M.

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Ich hielt es für einen Traum. Deswegen ließ ich es auch zu, als sich Jimins Arme fest um meinen Körper schlangen. Träume waren nicht für immer - hatten keinen Bezug zur Realität. Die Hände fuhren sanft und beruhigend meinen Rücken auf und ab, während ich mein Gesicht in seine gut riechende Halsbeuge grub, dabei entspannt schmatzte. Meine rechte Hand griff um seinen Nacken herum und strich über die geschmeidigen Haare, womit ich ihm ein kleines Seufzen entlockte. Er drückte sich praktisch schon meiner Hand entgegen, die Strähnchen seiner Haare aufzwirbelte und die Kopfhaut massierte.
Und wahrscheinlich hätte ich hier noch mehre Stunden weiter so liegen können, wenn nicht jeder schöne Traum ein abruptes Enden findet.
Denn plötzlich klopfte es an der Fensterscheibe und da realisierte ich sofort, dass das hier gerade kein Traum war, sondern die Realität. Erschrocken schlug ich meine Augen auf und riss meine Hand aus Jimins Haaren. Er murrte und auch wenn ich gerne meine Hand wieder in seinen Haaren versenkt hätte, um ihm seinen Wunsch zu erfüllen, konnte ich es nicht.

Nein. Niemals.

Nicht wenn Jungkook auf der anderen Seite der Fensterscheibe stand, grinsend ins Auto blickte und dabei mit den Augenbrauen wackelte. Wieso musste der Jüngste der Truppe die dreckigsten Gedanken haben?
Und auch wenn ich mit dem Kraulen aufgehört hatte, ließ Jimin sich nicht davon abbringen weiter über meinen Rücken zu streichen. Immer noch starrte ich Jungkook an und erblickte hinter ihm NamJoon und Jin, die etwas weiter entfernt vom Wagen standen. Jin hielt sein Handy am Ohr.
Unbewusst hatte ich an Jimins Shirt gezogen, kaute dabei nervös auf meiner Unterlippe herum, als er seinen Kopf zu mir drehte, die Augen aber geschlossen hielt. Er seufzte.
"Ich hasse es am Morgen gestört zu werden. Besonders, wenn es gerade so schön ist.", sagte er in einer extrem tiefen Morgenstimme und drückte mich mit seinen Armen wieder näher an sich. Ich ignorierte seinen zweiten Satz und sah ihn an, versuchte mich stattdessen von seiner Brust wegzudrücken.
"Jungkook ist aber ziemlich gruselig.", meinte ich leise und er öffnete ein wenig seine Augen, damit er mich von oben herab anschauen konnte. Seine Augenbraue hob sich und ich deutete mit meinem Zeigefinger zum Fenster, welches rechts von mir war. Und dann sah er endlich den Jungen und gab ihm durch einer ziemlich angsteinflößenden Miene zu verstehen, dass er sich schnellst möglichst vom Wagen entfernen sollte. Was Jungkook auch unvermittelt in die Tat umsetzte. Triumphierend grinste er und sah mich an, schwieg einige Sekunden - musterte mich stumm. Mit einer Hand wischte er sich durchs Gesicht und stöhnte dabei genervt.
"Du wirst mich nicht weiter schlafen lassen, oder?", fragte er und konnte sich die Frage eigentlich schon selbst beantworten.
"100 Gummipunkte. Sie haben es erfasst.", sagte ich wie ein Moderator und lachte dann auf, als er laut ausatmend den Kopf nach hinten fallen ließ und die Autodecke begutachtete.
"Steh auf.", fügte ich grinsend hinzu, wickelte mir die Decke um den Körper und richtete mich dann auf. Aus dem Fußraum des Beifahrers holte ich meine Sandalen und zog sie mir an. Jimins Blick bohrte sich in meinen Rücken, kurz sah ich ihn über die Schulter hinweg an und bemerkte dann, dass er sich keinen Zentimeter bewegt hatte. Doch ich kümmerte mich nicht weiter darum, sondern öffnete die Tür und sprang aus seinem Schoß. Die Decke hielt ich als Schutz fest. Sofort begrüßte mich die kalte Morgenluft, die meine Haare durchwirbelte und um meine nackten Beine fegte. Am Ende der Straße konnte ich Taehyungs Wagen erkennen, der auf uns zusteuerte.
Von den Außenspiegeln nahm ich meine jetzt trockene Kleidung und versteckte mich hinter Jimins Auto. Doch irgendwie war es schwerer als gedacht sich anzuziehen, wenn man ein dicke Decke um den Körper gewickelt hatte. Ich war kurz davor meine Hose kreischend in das Gebüsch zu werfen. Das ist doch unverschämt.
Aber da kam schon meine Rettung.

Emma.

Sie packte die Enden der Decke, zog sie von meinem Körper und schaffte somit eine kleine Umkleidekabine für mich, in welcher ich mich ohne Probleme anziehen konnte. Ihre Rötungen sahen besser aus.
"Sollte ich nachfragen, warum du hier nur in Unterwäsche rumläufst oder soll ich es sein lassen und mir selbst eine Geschichte zusammenreimen?", fragte sie mich, als sie die Decke zusammenlegte und sie mir reichte, damit ich sie wieder im Kofferraum verstauen konnte. Ich winkte ab und zeigte auf Jins Wagen, wo sich alle versammelt hatten.
Wir gingen zu ihnen, Jimin stand auch schon dort, hatte seine rechte Hand in der Hosentaschen vergraben und hielt in der Linken eine dampfende Tasse. Im Kofferraum stand eine große Box mit Broten und eine Thermoskanne. Sie hatten wirklich an alles gedacht. Ich grinste. Hoseok drückte mir einen Becher warmen Kakao in die Hände, welchen ich dankend annahm. NamJoon biss gerade von seinem Brot ab, als er mich ansah.
"Ihr müppft unpf abfer eine gute Erklärung für dapf hier biepfen.", mampfte er mit vollem Mund und blickte immer wieder zwischen uns hin und her.
"Eigentlich ist es nicht so spektakulär, naja ... bis auf das Eine.", lachte Jimin und nickte mir zu. "Erzähl du mal." Böse sah ich ihn an. Er ist so berechnend.
"Wie er schon sagte, so atemberaubend ist die Geschichte wirklich nicht. Jimins Auto ist kaputtgegangen, wir haben uns gestritten, Beleidigungen sind hin und her geflogen, dann ist mein Handy geflogen, weil er mich als dumm bezeichnet hatte. Dieses ist aber dort hinten im Gebüsch gelandet. Wir haben uns dann deswegen angezofft, ich bin dann dahin und den Abhang hinunter um mein Handy zu suchen. Ich fand es, wollte wieder hoch, rutschte ab und bin direkt in einen See gefallen. Deswegen war ich nass, musste meine Klamotten ausziehen, weil sein Auto Ledersitze hatte, - vorher dürfte ich nicht ins Auto. Seine geliebten Ledersitze.", spottete ich, doch unterdrückte eine weitere Bemerkung, nachdem ich sein vielsagendes Grinsen sah. Ich räusperte mich und fuhr fort: "Er gab mir die Decke und weil ihm dann auch kalt wurde, haben wir uns dann eben diese geteilt. Ende aus Mickey Maus.", sagte ich und nahm einen Schluck von dem Getränk. Meine Augen waren während des Trinkens auf Jimin fixiert, der immernoch grinste und kurz davor war, die Sache mit den Blutegeln auszuspucken. Flehend sah ich ihn an. Natürlich realisierten die anderen den intensiven Blickkontakt zwischen uns, doch entschieden sich dagegen, auch noch deswegen nachzufragen. Was meiner Meinung nach, eine gute Idee war.
Es war klar, dass ich wieder in seiner Schuld stand. Innerlich hoffte ich, dass er nicht wieder soetwas einfordern wird. Mir auf die Innenseite meiner Wange beißend sah ich zu Boden.

Die Maske | JiminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt