D.

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Ein Glück war nach diesem Tag erst einmal Wochenende und ich konnte mich ausruhen, mir Seoul richtig ansehen und ordentlich auspowern, ich hatte so viel übrige Energie. Gleich am Samstagmorgen ging ich mit Dumbledore raus, um mit ihm joggen zu gehen. Es machte mir richtig Spaß, denn der Hund passte sich meinem Tempo perfekt an und wenn ich schwächelte, bellte er mir fröhlich zu, anscheinend eine Aufforderung, dass ich weiter rennen sollte. Mit Musik in den Ohren liefen wir irgendwelche Straßen rauf und landeten dann schon in einer Fußgängerzone, wo ich keuchend zum stehen kam. Vornüber gebeugt versuchte ich nach Luft zu schnappen. Nachdem meine Atmung geregelt war, blickte ich mich um und steuerte nach einigem Überlegen auf eine Bäckerei zu. Ich wollte mir ein schmackhaftes Schokocroissant kaufen. Dem Hund brachte ich ein Brötchen mit, womit er auf dem Nachhause weg gefüttert wurde. Derweil biss auch ich immer in mein Croissant und 'mhh'te vor mich hin.
"Enya! Warte mal!", mich nach der Stimme umdrehend, sah ich einen Jungkook, der auf mich zugesprintet kam und wild nach mir fuchtelte - sollte wahrscheinlich ein Winken darstellen. Ich schmunzelte, blieb stehen und wartete auf den Jungen.
"Was machst du denn hier?", fragte ich, als er neben mir stehen blieb und Dumbledore freudig an ihm hoch sprang. Kookie hatte ich ihn heimlich getauft, da ich es irgendwann leid war, andauernd seinen ganzen-unendlichen-Namen auszusprechen, besonders, da dieser nicht die gewisse Geschmeidigkeit mitführte, wenn man es aussprach. Er war viel einfacher auszusprechen, als Jungkook, zudem denke ich immer, wenn man ihn so ruft, dass er gleich verprügelt wird. Der Arme. Jedenfalls schob er den Hund mit einer angeekelte Miene von sich und blickte mich an. Dumbledore gab ein kleines Winseln von sich, als er sich hinter meinen Beinen versteckte.
"War bei einer Freundin, sie brauchte bei ihrem Einzug ein paar starke Arme.", grinsend ließ er seinen Bizeps vor mir spielen und ich verdrehte die Augen, ging in einem langsamen Tempo los, Kookie folgte mir.
"Darf ich dich was persönliches fragen, Enya? Irgendwie klebt das schon die ganze Zeit in meinem Kopf herum...", er massierte sein Hände und vermied den Augenkontakt mit mir, als ich zu ihm heraufschaute, dabei musste ich meinen Kopf ziemlich weit in den Nacken legen. Jungkook war anderthalb Köpfe größer als ich, obwohl er sogar Jünger ist. Im September wird er siebzehn, wow, acht Monate Differenz. Emma war ein halbes und Taehyung und Jimin waren ein Jahr älter, Jin sogar zwei. Somit waren wir Beide die Jüngsten.
"Also, du musst es ... nicht beantworten, wenn du willst. Aber wie hast du dich gefühlt, als du in Deutschland gelebt hast?", ich zuckte zusammen, doch ging einfach weiter, dachte nach. Durch mein Schweigen wurde Kookie immer nervöser und auch Dumbledore kläffte.
"Hast du dir schon mal die Hand am Herd verbrannt? Dir schon mal was gebrochen? Dich geschnitten? Herzschmerz?", er nickte verwirrt, da er keine Ahnung hatte, was das mit seiner Frage zu tun haben soll.
"Stell dir vor, du hättest das alles am ganzen Körper, tagtäglich, und es wird schlimmer wenn man dich ansieht. Wenn du das spürst, es dir wirklich vorstellen kannst, dann weißt du, wie ich mich gefühlt habe.", murmelte ich und stopfte mir den Rest meines Croissants in den Mund, gab das Brötchen Jungkook, der drauf rumnagte. Ein Glück habe ich immer Fetzen davon abgerissen und diese dann Dumbledore gegeben. Der Junge schloss seine Augen, ging schweigend neben mir her, als er sich plötzlich schüttelte und mich traurig ansah. Ich nickte.
"Es ist schön, dass du hier bist. So was hast du nicht verdient.", meinte er schmatzend, nachdem er vom Brötchen abbiss. Ein wenig glücklich über seine Aussage lächelte ich den Sechzehnjährigen an und bog mit ihm in unsere Straße.
"Danke, ich fühle mich bei euch wohl, wäre.-"
"Wäre da nicht ein Junge namens Jimin, der dir dein Leben ziemlich schwer macht, da du nicht richtig von Neuem anfangen kannst?", beendete er fragend meinen Satz und ich erblickte unser Haus.
"Das trifft den Nagel so ziemlich perfekt auf den Kopf.", nuschelte ich und Kookie blieb stehen, seufzte.
"Er hat auch viel durchgemacht, anders als du, aber es tut ihm auch hier weh.", er deutete auf sein Herz. "Nimm es ihm nicht übel, er hat, so wie du, auch Gründe, weswegen er vielleicht anders handelt oder grob ist." Sein Satz erinnerte mich stark an den von Taetae, er hat was ähnliches geäußert. Also konnte ich mir gleich denken, dass ich aus ihm auch nichts herausbekommen werde. Ich seufzte.
"Es ist nur schwer, mit so etwas umzugehen, da ich keine Ahnung habe, was er hat. So wie bei mir gestern! Emma legt mir ihre Hand auf den Arm und ich bin paralysiert, hättet ihr es gewusst, hätte sie es nicht gemacht. Versteh mich, ich habe keine Lust, punktgenau in seine Wunde zutreffen."
"Ich versteh, was du meinst. Zwar kann ich dir nicht alles sagen, weil er mir, wie allen anderen auch, den Kopf abreißen wird, wenn er erfährt, dass wir es rumplappern, aber Jimin war vor einem Jahr Hals über Kopf in ein Mädchen verliebt und wurde danach tierisch verletzt. Seitdem hat er nur seine hässliche Seite raushängen lassen und verletzt Mädchen, bricht ihnen freudig das Herz. Aber, psscht! OK?", ich nickte, während er sich seufzend durch die Haare fuhr und den Schlüssel zur Haustür aus seiner Hosetasche kramte. Ich befreite den Hund von seinem Halsband und dessen Leine und er tapste in die Küche um dort seinen Napf voll Wasser leer zuschlabbern. Nachdem wir unsere Schuhe ausgezogen hatten, folgten wir Dumbledore, da wir den Frühstücksgeruch aus dem Esszimmer vernehmen konnten. Am Tisch saßen sie, wie die letzten Kartoffelsäcke und rührten gähnend im Kaffee herum. Ich blickte auf die Uhr, welche mir sagte, das wir es halb zehn hatten.
"Guten Morgen.", trällerte ich fröhlich und setzte mich neben Jin auf einen Stuhl, der müde sein Essen anstarrte.
"Kommen die Hyungs heute?", fragte Jungkook, als er sich an die Tischspitze hockte, nachdem er sich einen Joghurt aus dem Kühlschrank geholt hatte. Emma blickte stöhnend auf, barg gleich darauf wieder ihr Gesicht in den Händen und jammerte.
"Müssen sie jedes Wochenende kommen? Warum macht ihr nicht mal eine 'wir- beachten- Emmas- Gefühle- und- machen- deswegen- keine- Party' Party?" Verdutzt blickte ich fragend in die Runde, da ich nicht viel verstand, von dem, was sie beredeten. Anscheinend hatte Taehyung meinen Blick gesehen und lehnte sich zu mir rüber.
"Unsere Freunde, die mit Jin auf die Uni gehen. Sie kommen meist jedes Wochenende hierher und dann wird gefeiert, bis der Hahn kräht. Dich kennen sie schon, haben bei deinem Suchtrupp geholfen, sind Nette. Ich glaub du würdest dich mit NamJoon Bombe verstehen.", brabbelte er und ich zog eine Augenbraue hoch.
"Komm schon Emma, verdirb uns nicht den Spass.", sagte Jimin, der aus seinem Halbschlaf erwacht ist, als er das Wort 'Party' hörte. Ich wusste nicht, was mich mehr verwirrte, Jimins lächeln, welches mehr als bizarr aussah oder Emmas komischer Gesichtsausdruck, als die dann murrend zustimmte. Eben wollte sie nicht.
"Meinetwegen, aber ich will nicht schon wieder Suga in meinem Bett vorfinden, der sich an mein WinniePuh Kuscheltier klammert und wie ein kleines Kind am Daumen lutscht. Du übernimmst die Verantwortung, Jimin! Verstanden?", fragte sie in die Runde und alle nickten einheitlich, auch ich, obwohl ich immer noch nur Bahnhof verstand. Schulterzuckend blickte ich in die Kaffeetasse vor mir und trank die Pfütze aus, die sich darin noch befand.
"Das war meiner", murrte Jin und ich grinste, streckte dem Morgenmuffel die Zunge heraus.

Die Maske | JiminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt