Kapitel 11

183 14 2
                                    

Inzwischen war bereits ein Tag vergangenen und in ein paar Stunden würde mein Flug gehen. Mir fiel ein, dass ich meine Mutter noch gar nicht angerufen hatte, um ihr zu sagen, dass ich kommen würde. Schnell schnappte ich mir mein Handy und wählte ihre Nummer.
"Hallo?" meldete sich meine Mutter Saskia zu Wort.
"Ich bins, Donny", sagte ich und kam gleich zur Sache, "Du, es ist so, dass ich von meiner alten Arbeit ein Angebot bekommen habe, wieder dort zu arbeiten, aber diesmal besser bezahlt. Deswegen habe ich mir gedacht, dass ich für einige Zeit wieder bei euch wohnen könnte." Das war glatt gelogen.
"Na klar, kaum hast du einen neuen Job, gefällt er dir nach eins, zwei Monaten schon nicht mehr", sagte meine Mutter und lachte.
"Na ja, ich mag die Arbeit als Krankenschwester wohl doch lieber. Außerdem werde ich dort besser bezahlt."
"Jolanda wird sich freuen. Aber wir haben Besuch und die ganze Wohnung ist voll und sie bleiben eine Weile. Du müsstest dann solange bei Jolanda im Zimmer schlafen. Wenn dir das nichts ausmacht, kannst du gerne kommen", meine Mutter war praktisch das genaue Gegenteil von mir. Sie war so gut wie immer nett.
"Okay, super. Ich bin dann heute Abend da", sagte ich.
"Okay, bis dann. Hab dich lieb." Ich legte auf. Solche liebhaberrein waren nicht so meine Sache.
Einen Moment später klopfte es an der Tür. Das war sicher ein genervter Joris, der darauf wartete, dass ich kam.
Ich schnappte mir meinen Koffer und öffnete die Tür. Wie schon erwartet stand dort Joris. "Hast du's bald?" Fragte er genervt.
"Bin ja schon fertig", sagte ich und wir gingen zum Ausgang. Das Taxi wartete unten schon auf uns.

Einige Zeit später saßen wir dann im Flugzeug. Ich hatte Joris den Fensterplatz überlassen, da ich mich nicht wirklich für die Welt von oben interessierte.
Der Flug ging relativ schnell vorbei und schon bald kündigte eine Stimme an, dass wir uns wieder anschnallen sollten, da wir schon bald landen würden.

Als wir schließlich vor meiner Wohnung standen, verabschiedete ich mich schnell von Joris und drückte auf das Klingelschild "Willems". Ich wartete ein paar Sekunden bis ein Summen ertönte. Glücklicherweise war die Wohnung nicht mehr im 6. Stock, sondern im Erdgeschoss. Somit musste ich nicht mehr die 168 Stufen hoch laufen, wie ich es als Jugendliche musste. Warum der Besitzer des Hauses immer noch keinen Aufzug in das alte Gebäude bauen ließ, war ziemlich fragwürdig.
Meine Mutter hatte die Wohnungstür bereits geöffnet und lächelte mich warm. Daraufhin versuchte ich meine Mundwinkel ein bisschen nach oben zu ziehen, um wenigstens nicht ganz so kalt zu wirken. Doch als meine Mutter anfing herzlich zu lachen, erkannte ich, dass dieser Versuch mir wohl ein wenig misslungen war.
"Alles klar?" Fragte ich sie stattdessen.
"Mir geht es gut und deiner kleinen Schwester ebenfalls. Sie war den ganzen Tag schon aufgeregt, als sie gehört hat, dass du kommst", sagte sie grinsend. Manchmal fragte ich mich echt, wie sie es schaffen konnte, so viel zu lachen. Nach allem, was passiert war.
Als dann jedoch Jolanda angerannt war, verwarf ich den Gedanken wieder und fing auch an zu lächeln.
"Donny!" Rief sie so laut, dass es eigentlich das ganze Haus hören musste. Jolanda war meine sechs Jahre alte Schwester und verzauberte mit ihrer Art einfach jeden. Sie hatte blaue Augen und sah einfach aus wie ein Engel mit ihren goldenen Locken.
"Jojo, mein kleiner Engel", sagte ich grinsend und wirbelte sie herum.
"Die aus meiner Klasse sagen, Ballett ist kindisch", sagte Jolanda traurig, als ich sie wieder absetzte. Ich nahm sie ihn den Arm, um sie zu trösten, doch als ich aufblickte, erstarrte ich. In der Wohnung meiner Mutter stand Will und der Rest seiner Savant Horde. Und jeder einzelne von ihnen starrte mich an.

Forgetting DonnyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt