Warum bin ich eigentlich immer so nett und helfe, wenn jemand in Not ist? Manchmal konnte ich meine Art echt nicht ausstehen. Jimin saß auf der Veranda, hatte sich in einen Stuhl gelümmelt und die Füße auf dem Tisch liegend überschlagen. Ich stand in der Tür und in seinem Rücken. Um ehrlich zu sein, wollte ich nicht, dass er von mir ein anderes Bild bekommt. Ich wollte nicht, dass er denkt, dass ich auf Taehyung stehe. Sein Rücken - heute morgen habe ich noch drauf geschlagen, als er mich über seine Schulter geworfen hatte. Es war das erste Mal gewesen, dass er fürsorglich zu mir war. Ich lächelte über die Erkenntnis, dann begab ich mich Richtung Abgrund.
"Kann ich dich was fragen?", ruckartig drehte er sich zu mir um, verlor vor Schock beinahe sein Handy aus der Hand. Als er bemerkte oder eher realisierte, dass ich es war, verfinsterte sich seine Miene. Doch er nickte und lehnte sich wieder nach vorne. Ich zog mir einen Stuhl heran und sah ihn an, pulte dabei nervös an meinen Händen herum.
"Weißt du vielleicht, ob Taetae jemanden mag?", fragte ich einfach gerade heraus und fing mir einen fragenden Blick, den ich einfach nicht beantworten wollte. Er dachte nach, meiner Meinung viel zu lange, aber wenn ich jetzt aufdringlich werde, dann zieht er es bestimmt noch mehr künstlich in die Länge.
"Und wenn ich es weiß, mit welcher Begründung sollte ich es ausgerechnet dir sagen?"
"Weil du doch auch willst, dass dein Kumpel glücklich wird, oder?", fragte ich ihn stattdessen und er lachte drauf los.
"Aber mit dir wird er niemals glücklich, du, Lady, bist ein Krampf." Entsetzt sah ich ihn an und öffnete meinen Mund und wollte gerade böse kontern, da schloss ich ihn wieder und dachte nach.
"Es geht auch nicht um mich, du hole Nuss. Ich bin die zweite Hand.", sagte ich stattdessen und Jimin hörte auf zu lachen, wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln und versuchte eine ernste Miene aufzusetzen. Ich gebe ihm eine vier.
"Und von wem, du hast hier in diesem Monat nicht sehr viele Freundschaften mit Mädchen geschlossen, hauptsächlich mit Emma, aber die-", er brach seinen Satz abrupt ab und sah mich an. Ich blickte dämlicherweise weg und schon sah er es als ein 'ja' an. Dumm war er jedenfalls nicht.
"Nicht wirklich! Wie würdet ihr Mädchen wieder reagieren, achja 'Wie cuuuutee'. So, oder?", er grinste mich wie ein Zweitklässler an und ich konnte nicht anders als zu lächeln, - sein 'Wie cuuuutee' war mehr als süß, denn als er sagte drückte er seine Hände an die Wangen und kniff die Augen zusammen. ( Ich hoffe ihr wisst, wie ich's meine. Haha, konnte es nicht besser erklären.)
"Aber um auf Taehyung zurückzukommen, ich werde mit ihm mal reden. Die beiden finden noch zusammen.", er zwinkerte mir zu und ich - so dämlich ich natürlich bin - machte die gleiche Pose wie Jimin eben, als ich realisierte, dass Taehyung sie auch mag. Perplex beäugten mich zwei Augen. Dann verfiel er wieder in ein lautes Gelächter und ich stapfte angepisst davon. Im Wohnzimmer blieb ich aber stehen und dachte über das eben nach. Keine Beleidigungen, kein angewiderter Blick und eine Konversation, wo er auch lachte. War er auf Drogen? Ich drehte mich zu Terassentür um, konnte Jimin noch sehen, der wieder wie vorher an seinem Handy zockte.Achselzuckend verschwand ich oben im Zimmer und kuschelte mich mit einem schönen Buch ins Bett - bis spät nachts Jimin ins Zimmer kam und zwischen mir und dem Sofa hin und her sah. Zwar war das Sofa immer noch mit Brettern belegt, und wir hatten keine weitere Schlafmöglichkeiten mehr, aber als er sich auf das Bett zu bewegte schüttelte ich langsam meinem Kopf.
"Warum gehst du nicht zu Hoseok und so und quetscht dich dort mit in das Bett?", fragte ich ihn und schlug mein Buch zu.
"Weil das hier ein Doppelbett ist, Lady. Da passt noch jemand rein und außerdem kannst du doch zwischen Hoseok und Yoongi schlafen, wenn du nicht willst, dass ich mit dir in einem Bett bin.", sagte er angepisst und setzte sich ans Bettende, ich zog meine Füße an mich und gab ihm meinen 'Das-meinst-du-doch-gerade-nicht-Ernst'- Blick.
"Wenn ich nicht dieses eine Problem mit Körperkontakt hätte, dann glaub mir, ich würde das machen. Nur um mit dir nicht wieder in einem Bett zu landen." Mein letzter Satz führte eine gewisse Zweideutigkeit mit sich, die Jimin grinsend vernahm. Ich seufzte und schlug mir mit meiner flachen Hand vor die Stirn.
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Die Maske | Jimin
FanfictionEnya will ihr Leben in Deutschland vergessen und in Korea von vorne anfangen. Es könnte sogar funktionieren, wenn da nicht dieser eine WG-Bewohner wäre, der geschickt ihre Ängste aus ihr herausprovoziert, welchen sie sich nicht stellen möchte. Sie...