Am liebsten hätte ich mich jetzt einfach auf den Boden gelegt und geschlafen. Mein Kopf tat höllisch weh und mein Fuß jetzt auch noch.
"Alles okay bei Ihnen?" Fragte der Mann, den ich noch in Raum 64 bringen sollte und erinnerte mich daran, dass ich mich jetzt nicht hinlegen durfte um zu schlafen. Oder war es Raum 68? Ich war nicht nur schlecht im Namen merken.
Ich ignorierte seine Frage und fragte ihn stattdessen: "Raum 64?"
"Nein 68", sagte er belustigt. Machte er sich jetzt auch noch über mich lustig?
Ich versuchte meinen schmerzenden Knöchel zu ignorieren und ging weiter den Gang lang. 66, 68.
"Da wären wir auch schon. Hier ist ihr...", mir fehlte ein Wort. Englisch war ja nicht allzu schwer und man lernte es ja auch in der Schule, aber wenn man es nicht jeden Tag benutzte?
"Zimmer?" Okay, ich denke er lacht mich gerade wirklich aus.
"Genau", sagte ich und gab meinen Kopfschmerzen die Schuld dafür, dass mir so ein leichtes Wort nicht gleich eingefallen war.
Ich wartete, bis er das Hotelzimmer betreten hatte und die Tür geschlossen hatte, und zog dann meine Schuhe aus. Barfuß lief es sich gleich viel besser. Nun ja, ich humpelte etwas, weil mein Knöchel so weh tat, aber sonst lief es sich super.
Wieder in meinem Zimmer angekommen, zog ich mir erst mal eine Jeans und einen schwarzen Pullover an. Da es sehr stickig im Raum war, riss ich erst einmal die Fenster auf. Dann nahm ich mir ein Eispack aus dem Kühlschrank und hielt es mir an den Fuß. Tat das gut.
Einen Moment später stürmten Emely und Ida ins Zimmer.
"Die waren ja alle so süß", schwärmte Ida.
"Süß?!" Fragte ich verächtlich, "Der eine hat mich ausgelacht!"
Emely kicherte. "Also ich muss Ida schon recht geben, die Männer sahen alle echt heiß aus", sagte sie grinsend, fügte aber schnell hinzu: "Aber natürlich nicht so heiß wie Jacob."
Donny? Ich hörte die Stimme von Mark in meinem Kopf.
Mark?Du sollst kommen, wenn ihr fertig seid.
Und wohin?
Büro.
Bin gleich da.
"Ich muss los", sagte ich zu Emely und Ida und ging aus dem Zimmer.
"Wohin denn?" Fragte Emely, aber ich ignorierte sie einfach.
Das Büro von Norbert van Dongen war nicht weit entfernt. Alles was nichts mit dem Hotel zu tun hatte, war in einem abgetrenntem Bereich. Dieser Bereich gehörte natürlich noch zum Hotel, wenn jemand fragte, nur waren diese Zimmer immer belegt.
Ich klopfte an die Tür des Büros und ging dann, ohne auf eine Antwort zu warten, rein.
"Ah Donny, schön, dass du da bist", sagte der Leiter des Unternehmens, der auf einem Stuhl hinter einem Tisch saß. Mark und Eduard saßen ihm gegenüber.
"Was habt ihr erfahren?" Fragte Norbert.
"Von der kleinen Blonden habe ich erfahren, dass einer von ihnen seinen Seelenspiegel in Amsterdam sucht, sie wusste nicht mehr", sagte ich.
"Aber du hast noch mehr erfahren?"
"Ja, von einem anderem habe ich erfahren, dass sie hier sind, weil ihnen offenbar jemand angedeutet hat, was hier läuft."
"Und warum wusste es das Mädchen nicht?"
Ich zuckte mit den Schultern.
"Nun ja, wir müssen schauen, was wir dagegen unternehmen werden, aber zurück zu euch dreien", sagte Norbert nachdenklich und forderte mich mit einer Geste auf, mich zu setzen. "Also, wie ihr genau vorgeht bei Bernd Jonker ist ganz euch überlassen. Wir konnten ihm schon eine halbe Million Euro vom Konto abzapfen aber ihr müsst dafür sorgen, dass er es auch merkt. Brecht in sein Haus ein, raubt ihn aus und macht Sachen kaputt. Lasst euch einfach etwas einfallen, ich vertraue euch."
Eduard grinste hönisch, angesichts dessen, was wir gleich anrichten durften.
Ob das wirklich so toll war? Naja ich weiß nicht so recht.
Wir wollten gerade aufstehen, als Norbert noch sagte: "Joris kommt übrigens mit. Mit ihm habe ich schon alles besprochen."
Wir nickten und verließen sein Büro.
Draußen stand ein Mann mit blondem Haar und Sonnengebräunter Haut. Er sah genauso aus, wie ein Surfer. Wahrscheinlich war das Joris.
"Habt ihr schon einen Plan?" Fragte er während wir das Hotel verließen.
"Nicht wirklich und du?" Fragte Eduard.
Ich kramte in meiner Hosentasche nach einem Zopfgummi und band mir die Haare nach hinten. Lange Haare konnten manchmal echt nervig sein.
"Zuerst werde ich ihn einschlafen lassen und dann... naja dann müssen wir uns halt etwas überlegen."
Eduard schaute ihn fragend an.
"Er kann das Handeln von Menschen und Savants beeinflussen", erklärte ihm Mark.
Draußen war es kalt und ich setzte die Kapuze meines Pullis auf. Inzwischen war es Dunkel geworden, kein Wunder, es war bestimmt schon 2 Uhr Nachts.Noch ehe wir uns einen richtigen Plan überlegt hatten, kamen wir schon am Haus des Mannes an, den wir heute Nachmittag besucht hatten.
"Dann improvisieren wir einfach", schlug Eduard vor.
"Musst du dich im selben Zimmer befinden, wie Bernd Jonker, wenn du ihn manipulierst?"
"Ja, aber ich denke nicht, dass er das bemerken wird", sagte Joris.
"Oder wir lassen ihn wach und sperren ihn in seinem Zimmer ein", schlug Mark vor.
"Dann könnte er aber übers Handy die Polizei rufen", meinte Eduard.
"Gib mir mal die Handschuhe", sagte ich zu Joris, der welche in einer Plastiktüte mitgenommen hatte. Er gab mir ein Paar Plastikhandschuhe unf ich streifte sie mir über. Dann machte ich mich mit Werkzeug, das Mark mitgebracht hatte, an die Arbeit. Es war gar nicht so leicht die Tür aufzubrechen, aber nach gefühlten zehn Stunden hatte ich es geschafft. Ich blickte noch einmal hinter mich, um zu schauen, ob uns jemand beobachtet hatte, aber ich sah niemanden. Dann hielt ich den anderen die Tür auf und schlüpfte dann selber hinein.
"Hat überhaupt jemand Taschenlampen mitgenommen?" Fragte ich.
"Also ich nicht", sagte Eduard. Die anderen beiden schüttelten auch den Kopf. Zumindest glaubte ich das, da ich sie im Dunkeln nicht genau erkennen konnte.
"Dann machen wir eben gleich das Licht an", schlug Eduard vor.
"Klar, damit uns die Nachbarn sehen können", schnaubte Joris verächtlich.
"Schon mal was von Vorhängen gehört?" Fragte Eduard Joris genervt.
"Es wird den Nachbarn trotzdem verdächtig vorkommen, wenn hier um diese Zeit noch Licht ist", erwiderte ich.
"Dann benutzen wir eben unsere Handytaschenlampen", schlug Mark vor.
"Dann hätten wir das ja geklärt. Ich such jetzt mal nach seinem Schlafzimmer und bring ihn dazu tief und fest zu schlafen, falls er das nicht schon tut. Ihr könnt ja solange... nach Geld suchen oder so", sagte Joris und ging die Treppe hinauf.
"Ich mach trotzdem mal die Vorhänge zu", sagte Eduard, "Das Licht von den Handys kann man trotzdem sehen.
"Viel Spaß dabei", sagte ich und ging mit Mark ins Wohnzimmer.
"Toll, jetzt können wir also einfach irgendwas kaputt machen, oder?" Sagte ich.
"Sieht so aus", sagte Mark und lachte. Ich mochte sein lachen. Es hörte sich so warm an und machte einen glücklich.
"Ich wette er hat hier irgendwo noch 'ne Menge Geld versteckt", sagte ich, "Oder wie wollte er der Bank erklären, dass er auf einmal stinkreich ist?"
"Also wenn ich Geld irgendwo verstecken müsste, würde ich es im Badezimmer verstecken", scherzte Mark.
"Warum im Badezimmer?" Fragte ich ihn.
"Genau deshalb."
"Weshalb?"
"Weil niemand auf die Idee kommen würde, Geld in einem Badezimmer zu verstecken", sagte er und sprang aufs Sofa. Mit Schuhen. Na ja, wenn wir schon Sachen kaputt machen durften... warum auch nicht?
"Komm doch auch mit aufs Sofa. Das federt echt gut, fast wie ein Trampolin", forderte er mich auf, und nur weil er es war, stellte ich mich zögernd mit aufs Sofa. Mark und ich kannten uns schon ewig, seit dem Kindergarten glaube ich. Er war mein bester Freund sozusagen. Vielleicht auch irgendwie mein einziger Freund, abgesehen von Ida und Emely natürlich.
"Und jetzt springen", sagte Mark und hüpfte, wie ein kleines Kind, auf dem Sofa herum. Sein lachen dabei war so ansteckend, das ich gleich mit hüpfte. Und dann fing ich auch an zu lachen. Es war bestimmt schon ewig her, seitdem ich das letzte mal richtig gelacht hatte.
Plötzlich rutschte das Sofakissen unter Mark und mir weg und wir landeten beide auf dem Boden.
"Autsch", sagte ich.
Mark sagte nichts, was mich ein bisschen wunderte. "Bist du okay, Marc?" Fragte ich ihn deshalb.
Nach ein paar Sekunden antwortete er dann: "Schau mal, was ich hier gefunden habe."
Ich beugte mich zu ihm, sah aber nichts.
"Hier", er deutete an die Stelle, wo eben noch die Sofakissen gewesen waren, die jetzt aber auf dem Boden lagen. Da ich immer noch nichts sehen konnte, schaltete ich meine Handy- Taschenlampe an.
"Alles Geld. Das sind bestimmt über hunderttausend Euro!" Sagte Mark grinsend.
Schnell schnappte ich mir einen Beutel, den wir mitgebracht hatten, und stopfte die Geldscheine darein.
"Anscheinend ist nicht jeder so klug wie du und versteckt sein Geld auf dem Klo", sagte ich grinsend. Wenn ich mit Mark alleine war, war mir mein Gesichtsausdruck egal, er konnte ja sowieso meine Gefühle lesen.
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Forgetting Donny
Fiksi PenggemarDonny Willems arbeitet in einem illegalem Savant-Unternehmen, welches sich an kriminellen Menschen rächt. Als ein paar andere Savants ihnen auf die Schliche kommen, sieht es schlecht für sie und das Unternehmen aus. Aber es kommt gleich noch schlimm...