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"Kannst du heute Nacht bei mir schlafen?", ich wartete. Als ich meine Augen wieder öffnete, stand er direkt vor mir. Da er immernoch nichts gesagt hatte, seufzte ich leise und wich einen Schritt zurück. Es war verständlich, dass er dieser Bitte nicht nach gehen konnte. Er war vergeben. Ohne ein weiteres Wort ging ich zurück in sein Bett und krabbelte unter die Bettdecke, welche ich mir bis unter den Hals zog. Ich drehte mich zu der Wand und betrachtete diese, 'Weist du, wie schwer es ist?'. Zitternd zog ich meine Beine an meinen Körper und schloss meine Augen. Versuchte zur Ruhe zu kommen und zu schlafen. 'Obwohl das nicht der Fall ist.' Ich hatte jahrelang geglaubt, dass er mein Vater ist. War es denn noch so? Also, nicht auf der genetischen Ebene.
"Mach Platz, Nilpferd.", hörte ich Jimin leise flüstern, weswegen ich mich umdrehte und ihn betrachtete. Er stand im Raum vor seinem Bett und sah mich von oben herab an. Ich rutschte weiter zur Wand, als er sich auf die Bettkante setzte und neben mich legte. Wie selbstverständlich gab ich ihm etwas Decke ab, sodass er sich unter diese legen konnte, damit ihm nicht kalt wurde. Seinen Kopf auf dem Kissen bettend, sah er mich an und lächelte leicht.
"Glaubst du, dass du jetzt schlafen kannst?", konnte ich das? Da ich keine Antwort auf seine Frage fand, zuckte ich nur mit den Schultern.
"Oder, geht es jetzt besser?", vorsichtig zog er mich an den Armen näher zu sich heran, sodass er mich an seine Brust drücken konnte. Ich lag auf seinem Arm, während sich der andere um meinen Körper schlang. Wie das Mal im Auto, strich er mir sanft über den Rücken, weswegen ich meine Augen schloss und mich entspannte. Seine Frage beantwortete ich nicht mehr, da er sie erhielt, als ich ebenfalls meinen Arm um seine Taille schlang und meine Finger in dem Stoff des grauen Shirts vergrub.
"Versuch etwas zu schlafen.", meinte er liebevoll und fuhr mir einmal durch die Haare. Für einen kurzen Moment musste ich Lächeln, da ich alles mich herum vergaß. Selbst den Fakt, dass ich den Jungen, in wessen Armen ich gerade lag, niemals als meinen Jungen bezeichnen kann. Ich genoss einfach das warme Gefühl, das er mir gerade gab.

Ich kniff meine Augen zusammen und streckte mich ausgiebig in dem Bett.
"Nwuuaaah.", gab ich währenddessen von mir, doch ich hielt in meiner Bewegung inne, als ich den wunderbaren Geruch wahrnehmen konnte. Es roch so süß und himmlisch, sodass ich Hunger bekam und mir den Bauch rieb. Ich blickte neben mich und strich über das weiße Laken. Es ist kalt, also war Jimin schon etwas länger auf. Voller Energie, ich weiß selbst nicht wieso sie sich in meinem Körper befand, schwang ich mich auf meine Beine und lief, mir den Kopf kratzend, in die Küche, aus welcher der Geruch kam. Diesen Anblick hatte er mir auch noch nicht geboten. Ich lehnte mich gegen den Ramen und beobachtete ihn, wie er ein paar Eier in die Pfanne haute. Oberkörperfrei. Das Grinsen auf meinen Lippen konnte ich nicht verbergen. Nach einigen Minuten, in welchen er mich nicht bemerkt hatte, betrat ich die Küche und setzte mich auf den Stuhl, auf welchem ich gestern schon gesessen hatte.
"Morgen.", grummte ich und blickte vor mich auf den Tisch. Mir lief das Wasser im Mund zusammen, weswegen ich mir ein Stück Käse schnappte und es in meinem Mund verschwinden ließ. Das war kein koreanisches Frühstück mit Reis, sondern ein, man konnte schon sagen, westliches Frühstück mit asiatischen Akzent.
"Gut geschlafen?" Ich spürte sein Grinsen und ich konnte es ihm nicht verübeln.
"Mhm.", machte ich nur und griff nach einem Brötchen, was in einer Schale an der Wand stand. Jimin drehte sich zu mir um, in der Hand hielt er die Pfanne voller Eier, die vor sich hin bruzzelten. Ich sah ihn mit Absicht nicht an, denn sonst hätte ich angefangen wie ein Hund zu sabbern, dem ein leckeres Stück Fleisch vor die Nase gehalten wird, was er aber nicht fressen darf. Dummer Vergleich, doch so konnte man das hier, wie auch immer man das nannte, am besten beschreiben. Dann setzte er sich ausgerechnet mir gegenüber auf den Stuhl. War abzusehen, Enya. Die Bratpfanne stellte er zwischen uns und dem Essen auf den Tisch und ich blinzelte neugierig hinein. Rührei. Ich leckte mir meine Lippen und sah Jimin leicht lächelnd ins Gesicht. Er erwiderte es.
"Woher hast du das ganze Essen? Alle Läden haben geschlossen.", fragte ich ihn, als ich mir mit einer Kelle etwas zu Essen auf den Teller tat. Etwas war vielleicht untertrieben, doch das interessierte mich gerade in diesem Moment kaum.
"Nicht für den charmanten und gutaussehenden Park Jimin.", mit gespitzten Lippen sah ich ihn an und hob eine Augenbraue, als ich eine Gabel voll Rührei verschlang. "Die Ahjumma unten an der Straßenecke - ist eine Freundin meiner Mutter - hat mich in ihren Laden gelassen, damit ich einen Schnelleinkauf machen konnte." Er grinste kurz auf, dann blickte er mich wieder an, schulterzuckend. "Sie mochte mich schon immer."
"Ah ja, aber danke. Hätte nicht erwartet, dass du sowas vorbereiten kannst.", ich nahm meine Tasse in die Hand und blickte hinein. Zum Glück kein Kaffee. Ich hasste Kaffee. Stattdessen hatte er mir einen Kakao gemacht, mit ganz viel Sahne oben drauf. Er beugte sich etwas zu mir rüber, hielt das Messer dabei locker in der Hand.
"Es gibt so vieles was du von mir nicht erwartest, Lady.", ich lehnte mich zurück und zog mein linkes Bein auf den Sitz. An meinen Fingern zählte ich ab, wie lange ich mein Lachen unterdrücken konnte, welches Jimin zeigte, dass ich ihm kein Wort abkaufte. Vier Sekunden, ich war stolz auf mich. Laut gackernd legte ich meinen Kopf in den Nacken und blickte zur Küchendecke. Der Junge mir gegenüber legte entsetzt sein Messer bei Seite und faltete seine Hände unter seinem Kinn. Ich stellte die Tasse wieder auf den Tisch.
"Du glaubst mir nicht, oder?", stellte er fest und hob eine Augenbraue. Für einen kurzen Moment verstummte ich, doch brach daraufhin wieder in schallendes Gelächter aus.
"Nicht wirklich.", meinte ich und wischte mir ein paar Tränen aus meinen Augenwinkeln, die aus mir heraus gebrochen waren.
"Dann muss ich dir das wohl beweisen." Ein Grinsen bildete sich auf seinen Lippen, als ich mich an meiner eigenen Spucke verschluckte. Fragend blickte ich ihn an, doch nahm wieder meine Gabel in die Hand und schob mir etwas in den Mund. Er schüttelte nur seinen Kopf und widmete sich wieder seinem Essen. Schulterzuckend nahm ich es in Kauf, denn der Hunger gewann an Überhand, sodass ich mich auf nichts anderes konzentrierte.

Die Maske | JiminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt