Geht nicht, der würde mich zu Felix schicken. Und zu euch? Nein, dann müssen wir Ardy die Sache erklären. Und wir haben da selber noch nicht drüber geredet."

"Was hälst du davon, dass wir Ardy einfach sagen, dass Felix übertrieben hat und wir beide vergessen die ganze Sache? Das wär glaub ich das beste. Aber natürlich übernachtest du bei uns, bis Dner sich beruhigt hat. Also nur wenn du willst natürlich."

Autsch. Taddl wollte den Kuss einfach vergessen? Ich meine, klar, es war nichts zwischen uns, aber trotzdem. Ein Kuss ist ein Kuss und das ist nichts, was man einfach ignorieren sollte.

Trotz meiner Zweifel stimmte ich dem Plan zu, denn wenn ich das nicht getan hätte, wäre ich komplett am Arsch gewesen. Die Freundschaft mit Taddl wäre wahrscheinlich kaputt gegangen und ich hätte zu meinem Bruder gemusst, der total sauer auf mich war. Also wählte ich notgedrungen das kleinere Übel und ging mit zu Taddl.

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So. Da wär ich mal wieder.
Ich glaube ich schaffe es echt, ne Zeit lang regelmäßig zu updaten, was ist los mit mir.
Naja, ich hoffe es hat eich gefallen und wenn ja, freue ich mich, wenn ihr mir das mit Votes und Kommis zeigt. Und wenn ihr wollt, könnt ihr meine Geschichte ja mal Leuten zeigen, denen sie gefallen könnte. Falls ihr irgendwelche Kritik habt, schreibt es mir, ich beiße nicht.
So. Das wars glaub ich auch schon wieder.
-Ticki

Wie ein Umzug alles ändert (Youtuberhaus FF) - ABGEBROCHENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt