Kapitel 8

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Ich bemerkte noch, wie Victor die Aufnahme startete, hörte aber nicht genau, was er dann sagte. Irgendwelche Zahlen... und wer anwesend war... Victor Benedict, Trace Benedict und den Rest verstand ich wieder nicht.
Also hieß der, dessen Namen ich noch nicht wusste, Trace.
Ich sah alles doppelt und dreifach.
Dann wurde wieder mit mir geredet.
"Nennen Sie uns jetzt bitte Ihren Namen", sagte Victor.
Ich versuchte die Kopfschmerzen unf den Schwindel zu ignorieren. "Donny Willems."
"Ist Donny eine Abkürzung für irgendwas und haben Sie vielleicht noch einen zweiten Namen?"
"Nein und ja", sagte ich. Ich hatte keine Lust auf lange Antworten. Dafür schmerzte mein Kopf zu sehr.
"Wie muss ich das interpretieren?" Was war denn daran bitte so unverständlich?
"Nein, es ist keine Abkürzung und ja, ich habe einen zweiten Namen."
"Und der wäre?" Fragte Victor ungeduldig.
"Rose. Donny Rose Willems." Ich mochte den Namen Rose nicht. Meine Mutter hatte ihn ausgewählt, um meinen vollständigen Namen etwas weiblicher klingen zu lassen, da der Name "Donny" eigentlich überwiegend männlich ist. Ich finde ja schon, dass "Donny" weiblich klingt.
"Sie sind ein Savant?"
"Ja."
"Was für eine Gabe haben Sie?" Sollte ich jetzt schon lügen? Nein, das konnte man zu einfach überprüfen.
"Ich höre wenn jemand lügt", sagte ich und merkte selber, wie unprofessionell das klang.
"Mehr nicht?"
"Ich sehe die Wahrheit."
"Erläutern Sie mir das." Dieser Typ verstand auch gar nichts. Ich war jetzt wirklich nicht in der Stimmung ihm das zu erklären. Dazu tat mein Kopf zu doll weh.
"Was verstehen Sie denn nicht?"
Am liebsten hätte ich mich jetzt auf den Tisch gelegt und geschlafen. Wann hatte ich das letzte mal geschlafen? Jedenfalls war es schon viel zu lange her.
"Na ja, ich verstehe den Zusammenhang nicht ganz. Geben Sie mir ein Beispiel."
"Erzähl mir irgendeine Lüge", forderte ich ihn auf.
Als Victor nichts einfiel, scherzte Will: "Du hast wunderschöne schwarze Haare." Das blöde an diesem Beispiel war, dass er nicht einmal log. Ich wurde nur ganz leicht rot. Mein Gesichtsausdruck verriet nichts. Meine Stimme war so monoton wie immer. Aber doch... in meinem Herzen hatte es eine erhebliche Reaktion.
"Was haben Sie heute erlebt?" Fragte ich und ignorierte die Worte von Will einfach. "Aber erzählen Sie mir eine Lüge."
Blöderweise war es wieder Will, der antwortete. "Heute hat sich niemand über meine Schuhe lustig gemacht und niemand ist doch selber, ein paar Stunden vorher, zu blöd zum laufen gewesen und wegen ihren Absätzen umgeknickt."
Jetzt wurde ich aber wirklich rot. Das "niemand" machte daraus natürlich eine perfekte Lüge.
Ich sah, wie Trace und Will sich ein Lachen nur schwer verkneifen konnten und schaute sie böse an. Victor dagegen lachte mich nicht aus, was ihn gleich viel sympathischer machte.
"Na ja, egal. Erzählen sie mir von heute Nacht", sagte Victor. Das klang irgendwie so, als würde eine Frau ihre beste Freundin nach ihrem erstem Sex ausfragen.
"Was soll ich da bitte erzählen?" Fragte ich und massierte mir die Schläfen. Diese Kopfschmerzen waren echt unerträglich. Würde ich alleine sein, würde ich jetzt auf meinen Kopf schlagen, das hatte mehr Wirkung, als ihn nur zu massieren. Wenn ich das jetzt tun würde, würden sie jedoch denken ich sei verrückt.
"Sie sind mit ein paar anderen in ein Haus eingebrochen. Wer war alles dabei? Wie viele wart ihr?"
Mark. Mark war dabei, aber jetzt nicht mehr. Mark.
"Vier", presste ich hervor. Es waren aber nur noch drei da. Ihr habt ihn getötet. Sie mussten es tun. Wer von euch war es? Sie können nichts dafür.  Ihr habt ihn getötet. Immer wieder. Wut und Kontrolle. Vielleicht war ich ja wirklich verrückt.
Du bist doch selbst nicht besser. Ich konnte nicht anders. Sie konnten auch nicht anders. Doch, sie hätten nicht schießen dürfen. Du auch nicht. Sie sind Mörder. Genau wie du.
Könnte man meine Gedanken lesen, würde man mich wahrscheinlich direkt in eine Klinik einweisen lassen. Es waren einfach nur zwei Stimmen, die sich immerzu stritten. In meinem Kopf. War das verrückt? Victor räusperte sich und ich setze mich wieder richtig auf. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie ich zusammengesunken war. Ich bemühte mich, meinen Gesichtsausdruck wieder emotionslos wirken zu lassen. Bestimmt hatten sie meinen Schmerz gesehen.
"Ich habe gefragt, was dieses Hotel damit zu tun hat. Und streite es gar nicht erst ab, wir wissen, dass dieser Einbruch etwas damit zu tun hat", sagte Victor, aber er log. Sie wussten es nicht, sie vermuteten es nur. Er wollte mich nur in eine Falle locken.
"Warum sollte ein Hotel etwas mit einem Einbruch zu tun haben?" Fragte ich ihn also.
"Ist das das einzige, was Sie dazu zu sagen haben?" Fragte er mich scharf.
Ich sagte nichts. Was sollte ich auch sagen?
"Schön, dann versuchen wir es eben auf die harte Tour."

Forgetting DonnyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt