Catching Love

Kapitel 5 - Die Vergangenheit tut weh

"Mia? Ich weiß, es ist jetzt wahrscheinlich ein falscher Zeitpunkt, aber hast du vielleicht Lust mit mir einen Kaffe trinken zu gehen?" sagt die Stimme am anderen Ende der Leitung.
"L-Liam? Bist du das wirklich?" stottere ich in den Hörer.
"Ja, ich bin es. Also ja oder Nein?" lacht er nervös.
"Ich...Ähh-Ja klar." antworte ich ihm.
"Super, kannst du in etwa einer Stunde im Today sein?"
"Klar." sage ich locker, wobei mir erst jetzt das Ausmaß dieser Aussage klar wird.
"Cool, dann sehen wir uns dort, bis dann."
Noch bevor ich 'Bis dann...' nuscheln kann legt er auf.
Verdammt. Wieso habe ich zugesagt? Ich bin doch echt dämlich. Das wird alles nur wieder total beschissen enden.
Seufzend stehe ich auf und beginne mich fertig zu machen. Ich schminke mich bloß nach und mache mir die Haare, die Klamotten von heute Morgen lasse ich einfach an. Wenn ich mich nämlich hübsch machen würde, wird Liam denken das ich was von ihm will. Was aber nicht der Fall ist-nur so nebenbei. Er ist für mich eher sowas wie ein guter Freund, man könnte sagen wie ein großer Bruder.
Seufzend laufe ich die Treppen mit meinem Handy in der Hand runter.
Ich ziehe wieder meine schwarzen abgewetzten Chucks an, gehe nochmal in die Küche nehme mir meinen Hausschlüssel und überlegte ob ich lieber mit dem Bus fahren solle oder mit dem Auto. Ich schlucke. Ich kann wenn nur mit Moms Auto fahren und das will ich nicht. Also entscheide ich mich für den Bus. Ich laufe zur Bushaltestelle wo der Bus schon steht und auf die letzten Leute wartet die einsteigen würden. Ich steige ein und der Bus fährt sofort los. Während der Busfahrt höre ich die Klänge der Arctic Monkeys und schaue aus dem Fenster. Als der Bus in der Nebenstraße vom Today hält, steige ich aus. Ich laufe den restlichen Weg und sehe schon vom Weiten wie Liam Gedankenverloren in seine Kaffetasse sieht. Ich setze mein Mir-Geht's-Bestens-Aber-Keiner-Bemerkt-Das-Ich-Lüge-Lächeln auf und gehe rein. Als ich vor dem Tisch an dem Liam sitzt ankomme, hebt er den Kopf und sieht mich grinsend an. Mit einem Kopfnicken deutet er mir das ich mich hinsetzten soll. Lächelnd setze ich mich ihm gegenüber und warte bis er etwas sagen wird, aber nichts dergleichen geschieht.
"Ich habe dir einen Karamell Frappé bestellt, den magst du ja am liebsten, oder?" sagt er nervös.
"Ja, ja..." murmele ich. Er nickt.
"Wie geht es dir?"
"Das ist doch jetzt nicht dein Ernst?" zische ich. Er schaut beschämt zu Boden.
"Lass es mich doch erklären, Mia!" versucht er mich zu beruhigen.
"Was gibt es da zu erklären?Du hast mir gesagt, dass du immer für mich da sein wirst. Das du dich immer um mich kümmern wirst und die immer auf mich aufpassen wirst. Und dann haust du einfach ab ohne dich von mir zu verabschieden oder auch nur etwas zu sagen?Nicht mal einen Zettel hast du mir hinterlassen. Du hast stattdessen lediglich meinen Vater angerufen als du schon mehrere Meilen weit weg warst." schnaube ich abwertend. Ich habe gar nicht bemerkt das ich lauter geworden bin, weshalb jetzt einige der anwesenden Gäste nun zu uns rüber starren. Genervt blaffe ich den nächstbesten Starrer an, der sich sofort beschämt wegdreht und sich wieder seinem Stück Schokoladentorte, sowie seinem Kaffee widmet.
"Also?Hast du noch was dazu zu sagen?" schnaube ich gereizt.
Mein Gegenüber schüttelt Schuldbewusst den Kopf.
"Nein?Schön, ich auch nicht." lache ich verächtlich. Ohne weiteres verlasse ich den Coffee-Shop. Das kann er doch nicht ernst meinen!

Wieso tut er mir das an?Wieso tut diese Welt mir das alles an?Womit habe ich das alles nur verdient?

Dies frage ich mich verzweifelt während ich über meinen Arm streiche. Ungewollt brennen mir Tränen in den Augen. Ich setze mich auf die Bank an der Bushaltestelle und warte auf den nächsten Bus. Ich spüre wie mir eine Träne nach der anderen über das Gesicht läuft.
Und als wenn das nicht genug wäre, fängt es auch noch an zu regnen. Das kann doch nicht wahr sein? Ich schluchze auf während mir immer mehr Tränen über das Gesicht laufen .Ich sehe mich durch meine verquollenen Augen um. Weit und breit ist niemand zu sehen. Ich sacke in mich zusammen wie ein Häufchen Elend. Womit habe ausgerechnet ich dies alles verdient?
Ich schluchze erneut auf.

"Ist alles ok?" fragt mich eine raue Stimme. Ich blicke hoch und sehe in kalt wirkende braune Augen. Ich schüttele den Kopf und fange wieder an zu schluchzen und zu weinen. Er zieht mich hoch in eine Umarmung und streicht mir mit einer Hand sanft über den Rücken während er versucht mich zu beruhigen. Langsam höre ich auf zu zittern und zu weinen. "Wie heißt du eigentlich?" schniefe ich gegen seine muskulöse Brust. "Jacob" antwortet er ruhig.
"Soll ich dich nach Hause bringen?" fragt er mich vorsichtig. Ich wische mir mit meinem Handrücken die Tränen weg und sehe ihn lange Zeit an.
"Nein, brauchst du nicht. Ich fahre einfach mit dem Bus." nuschele ich vor mich hin.

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